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Ritter
Ich war auch gleich am Donnerstag in dem Film. Wir sind extra nach Ingolstadt gefahren, da er hier in Bayern nur in sehr wenigen Kinos läuft. Ich hatte am Montag gleich reserviert, obwohl ich gedacht habe, dass sicherlich nicht allzu viele Leute sich diesen Film ansehen werden. Die Vorstellung war schließlich ausverkauft und das nicht ganz kleine Kino mit seinen rund 200 Sitzplätzen komplett besetzt.
Seit den Tiefseetauchern erwarte ich jeden Wes Anderson Film mit Spannung. Lediglich der letzte ist an mir vorüber gegangen (Moonrise Kingdom), da er zwischen Hof und Rosenheim, sowie zwischen Lindau und Passau gar nicht im Kino lief. Ich hab ihn aber auf DVD gekauft und gekuckt. Eigentlich schade, dass seine Filme so anti-mainstream sind.
ICh finde das nämlich gar nicht so schlimm und alle Bekannten, die sich diese Filme angesehen haben, auch nicht. The Grand Budapest Hotel ist bisher der Höhepunkt von Wes Andersons Schaffen. Wichtig ist doch, dass ein Film unterhält, mitreißt und begeistert. Unterhaltung bekomme ich durch eine spannende und vielschichtige Handlung, das Mitreißen durch tiefgründige und sich entwickelnde Figuren und die Begeisterung durch ein tolles Filmset mit grandiosen Schauspielern und einer guten Filmmusik. Das bieten die Wes Anderson Filme alle. Egal ob Stop Motion, wie beim Fantastischen Mr. Fox oder ein Realfilm, wie Moonsrise Kingdom, die Royal Tennenbaums oder Darjeling Limited. Alle diese Filme bieten sehr viel Abwechslung und sind neben einer sehr schönen, wenn auch sehr speziellen Bildsprache hervorragend erzählt, so dass Langeweile keine Chance hat. Sie mögen an sich nicht den Anspruch unglaublicher Tiefgründigkeit erheben, dennoch machen die Figuren eine innere Entwicklung durch, die nur allmählich an den Zuschauer herangetragen wird - wodurch die Figuren ebenfalls sehr interessant werden.
The Grand Budapest Hotel zeigt das in Perfektion, auch wenn ich die sich tauschenden Seitenverhältnisse fast schon übertrieben finde. Der Film ist normal tiefgründig, also kein Arthouse-Puristen-Message-Film. Er ist darüber hinaus aber maximal unterhaltsam gestaltet, was ihn für mich zu einem der Topfilme überhaupt macht. Er bleibt spannend, zeigt eine beeindruckende Bildsprache (bis auf die Seitenverhältnisse, das ist Käse) und macht richtig viel Spaß. Ungefähr so wie ein Tarantino-Film. Nur mit weniger Gewalt.
Die Dialoge sind hervorragend, die Figuren herrlich schräg und doch findet man über die Dauer des Films nach einer gewissen Zeit einen Zugang auch zu Monsieur Gustave. Die vielen kleinen Cameos verschiedener Hollywood-Stars, sowie die stellenweise Materialschlacht im Bühnenbild nimmt man nur unterbewusst wahr. Doch sind sie genau das, was den Film so liebevoll und detailreich erscheinen lässt und aus einer hervorragenden Handlung einen hervorragenden Film macht.
In letzter Zeit war ich höchst selten im Kino. Wenn es wieder mehr solche liebevolle Autorenfilme, wie The Grand Budapest Hotel gäbe, würde ich sicherlich wieder vermehrt ins Kino gehen. Der Film ist, wie auch das Hotel im Film selbst beschrieben, ein verblassender Stern, eine Erinnerung an eine längst vergangene Zeit. Deshalb: BItte in Zukunft wieder mehr solche Filme! The Grand Buidapest Hotel mag vom Mainstream abweichen, aber er wird den meisten LEuten gefallen und sie auf eine Weise unterhalten, wie es aktuelle AAA-Popcorn-Kino-Produktionen niemals vermögen. Also doch Mainstream...? Einfach mal anschauen; der Unterhaltungswert ist enorm.
Greetz, Cuzco
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