Ich glaube nicht, dass hier irgendjemand die Firmen in Schutz nimmt oder gar explizit Lob für das Spieldesign ausspricht, sondern es nur darum ging, folgende Gegenperspektive zu beleuchten: Ja, die neue Funktion kann aufgrund gewisser Einschränkungen nicht ausgiebig genutzt werden – aber da sie ansonsten keinen Einfluss auf bislang existierende Systeme nimmt, ist es auch vollkommen okay, daran nichts schlimm zu finden. Wenn man diese Ansicht darin umdeutet will, dass man den Entwickler damit in Schutz nimmt, ist drehen wir uns nur im Kreis (dazu später mehr). Und da Lux mehrmals verlauten ließ, dass er unsere Nutzung dieser Funktion nicht gutheißt (nach dem Motto „This is why we can't have nice things“), ist das Ganze hier gewissermaßen auch eine gegebene Reaktion auf seine „Kritik“ (in Anführungszeichen gesetzt, weil es letzten Endes für alle Beteiligten kein wirkliches Drama sein sollte, was hier für Äußerungen getätigt werden).
Die einzig berechtigte Kritik, die man Gacha-Spielen meiner Meinung nach üben kann, ist die Einführung von Systemen, die den Spieler dazu nötigen, Geld auszugeben, um den bisherigen Spielspaß aufrechtzuerhalten. Man kann das in diesem Fall von beiden Seiten sehen: Man hatte bisher nur semi Freude an dem Spiel und sich den nötigen Kick aus der angekündigten Tauschfunktion erhofft, der allerdings durch die Einschränkungen ausgeblieben ist. Andere hatten wiederum bereits ausreichend Spaß und sehen die Tauschfunktion deshalb nur als winzigen Bonus, der ansonsten keinen Schaden angerichtet hat. Beides berechtigte Meinungen, die man nicht wirklich angreifen muss, wie ich finde.
Wenn man wirklich Ansprüche an andere und sich selbst stellen will, sollte man imho viel konsequenter sein und Fundamentalkritik an dem Gacha-Genre üben, wo ich vollkommen dabei wäre. Mir wäre es persönlich viel lieber, wenn ich für dieses Spiel einfach einmalig 10–20 € ausgeben würde und damit die Hürde für die Entwickler niedriger zu legen, Spielsysteme einzubauen, durch die man sich tatsächlich eine Menge Zeit spart und die Abhängigkeit vom Zufall eindämmt. Insofern müsste man das Spiel als Ganzes boykottieren, um ein Signal zu setzen – allerdings sind wir uns alle bewusst, dass das bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein wäre, weil Gacha-Spiele gerade für Hausnummern wie The Pokémon Company viel zu lukrativ sind und es einfach zu viele Leute gibt, die darauf anbeißen. Der beste Mittelweg ist deshalb, die Spiele zu spielen, ohne Geld für sie auszugeben, und einfach fallen zu lassen, sobald wir uns dazu gezwungen fühlen. Alles dazwischen halte ich für inkonsequent und/oder widersprüchlich.