Zwei Punkte dazu:
1. Es gibt einen klaren Grund, dass ich speziell CD Project kritisiere und nicht, äh, Loreal oder die deutsche Polizeigewerkschaft (die es mit Sicherheit mehr verdient hätten): Ich mag Videospiele. Ich mag West-Rollenspiele. Ich mag sogar Cyberpunk – das Genre UND das Pen & Paper! Es ist ein Gebiet, das mir am Herzen liegt, und von dem ich ein biiisschen Ahnung habe, und deshalb finde ich es wichtig, genau und kritisch hinzuschauen. Loreal und die Polizei überlasse ich ... wer auch immer sich für sowas interessiert.
2. Ich führe noch mal die Antwort zu Knuckles' letztem Post etwas weiter aus: All das ist doch keine binäre Entscheidung mit "YES" oder "NO"! Niemand kann die Welt allein ändern, und niemand
muss die Welt allein ändern. Das heißt auch: Niemand muss sich perfekt verhalten, um die Welt zu ändern. Selbst wenn ich eine Kleinigkeit in einem meiner Hobbies ändere – sagen wir, ich poste ein mittelmäßig abschreckendes Meme über Lootboxen! – und sonst alles in meinem Leben genauso hart scheiße mache wie davor, ist die Welt ein kleines bisschen besser geworden (... vielleicht).
Vielleicht nicht das beste Beispiel, aber woher kommt denn die Idee, man dürfe eine Sache nur kritisieren oder besser machen wollen, wenn man IMMER. AUSNAHMSLOS. ALLES. kritisiert und perfekt macht?
That being said, wir haben definiTIV weitreichende systemische Probleme, die weit über die Videospielindustrie hinausgehen, und die man vielleicht als großes Ganzes behandeln sollte ... (Careful! You're very close now ...

) Aber wenn wir schon davon ausgehen, dass sich selbst in dieser EINEN Branche, die wir mögen, bei diesem EINEN Unternehmen, das wir mögen, und seiner Kommunikation über EIN bestimmtes Spiel, das wir wahrscheinlich mögen werden, NICHTS ändern lässt ...? Dann können wir uns auch gleich hinlegen und sterben, so statisch und unveränderlich böse muss die Welt sein.
Ich komme euch hier aber auch gerne entgegen:
Natürlich darf man auch mal ansprechen, was CDP richtig machen, und man darf auch im guten Glauben an das Ganze herangehen: Ich denke nicht, dass die Chefs zynische hyperkapitalistische Arschlöcher sind, und ich gehe auch davon aus, dass sie ehrlich Crunch vermeiden wollten. Außerdem spielen die polnische Mentalität und die wirtschaftliche Realität Polens mit Sicherheit auch noch eine große Rolle, die gern außenvor gelassen wird. Aber all das das schließt sich ja nicht aus. Die gehen ja nicht pleite, wenn ein paar Menschen im Internet Stunk machen. Umgekehrt: Es hat einen greifbaren Effekt! Der Versuch, auf Crunch zu verzichten, kam SICHERLICH nur durch die Kritik. Und ich bin mir sicher, dass von diesem Versuch schon so einige Mitarbeiter sehr real profitiert haben, auch wenn er letztlich gescheitert ist.
Ich kann dann auch wieder ein gutes Review posten, wenn ich das Spiel in nem Jahr oder so spiele und mag –
wie schon bei Witcher III –, und damit ein paar neue Leute auf das Spiel ansetzen. Ich kann aber auch im selben Review dafür sorgen, dass die Crunch-Sache nicht vergessen wird, damit man beim nächsten Spiel vielleicht noch ein bisschen besser plant.
Ich sehe darin keine echte Gefahr, aber viele echte Möglichkeiten.
...