Das ganze ist ein Seminar. Die Seminarleiterin will mit uns Textanalyse an Texten aus verschiedenen Epochen und an verschiedenen Textsorten durchexerzieren. Sie hat dafür den Medea-Stoff gewählt. Der wurde von unterschiedlichen Autoren von der Antike bis in die Neuzeit immer wieder bearbeitet. Und das Seminar wird also beispielhaft an diesem Stoff mit der Zeit alles abschreiten also an Lyrik, Prosa und Dramen angefangen bei Euripides bis hin zu einem Autor der Moderne, dessen Name mir jetzt nicht einfallen mag, den ich aber nicht einmal kannte.

Die parallele Vorlesung dazu nennt sich Einführung in die Neuere Deutsche Literatur. Dort referiert unser Dozent im Moment über Gattungen, jede Sitzung eine. Morgen kommt die letzte zur Lyrik dran und dann pro Vorlesung zwei ausgewählte Werke für jede Epoche. Das ist also die Überblicksveranstaltung.

Der Sinn des Seminars ist es uns beizubringen wie man eine Hausarbeit schreibt und wissenschaftlich-methodisch arbeitet. Aber zurecht gehört dazu natürlich das man ein Thema für eine Hausarbeit selbstständig findet und eine Fragestellung formuliert. Die Hausarbeit soll auch erst zum Semesterende abgegeben werden, aber da uns die Dozentin im Laufe des Semesters auf das Schreiben vorbereiten will, wäre es hilfreich, wenn wir bis Mitte Dezember dann eine Thema und eine Fragestellung benennen können, weil uns sonst die anderen methodischen sachen weniger direkt nutzen, weil wir sie nicht direkt auf unsere Hausarbeit als Übung anwenden können, ansonsten würde sie uns halt zur Übung irgendwelche Themen geben, aber das ist nicht im Sinn der Sache. Ich selbst halte es auch für sinnvoll, dass wir uns selbst was suchen sollen, schließlich ist das der Kern der Wissenschaft eigene Fragestellungen zu selbstgesuchten THemen zu entwickeln. Es ist vielmehr ein generelles Problem für mich, da ich mehr der Mensch für das Darstellen weniger für das Untersuchen bin. Ich kann Themen, auch komplexe erfassen und wiedergeben, aber ich tue mich sehr schwer damit selbst Fragestellungen zu entwickeln, weil das für mich nicht die eigentliche Rolle spielt. Ich sauge Wissen auf und formuliere eigene Gedanken aber nicht unbedingt zielgerichtet oder darauf ausgerichtet eine Frage oder dergleichen zu stellen oder zu erörtern. Vielmehr ist Wissen für mich Selbstzweck... Der wissenschaftliche Betrieb erscheint mir doch recht fremd.

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Nimm 'ne Kurzgeschichte. Fragestellung fürs erste Semester: Mit welchen sprachlichen Mitteln setzt der Autor den Text in Bezug zu seiner Zeit / Lebenswirklichkeit? Oder: Welche Rückschlüsse läßt die Erzählung unter Berücksichtigung der sprachlichen Mittel auf das Milieu des Autors zu?
Was sie betont hat. Das die moderne Literaturwissenschaft eigentlich weg soll vom Autor. Untersuchungsgegenstand ist der Text und nicht die Befindlichkeit des Autors. Und das Problem der sprachlichen Mittel ist kein Problem der Nicht-Vermittlung und des Nicht-Aneignen-Könnens. Wie gesagt ich halte es für unsinnig einen Text anhand seiner sprachlichen Mittel zu analysieren. Der Inhalt und die Handlung sind zentraler. Das Was ist entscheidend das Wie nur, sofern es Auswirkung auf das Was hat. Aus meiner Sicht. Ich kann deshalb auch wenig mit diesem Geseiere von wegen Sprachbildern usw. anfangen, die da alle Nase lang in irgendwelchen Musterinterpretationen auftauchen. Tatsächlich ist das auch das erste, was ich nach den ersten paar Sätzen überlese...

Die Dozentin klebte bisher zum Glück auch nicht so sehr formalistisch an den sprachlichen Mitteln sondern hat auch eher den praktischen Ansatz die nur zu beachten,wenn es für die Aussagekraft eine größere Relevanz besitzt. Aber ich schweife ab. Bleibt das Problem ich hab kein Thema und keine Fragestellung.