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Ritter
"Herr Balint? Ich glaube ein paar Worte von Ihnen wären angebracht."
Wie Recht sie hatte.
Balints starre Körperhaltung war einerseits bedingt durch den gefühlt großen Posten, den er nun tatsächlich innehatte und andererseits durch die spärlichen Informationen, welche die AI für ihn und seine Mitgefangenen bereithielt, bevor sie verschwand.
"Ja, Sie haben Recht!", sprach der von schwerem Lampenfieber geplagte Turianer in Richtung von Niami, um sich dann räuspernd das Gehör all jener zu leihen, die wohl Worte von ihm erwarteten. Die Worte der Asari-Jungfrau waren rein und klar und Balint schämte sich fast dafür, in Gedanken schon weitere, grausamere Schlüsse gezogen zu haben, die das weitere Vorgehen betrafen.
"Wir alle haben die Worte der Stations-VI wahrgenommen und verarbeitet!", sagte er peinlich berührt. Die zahlreichen Augenpaare auf ihm waren mehr Fluch als Segen und für den Moment verstand er nicht, warum er jemals auch nur ansatzweise davon geträumt haben könnte, in so einer Position zu sein. Das öffentliche Sprechen hatte ihm nie gelegen, anders als noch die Kommunikation mit einer VI oder das gewählte Ausdrücken in Schriftform. Doch Worte an so vielen echte Individuen mit einem ausgeprägten, komplexen Bewusstsein zugleich hatte er noch nie gewendet - erst Recht nicht in so einer ernsthaften Lage.
"Niami...", begann er und hielt den Arm knapp hinter der Schulter der Austauschschülerin, ohne sie wirklich zu berühren - "... hat auf Bedachtsamkeit im weiteren Handeln hingewiesen und erfährt damit meine volle Zustimmung. Auch finde ich wie sie, dass es nötig ist, unser Wissen über die Indoktrination zu erweitern, bevor voreilige Schlüsse gezogen werden, wie der von der AI empfohlene Reinigungsprozess auszusehen hat, auch wenn - ich möchte nicht lügen - im Notfall womöglich ernsthafte und extreme Schritte notwendig sind, um die Indoktrinierten unter uns ausfindig zu machen und ihrem Treiben ein Ende zu setzen.
Nie wusste Balint, wohin mit seinen Augen. Er versuchte, den Blick so gleichmäßig schweifen zu lassen, dass allen die selbe Aufmerksamkeit zukam, doch hatte er immer wieder das Gefühl, dass er einige wesentlich länger betrachtete als andere, wie er es auch zu verhindern versuchte. Vermutlich musste er fürchterlich peinlich aussehen, beim Versuch, allen gerecht zu werden. Und noch peinlicher war, dass es ihn überhaupt interessierte, wie er aussah. Ein stolzer Turianer sollte sich in einer Situation wie dieser über Nebensächlichkeiten wie solche hinwegsetzen.
"Uns stehen vielleicht schwere Zeiten bevor, doch befinden wir uns - mit Ausnahmen - in guter Gesellschaft. Wenn wir mit den reinen Geisten zusammenhalten, bin ich sicher, dass die unbekannte Bedrohung schon sehr bald ausradiert ist." Es war fürchterlich, ermutigend lächeln zu müssen, wenn man sich vor Angst beinahe in die Rüstung machte. Der Verwalter wusste nicht, welchen dieser beiden Eindrücke er zur Zeit mehr vermittelte.
"Um den ersten Schritt in die richtige Richtung zu gehen, schlage ich vor, dass wir uns austauschen. Wer unter uns weiß etwas über den Prozess einer solchen Indoktrinierung? Wer hat Erfahrungen gesammelt, seien sie aus theoretischen Studien oder der praktischen Auseinandersetzung mit Reapern? Gemeinsam können wir unser Wissen ergänzen. Womöglich gibt es harmlose Wege, eine Indoktrination rückgängig zu machen oder ihre Wirkung so weit abzuschwächen, dass Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet werden können?"
Abermals blickte er in die Runde, gespannt und hoffnungsvoll.
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