"Das ist das..." Destruktivste, was ich heute gehört habe. Wollte Niami sagen. Aber bei genauerer Überlegung war diese rotzfreche Selbstnominierung vielleicht gar nicht so unnütz, wie es auf den ersten Blick erschien. Das Menschenmädchen, das sich gerade selbst zur Wahl gestellt hatte, sah ziemlich genervt aus und es wirkte tatsächlich, als wäre ihr egal was passierte, so lange einfach irgendetwas passierte. Genauso gut konnte es eine unglaublich raffinierte Taktik sein, aber das hielt Niami eher für unwahrscheinlich und vor allem für einen Gedanken, der jetzt nicht oberste Priorität hatte. Jetzt war wichtig, dass das Mädchen recht hatte und jedem klar sein sollte, dass wirklich langsam etwas passieren musste.

Captain Mamercus hatte nichts geantwortet, aber weiterhin einen misstrauischen Blick aufgesetzt. Er war anscheinend kein Turianer vieler Worte, aber dafür schien er seine Worte immer abzuwägen und im Vorhinein über alles gründlich nachzudenken. Ihn schloss sie vorerst vollkommen als indoktriniert aus. Dies mochte auch daran liegen, dass sie ihn automatisch in die Schublade "rechtschaffen" gesteckt hatte, sobald sie von seinem Rang als Captain gehört hatte.
Wie auch immer, da er keine Anstalten machte zu antworten, würde er es ja wohl hoffentlich nicht für unhöflich halten, wenn sie sich nun vorerst abwendete.
"Das Mädchen - verzeihung, ich weiß deinen Namen nicht - hat recht. Langsam müssen wir etwas unternehmen, Diskussionen haben uns bisher kein Stück weiter gebracht. Allerdings sollten wir uns alle im Klaren darüber sein, was ein Gruppenbereinigungsprozess vermutlich sein soll. Gerade wenn jemand drauf und dran ist, sich selbst zu nominieren. Ist das denn allen klar?" Die ausweichenden Blicke, die sie teilweise erntete, ließen sie vermuten, dass zumindest der Großteil der Anwesenden eine Vorstellung des "Prozesses" hatte. Aber gerade bei dem Menschenmädchen hatte es sich nicht danach angehört. Mit ihr musste man sich vermutlich noch einmal darüber unterhalten.

Erst war Niami aber an dieser Seya interessiert. Sie verstand, was Balint gemeint hatte und hatte ihm leicht zugenickt, als er gesprochen hatte. Vermutlich sah sie es auch noch drastischer als er. Es war beinahe unmöglich, das schwarze Schaf in der Gruppe deutlich ausfindig zu machen - zumindest bisher. Worauf sollte man die Wahl denn stützen? Für Niami war vollkommen klar, dass es im Endeffekt darauf hinauslaufen musste, für das Wohl der Gruppe zu entscheiden. Und man musste sich an die klammern, die am hilfreichsten waren - selbst wenn einer von ihnen indoktriniert war, war die Chance doch erheblich höher, dies mit einer effizienten Gruppe zu bemerken. Jemand, der sich weder für die Lösung der Situation, oder die Flucht der Gruppe, noch für irgendein Individuum interessierte, war nutzlos.
Das Mädchen sah schwer beschäftigt aus, konnte aber an ihrem Platz - selbst wenn er etwas vom Geschehen entfernt war - unmöglich alles überhört haben, was gerade besprochen worden war. Niami zögerte kurz, als sie an einer kopfschüttelnden Amy (anscheinend hatte sie etwas damit zu tun, dass Seya nun in der Halle war?) vorbei auf sie zuging. "Entschuldige, Seya? Darf ich dich so nennen?" Sie wartete keine Antwort ab. "Ich bin sicher, du hast gute Gründe, dich etwas zurückzuziehen, aber du hast doch bestimmt gehört, dass dies auch auf Unverständnis stößt. Ich glaube ich kann es selbst nicht ganz nachvollziehen. Denkst du nicht, jetzt wäre es vielleicht an der Zeit, sich ein bisschen zu uns zu gesellen? Bald beginnt wohl der Gruppenbereinigungsprozess, bei dem-" Was denn? Bei dem du gerade hoch im Kurs stehst?
Niami beendete ihren Satz nicht, hoffte aber trotzdem auf eine Reaktion. Irgendetwas, damit sie sehen konnte, dass Seya einen Wert für die Gruppe hatte.