Ja, das habe ich auch so empfunden, bis ich begriffen habe, daß man den Zeitverlauf anhalten kann, indem man die Hauptqueste aufschiebt. Vorher war mir völlig undurchsichtig, wann und warum es nun plötzlich Tag wird, wo ich doch noch so viel erledigen wollte :-)
Ansonsten kann ich die Frage nicht sinnvoll beantworten. Meine Wahrnehmung hat sich auch im Lauf der Zeit verändert. Erinnerungsspuren:
Ostmarken: Sehr stimmungsvoll das Kennenlernen von Dankwart und Libra und der gemeinsame Aufbruch.
Düsterburg: Die bedrohlichen Düsterschrecken, der Blick vom Wehrgang, das Absteigen in die Kanalisation und überhaupt das düstere Flair hat mich sehr beeindruckt. Allerdings war ich oft auf der Suche, wie und wo es nun weitergeht.
In Bernhelms Los habe ich hauptsächlich wegen der Musik eine Zeitlang verweilt. Ich habe zwar stets den etwas fremdelnden Charakter Bernhelm seiner schroffen Kampftussi zugeführt, aber nur aus Anstand.
Mark Rabenstein: Neblig, verregnet, eine perfekte Zwischenwelt nach der Unterwelt von Düsterburg. Man spürt, daß die Wanderung hier das Schreckliche, das zu erwarten ist, noch etwas hinauszögert. Szenen aus Herr der Ringe werden wach.
Unvergesslich die Musik von Bach in den langen Gängen von Burg Rabenstein; dann der plötzliche Horror, die Schreie, Orientierungslosigkeit, das Voranpeitschen der Handlung. Großartig. Nur beeinträchtigt durch einige Logikbugs.
Der Übergang in die Dungeons: Daß es drei unterschiedliche Wege gibt, ist ohne Beispiel.
Die Dungeons: Es gibt schönere Dungeons, aber für mich als Neuling waren sie dennoch beeindruckend. Vor allem die dritte Ebene.
Schloss Falkenburg: Weiß ich nicht mehr. Empfinde ich heute als einen Bruch, die bislang unheilschwangere Atmosphäre löst sich plötzlich in lustige Dialoge und heitere Kämpfe mit ollen Tucken und halben Mumien auf. Spannend dennoch, die Verbrüderung mit Hauptmann Knurrgahn, die Jagd von Wahnfried in den Uhrenturm. Die Szene mit Dankwart, als er seine eigene Frau töten muß, ist unvergesslich.
Malthurs Erinnerungen könnten optisch und musikalisch mit der verfügbaren Technik nicht eindruskvoller in Szene gesetzt sein. Insgesamt ziehen sich die geskripteten Sequenzen, vor allem beim n-fachen Spielen, allerdings etwas in die Länge, und man wird dann in das letzte Kapitel reinkatapultiert. Gut, es herrscht Eile, wir können nicht ewig im Schloss rumspazieren; dennoch fehlt hier über etwas zu lange Zeit die Möglichkeit der Interaktion.
Anders als Masgan finde ich den Übergang ins letzte Kapitel dann zwar überraschend, aber nicht konstruiert.
Königsberg: Zweifellos das komplexeste und aufwändigste Kapitel, dennoch nicht mein Favorit. In Erwartung finsterer Schrecknisse hat mich die schmetterlingsbunte Sommeratmosphäre etwas desillusioniert, dafür sind die nächtlichen Kneipenszenen umso schöner. Das Detektivspiel bei von Junzt, das Eindringen in Serenas Haus, der erste Besuch in der Villa - großartig. Auch das Schatztauchen mit der Musik der Beatles habe ich sehr genossen. Die Vampirkämpfe dagegen etwas blutleer, willkürlich, lieblos, ebenso wie das Haus in Katzengasse 5.
Der Endkampf - daß wir den Gegner zu sehen bekommen, nimmt viel von seiner Aura. Ähnlich wie bei Herr der Ringe: Die bodenlose Finsternis in Moria, der Schrecken, als Gandalf von einem Wesen, einem Balrog, der aus der Schwärze emportaucht, in die Tiefe gerissen wird. Im Buch meisterhaft umgesetzt, zerstört der Film das Grauen dadurch, daß er den Balrog tatsächlich zeigt. Zwar bravourös, dennoch Voyeurismus.
Das ist indes keine Kritik; ich habe wirklich KEINE Ahnung, wie man das unheimliche Grauen, das vom Dunklen Gott ausgeht, dadurch bewahren könnte, daß man ihn NICHT zeigt.