Zu der Kommunikationssache:
Ich habe jetzt nochmal drübergelesen. Um da nochmal Missverständnissen vorzubeugen, was vielleicht unklar geblieben ist bzw, um das jetzt mal aufzudröseln:

Wenn ich an der Stelle vorne sage, dass ich mit denjenigen nicht mehr reden brauch, bedeutet das, dass ich mein Konzept von Staatlichkeit praktisch nicht auf einer Ebene diskutieren muss, wo ich versuche jemanden davon zu überzeugen, der ne andere Grundprämisse hat. Wer die staatliche oder demokratische Ordnung von vornherein ablehnt, kann meine Argumentation vielleicht nachvollziehbar finden in meiner Logik, aber er wird und kann sie nicht teilen, weil er die Logik als solche nicht akzeptieren kann oder will, weil er eben diese Prämisse hat, von der er nicht abrücken wird, genauso wenig wie ich von meiner abrücken werde und wir können. Wir können unsere Überzeugungen zu nem gewissen Grad auch begründen aber schließlich landet dann vieles bei einer Grundüberzeugung an, die sich zwar ändern kann aber in der Regel nicht verhandelbar ist. Natürlich kann man das durchsprechen, auch aus Interesse an den Argumenten, aber über den Punkt bin ich an der Stelle eben schon hinaus. Es wäre zwecklos jemanden von der Richtigkeit zu überzeugen, der die Demokratie oder den Staat für ne schlechte Sache hält. Genauso wenig wird es mir gelingen jemandem begreiflich zu machen, dass ich kein Rechter bin, der National gleich direkt mit Nazis assoziiert und von dieser Überzeugung aus Gründen nicht lassen will.

Das war die eine Sache. Die andere war der etwas ruppige Stil, den ich in letzter Zeit habe und da kam mir jetzt direkt nur in den Sinn, dass ich in meiner neuen Umgebung mit meinen Kommilitonen insbesondere in einer ständigen Defensivposition bin und das langsam abfärbt. Dazu kommt noch, dass nur allzu häufig da gerne dieser Kampfbegriff von Anarchie herausgestellt wird, aber der sich dann einer Diskussion entzieht, weil die Ideologie bei meinen Bekannten, die sich dann selbst als Anarchisten bezeichnen (daher eher meine abwertende Bezeichnung für diese Pseudos als Anarchos), eher flach ist. Auf der einen Seite massiv das staatliche Model massiv attackiert wird (die Uneinigkeit liegt eben in der Grundüberzeugung ich sehe den Staat als Vehikel, sie ihn als Unterdrücker) sie aber dann keine Alternative anzubieten haben, während ich vorschlage den Staat zu verbessern, was sie eben als unnötig abschlagen, weil der Staat eben generell schlecht ist. Man kann ihn verbessern aber das ändert nichts an der Ausgangslage das staatliche Herrschaft per se Unterdrückung bedeutet, egal wie diese Herrschaft ausgestaltet ist. Und da kommen wir erstens in eine ideologische Sackgasse, zweitens auch in eine des Erkenntnisinteresses. Ich kann ihnen zwar Vorschläge machen, wie ich mir vorstellen würde, wie der Staat geändert werden kann (Erziehung des Bürgers zu größerer pol. Eigenständigkeit und Öffnung staatlicher Kanäle für ernsthafte Mitbestimmung), sagen die nur weiterhin wir wollen Anarchie aber können dann schulterzuckend nichts anbieten, wie sie die Transformation zu einer solchen Ordnung hinbekommen wollen außer der Sache erstmal den Staat abzuschaffen und zu schauen wie es weitergeht und das eben gebetsmühlenartig. Deshalb entwickelte ich da dann mit der Zeit eine Abneigung. Es war also keineswegs so, dass ich gesagt hätte. Ich mag die nicht, weil sie Anarchisten sind. Sondern ich konnte die irgendwann nicht mehr ab, weil es mir schien, sie würden nur irgendeine Kampfparole "Anarchie" stets hinausflöten ohne eben selbst eine Vorstellung oder Ahnung davon zu haben und mich dabei hinstellen, als wäre ich autoritätshörig. Natürlich verliert man da an der Stelle einfach irgendwann den Respekt vor dem Gegenüber als Diskussionspartner und die Diskussion wird dann in den Sackgassen leider dann unfruchtbar.

Mein PW-Dozent seinerzeit hat sich mal geoutet. In seinen Zwanzigern wäre er auch Anarchist gewesen oder rechnete sich ihnen selbst zu, hat aber nach Ansicht des Zusammenbruchs von Jugoslawien und den darauf folgenden Kriegen die Vorteile staatlicher Ordnung zu schätzen gelernt. Er sagte, dass er da jetzt auch differenzierter an die Sache herangehen würde. Das staatliche Ordnung nicht per se und unter allen Umständen zu verteufeln ist, während er die Idee einer anarchischen Gesellschaft weiterhin als reizvoll empfindet. Das finde ich, war zu dem Thema auch mal eine fundierte Meinung und der ist damit genau jenen Phrasendreschern sogar selbst entgegengetreten.

Ich hoffe ihr könnt mich in der Angelegenheit vielleicht etwas besser verstehen. Ansonsten entschuldigt, wenn ich da jetzt jemanden mit einer aggressiven Formulierung getroffen habe.