Ich seh das so: eine Wertung, egal ob gut oder schlecht, muss ausreichend erklärt werden, wenn man wirklich den Standpunkt vertreten will, dass sie gerechtfertigt ist. Wäre doch etwas dreist, wenn ich sage, dass die Story einen von fünf Punkten verdient, und es einfach dabei belasse, oder? Außerdem ist es doch so abwegig auch nicht, dass man das Umstandes wegen, dass unterschiedliche Maßstäbe unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen, seine eigene Meinung auch nachvollziehbar machen will und dazu hervorhebt, woran man sich in seiner Einschätzung orientiert.Zitat von Enkidu
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Was den Punkt mit der "Storydichte" angeht: Ja, stimmt, aber ich mags eigentlich nicht als Argument aufgreifen. Wenn man sich die Cutscenes in einem MGS (besonders 4) alle anschaut, dann steigt die Spielzeit um das vierfache oder noch mehr. Besser macht das die Story an sich allerdings nicht, und das Spiel insgesamt auch nicht unbedingt. Der hohe Anteil an Story kann auch ermüdend sein, besonders in einem Spiel, wo man in keinster Weise in die Story eingreift. Man spricht nicht selbst Personen an, man wählt keine Themen aus, man bewegt sich nicht, man legt den Controller beiseite und lehnt sich zurück. Ich denke, es ist Geschmackssache, ob man bevorzugt, dass die Story im Hintergrund bleibt, oder es vorzieht, dass sie Fixpunkt des Spieles ist und immer im Mittelpunkt steht. Ich habe meine Auffasung dazu ja schonmal zum Ausdruck gebracht: Spieler sollten ihre Spiele spielen können. Ich habe nicht prinzipiell etwas gegen aufwendig inszenierte Erzählungen, die das Geschehen im Spiel bestimmen, aber es muss darauf geachtet werden, dass es immer noch ein Spiel ist, kein Film mit Kampfpausen.
Ich weiß nicht, ob das in XIII-2 oder LR irgendwie näher erläutert wird, aber von XIII ausgehend, ist es erstmal nur eine Art Legende. Wenn ich mich nicht irre, ist Lindzei ja Orphan, der Abtrünnige der Fal'Cie, der die Weltordnung nicht akzeptiert, deswegen ein Stück Land aus der Erde reißt und daraus Cocoon formt, wo er sein Opfer heranzüchtet, mit dem er die Gottheit zurückbringen, und eine neue Weltordnung erreichen will. Er nennt sich ja selbst Orphan, sieht sich als der Zurückgelassene als Fal'Cie. Davon mal abgesehen, dass so viel Egozentrik und Wahn nicht unbedingt auf einen übermenschlichen Verstand hindeuten, wo die Handlungsmotive doch recht primitiv menschlich sind, ist das gesamte Unternehmen ziemlich impulsiv. Die Fal'Cie von Pulse akzeptieren die Ordnung wie sie ist, sie vollrichten ihr Werk schließlich unreflektiert und ziellos. Dass die Zustände Lindzei zu einer so drastischen Maßnahme verleiten, ist vielleicht nachvollziehbar, aber wie die bessere Ordnung aussehen soll und ob die Gottheit, soweit sie je persönlich in Erscheinung getreten ist, überhaupt zurückkehren würde und mit welcher Reaktion (so begeistert wird die von der Vernichtung der Menschheit sicher auch nicht sein), scheint über all die Jahre nie die Frage gewesen zu sein. Klingt zwar nach epischem Drama, aber irgendwie müssen die Pläne des Super-Villain auch verständlich sein und dürfen nicht nach einer Schwachsinnsidee aussehen. Yu Yevon in X hatte keinen Verstand mehr, er war wie eine Fal'Cie, die wie in einer Trance fortbesteht und das tut, was sie immer getan hat. Das ist für mich leichter zu akzepteren als ein scheinbar denkender Geist, der über tausende Jahre bewusst einen Plan verfolgt und nicht ein Mal auf die Idee kommt, dass dieser Plan vielleicht etwas zu sehr auf Wunschdenken basiert.Zitat
Ja, Emotionen pur, ich weiß, aber etwas halbgar bleibt das trotzdem, oder? Immerhin solls auch Menschen geben, die nicht immer im Affekt handeln. Ich kanns ja verstehen, dass Snow und Lightning aufgebracht sind und gedankenlos handeln, aber Hope? Der ist traurig, hasserfüllt und will Snow vielleicht den Hals umdrehen, aber gleichzeitig ist er so extrem verängstigt und gehemmt, und da begibt er sich noch wissentlich in die Nähe einer Kreatur, die für ihn dem Teufel höchstpersönlich gleichkommt? Was Sazh angeht: Zu dem Zeitpunkt ist sein Sohn nur ein l'Cie von Kjata. Ich glaube, er will Anima vernichten, weil er glaubt, seinen Sohn damit von der Mission zu befreien oder sowas in der Art, aber selbst wenn dem so wäre, ist das für jemanden, der sonst etwas überlegter vorgeht, doch etwas kurzgedacht. Ich meine, zu dem Zeitpunkt weiß er über Fal'Cie sicher auch nicht mehr als das, was seinem Sohn wiederfahren ist: Was in die Nähe kommt und Pech hat, wird auserwählt. Insofern hätte ihm eigentlich aufgehen müssen, dass es nicht so schlau ist, da einfach reinzuspazieren und mit ein paar Handfeuerwaffen draufzuballern.Zitat
Was die Zufälligkeit angeht: Wenn man Barti (die Abkürzung gefällt mir ^^) zuhört, könnte man glauben, dass es diesen fünf (bzw. vier bzw. sechs) vorherbestimmt war, zu den l'Cie zu werden, auf die man in Cocoon seit Ewigkeiten gewartet hat. Wenn man aber bedenkt, dass die Fal'Cie, die eben diese l'Cie hervorbrachte, eigentlich abtransportiert wurde, und realistisch betrachtet man nicht damit hätte rechnen können, dass sich jemand freiwillig in die Nähe dessen begiebt, dann ist das weniger Teil eines Planes sondern eher ein Zufall. Lightnings Team ist nicht einem kosmischen Plan zum Opfer gefallen, sondern hat sich eher selbst in diese Lage gebracht. Das schwächt dieses Schiksal-Thema meiner Meinung nach doch ziemlich ab. Zufälle gibt es in den meisten FF-Storys, auch manchmal nicht weniger unsinnige, aber hier wird der Zufall als Bestimmung verkauft. Das ärgert mich etwas, denn danach sieht es für mich überhaupt nicht aus. Gerade wenn man sich überlegt, was dann aus Lightning in XIII-2 und LR wurde. Die Details kenne ich zwar nicht, aber soooo besonders ist eine junge, mäßig gebildete, mäßig intelligente, relativ einfache Soldatin eines überrüsteten Militärs nun wahrlich nicht, und letztlich war es auch kaum ihretwegen, dass die Menschheit am Ende von XIII vom Untergang verschont blieb. Aber das liegt wohl auch mehr daran, dass Toriyama so besessen von seiner "Heldin" war und scheinbar immer noch ist.
Das ist nicht der Punkt. Ich sage nicht, dass das verkehrt ist, sondern dass die Story insofern nicht wirklich Sinn macht, da Barti (oder Anima) kaum davon ausgehen können, dass ein Bild von Ragnarok ein paar Typen dazu bewegen wird, die Welt zu zerstören. Die können mit dem Bild ja nichtmal was anfangen. Wie also dieses ganze System, dass Fal'Cie ihren l'Cie Aufträge erteilen um ihrer eigenen Bestimmung zu folgen, funktionieren soll, ist mir schleierhaft.Zitat
Naja, ob größenwahnsinnig oder nicht, Sinn machte diese Entscheidung auch nicht, und die Story wird auch nicht gerade dadurch besser, dass sie zu dieser Situation hinführt: Wenn eine Geschichte so aufgebaut ist, dass nur Liebe, Freundschaft und das Herz der Karten die völlig behämmerte Entscheidung der Charaktere ausbügeln können, weil das Dilemma der Handlung eigentlich nahelegt, gar nichts zu tun, dann sollte man, meiner Meinung nach, mit dem Schreiben einfach nochmal von vorne anfangen.Zitat
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Zugegeben, das ist von mir etwas überspitzt, aber ich sehe das so: Es ändert sich nicht direkt etwas in der Handlung. Sicher, die Charaktere kommen näher zusammen, sie finden etwas heraus (wobei man ihnen das echt schon früher hätte offenbaren können) und es gibt ein paar dramatische Szenen, aber es ist nicht so wie in FFVI, dass Kefka Gestahl ermordet und die Statuen verschiebt. Es ist nicht sowas wie in FFVII, dass Sephiroth den Meteor beschwört. Es ist nicht so wie in FFVIII, dass zuerst eine Hexe auftaucht, dann ein ganzes Land unter Kontrolle bringt, und zuletzt eigentlich eine Entität aus der Zukunft ist (ok, das finde ich immer noch etwas Banane, aber egal). Oder wie in IX, dass hinter Brahne Kuja, und hinter Kuja Garland steht, der dann von Kuja hintergangen wird. Die Ausgangssituation bleibt in FFXIII immer erhalten, es ereignet sich nicht etwas, das alles in eine andere Richtung lenkt oder in neuem Licht erscheinen lässt. Zumal die Hintergrundgeschichte, also was eigentlich Barti zu dieser Handlung antreibt, im Spiel nur am Rande erwähnt wird und für die Charaktere eigentlich keine weitere Rolle mehr spielt. Das würde ich unter einer Wendung verstehen, unter einem dramatischen Höhepunkt.Zitat
Nunja, hier haben wir wohl eine unterschiedliche Auffasung, wie wir Punkte vergeben. ^^Zitat
Was das Minimum einer Story angeht, bin ich tatsächlich etwas bescheidener. Für mich muss nicht unbedingt ein größerer Konflikt im Vordergrund stehen oder irgendein Thema behandelt werden. NIchtmal diese große Wendung ist ein Muss, wenngleich schon ein deutliches Plus. Mir ist es wichtig, dass ich mit dem Spiel, und auch soweit die Story dazu beiträgt, Spaß habe. Mir ist es wichtig, dass ich in einem RPG was erlebe, dass ich was entdecke, dass ich ein Stück weit was bewege. Dieses erfüllt XIII für mich nicht im Mindesten.
Darüber hinaus kann ich mich auch schwer damit anfreunden, dass es "Etwas" ist, und deswegen schon besser als nichts. Ich meine, an sich hast du schon Recht damit, "Etwas" ist definitiv mehr als nichts. Aber für mich muss das auch gut sein, damit ich es wertschätzen kann. In FFXIII fühlt sich die Story für mich eher wie eine weitere Spinnerei an, die neben dem Crystarium, dem Schlauch-Design, dem durchwachsenen Kampfsystem und dem Fehlen so ziemlich aller klassichen RPG-Elemente das Spiel noch weiter herunterzieht. Die riesigen Logklöcher, die schwachen Figuren, die schlecht erläuterten Motive, die schlecht durchdachten Hintergründe, die oftmals ziemlich billige Dramatik... das ist zwar was, aber nichts davon ist meines Erachtens nach gut.
Dass die Charaktere zumindest ein wenig Entwicklung durchmachen, stimmt schon, da gebe ich dir Recht, wenngleich es mehr Beziehungen sind, die sich ändern, als Charaktere. Macht für mich den Braten jetzt aber auch nicht unbedingt fett.
Ich verstehe durchaus, was du meinst, und glaube dir auch, dass du das Spiel nicht groß verteidigen willst. ^^ Ich weiß, dass 1/5 ziemlich krass und hart klingt und eher wie ein unüberlegtes Urteil wirkt, das alles in den Dreck zieht, ohne sich mit den Details zu befassen. Ich sehe das auch ziemlich kritisch, wenn ich mir zu manchen Spielen mehrere Reviews ansehe, und dann die eine Hälfte alles super findet und die andere alles zum Kotzen, und sich mehr Bewertungen in den Extremen (5/5 oder 1/5) bewegen als im Mittelfeld. Allerdings habe ich genauso ein Problem damit, wenn eine 6/10 für manche schon eine schlechte Bewertung darstellt, und sich selbst Mittelmäßiges im oberen Drittel bewegt.
Ich finde, um eine Bewertung angemessen zu machen, muss klargemacht werden, nach welchen Maßstäben man misst, und diese dürfen auch nicht ZU locker sein. Ich meine, wenn ich das ganze Spiel bewerten würde, dann wäre es unfair sofern ich ignorieren würde, dass das Spiel völlig frei von Glitches und Bugs ist (zumindest nach meinem Wissensstand), dass die Framerate fast das ganze Spiel hindurch konstant bleibt, und die Grafik ausgesprochen gut ist (wenngleich manche Locations arg langweilig geraten sind). Positives sollte auch nicht ignoriert werden.
Ich will auch nicht völlig außer Acht lassen, dass die Story bei XIII auch ein paar gute Seiten aufzuweisen hat. Ich fand es gut, dass jeder Charakter so seine eigene Geschichte zu bewältigen hat, und dass das im Spiel auch große Beachtung findet, aber reichen tut mir das nicht, und die Umsetzung finde ich auch nicht durchweg gelungen. Ich finde es gut, dass hinter der Story eine halbwegs interessante Hintergrundgeschichte steckt, aber wenn sie so schlecht integriert ist, und mehr Fragen als Antworten gibt, dann ist das für mich kein Pluspunkt. Wenn das Vorgehen der wichtigsten Figuren für mich unklar bleibt oder gar völlig unverständlich, dann kann ich nicht zu dem Ergebnis kommen, dass die Story insgesamt noch ganz ordentlich ist.
Ich gebe zu, da recht streng heranzugehen, aber für mich wirkt die Story insgesamt schlecht durchdacht und miserabel erzählt, wobei der Datalog (bzw. dessen Notwendigkeit) dem ganzen tatsächlich die Krone aufsetzt.
Ich kann es nachvollziehen, dass dich die positiven Aspekte und andere Spiele als noch negativere Beispiele versöhnlich stimmen, aber ich finde, dadurch relativiert man die negativen Punkte zu sehr. Für mich versagt die Story auf einer ebenso fundamentalen Ebene wie das Gameplay. Ich kann die Story nichtmal ausblenden oder als mäßig abtun, sie ist für mich im Ganzen ein Kritikpunkt am gesamten Spiel, übrigens auch von ihrer Dominanz (siehe oben), weil sie zu viel des Spieles einnimmt, und dabei über nicht mehr hinauskommt als einen dünnen, ziemlich geradlienigen Plot, den man in wenigen Sätzen zusammenfassen könnte, und der nichtmal richtig schlüssig ist. Das kann ich für mich nicht mehr als mittelmäßig oder akzeptabel abtun. Meta-Aspekte, wie etwa Atmosphäre, reißen da übrigens für mich auch nicht so viel raus. Das Voice Acting ist mir oft zu over-the-top emotional, die Dialoge sind recht käsig geschrieben, der Sountrack manchmal unpassend (was nicht heißen soll, dass die Stücke schlecht sind), die Szenerie ist überwiegend für mich eher so naja. Ich meine, mache Locations sind ja nett, aber der Gapra Whitewood, oder der Untegrund von Palum Polum... das wirkt so reingeschmissen, ohne dass dahinter eine richtige Idee steckt. Das verdirbt für mich die Atmosphäre, und die Story leidet dementsprechend darunter, dass sie bei mir noch weniger Eindruck hinterlässt. Das ist weit entfernt etwa vom eisigen Anstieg durch die Schneefelder und über Gaeas Cliff zum Whirwind Irrgarten in FFVII, wodurch gleich alles noch bedrohlicher wirkt und die Musik das ganze noch verstärkt.
Qualitativ bleibt die Story für mich in FFXIII einfach mangelhaft, sowohl in der Idee als auch in der Erzählung. Da kommen eben noch die ganzen anderen Punkte rein, die ich ja schon erwähnt habe. Nicht alles daran ist Rotz, insofern ist es vielleicht auch nicht die allerunterste Stufe, aber für mich ist eine 1/5 schlicht das Urteil, dass etwas erhebliche Mängel aufweist und nicht mehr den Mindestanforderungen genügt, und wenngleich manche Spiele das noch unterbieten können und es durchaus positives über die Story zu sagen gibt, kommt sie für mich über dieses Urteil nicht wirklich hinaus.
Ich fasse das auch nicht als persönlichen Angriff auf, dass du meine Entscheidung als ZU streng oder übertrieben auffasst. ^^
Wie gesagt, ich kann es nachvollziehen, wenn du (und sicher auch andere) anderer Meinung bist, denn es hängt letztlich auch stark davon ab, was man wie gewichtet. Ich will eine 3/5 einer Story geben, die ganz in Ordnung war, aber ein paar Schwächen aufwies. Das kann ich über FFXIII echt nicht sagen. Eine 2/5... nunja, das wäre für mich eine Story, die nicht besonders gut ist, aber alles in allem noch akzeptabel. So ein "gerade noch bestanden". Ich meine, FFXIII hat einen Anfang und ein Ende. Irgendwie zumindest. Der Anfang ist etwas arg lose und das Ende kommt auch etwas komisch rüber. Es gibt einen Handlungsverlauf, wenn auch einen überaus gestreckten und wenig überzeugenden über den man auch nicht viel Worte verlieren kann. Die Charaktere sind z.T. sehr stereotyp und wenig sympathisch, aber immerhin in der Story allesamt vertreten. Es ist nett, dass der Prolog so nach und nach zusammengefügt wird, wenngleich es besser gewesen wäre, wenn das alles im eigentlichen Spiel stattgefunden hätte. Aber ganz ehrlich... also, wenn es darum ginge zu sagen, ob die Story "bestanden" hat, dann würde ich echt eher dazu neigen, dass das Ganze nochmal geschrieben werden soll, denn mir fehlt da einfach zu vieles, das gleichzeitig zu wichtig ist, als dass man es so arg vernachlässigen könnte, wie man es getan hat.