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Auserwählter
Es war wie in den ganzen „Filmen“, die er sich damals so gern anschaute. Ihre Stimmen waren hoch, sie quietschten, kniffen die Augen zusammen oder sie hielten ganz still. Sie ließen ihn einfach machen, ohne ihn wissen zu lassen, ob sie es wirklich mochten oder nicht. Aber das war ihm auch egal, was sollte es ihn kümmern?
Er konnte sein Leben schlichtweg genießen mit Karten, Kricket und Alkohol… viel gab es hier wirklich nicht zu tun. Aber wenn man die Dienstmädchen mit einbezieht.
Jack liebte es. Liebte sie. Sie alle. Jeden Tag. Jede freie Minute. Lange genug hatte er seine Furie von Mutter ausgehalten, den strammen Drill der vermutlich stockschwulen Sergeants der ADF. Jetzt war die Zeit gekommen, das Leben zu genießen.
Er. 20 Dienstmädchen. Die paar Bälger und seine geliebte Susie. Sie war so viel besser als all die Schreckschrauben, die sein Leben bis zu der großen Katastrophe (oder dem „vom Himmel gesandten Glücksfall“, wie er es gerne nannte) bestimmten. Seine Mutter, seine Frau, das widerspenstige Biest namens Helena, welche, dank ihm, einen Job am Flughafen von Sydney hatte und es ihm nie dankte… undankbarer Unfall.
Einzig Susie, die treue, liebevolle, knallharte, qualmende Susie. .44er Magnum, Colt Anaconda, 35cm rostfreier Stahl. Susie war seine einzig wahre Liebe und die einzige Schusswaffe weit und breit. Und das war auch gut so.
Das hohe, quietschige Stöhnen nahm wieder zu, holte ihn von seinem Gedankenausflug zurück. Ohne zu zögern fing er an, sein Becken mit harten, kraftvollen Stößen rauf und runter zu hämmern.
Diese Phillipinos waren aber auch einladend… und es war Zeit zu beenden, was er angefangen hatte.
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Die gestrige Nacht war anstrengend, aber befreiend. Jetzt war nichts schöner als bei einer Tasse Tee, Bisquites und „feinem“ Besuch zu entspannen.
„Sie… scheinen nicht schockiert?“
„Sollte ich?“
„Sir, sie war eure Mutter.“
„Sie war die Frau, aus der ich rausrutschte. Jetzt ist sie eingeschlafen… für längere Zeit. Gibt es Dinge auf Gottes wunderschönen Erden, die erstrebenswerter sind?“
„… Nein Sir. Ein friedlicher Tod is…“
„Wer hat den hier von friedlichen Toden gesprochen? Sie kannten meine Mutter wohl nicht. Der Tod hat der Welt einen Gefallen getan, ihre Seele dahin zu befördern wo sie hingehört. In die sieben Zirkel der Hölle.“
„…“
„Warum so stumm, Corporal Sheng?“
„Nichts. Sir. Ich bin nur überrascht von…“ Shengs ausladende Handgeste ließ nicht lange daran zweifeln, was er meinte.
„Diese Insel? Ja, wundervoll, nicht wahr? Gehörte einem Industriebaron. Hab die Leiche seiner Frau im Heizungskeller gefunden. Hat sich aufgehangen. Er hat sich im Gästezimmer erschossen. Kurz nachdem er meine süße Marilou gebummst hatte. Seine Alte hat ihn erwischt und beide konnten vermutlich nicht so richtig damit leben. Gott sei Dank gibt es ja ehrenwerte Menschen wie mich, die dafür Sorge tragen, dass so ein schickes Domizil wie dieses hier nicht den Bach runter geht.“
Schickes Domizil war eine Art es zu beschreiben. Protziger, verschnörkelter, altbackener und kitschiger Palast, der einen in das 18. Jahrhundert zurückversetzte eine Andere. Es war ein Ausflug in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der reiche, englische Lords beim 5 o’clock Tea zusammensaßen und sich von jungen Einheimischen bedienten ließen. Also exakt die Art von Leben, die Jack nun führte.
„Das ist aber reichlich… makaber.“
„Nein, nein, wissen sie was makaber ist? Das Jack XIV. vor Jack XIIV. geboren wurde. Das ist furchtbar! Das zerstört die ganze Ordnung. Und das nur, weil Marilianne 15 Stunden länger in den Wehen lag als Marianne.“
Sheng wurde bleich. Der Typ war durch. Alleine sein Auftreten hätte ihm das sagen müssen. Er sah nicht mehr aus wie ein Angehöriger ihrer Sache. Eher wie ein verrotteter Landstreicher. Mit ausgeprägtem Hang zum Narzissmus.
„Sie…?“
„Natürlich! Irgendwer muss die Welt doch bevölkern und sie sehen es doch selbst. Dieser Ort ist perfekt, mein Genie, mein scharfes Auge… wenn jemandes Gene weitergegeben werden sollte, dann wohl meine.“
Auch die Tatsache, wie er ständig den protzigen Revolver streichelte, der auf dem Marmortisch lag. Direkt neben der Teetasse, die vollkommen leer war, aus der Jack jedoch ständig einen Schluck zu trinken nahm. Der war durch. Vollkommen durch.
„Wenn sie mich jetzt entschuldigen würden Corporal, mein 6 Uhr Termin wartet auf mich.“
„Termin? Aber… was für Termine müssen sie denn hier einhalten… Sir?“
„Na, Josephine natürlich. Was denken sie den? Irgendwer muss sich doch um diesen Körper kümmern.“
Jack stand auf und griff seinen Revolver, verstaute die Waffe im Holster unter seinem mit Blümchen gemusterten Bademantel.
„Sie wissen was sie zu tun haben Corporal? Susie mag keine Enttäuschungen.“
Sheng schluckte. Er hatte keine Ahnung, warum man diesen Wahnsinnigen hier tun und machen ließ, was er wollte. Aber er stellte keine Fragen mehr, er nickte zaghaft. Er wusste… gerade weil Jack den Bezug zur Realität verloren hatte, dass er gefährlich war. Sehr gefährlich.
„Sehr gut. Laden sie alles am Kai ab. Die Mädels werden sie um alles Übrige kümmern.“
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Vollkommene Entspannung zog sich über das Gesicht des Wahnsinnigen. Unter der blubbernden Wasseroberfläche war nur der schwarze Schopf Josephines zu sehen. Wie sie das immer machte… er hätte das gar nicht gekonnt. Die ganzen Blasen des Whirlpools würden ihn doch total verrückt machen. Blasen alleine war für ihn ja schon undenkbar. Aber das musste er zum Glück ja auch garnicht! Er hatte ja Josephine. Und Marilou. Und Marianne. Und Michelle. Und Jennifer. Und Christine. Und Joan. Und… ach… halt. Er strich Joan von seiner geistigen Liste. Die war furchtbar. Die wollte er nur von hinten, um nicht ihr Gesicht zu sehen. Dieser Überbiss… ach herrje, wie sie ihn immer damit anschaute… wie ein treues Pferd. Nur reiten konnte er sie nicht. Ihr Rücken war kaputt vom vielen Tragen… naja, auch egal.
Aber jaja… Marilou, Marianne, Michelle, Jennifer, Josephine und Christine, die wussten was Sache war! Die hatten, wortwörtlich, von Tuten und Blasen die absolute Ahnung. Aber genug davon… er musste eine Welt retten. Ruppig griff er unter die Wasseroberfläche, packte Josephine im Nacken und zog sie nach oben, sie wusste, was sie zu tun hatte und tat es, denn der Revolver lag immer in Jacks Nähe und sie war allein mit ihm. Das war sowieso Regel Nummer 1 in diesem Haushalt. Immer nur eine gleichzeitig. Er betrieb hier ja keinen Hochleistungssport.
Oder war das Regel Nummer 2? Vielleicht auch Nummer 74. Wer wusste das schon? Er war ja nur Hausherr, nicht der Jurist. Den gab es nämlich nicht. Deswegen wusste es ja niemand.
Sein Vater hingegen hätte sowas gewusst. Sein Vater war ja im Grunde auch seine Mutter. Mit Anhang und in schlimm.
„Sir…“
„HALT DIE SCHNAUZE! HALT EINFACH DIE SCHNAUZE UND MACH FERTIG. ICH BEZAHL DIE NICHT FÜRS REDEN! ICH BEZAHL DICH NÄMLICH ÜBERHAUPT NICHT!“
Josephines Gesichtsausdruck versteinerte sich. Sie drückte nur noch ihren nackten Körper an die haarige Brust von Jack und setzte sich langsam auf seinen Schoß.
„Braves Mädchen.“
Jack war wieder zufrieden und was machte ein so zufriedener Mann wie Jack einer war? Er schaute sich natürlich um! Ein verdammter Whirlpool, auf dem verdammten Balkon, einer verdammten Villa, auf einer verdammten Insel, mitten im verdammten Pazifik.
Er schaute sich um… schaute über das Stückchen Land, welches er sehen konnte. Die Kinder spielten Kricket.
Da war Jack II., Jack I. war natürlich er selbst, Jack V., Jack VI., Jack XI… und sie.
Er hasste sie.
Sie… war falsch hier. Wie konnte sie passieren? Natürlich wusste er wie sie passiert ist, aber warum zum Teufel passierte sie?
15 Söhne und eine Tochter. Ein einziges Mädchen hüpfte zwischen den 15 Knaben herum, die ihm fast alle wie aus dem Gesicht geschnitten waren.
Sie…
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