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Ritter
So. Und was jetzt, Prinzessin? Zur Heldin werden und die Menschheit retten?
Zur Abwechslung würde mich das nicht stören.
Nachdenklich ließ Celina ihren Blick durch den verwüsteten Raum gleiten, bis er an den Aktenschränken hängen blieb.
Was hier wohl geschehen ist?
Vielleicht...
Eine Idee keimte in ihr auf.
Vielleicht ist das hier der Ort, an dem alles angefangen hat? Vielleicht können wir hier erfahren, wie es überhaupt zu allem gekommen ist.
Der Gedanke versetzte Celina in eine gewisse, vorfreudige Aufregung. Hier würde sie womöglich Antworten auf eine Frage finden, welche die Menschheit sich vor nun schon mehr als einem Jahr zu stellen begonnen hatte.
Doch ihre Begeisterung wurde von einer trockenen Stimme unterbrochen:
Ich will ja nicht deinen Forschergeist stören, Prinzessin.
Im Augenblick interessiert aber mich mehr, wie man diese verfluchte Medizin anwendet. Guck dir den Russen an. Der macht’s nicht mehr lange.
Und wenn du und die Krankenschwester euch weiter als gottverdammte Helden aufführt, die unbedingt jeden Einzelnen retten müssen ohne die Mittel in der Hand zu haben, auf Menschenrechte für Fast-Untote bestehen und nicht gewillt sind, Sicherheitsmaßnahmen zu treffen... na, dann gute Nacht!
Will hatte natürlich Recht. Wenn man Ivan helfen wollte, durfte man nun nicht zögern.
Ein rascher Blick auf den Russen bekräftigte die Furcht.
Der Mann hielt sich seit nunmehr einer Woche tapfer auf den Beinen, nahm jeden Tag seine Tabletten und beklagte sich nicht - aber Gesundheit strahlte er keineswegs aus und sein Zustand schien sich langsam aber sicher zu verschlechtern.
Lange würde man es wohl nicht mehr geheim halten können.
Als Shelley ihr vertrauensvoll von der Infektion erzählt und den Kabinenschlüssel anvertraut hatte und schließlich zur Schleuse aufgebrochen war, war Celinas erster Gedanke - und das ohne Wills Zutun - gewesen, den Schlüssel einfach in den Fluss zu werfen.
Dieses Wissen war eine Verantwortung, die sie nicht gewollt hatte, eine Verantwortung, die sie alleine niemals hätte tragen können, und die es von sich zu stoßen gegolten hätte.
Doch irgendwie hatte sie es nicht gekonnt.
Hatte Wills drängende, herablassende Stimme ignoriert, sich dazu gezwungen, fest an Shelleys sichere Rückkehr zu glauben und hatte jeden Zweifel daran niedergerungen.
Nun schämte sie sich beinahe dafür, dass letzteres mehr an der Angst vor alleiniger Verantwortung denn aus Sorge um eine neugewonnene Freundin geschehen war.
Doch immerhin fühlte sie sich nun nicht mehr erdrückt von erzwungenem Verantwortungsgefühl. Belastet, das schon.
Aber nicht hilflos und ängstlich.
Immer die Ruhe bewahren, Will, noch scheint er nicht an der direkten Schwelle zur Mutation zu stehen. Ich werde mich in den Akten umsehen.
Shelley schien momentan mit Jul beschäftigt zu sein, was Celina ziemlich kritisch beäugte.
Kuscheleinheiten waren schön und gut, aber wenn im Hintergrund eine Sanduhr lief wohl weniger angebracht.
Ihren Ärger verbarg die blonde Britin hinter einem süßen Lächeln, während sie den beiden Frauen in Erinnerung an eine ähnliche, rollenvertauschte Szene auf der Heather zurief: "Von mir aus müsst ihr euch kein Zimmer suchen... Das möchte ich euch nur wissen lassen.
Und Shelley, ich werde jetzt nachschauen, ob es hier Aufzeichnungen über die Anwendung des Gegenmittels gibt."
Die Aktenschränke würde sie nicht einfach nebenher durchsuchen können, sie müsste systematisch vorgehen.
Interessant wäre wohl der Zeitraum zwischen Sommer 2012 und heute. Celina würde sich also zuerst Akten neueren Datums vornehmen.
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