Zitat Zitat
die Aussage "nehmt irgendeinen Text aus irgendeiner Epoche"
so hat sie es natürlich nicht ausgedrückt Der Tenor ihrer Aussage war, dass wir einen Text nehmen sollen, mit dem wir arbeiten können und wollen, sprich der uns auch interessiert.

Beispielhaft exerzieren wir das ja am Medea-Stoff durch. Das Seminar ist ja zweigeteilt von je 1,5 Stunden pro Sitzung in dem Methodik wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt wird als ein Bestandteil und im anderen machen wir Textarbeit eben an Medea-Texten. Begonnen haben wir mit Euripides. Das Thema der letzten Sitzungen war Grillparzers Medea-Interpretation. Nächste Woche kommt eine Autorin dran, die den Stoff statt als Drama als Prosa verarbeitet hat, wenn ich den Seminarplan noch im Kopf habe. Ich finde ihr Konzept durchaus schlüssig. Wir diskutieren ja nicht nur den konkreten Text selbst, sondern auch die Unterschiede zwischen Grillparzer und Euripides bspw. gleicher Stoff, gleiche Gattung aber verschiedene Herangehensweise und Darstellung. Das Konzept halte ich für gut.

Was sie, denke ich voraussetzt, was vermutlich auch der Grund ist, warum sie uns freigestellt hat, welchen Text wir nehmen sollen, ist, dass sie wohl annimmt das jeder für einen Text, der ihn interessiert schon irgendetwas hat/ findet, das er gerne untersuchen und vorstellen möchte. Wir unsere Feministin im Kurs sich sicher irgendein schönes Stück raussuchen wird, um das Frauenbild und die Konstellation Mann-Frau darin zu sezieren. Vermutlich erwartet sie gar nicht, dass es jemanden wie mich geben könnte, den kein besonderes Untersuchungsinteresse in irgendeiner Hinsicht antreibt. Ich könnte jetzt selbst deutsche Fantasy nehmen. Ein Werk von Holbein, dass ich sehr schätze und wüsste dennoch nicht, was sich da untersuchen ließe. Höchstens eine handlungsinterne Fragestellung, die aber wohl textanalytisch keine Relevanz besitzt.