Die Causa Kachelmann unterscheidet sich von der Wulff insofern, dass da unbewiesene Indizien für eine Vorverurteilung herangezogen haben. Da hat sich aber insbesondere der Boulevard dran abgearbeitet, die BILD-Zeitung voran und da geht es meiner Sicht auch um Fragen wie die, ob ein Prozess der ein prominentes Leben vernichten kann, nicht deutlich diskreter zu handhaben wäre. Hier ging die Initiative von einer strafrechtlichen Ermittlung aus und die Medien sind aufgesprungen. Und es gab wie im SPIEGEL auch eine ausgewogene Berichterstattung ohne marktschreierische Parolen wie dem Kachelmann die Eier abzuschneiden.

Im Fall Wulff liegt der Fall genau anders herum. Da nahm das -Ganze durch eine Medienfrage bezgl. des Kredites seinen Lauf (der SPIEGEL hat die "Affäre" auch noch einmal abschließend chronologisiert) und in der Regel hat jedes Mal Wulffs Taktiererei, seine Halb- und Unwahrheiten, die Widersprüche dazu geführt das tiefer gegraben wurde, was auch Aufgabe der Medien ist. Der Mann steht als Bundespräsident insbesondere unter Beobachtung sogar noch mehr, wenn er sich, wie Wulff es getan hat, als moralische Autorität geriert. Diese Berichterstattung muss er aushalten und wenn er nicht selbst reinen Tisch macht, muss man damit rechnen, dass wenn er Anlass dazu gibt, die Sachen nochmal genauer angeschaut werden. Und da war schon der Punkt erreicht wo er als Bundespräsident nicht mehr zu halten war. Der Mann war für das Amt verbrannt. Das musste man nicht noch groß herbeifantasieren, sondern das war er schon anhand der Fakten. Es gab keine Vorverurteilung. Man hielt ihn zwar für einen schlechten Präsidenten, aber ich denke nicht, dass gemäß der wullfschen Verschwörungstheorie der Grund war nach dem Hauskredit zu fragen und danach war alles was sich weiter ergab Wulffs Verschulden in der Vergangenheit und sein Umgang damit.

Wilder wurde es dann, als er sich dann auch noch dreist weigerte seinen Rücktritt zu erklären, weil er sich eben taktierend an die Macht klammerte und auch keinerlei Fehlverhalten erkennen wollte. Da bricht dann das Jagdfieber aus. Da will man den Kopf sehen, aus unterschiedlichen Gründen. Man erträgt so einen Mann nicht länger an der Staatsspitze oder man schielt auf hohe Auflagen. Da bleiben manche sachlicher und andere greifen zu härteren Methoden. Da wird dann für mich auch die Grenze überschritten. Gerade auch wenn von Paparazzi dann Frau und Kindern nachgestellt wird usw. Und was die Justiz angeht, habe ich mein Missfallen ja schon geäußert. Anders als die Medien die normativ begründen können, warum Wulfff als Präsident untragbar ist, muss sich die Justiz auf die strafrechtlich relevanten Fakten beschränken und strafrechlich, sehr wohl aber moralisch, ist Wulff nichts vorzuwerfen. Aber wie gesagt, der Freispruch ist kein Freibrief für das, was er getan hat. Das gehörte sich ganz einfach nicht für einen Mann in seiner Position.

Zu Gauck:
Willst du das jetzt auf die NSA reduzieren? Weder die Bundeskanzlerin, noch der Bundestag haben die Cohones diesem Dreckspack von jenseits des Atlantis die Meinung zu geigen. Ich denke zwar auch das Gauck die USA unter Umständen grundsätzlich positiver beurteilt wegen des Freiheitsimpetus, aber ich bezweifle, dass er die Massenüberwachung einfach gedanklich übergangen hat. Im Zweifel wird ihm aber sicher sowohl sein Präsidialamt als auch das Kanzleramt eher nahegelegt haben sich in der Angelegenheit zurückzuhalten, wegen der transatlantischen "Zusammenarbeit". Der Bundespräsident ist zwar sehr unabhängig, aber ich denk es ist illusorisch anzunehmen, dass er nicht doch Abwägungen und Rücksichten bezgl, der anderen Verfassungsorgane treffen muss. Das auch er da kuscht finde ich auch traurig, aber ich würde es nicht zum überwiegenden Negativum der ganzen Präsidentschaft erklären.

Ansonsten finde ich macht er eine gute Arbeit wie Köhler zuletzt, praktisch noch mit etwas mehr Feuer, weshalb er ja auch mehr aneckt als sein Vorvorgänger. Zu Freiheits- und Menschenrechten hat er sich mehrfach auch in Reden in eher fragwürdigen Staaten bekannt und hat das angemahnt. Hat den Deutschen auch mehr Eigenverantwortung uA für das Gemeinwesen als auch Verantwortung für die Welt, die unserer wirtschaftlichen Stärke angemessen ist angemahnt und er schafft auch überparteilich Konsens. Für den Maßstab eines Bundespräsidenten, dessen einzige Macht das große Wort ist, füllt er sein Amt aus meiner Sicht gut aus.