unwell oder: warum gerade ich?
Es gibt Tage, da hat man das Gefühl, es wäre Zeugnistag. Das Universum drückt einem einen weißen Zettel in die Hand. Weiß bis auf die Worte: Für unzureichend befunden.

Ich will es kurz erklären:
Morgens aufgewacht und mich sofort unwohl gefühlt (um der Wahrheit die Ehre zu geben: hatte schon schlecht geschlafen). Aus dem Bett gestiegen. Keine Lust zu duschen, keine Lust mich anzuziehen, keine Lust aus der Wohnung zu gehen. Bis 17.00 abwechselnd vor dem Computer und vor dem Fernseher gesessen, zwischendurch Essen. Nur nicht in den Spiegel schauen. Alles an mir fühlt sich komisch an, sieht komisch aus. Möchte mich am Liebsten wieder im Bett verkriechen.
Um 17.00 raffe ich mich auf (habe Erledigungen zu machen, z.B. einkaufen), gehe lustlos unter die Dusche. Ein Duschminimum von drei Minuten muss heute reichen. Ziehe mich an. Benutze mehr Deo als gewöhnlich, aber das hilft auch nicht. Fühle mich dadurch keine Spur besser.
Gehe aus der Wohnung. Ein grauenhaft sonniger Tag. Auf der Straße alles voll mit fröhlichen, schönen, selbstbewussten Menschen. Ich könnte sie alle
, aber das würde mir auch nicht weiterhelfen.
Fühle mich von fremden Blicken verfolgt (bin notorisch paranoid). Mir wird bewusst, dass mich ein paar Leute tatsächlich anglotzen. Fragen sich vermutlich, ob ich gleich jemanden beissen oder bloß losheulen werde. Ignoriere sie. Starre auf den Boden und gehe schleunigst weiter. Gehe einkaufen. Rufe eine Freundin an, aber die hat gerade keine Zeit (gibt Nachhilfe). Schnell wieder nach Hause. Verliere unterwegs meinen Hausschlüssel –klar, ist ja auch einer von diesen Tagen, die ganz für so etwas geschaffen sind....
Endlich zu Hause. Setze mich vor den Fernseher, esse etwas, setzte mich wieder vor den Computer.

what a day 
Frage: Was war/ist los?
Ich kenne diesen Zustand an mir. Ich nenne es einfach eine Kurzzeit-Depression. Und ich hasse es. Ich bin nicht dieser Mensch (bis auf die Paranoia
). Ich wache auf und finde alles an mir zum 
Es ist, als würde das Universum auf mich herabsehen und das einzige Kommentar, das ihm zu mir einfällt, lautet:
Wie ist denn das passiert?
Und dasselbe frage ich mich dann auch.
Die halbe Menschheit scheint mit Schönheit und Gesundheit gesegnet zu sein, warum nicht ich? Und was ist mit der Intelligenz? War ich bei deren Verteilung etwa gerade auf dem Klo (was mir wirklich ähnlich sähe
)? Dasselbe gilt für das Selbstbewusstsein. Erlaubt sich Gott bei jedem soundsovielten etwa einen Scherz? (
: ) Warum gerade ich??

Meiner Erfahrung nach ist das beste, was gegen solche Kurzzeit-Depressionen bzw. Unwohlsein hilft, mit einem guten Freund zu sprechen (tele) oder sich mit ihm/ihr zu treffen. Gute Freunde lassen einen dieses Gefühl der Unzulänglichkeit schnell vergessen. Einer Freundin/einem Freund ist es egal, wie du aussiehst und ob du nachmittags noch im Pyjama vor dem Fernseher hockst. Sie/Er prüft nicht ständig deine Intelligenz. Es geht auch gar nicht darum, mit einem Freund über dieses Unwohlsein zu sprechen –für gewöhnlich veschwindet es in seiner Gegenwart sowieso.
Was aber, wenn alle Freunde gerade verhindert sind (weil bei seinem/ihrer Freund/in, im Stress, auf Urlaub)?
Und überhaupt: Kennt ihr das Gefühl, das ich meine? Wenn man die Öffentlichkeit am Liebsten meiden würde, wenn einem der Himmel auf den Kopf zu fallen scheint, wenn man einfach nicht mit sich selbst zufrieden ist?
Was tut ihr, wenn es euch so geht?
Im Normalfall verschwindet dieses Gefühl bei mir einfach. Manchmal dauert es Tage, dann wieder nur einen Tag. Dann verschwindet es kurze Zeit, taucht aber wieder auf. Es kommt und geht. Manchmal geht es sogar für viele Monate und ist dann plötzlich wieder da. Und wenn es überhaupt nicht mehr weggeht? Nennt man dann wohl Depression (muss eine Anfälligkeit für Kurzzeit-Depressionen zwangläufig bedeuten, dass man gefährdet ist?)..... 
Ich bin gerade dabei, den Faden zu verlieren....Also. Meistens wache ich plötzlich auf und fühle mich pudelwohl, zum Bäume ausreissen, zum Drachen und sogar Windmühlen bekämpfen. Gut, ausgeglichen, selbstbewusst.
Da frage ich mich: Wie kann es überhaupt so kommen, dass man sich oft unzureichend fühlt und die Wände um einen herum immer enger zu werden scheinen?
Und was kann man dagegen tun?
Ein heißes Bad? Ein Tagebuch anlegen? Seine Wut an kleinen Geschwistern auslassen? 
So, bevor ich völlig den Faden verliere (ich hab den ganzen Beitrag schon vorher, natürlich viel besser, verfasst, aber dann ist mir der Computer abgestürzt
):
Wie geht ihr damit um, wenn ihr euch mal so richtig unwell fühlt?
Kann man überhaupt etwas tun, oder muss man da einfach durch (wie bei einem Schnupfen
)?
Fühlt ihr euch überhaupt so oder ähnlich, oder geht es euch immer gut?
So, ich mach jetzt lieber Schluss, hab den Faden nämlich total verloren. 
mfg.
Geändert von Galadriel (27.08.2003 um 01:32 Uhr)
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