So, mittlerweile ist die dritte Episode raus und ich hab mal weitergespielt. Ich wollte eigentlich warten, bis alles draußen ist, aber ich dachte, dass man nach über der Hälfte ja auch schon ein gutes Bild des Spiel bekommen könnte.
Eins vorneweg: Ich bin bisher recht enttäuscht und vielleicht wiederhole ich auch etwas, was ich schon gesagt habe. Das Spiel ist keineswegs schlecht, vor allem für Fans des Telltale-Formats nicht. Die Inszenierung ist super, die Charaktere sind super, die Synchro ist super. Es ist ein guter interaktiver Film, aber... Telltale kann das besser.

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Erstmal bekomme ich doch sehr das Gefühl, dass man das Spiel mehr mag, wenn man die Comics
nicht gelesen hat. Was hier vielleicht etwas falsch gemacht wurde (im Vergleich zu "The Walking Dead"), ist die Tatsache, dass es viele Charaktere aus der Reihe gibt. Das ist nicht per se schlecht, nur ist es ein Prequel: Ich weiß also, wer der Täter definitiv nicht ist, weil er/sie am Anfang der Comicreihe fröhlich in aller Freiheit rumstolziert. Dazu kommt, dass man manche Twists meilenweit riechen kann (
s. das Ende von Episode 2), und man
weiß, nicht ahnt, dass es so oder so nur eine falsche Fährte ist. Für Kenner des Comics ist es also verdammt schwer die Spannung zu finden...
... Dazu kommt, dass man einen Charakter spielt, der in den Comics schon am Anfang sehr etabliert war. Wieder etwas, das "The Walking Dead" leider besser gemacht hat: Der Hauptcharakter war ein leeres Blatt. Ja, er hatte Hintergrundgeschichte und grobe Charakterzüge, aber man kannte ihn vorher nicht. Bigby ist da anders und manche Optionen sind einfach enorm out-of-character. Es hilft da auch nicht, dass man bei großen Entscheidungen entweder Jesus oder Satan sein kann. Dazwischen gibt's nicht viel Spielraum.
Soviel aus meiner Comic-Fan-Sicht, doch leider gibt es noch andere Problemchen. Wer dachte, dass es bei "The Walking Dead" zu wenig Auswirkung von Entscheidungen gab, der wird mit "Wolf Among Us" definitiv nicht glücklich. Ja, es hat hier und da eine kleine Auswirkung, aber ich hatte bisher
überhaupt nicht das Gefühl irgendwas in der Hand zu haben, außer der Abfolge gewisser Szenen. Selbst große Entscheidungen sind recht schnell vergeben und vergessen, hat eben ein Charakter ein Körperteil weniger, äh, passiert. Und ich fand "The Walking Dead" in der Beziehung total in Ordnung. Das finde ich vor allem deshalb frustrierend, weil das Spiel spieltechnisch nicht viel mehr hat, denn es gibt einfach keine Adventure-Elemente. Ich glaube, ich habe mein Inventar bisher dafür verwendet um eine Kassette abzuspielen. Das war's. Beweise, die man in der vorherigen Folge gefunden hat, sind in der nächsten auch verschwunden... ohne, dass man sie je gebraucht hätte. Ich habe mittlerweile ernsthaft das Gefühl, dass sie jegliche Kombinatorik und auch QTEs in der ersten Folge verballert haben. Und dann hatten sie keine Zeit mehr...?
Dazu kommt, dass ich die Episoden sehr kurz finde. Vielleicht hab ich "The Walking Dead" falsch in Erinnerung, aber wenn die Folgen so kurz waren, dann hatten sie trotzdem mehr zu erzählen. Vor allem Episode 3 hat absolut nichts neues auf den Tisch gebracht, außer – zugegeben – einen interessanten neuen Charakter.
tl;dr: Alles in allem finde ich es bisher sehr schade... Ich sag's nochmal: Das Spiel ist nicht schlecht. Wirklich nicht. Aber ich weiß auch nicht, was das Spiel will. Als Fan der Serie fühle ich mich doch oft getrollt, als Adventure-Fan hat es für mich absolut kein Gameplay, als zahlender Kunde find ich den Content doch ziemlich dünn. Wer "The Walking Dead" mochte und die Welt von "Fables" kennenlernen möchte, auf jeden Fall, schaut rein. Das Art Design ist auch immer noch bombastisch. Ich spiel das Spiel aber jetzt ernsthaft nur noch durch, weil ich's eben mal angefangen hab. Es verpasst für mich einfach zu viele Chancen.

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