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Thema: now watching / now reading

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  1. #14
    Dead Dead Demons Dededede Destruction [0-17]:
    Was für ein absolut wilder Ritt. Wow.
    Irgendwie hats etwas spät in der Spring Season angefangen und bin erst während der Summer dazu gekommen, es anzuschauen. Es ist schon sehr faszinierend. Der Manga wurde auch vor einigen Seiten in diesem Thread mal erwähnt. Ich hatte wegen Vtuber Legends mal wieder zwischendurch auf Englisch geschaltet und nicht mehr zurück, daher die Vermischung^^

    Vorweg: Die Entscheidung vom Studio, eine Episode 0 zu machen, die Material adaptiert, das zwischen Episode 16 und 17 gehört, ist eher fragwürdig. Ich hab es mir in der Reihenfolge angesehen und fand es in Ordnung so. Aber ich konnte es auch schnell schauen – wären 16 Wochen dazwischen vergangen hätte ichs vielleicht anders gesehen. Sollte man sie hingegen nicht schauen wollen, wegen Spoilern, so muss man nun dran denken, sie nach Episode 16 zu schauen. Logisch, ne?
    Es ist vom Oyasumi Punpun Autoren, aber nicht ansatzweise so edgy / Suffer Porn. Dennoch schneidet DDDDD (wie mans so schön abkürzt) viele ernste Themen an und hat einiges an Sozialkommentar auf Lager. Letzterer ist nicht unbedingt positiv und rührt von einem gewissen Weltbild her, was auch tief zynisch werden kann. Manchmal ist die Kritik subtil, manchmal aber auch einfach nur absolut in your face. Und dann hat die Show auch an einigen Stellen nen ziemlich bitterbösen Sinn für Humor.

    Die Kernsituation ist – sagen wir mal, ein Ufo würde jahrelang über einer Stadt schweben. Wie würden die Menschen darauf reagieren? Die Antwort hier? Einfach ihr Leben weiterleben und so tun, als wäre alles normal. Weiter zur Schule gehen, sich verlieben, mit Freunden Spaß haben. Ein Kniff am Anfang ist, dass man auch ein paar Rückblenden bekommt und sich effektiv nicht so viel geändert hat von dem, was Charaktere tun. Tatsächlich erwähnt Kadode, eine der Hauptfiguren, sogar mal, dass sie sich durch die Aliens mehr Abwechslung gewünscht hätte, die aber ausgeblien und ihr Leben weiterhin mundan ist. Grundlegend eine Kritik daran, wie Menschen Dinge ausblenden können, die unangenehm sind und auch ihr Verhalten nicht ändern – sei es nun Klimawandel, entfernte Kriege oder (im Falle Japans) drohende Naturkatastrophen. Hier auf die Spitze getrieben dadurch, dass das Problem permanent sichtbar ist, aber einfach nichts passiert.
    Naja, fast nichts. Parallel sieht man, wie die Regierung Forschungern vorantreibt und die Bewohner "beschützen" will. Das ist bewusst in Anführungszeichen, weil man sich einen Großteil der Zeit nicht mal sicher sein kann, dass die Aliens überhaupt eine gewalttätige Invasion planen. Tatsächlich schicken sie nur gelegentlich mal Schiffe los, welche dann von immer stärkeren Waffensystemen abgeschossen werden. Hier ist die Einstellung: Würden uns Aliens besuchen, wäre unsere erste Aktion sie anzugreifen, statt diplomatische Beziehungen zu eröffnen. Am besten alles Fremde umbringen, denn hier findet im wahrsten Sinne eine Entmenschlichung statt.

    Und gleichzeitig tickt noch eine Verschwörung (gegen Japan) von anderen Weltmächten, die gerne Zugriff auf das Ufo hätten. Also auch hier, sehr klar: Würden wir in Kontakt mit Aliens kommen, und nehmen wir an, dass sie feindseelig sind (wie die Regierung es hier tut), so würden wir trotzdem unsere globalen Konflikte weiterführen. Die Menschheit würde sowas nicht vereinen. Und vielleicht ist noch n bisschen japanischer Nationalismus mit drin, will da jetzt nicht zu viel reininterpretieren *g*
    Es gibt aber noch so viel mehr an Themen, die angeschnitten werden: Verschwörungstheorien, Radikalisierung, das Militär, Nationalismus, Eskalation als Selbstläufer, das Internet als Desinformationsquelle, Mobbing, etc. Eine besonders starke Episode, die vermutlich auch das hier verkaufte Weltbild erkennbar macht: Aus dem zerstörten Teil von Tokyo, wo alles angefangen und die USA die Bombe auf das Alienschiff geworfen haben, hat man eine Touristenattraktion gemacht, wo man Sachen wie frittierte Ufos verkauft.

    Wer jetzt bis hierhin gelesen und von der Materie keinen Schimmer hat, wird sich sicher fragen, was das Ganze mit den Moeblob-Bildern zu tun hat. Ja, diese ganzen Themen sind sekundär, denn tatsächlich handelt es sich hier um eine Slice of Life Geschichte in der oben skizzierten Welt. Und dabei dreht es sich primär eigentlich um die beiden Schülerinnen Ouran und Kadode, die kurz vor ihrem Abschluss stehen. Mit den beiden (und ihren Freunden) wird man auch ne Menge Zeit verbringen. Und ja, es sind tatsächlich keine Grundschüler, die beiden sehen auch nach der Schule so aus (sonst wären ein paar Szenen schon echt verstörend^^).
    Tatsächlich baut die Show damit auch eine ominöse Stimmung auf – denn in vielen Szenen sieht man das Ufo, oder etwas im Hintergrund wabern, aber es passiert damit effektiv nichts. Bis dann halt doch mal was passiert. Man ist also zu nem gewissen Grad konstant on edge, weil man ja erwartet, dass es bald abgehen wird. Die Musikuntermalung tut da ihr übriges. Die langsame Eskalation wird hier auch stark gegenübergestellt mit dem dennoch recht normalen Lebensgefühl der Freunde.

    OK, sehr viel schon geschrieben, wenig über die Charaktere. Außer Ouran und Kadode würde ich die anderen eher als Konzepte mit Minimalpersönlichkeit für gewisse Ansichten / Handlungsweisen ansehen. Ausnahmen vielleicht Hiroshi, Ourans etwas rundlicher (aber absolut hübscher) Bruder, der doch oft genug vorkommt und sympathisch ist, sowie Kenichi, der... ok, sag ich mal nicht mehr zu. Aber als Beispiel, was ich mit "Konzept" meine – Makoto ist ein Crossdresser, der komplett natürlich in die Freundesgruppe aufgenommen wurde, aber sich so in seiner dörflichen Heimat nicht zeigen darf. Er ist vermutlich noch in ein Mädel verknallt. Und das ist es so im groben, was man mitbekommt. Er ist damit eher das Konzept in einen Charakter gegossen als viel mehr. Das bedeutet nicht, dass die Interaktionen keinen Spaß machen – das tun sie durchaus. Aber bis auf ihre zentralen Eigenschaften würde ich die Nebencharaktere hier auch nicht als besonders tief ansehen. Kann die Schuld der Adaption sein, die zu viele Szenen geschnitten hat (man hat immerhin 101 Kapitel auf 18 Episoden runtergebrochen, was bei zügigem Pacing von 4 Kapitel / Episode bedeuten würde, dass die Adaption Material im Umfang von 29 Kapiteln streichen musste – tendenziell noch viel mehr). Und ja, das Pacing ist stellenweise schnell. Z.B. hat man den Arc von Kadode (wer die Geschichte kennt weiß wohl, was ich meine) in nur einer Episode abgehandelt, und da passiert richtig viel.

    Kadode und Ouran stehen klar im Zentrum, und ihre Freundschaft ist der Ankerpunkt. Ouran ist hierbei schon ein ziemlicher Standout. Sie wirkt fast selber wie ein Alien und sie hat definitiv nen Ausfluss von viel zu vielen Körperflüssigkeiten. Was aufmerksamen Lesern vielleicht auf den Screenshots auch auffallen wird
    Die Erklärung für ihr äußerst seltsames Verhalten fand ich leider nicht besonders glaubwürdig, aber dass sie prinzipiell auch "normal" sein kann merkt man an einigen Stellen der Show.
    Kadode ist eher der straight man zu Ourans abgefahrenem Verhalten, aber sie ist auch nicht so flach () wies erst den Anschein macht. Sie ist auch in ihren Lehrer verschossen und... naja, sagen wir mal, da passiert auch einiges. Denn die Show hat auch nen recht kruden Sinn für Humor und ist stellenweise auch recht krass, was das angeht.

    Leider, und das muss man jetzt auch sagen – stellenweise schadet es dem Anime, dass die Charaktere mehr Konzepte sind. So passiert auch viel Entwicklung im Hintergrund und gerade später wirkt es eher, als würde man einer Dokumentation folgen, gerade wenn es sich auf immer mehr Schauplätze ausbreitet. Das kann komplett gewollt sein, oder darauf zurückzuführen, dass man viel schneiden musste. Das ändert an den Aussagen der Geschichte natürlich nichts, aber an der Nahbarkeit. Ourans Liebesgeschichte fand ich auch relativ schwer greifbar, da hatte sogar Kadode mit dem Lehrer mehr Chemie^^
    Auch fand ich den Subplot mit der US Regierung eher weniger passend und irgendwie weiß ich nicht mal, was der konkret sollte – außer ne Analogie zu Hiroshima und Nagasaki mit der Bombe zu liefern. Und schließlich muss ich sagen, dass es an manchen Stellen einfach sehr wenig subtil ist – wie z.B. die Charakterisierung von Soldaten als Goons, die einfach nur ohne nachzudenken Befehlen folgen.


    Jetzt wiederum so viel geschrieben, und noch gar nichts über die Aliens? Tatsächlich wirds da auch sehr schwer, ohne zu spoilern, viel zu schreiben. Gerade ihre Rolle ist etwas, was ich in Anime so vorher noch nicht gesehen habe. Den Umgang mit den Aliens könnte man als einen pessimistischen versue optimistischen Blick auf die Menschheit ansehen. Oder als Dynamiken von großen Menschengruppen versus kleinen Freundesgruppen. Denn wo die Regierung, das Militär und auch verschiedenste Bewegungen die Aliens wahlweise abschlachten oder instrumentalisieren, da zeigen Ouran und Kadode, dass man sich mit ihnen auch anfreunden kann. Die Menschen sind für viele ihrer eigenen Toten verantwortlich, weil sie einfach Alienschiffe in bewohnten Zonen abschießen – vermutlich könnte man sagen, dass die Menschen selber entmenschlicht werden. Was dazu passt, dass die Aliens im gleichen Zug menschlicher gemacht werden. Würde sogar so weit gehen und sagen, dass die Menschen hier für ihr eigenes Verderben verantwortlich waren, weil man die Option, mit den Aliens zusammen zu arbeiten, nie ergründet hat. Auf der anderen Seite sieht man aber auch immer wieder - und da wird der Slice of Life Anteil superwichtig - wie menschlich doch das einfache Zusammenleben abseits der Aktionen der Regierung und des Militärs ist.
    Ja, Menschen sind irgendwie scheiße. Aber auch irgendwie nicht.

    Ich fand den Anime absolut sehenswert und gerade diese Struktur von primär Slice of Life, aber mit sehr schwierigen sozialen Themen nebenbei, ist schon ziemlich faszinierend. Und meiner Meinung nach braucht man den Slice of Life Anteil auch, damit die Nachricht der anderen Teile der Geschichte einen Kontrast bekommen und sich die Erzählung entfaltet.

    Schließlich ist das Ende... sicherlich Geschmackssache. Ich fand es sowohl überraschend als auch irgendwie recht schwach und dann trotzdem ziemlich passend. Abhängig davon, was man sich hier nun genau erhofft und wie sehr man jeden einzelnen Strang aufgelöst haben will. Das Ende ist in jedem Fall imposant, und aus dem, was in den Episoden 16,0,17 (^_O) passiert, hätte man problemlos noch ne weitere komplette Staffel machen können - denn da wird vieles einfach nur geteased. Nicht sicher, ob man zu den Ereignissen nach der Zerstörung Tokyos noch im Manga mehr mitbekommt, als einem die Episoden 0 und 17 liefern.
    Bei der Bewertung vom Ende sollte man aber vielleicht in Erinnerung rufen, dass Kadode und Ouran im Zentraum sind. Denn ultimativ war es ihre Geschichte.



    Geändert von Sylverthas (05.10.2024 um 22:45 Uhr)

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