Was ich an "The Raid" mochte, waren die klaustrophobische Atmosphäre, die endlos geile Kampfchoreographie, die Kameraarbeit in ebenjenen Kämpfen und die Einfachheit des Ganzen. Im Gegensatz zu Filmen mit denen "The Raid" gerne verglichen wird - was dann die im Allgemeinen toll-schlechten, batshit insane'n Tony Jaa-Schlockstreifen wären ("GIMME MAH FUCKIN' ELEPHANT!!!" *kniekickt einem Haufen Gweilos in die fiesen Fressen*) - hielt es der indonesische Indie-Actioner simpel: hier sind ein Haufen Cops, jetzt sind's nur noch
vier oder fünf, alle kämpfen nur noch ums Überleben. Mit Silat!
"The Raid 2" hingegen geht noch einen Schritt weiter: er hält es nicht mehr simpel wie Teil 1 (denn diesmal silatiert Iko Uwais nicht nur
ein Gebäude voller Leute, sondern direkt
ganz Jakarta), expandiert stattdessen die Welt in der diese Filme spielen (bzw. erschafft sie erst so richtig) und zeigt dabei ein Talent von Gareth Evans was ich ihm vorerst nicht wirklich 100%ig zugetraut hätte: Drehbuch schreiben. Denn was "Berandal" (nennen wir es einfach "Berandal", weil mit "The Raid" hat das Ganze nicht wirklich viel zu tun, abgesehen vom Hauptcharakter und dem Silat

) wirklich hervorhebt und gleichzeitig zu einem besseren Film macht als "The Raid" ist das fantastische Script - denn das hier ist nicht einfach nur ein super Martial Arts-Film. "Berandal" ist ein gottverdammter Heroic Bloodshed-Hongkong-Streifen á la "Infernal Affairs" oder "Hardboiled" (letzterer war ja eine der Inspirationsquellen sowohl für "The Raid" als auch für "Berandal"). Ein
zweieinhalb Stunden langes Heroic Bloodshed-Triads and Tongs-Martial Arts-Mafiadrama mit Einschlägen eines Polizeithrillers. Und
ho-ly-shit gehen die zweieinhalb Stunden schnell rum. Das letzte Mal wo mir soviel Zeit so kurz vorkam war bei "Wolf of Wall Street". Und "Wolf" hatte kein Silat, keine Autoverfolgungsjagd (... eh, vielleicht ein bisschen), keine Tussi die Leuten mit zwei Hämmern die Birnen einprügelt und keine
sechs Minuten lange Kampfszene in 'ner Küche (..., eh, vielleicht ein bisschen, wenn man Leos und Jonahs Sissyfight auf Ludes als solche bezeichnen möchte). Und man kriegt neben der arschcoolen Henchmen (allen voran das Trio infernale Hammer Girl, Baseball Bat Man (that's the motherfucker's name) und einem Dude der einfach nur The Assassin genannt wird) unter anderem mit Uco einen der hassenswertesten und trotzdem irgendwie gleichzeitig tragischsten Gangstercharaktere seit langem. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Zwar wirken einige Storylines ein bisschen übereilt und nicht ganz bis zum Ende konsequent durchgezogen, aber wen kümmert's wenn man
einem Typen dabei zusehen kann wie er Leute mit Baseballs aus dem Leben schädelt?
"Berandal" ist eine logische Weiterentwicklung vom klaustrophobischen Vorgänger: klar, die Hauptlocations in denen sich gegenseitig auf die Schnüss gekloppt wird sind weiterhin enge Gassen, enge Gänge, geschlossene Räume - aber dazu kommen als Schauplätze ein Auto (während einer der besten Autoverfolgungsjagden seit langem!), ein Nachtclub, ein gottverdammtes Klo (
oh Gott, soviel zermatschte Eier in der Szene mit dem Klo

Au. Au,
meine Eier tun weh wenn ich nur darüber nachdenke. Au.
Eier :(.), eine verkackte Schlammgrube (in der verrücktesten Schlammschlacht seit "Girls gone wild") und in den neonbeleuchteten Hinterhöfen und -gassen von Jakarta.
Apropos Beleuchtung: ich muss an dieser Stelle absolut positiv die Locations, die Kameraarbeit, das allgemeine Ambiente hervorheben. Teilweise erinnerten die Kulissen stark an David Lynch-Filme (soviel Rot!) und standen im starken Kontrast zu den dreckigen abgefuckten Hinterbuden in denen sich sonst so die Schnüss eingehauen wurde. Besonders schön ist vor allem eine Szene, in der einer der Charaktere nonchalant in einem Luxusrestaurant
einem halben Dutzend Dudes die Kehlen mit einem Cuttermesser durchschneidet während er gleichzeitig Business mit einem anderen Charakter bespricht. Blut spritzt auf den roten Samtteppich. Ich quietsche wie ein kleines Mädchen weil es so gottverdammt creepy ist

Und die Kameraarbeit - oh mein Gott, die wunderschönen Establishing Shots, die wunderbar festgehaltenen weiten Räumlichkeiten, die schnellen Edits in den Fightszenen, wie es der Kameramann (der nciht von dieser Welt sein kann) es immer wieder hinkriegt den Fäusten, den geschmissenen Objekten, den durch die Gegend fliegenden Dudes zu folgen - und, nochmal, die Autoverfolgungsjagd. Die Kameraleute haben alleine hier bewiesen, wie man geile Action filmt, wie man die Kamera wohin zu halten hat, wie man einfach einem Zuschauer suggeriert dass die Kacke überall - im Auto und ums Auto herum - am dampfen ist und wie man vor allem laaaaaange Takes einfängt ohne dass sie wirken wie "Lange Takes weil lange Takes".