Das blonde Mädchen sah Niami nur trotzig an. Was bedeutete das nun? Sie wartete mit einem wohl ziemlich irritierten und eingefrorenen Lächeln, doch es kam keine weitere Reaktion. Vielleicht hatte sie die Nachricht hart getroffen, oder aber sie wollte möglichst deutlich demonstrieren, dass es ihr egal war. Ändern konnte die Asari das momentan jedenfalls nicht, auch wenn sie enttäuscht war, aus diesem Mädchen gar kein Wort herausgelockt zu haben. Bei Seya war es so leicht gewesen.
Diese stand nun neben Niami, schenkte ihr einen traurigen Blick und sah dann zu Boden. Sie wirkte nicht wirklich außer sich oder gar panisch - natürlich war sie nicht glücklich, aber irgendwie doch gefasst. Die Asari schüttelte den Kopf. Das passte einfach nicht. Vielleicht war es nicht gut, sich so sehr an den Worten des Mädchens aufzuhängen, das erst jetzt zu sprechen angefangen hatte, aber Niami hatte mehr und mehr das Gefühl, dass hier eine Unschuldige neben ihr stand.
Aber nun gab es ein weiteres Problem - wer sollte es sonst sein? Keiner der anderen "heißen" Kandidaten kam für Niami in Frage. Und eine neue Stimme gegen jemanden würde Seya nicht retten... aber vielleicht wenigstens Aufmerksamkeit für die Zukunft bringen. Womöglich war das das Beste, was man tun konnte. Die jetzige Wahl schien recht sicher, nun musste man sich für den Plan B vorbereiten.

"Ich tendiere momentan wirklich dazu, dass Seya unschuldig ist." ,sagte sie erst einmal - es war zwar nun wohl ohnehin zu spät, aber musste trotzdem gesagt werden. "Sie mag etwas eigen sein, aber ich glaube nicht, dass ein Indoktrinierter sein Schicksal einfach annehmen würde. Zumindest ich habe so eine Reaktion nur von Unschuldigen erlebt. Ich finde aber keinen der aktuellen Kandidaten für eine Wahl geeignet. Es gibt viele Gründe, die alle zusammen darauf hinauslaufen, dass ich keinen der bisher genannten Namen nennen werde. Ich werde gar keinen Namen nennen, weil ich ihn nicht weiß..." Das war ja nun eigentlich wieder total unnötig. "Ich möchte auf eine weitere Person hinweisen, die nichts zu den Geschehnissen beigetragen hat. Sie scheint nicht einmal in dieser Halle zu sein, und ich habe sie auch nie hier gesehen. Der Quarianer (Ken'Jango) verhält sich nicht produktiv, alles andere als unverdächtig und ist uns in keinster Weise auch nur irgendeine Hilfe. Vielleicht verkriecht er sich einfach irgendwo, bis wir uns alle gegenseitig oft genug beschuldigt haben." Niami blickte überzeugt in einzelne Gesichter. Offenbar hatten die meisten überhaupt nicht mehr an den Quarianer gedacht.

Dann wandte Niami sich wieder an Seya und sie legte ihr, nicht sicher ob sie nicht ihre persönliche Zone verletzte, vorsichtig die Hände auf die Schultern. "Ich weiß, das hilft dir jetzt nichts, aber ich möchte dir trotzdem sagen, dass du sehr stolz sein kannst. Was auch immer am Ende herauskommt, es wird nicht umsonst gewesen sein. Wenn die Wahl auf dich fällt, wird diese uns auf jeden Fall helfen, selbst wenn sie uns nur Informationen bringt. Das mag nun nicht der beste Trost sein, aber wisse, dass du für eine größere Sache gehen wirst. Du wirst Frieden finden und all deine Lebenskraft wird bald einem neuen Lebewesen zugute kommen. Damit rettest du nicht nur ein Stück weit uns, sondern ermöglichst etwas Neuem das Leben - vielleicht jemandem, der die Reaper bezwingen wird oder einem Organismus, der eine Krankheit heilen kann... Ich bin sicher, es entsteht nur Gutes daraus." Sie musste aufpassen, dass sie sich nicht in eine Art Euphorie redete, um Seya ein möglichst gutes Gefühl zu geben. Sie wusste ja gar nicht, ob das Mädchen sie überhaupt verstehen konnte. Vielleicht bedeuteten solche Dinge für einen Menschen nicht viel. "Sei nicht traurig und blicke der Entscheidung mit stolz erhobenem Haupt entgegen. Wir werden dir dankbar sein."