Legend of the Galactic Heroes oder auch Heldensagen vom Kosmosinsel (kein Typo ^^)
Ist eine ziemlich bekannte Anime Serie mit einem ziemlich guten Ruf (z.B. seit Jahren der Anime mit der höchsten Wertung auf AniDB allerdings nicht der mit höchsten Durchschnittswertung) die ursprünglich zwischen 1988 und 1997 als OVA in Japan erschien. Basierend auf die Büchern von Tanaka Yoshiki der auch die Vorlage zu The Heroic Legend of Arslan geschrieben hat die vor ein paar Jahren als Anime adaptiert wurden. Momentan läuft auch neuen Anime Adaptionen von Legend of the Galactic Heroes mit dem Untertitel Die Neue These. Davon gibt auch schon vier Staffel also scheint sie beliebt genug zu sein, allerdings kann ich dazu nichts sagen ich hab mich mit der Original Serie befasst. Gestartet hab ich mit den beiden Filmen My Conquest Is the Sea of Stars welche das erste Aufeinandertreffen der beiden Hauptcharaktere Yang Wenli und Reinhard von Lohengramm schildert und Overture to a New War welches eine überarbeitet und verlängerte Filmfassung der ersten beiden Episoden der Serie ist. In dem Zusammenhang kann ich aber nur empfehlen sich die beiden Episoden auch zu geben wenn man eh schon 110 Episoden schaut, weil der Film trotz längerer Laufzeit nicht alle relevanten Informationen der ersten Folgen aufgreift...
Ich hab bisher die ersten 35 Episoden geschaut und damit die ersten Staffel (bis Episode 26) beendet und wollte mal meine ersten Eindrücke teilen.
Legend of the Galactic Heroes ist dabei als epischen Space Opera angelegt und ich würde sie klar als „soft“ Science Fiction zählen. In der Zukunft der Menschheit hat diese sich über viele Planeten und Sonnensysteme verteilt. Ungefähr 500 Jahre vor Beginn der Handlung wurde diese Planeten unter der Herrschaft von Rudolf von Goldenbaum zu einen Imperium vereint. Von diesen hat sich die Free Planets Alliance abgespalten und diese beiden Parteien führen zu Beginn der Serie bereits seit 150 Jahren Krieg und befinden sich in einer Art Pattsituation, den die beiden Parteien sind nur durch schmale (Raum-)Korridore miteinander verbunden außerhalb denen Navigation nicht möglich ist (Fragt gar nicht erst nach wird nie erklärt...) und welche die Angriffsmöglichkeiten stark einschränken.
Das Imperium hat dabei eine feudale Struktur mit der herrschenden Imperator Familie umgeben von Adels- und Hochadelshäusern welche die Herrschaft über Ländereien oder ganze Planeten haben. Das Imperium hat dabei einen deutschen Anstrich was die ganzen Namen angeht, was auch die vielen deutschen Schnipsel in der Serie erklärt, so kann schon mal der Sanitätskasten deutsch beschriftet sein oder die Hauptstadt heißt Neue Sanssouci, Raumschiff schon mal Berlin usw. Dabei ist das Imperium aus einer demokratischen Gesellschaft hervorgegangen.
Die Free Planets Alliance ist dagegen eine Demokratie und hat einen eher amerikanischen Anstrich, wobei sich ihren Namensgebung sich bisweilen an alten Griechenland anlehnt. (So heißt das Kommandoschiff von Yang Wenli z.B. Hyperion.)
Wer jetzt aber glaubt das Free Planets Alliance = Demokratrie = gut ist und das Imperium böse der greift zu kurz. Vielmehr haben beide Seite massive inneren Probleme und werden von ihren schlechtesten Seiten dargestellt. ^^
Die beiden Hauptcharaktere sind dabei Yang Wenli der eigentlich nie Soldaten werden wollte sondern Geschichte studieren wollte, aber im Zuge des Krieges war die Offizierslaufbahn seine einzige Chance sich mit Geschichte zu beschäftigen zumal er nicht wohlhabend Genug war um auf das Stipendium der Armee zu verzichten. Seine größter Wunsch ist es das der Krieg endet und er sich zur Ruhe setzen kann. Reinhard von Lohengramm (Am Anfang noch von Musel) dagegen stammt aus einer verarmten Adelsfamilie im Imperium dessen ältere Schwester aber dem Imperator in die Augen fällt. Dieser nimmt Reinhards Schwester bei sich auf und eröffnet Reinhard damit eine Laufbahn beim Militär. Er will vor allem im Imperium aufsteigen auf das niemand mehr die Macht so etwas zutun wie seine Schwester gegen ihren Willen aus seinem Leben zu reißen.
Beide Charaktere erweisen als herausragende Strategen und Taktiker weshalb sie immer tiefer in die Geschichte des Krieges hineingezogen werden.
Was mir persönlich als erstes Negativ aufgefallen ist das die Taktiken zumindest im ersten Teil weder besonders interessant noch spannend sind. Davon hatte ich mir persönlich deutlich mehr versprochen. Um das etwas zu erklären wäre ein Beispiel eines der ersten Gefechte. Eine 2:1 überlegene Flotte will eine kleinere besiegen in dem sie sich in 3 Teilflotten aufspaltet und den Feind von 3 Seiten angreift. Die unterlegene Flotte vernichtet aber die 3 einzelnen kleineren Flottenteile eine nach der anderen. Das war die Taktik. Problem ist das wir ohne Informationen arbeiten. Von einem Flottenteil fliegt die unterlegene Flotte aber 5 Stunden bis zum nächsten Flottenteil. Da fällt es mir schwer die geniale Taktik zusehen, wenn es eher so aussieht als hätten sich die Flottenteil einfach viel zu weit voneinander entfernt um sich überhaupt gegenseitig zu helfen. Die anderen Flottenteile wissen nicht mal wirklich wie es um den anderen Flottenteil steht und führen ihr Manöver fort ohne was zu ändern. Was Fragen über die Aufklärungs- und Kommunikationsfähigkeiten in diesem Universum aufwirft. Dagegen weiß die unterlegene Flotte genau wo die anderen Flottenteile sind und kann ihnen in den Rücken fallen während die Flottenteile überrascht sind. Sprich die taktischen Erfolge sind nicht besonders beeindruckend wenn sie in einem Spiel erreicht werden dessen Regeln man nicht kennt und die sich auch nach belieben ändern können. Mal werden Raketen eingesetzt mal nicht, mal Jäger und mal nicht. In Episode 30 oder so sieht man das erste Mal Schilde, wo davor die Strahlen immer direkt in den Schiffen eingeschlagen sind. Hatten sie bis jetzt immer Schilde die nur nichts gebracht haben oder was soll das? Und solche Sachen gibt es öfters. Einmal stehen sich zwei Flotten gegenüber getrennt durch ein Minenfeld. Die eine Flotte spaltet sich und will mit einer Teilflotten das Minenfeld umfliegen plötzlich werden sie mit Raketen angegriffen und man sieht eine kurze Szenen mit Minen. Was ist passiert? Keine Ahnung der Siegreiche Kommandant sagt nur das die Minen ein paar Tricks hatten. Aber das verstehe ich nicht unter spannenden Gefechten. Dazu kommt noch das am Anfang fast nur Charaktere das sagen haben die als unfähige Idioten hingestellt werden, das macht das Ganze auch nicht besser. Oft läuft es darauf hinaus das eine Seite was blödes befiehlt die andere Seite etwas das klug sein soll und dann gibt es etwas Lightshow mit PewPew Lasern und Explosionen und die Seite mit dem vermeintlich klugen Vorschlag hat gewonnen. Beschränkt sich außerdem nicht bloß auf Weltraumschlachten. In einer Episode soll ein Asteroid eingenommen werden. Der einzige Weg ist ein Tunnel durch das Gestein das vom gegnerischen Elite Kommandanten bewacht wird. Um ihn zu besiegen provoziert die anderen Seite ihn zum Angriff (sie benutzen aus ungeklärten Gründe meist Äxte im Bodenkampf... Bitte fragt nicht... Ich sehe in 90% der Fälle keinen Grund) und locken ihn in eine Fallgrube, die sie anscheinend in direkter Sicht und Hörweite seiner Position ausgehoben und wieder versteckt haben ohne das er das mitbekommt. Super nicht?
Die Serie ist in der Hinsicht auch wahrscheinlich einfach zu "soft" das sie nicht mit den technischen Seite beschäftigen will. 30 Folgen wird kein Wort über die Antriebe der Schiffe verloren bis mal erwähnt das sie mit Warpantrieben Sprünge machen. Man auch weiß nicht wie schnell sie außerhalb des Warps sind, wie weit sie Schiffe detektieren lassen, ob es Schilde gibt oder nicht, warum mal Raketen benutzt werden und mal nicht. Sprich es fehlen die Spielregeln damit man als Zuschauer einen Zug auch bewerten zu können und damit sind die Gefechte für mich größtenteils langweilig.
Muss ehrlich sagen das Crest-/Banner of the Stars dieser Serie in dieser Hinsicht haushoch überlegen ist. Unabhängig wie realistisch es ist hatten dieses Setting spannende, interessante und ausgearbeitet Ideen wie sie im Rahmen ihrer FTL Flüge mit Minen kämpfe die ihre eigenen Warpblasen haben usw.
Dazu kommt das die Animation was die Schlachten angeht nach heutigen Maßstäben auch niemanden aus den Socken hauen werden. Man kann es sich zwar anschauen aber beeindruckend sieht es nicht aus.
Ich muss aber zugeben das es in den letzten Folgen eine interessante taktische Idee gab, von daher hab ich Hoffnungen das sich die Serie in der Hinsicht noch etwas steigern kann, zumal sich die Reihen der unfähigen Idioten etwas lichten, ich glaube aber nicht das es etwas an meinem grundsätzlichen Problem ändert.
So das war jetzt sehr viel zu den Kämpfen und ich nehme an dafür interessiert sich nicht jeder (auch wenn sie einen Kernaspekt der Serie ausmachen), also was gibt es sonst noch zu sagen.
Nachdem ich weiter oben ziemlich negativ war muss ich sagen das mir politischen Machtspiele und die Charaktere deutlich besser gefallen. Die ständigen Konflikte und Intrigen im Ränkespiel sind interessant und sorgen für deutlich mehr Veränderung und Spannung als die Schlachten. Insgesamt ist das denke einer der großen Reize der Serie, sie ist ziemlich bodenständig und "erwachsen" mit Kommentaren zu Regierungsformen, Militär, Krieg und Politik. Durch den Krieg in der Ukraine wirkt das wahrscheinlich noch was aktueller als vor 1-2 Jahren der Fall gewesen wäre. Und auch die Charaktere machen teilweise interessante Entwicklungen durch. Gerade Reinhard von Lohengramm ist in der Hinsicht eine interessante Figur und es würde mich wundern wenn wir ihn weiteren Verlauf selbst als Diktator erleben würden. Yang Wenli ist dafür der deutlich sympathischere Charaktere aber vielleicht kommt da auch noch mehr Charakterentwicklung.
Nun ist ja erstmal ein Zwischenfazit. Ich schätze das nächste Mal schreibe ich wenn ich mit der Serie durch bin? Mal schauen. Bis jetzt ist mein Eindruck das sich die Serie trotz meiner Kritik weiter oben lohnt und ich bin froh sie endlich in Angriff genommen zu haben.