Ivan hatte schreckliche Träume...
Er sah sich selbst durch eine Art von alptraumhaftem Wald laufen. Es schien Russland zu sein, die Wälder seiner Kindheit, doch tiefer und dunkler, unwegsamer und von düsteren, seltsamen Geräuschen erfüllt.
Der Russe hörte sich im Laufen selbst schwer atmen, er spürte die schwere Ak97 in seiner Hand mehr als er sie sah und das Gewicht gab ihm ein bisschen Sicherheit. Irgendwie schien er zu spüren dass es sich nur um einen Traum handelte, denn er wurde nicht müde als er lief und er wusste, dass er nicht nach hinten sehen konnte weil seine Muskeln dann versagen würden. Aber er spürte instinktiv mit der bestimmten Sicherheit des Träumenden das seine Verfolger Untote waren und ihn schon seit Tagen jagten.
Und er wusste direkt vor sich das Heilmittel. Tief in seinem Inneren kannte er den Weg den er nehmen musste um zu einer Art Heilmittel zu gelangen und so preschte er weiter durch den neblig-herbstlichen russischen Gruselwald.
Hart schrammten die Äste ihm ins Gesicht als er durch dichtes Buschwerk sprang und dann endlich die Lichtung sah. Dort, vom silbernen Mond beschienen, kauerte eine hünenhafte Gestalt und war über einen Leib gebeugt die er im Traum als die Leiche der alten Prudence identifizierte. Ihr Bauchdecke lag offen und offen waren auch die Augen die ihn voller Vorwurf anstarrten.
Er wusste nun wie er das Heilmittel bekommen würde - er musste den riesigen, muskelbepackten Zombie vor sich töten, jene Kreatur, die gerade Prudence zerfleischt hatte.
Grimmig lächelnd hob er die Waffe und erstarrte - das waren nicht seine Hände! Die Waffe wurde nicht von ihm gehalten, es waren die Hände von Shelley, er erkannte sie.
"Das ist doch MEIN Traum, wo bin denn ich..." raste der dunkle Gedanke durch seinen Kopf und abermals erschrak er fürchterlich in seinem eigenen Traumgespenst. Denn der Untote hatte sich erhoben und starrte Iwans Seele - und damit auch die Shelley - direkt an. Es war das verweste Gesicht von Ivan Dolvich das ihn und sie anstarrte. Er hatte Prudence getötet. Er hatte... Er blickte in einen fürchterlichen Lichtblitz, spürte wie Shelley auf ihn schoss und schlagartig hellwach schlug er seine Augen auf.
Sein Kopf dröhnte und grässlicher Durst und ein erbarmungsloser Hunger quälten ihn und aus müden Augen sah er wie flackernd im Nebenraum - dem Archiv - das Licht ansprang, als Niki hineinging.
Dem Russen ging es offen gestanden schrecklich...
Niki untersuchte sich die unzähligen herausquellenden Akten und strich gedankenverloren über das kalte Metall der Schränke.
Hier im Archiv war es dankbarerweise erträglich warm, eine Heizung gluckerte und tuckerte in der Ecke fast fröhlich vor sich hin und verbreitete eine trockene, doch warme, fats einschläfernde Atmosphäre.
Bis dann endlich die grellen Lichter ansprangen und diese Heimeligkeit schnell vertrieben.
So weit er es überblicken konnte, waren die Aktenschränke mit ihrem Inhalt verstaunt und hier achtlos hineingestellt worden. Sie standen kreuz und quer und einige waren auch umgefallen und hatten ihre papierne Ladung über den Boden verteilt.
Niki griff instinktiv und auf Geratewohl eines der Blätter und erstarrte.
Welche Schätze an Informationen mochten hier noch liegen?
Seine Augen überflogen das Papier:
Zitat
Niki blickte von dem Schriftstück hoch und schluckte als er die tausend anderen Papiere sah.
Das könnte eine Lebensaufgabe werden...