"Woah! Woah! Pass auf wo du das Ding hinzeigst. Wir wissen nicht ob Ivan infiziert ist, und niemand hier wird blind abgeschossen! Wir schon viel zu nah am Ziel. Hier ist doch irgendwo ein Heilmittel, nicht? Abgesehen davon, wo sollte Ivan denn gebissen sein? Lassen wir zuerst Shelley ihn untersuchen, dann können wir immer noch irgendwo einsperren. Falls wir ein Heilmittel finden, könnte wir es immer noch benutzen. "
Nathan versuchte die seltsam stille, aber doch gefährliche Lage zu beruhigen. Sie war ihm sehr dankbar. Ein weiterer Blick zu Ivan verriet, wie übel er dran war. Wie viel Zeit er wohl noch hatte?
Er biss sich die Lippen beinahe blutig und sah Shelley dabei an, fast abwartend. Erwartete er, dass sie die anderen aufklärte? Das hatte sie nicht vor. Sie würde ihr Versprechen nicht brechen, auch wenn es dafür ohnehin zu spät war. Oh, haben wir jetzt unsere Prinzipien? Der einzige Grund, es nicht zu sagen - jetzt, da es ohnehin bald jeder wissen würde - wäre der, sich selbst vor dem eigenen Gewissen zu schützen. Aber war das zu rechtfertigen? Es war egoistisch. Und es war wahrscheinlich nicht mal notwendig. Sie würde doch früher oder später ohnehin verdrängen, das war ihr großes Talent. Wie sie es mit Ian getan hatte. Mit dem alten Mann und seiner Tochter. Und schon jetzt mit Fritz, den sie sogar eigenhändig erschossen hatte.
Sie musste die Gruppe jetzt aufklären. Ihnen die Zeit geben, die sie brauchten, bevor Ivan sich verwandeln würde. Ihnen vielleicht die Zeit geben, sogar das Mittel aufzutreiben. War es nicht im Körper dieses Typen im Glastank?
"Okay!", sagte sie, nachdem eine Weile nur gefühlte tausend Augenpaare nervös durch den Raum geflogen waren und niemand mehr etwas gesagt hatte. "Er ist infiziert seit wir mit dem Schiff vor der Schleuse fest hingen. Ich habe seine Wunde an der Hand entdeckt und gewusst, was das Problem war, ihn in ein Zimmer eingeschlossen und erst wieder herausgeholt, als wir gingen." Der letzte Teil stimmte zwar nicht ganz, doch es wäre absolut unnötig, Celina auch noch zu verpfeifen. Die hatte vermutlich ohnehin schon genug unter dem Druck gelitten, an Shelleys bescheuertem Plan teilnehmen zu müssen.
"Ich habe es verschwiegen, weil ich nicht wollte, dass es eine Hexenjagd gibt, wie bei Ali... Aimee - und weil ich hoffte, dass wir es rechtzeitig zum Heilmittel schaffen." Sie knirschte mit den Zähnen und sah auf den Tank. "Können wir das Glas nicht kaputtschlagen und den Kerl einfach rausholen? Noch ist es nicht zu spät!", sagte sie verzweifelt und sah dabei zum hinter ihr stehenden Ivan, dessen Blick immer wieder eine Spur von Gier offenbarte.