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Was ich also damit sagen will ist, man ist niemals objektiv. Mal sieht man die Probleme recht realistisch, oft aber auch anders.
Das Problem ist ohnehin ein tiefergehendes. Lassen wir die Depri-Phasen mal außer Acht. Wenn ich sage, man fliehe in einen Zustand der Einsamkeit und Melancholie, weil man nur dort seine Probleme unverzerrt erkennen kann, dann muss man sich fragen: Was bedeutet "unverzerrt"?
Unverzerrt bedeutet nicht zwangsläufig objektiv. Ganz und gar nicht. Es bedeutet vielmehr: Nicht von Freunden/Familien/anderen beeinflusst. Wenn ich (z.B.) ein Problem mit einer Freundin habe, sehe ich das oft in ihrer Gegenwart nicht klar genug. Wenn wir uns unterhalten, sie einfach nur nett ist und alles eitel Wonne zu sein scheint, bemerke ich oft nicht, dass etwas nicht stimmt. Natürlich, ich fühle mich ein bisschen unwohl und irgendwie...es ist nicht so, wie es sein sollte. Aber wo ist das Problem? Keine Ahnung.
Das eigentliche Problem (man fühlt sich beleidigt, übergangen, verärgert, etc.) sieht man oft erst, wenn man alleine ist. Da können keine Nettigkeiten oder Vertrautheiten darüber hinwegtäuschen, welche Gefühle ich ihr tatsächlich entgegenbringe.
Diese Gefühle sind ganz und gar subjektiv, aber erkennen kann ich sie eben erst durch diese Subjektivität. Und Subjektivität ist eine individuelle Entscheidung. Individuen sind wir erst außerhalb einer Gruppe. Außerhalb einer Gruppe sind wir immer allein. Und wenn wir allein sind, erkennen wir unsere Probleme unverzerrt.

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Das hört sich fast manisch-depressiv an. Falls jemand nicht weiß, was das ist, manisch-depressiv sind Menschen, die sehr stark zwischen Depression und Manie hin- und herwechseln, also zwischen größter Depression und dem Gegenteil, also ungebremster Fröhlichkeit. Diese Menschen verdrängen das Schlechte und schaukeln sich so hoch, dass sie Realitätsverlust haben. Sie glauben alles schaffen zu können (Bäume ausreißen) und verlieren so den Bezug zum wahren Leben und ihren Problemen. Und irgendwann, nämlich dann, wenn sie erkennen, dass eben nicht alles so super läuft, fallen sie in die tiefsten Depressionen zurück.
Okay, da muss ich dich berichtigen.
Doch zuerst einmal: Ja, manisch-depressive Menschen schwanken zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt hin und her. In ihren manischen Phasen sind sie gnadenlos fröhlich, in ihren depressiven Phasen hingegen sind sie höchst selbstmordgefährdet.
Aber: Manisch-depressive Menschen leiden weder an Realitätsverlust noch an Verdrängung. Und sie fallen auch nicht dann in die Depression zurück, wenn sie ihre Probleme plötzlich erkennen. Das ist ein Irrglaube, den man schleunigst vergessen sollte.
Bei dieser Art von Depression ist der Stoffwechsel maßgeblich schuld. In ihren manischen Phasen produzieren die Kranken extrem viele Glückshormone (Endorphine). Mein Vater, mit dem ich gerade über das Thema gesprochen habe, arbeitete vor Jahren in einer Klinik auf der Station für Menschen mit Geisteskrankheiten. Er erzählte von einer Frau, die manisch-depressiv war. Er meinte, während ihren manischen Phasen war diese Frau fröhlich und sexuell agressiv, aber sobald der Zustand nachließ, musste man aufpassen, dass sie sich nicht umbrachte. Für diese Veränderung zwischen manisch und depressiv gab es keinen äußerlichen Anlass. Im einen Moment glaubte sie der glücklichste Mensch zu sein, im nächsten stürzte sie ab. Das hat fast ausschließlich körperliche (hormonelle) Ursachen und wird daher (wie man es auch aus Filmen und Serien kennt) mit Medikamenten ( mit Lithium, Carbamazepin oder VaIproinsäure) behandelt.
Manisch-Depressive fallen also nicht angesicht ihrer Probleme in die Depression zurück, wollte ich mit diesem Vortrag erklären .

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Natürlich spielen körperliche Faktoren eine Rolle. So wurde längst irgendetwas im Gehirn festgestellt, dass damit in Zusammenhang steht. Ich denke aber, dass alle psychischen Probleme aus mehreren Faktoren entstehen. Einerseits das körperliche (also die Gene, bei denen ja auch schon die Veranlagung für Krankheiten drin ist), dann die ganzen Einflüsse während des Aufwachsens, also Erziehung, äußere Einflüsse und Erlebnisse, und zuletzt plötzliche Schicksalschläge.
Unterschiedliche Depressionen, unterschiedliche Ursachen. Aber du hast recht, dass psychische Probleme aus mehreren Faktoren entstehen. Problematischerweise ist die Seele eines Menschen viel zu tiefes Wasser, um es alleine auf Gene, Erziehung, äußere Einflüsse und Erlebnisse sowie Schicksalschläge zu beschränken (auch wenn das schon eine recht nette Liste ist). Die meisten Depressionen müssen mit Therapien und Medikamenten behandelt werden, weil äußerlicher Stress das Gehirn beeinflusst, d.h. erst wenn das Gehirn wieder richtig funktioniert, kann man sich um die Seele kümmern (oder, und das geht auch, umgekehrt). Das heißt, Körper und Seele spielen in gewisser Weise immer zusammen, auch wenn sie sich nicht immer glänzend verstehen. Und wenn die Seele ein Eigentor schießt, hat der ganze Mensch zu leiden. Die Frage ist nur, ob die Seele auch ohne negative Einflüsse leiden kann.

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Und dann kam die Bilanz. Und in dem Moment ist dann vielleicht deine "Manie-Vorstellung" der perfekten Sommerferien zusammengebrochen. Ich habe den Eindruck, dass es zumindest bei mir so ist. Ich habe mir Dinge vorgenommen, doch viele hat der grausame Ferien-Alltags-Faulheits-Trott nicht zugelassen. Und ich merke, dass ich im Endeffekt nur zu Hause rumgesessen habe und faul war. Es ist einfach eine Enttäuschung.
Da kann man nur hoffen, dass die Endbilanz meines Lebens besser aussieht, sonst fiele es mir schwer irgendwann vor den Richter zu treten
Argh, was soll den noch kommen? Neurosen, Paranoia und jetzt auch noch Manie.....Seht mich an, ich bin ein Wrack!
Nun, sagen wir es so. Es gibt, wie immer, viele Faktoren. Ein Faktor ist sicher die Tatsache, dass die Bilanz dieses Sommers nicht sehr rosig ist. Aber, wenn ich mir recht überlege, wann war sie das je? (Oder sollte genau das das Problem sein? Will ich das überhaupt so genau wissen?) Dass ich meine Freunde fast den ganzen Sommer über nicht gesehen habe, ist ein anderer Faktor. Et cetera, et cetera. Der bedeutenste Faktor ist aber vermutlich der, dass jeder mal schlechte Zeiten hat. Dem entkommt man nicht. Lieber jetzt als später (jetzt hab ich Zeit, weil eh nichts besseres zu tun als vor dem Fernseher zu hocken.....). Und in der Schulzeit hat man eh zuviel Stress, um noch darüber nachzudenken, wozu wofür warum. Die Antwort wäre ja sowieso nur noch: Für die nächste Prüfung......

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@ Galadriel: Poste mal was selbstgeschriebenes, falls du etwas hast, was du veröffentlichen kannst.
Im Moment habe ich nichts. Ich kritzle hin und wieder was auf ein Blatt Papier, aber die landen dann oft im Müll und verschwinden im „Schwarzen Loch“ (Anm. der Red.: das Zimmer der Autorin). Außerdem warte ich noch auf eine Eingebung mit geistigem Tiefgang. Was dauern kann. Tage, Jahre, ewig.

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Seitdem ich das weiß versuche ich das Problem immer gleich an der Wurzel anzupacken.
Das Problem ist das Fehlen von Problemen. Stell dir vor, dir geht’s gerade unvorstellbar mies, aber du weißt nicht, warum. Ja, mag sein, hier und da gibt es ein paar Dinge, die dich nerven. Aber hey, 100% zufrieden kann man in seinem Leben nie sein (wäre wohl zu viel verlangt, was? verdammtes Universum! ). Worauf ich hinaus will: Du hängst also irgendwie in der Luft. Über dir nichts, unter dir nichts. Festhalte ist nicht, Anschnallen schon gar nicht. Kein Lenkrad, keine Bremse –nicht einmal eine Straße. Aber jede Menge Gegenverkehr und –und das ist der Witz- alles voller Stoppschilder.
Sagte ich gerade „das Fehlen von Problemen“? Ich nehm’s zurück....

Alsooooo
Ich mache jetzt erst einmal drei Tage „Arbeitsurlaub“ in Norditalien. Das sollte die Perspektive wieder gerade rücken. Und wenn nicht: Die Schule fängt noch früh genug an.

C’est la vie,

Gala.