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Thema: now watching / now reading

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  1. #11
    Hatte über die letzten Wochen immer mal wieder ein paar Kapitel von Liar Game gelesen, und bin nun durch damit. Prinzipiell mag ich die Idee von Battle Royal Spielen, bei denen es nicht um das Töten von anderen geht, sondern um Geld. Daher war der Manga schon grundlegend etwas für mich. Kurz gesagt: die erste Hälfte hat mir sehr gut gefallen, waren interessante Spiele dabei und das gegenseitige Bullshitten der Charaktere war noch im Rahmen. Bei der zweiten Hälfte geht es dann leider bergab und die letzten Kapitel sind ein einziges Trainwreck. Dabei funktioniert das Ende sogar konzeptuell, nur halt die Umsetzung einfach mal gar nicht.

    Glücklicherweise sind die Hauptcharaktere hier keine Schüler sondern alle (mehr oder minder - bei Nao kann man sich da streiten^^) erwachsen. Auf der anderen Seite scheinen die meisten keinen Job zu haben oder zumindest nen ordentlichen Urlaub genommen zu haben, um am Liar Game teilnehmen zu können. Schätze mal Naos grenzenlose Naivität wird viele Leute hier in den Wahnsinn treiben, und irgendwie kommt mir das auch wie ne Story aus ner Zeit vor, in der es vollkommen akzeptabel war, wenn "The Chick" das Dummerchen ist (siehe auch Death Note ). Und ich muss auch zugeben, dass sie zwar zwischendurch den Bogen kriegt, aber immer noch wieder heftige "Brainfarts" hat, welche wohl einfach zu ihrem Charakter und zum... Humor (?) gehören. Prinzipiell mag ich ihre Entwicklung gerne, vor allem die Erkenntnis, dass Leuten blind zu vertrauen keine Freundlichkeit ist, sondern eher Apathie und man an Leuten zweifeln sollte, um sie überhaupt kennenzulernen. Generell ists witzig, wie Nao die Leute auf ihre Seite bringt, obwohl sie größtenteils nur von "Friendship is magic!" spricht. Dass Shinichi öfter erwähnt, er hätte das Spiel nur durch sie so weit gewinnen können, halte ich zumindest teilweise für debatierbar - obwohl ihr Ansatz, kooperieren zu wollen, durchaus erfolgreich war. Aber ohne Shinichi würde sie trotzdem in jeder Runde verlieren *g*

    Ich muss ja zugeben, dass es mir auf Dauer viel mehr auf den Wecker gegangen ist, dass Shinichi immer noch einen weiteren Maserplan hat und immer mehr voraus geplant hat als alle anderen. Bis zum 3. Spiel (das Schmuggeln) ging das für mich noch irgendwie klar, da war das auch noch nicht absolut abgenudelt und man hatte zumindest bei ein paar Spiele noch die Vermutung, dass sein Plan scheitern könnte. Dass dies nicht der Fall ist nimmt den Spielen auch die Spannungskurve, weil ich eigentlich erwartet hätte, dass der Autor nach den ersten Spielen, die diesem Muster folgen, das Setup mal ändern wird. Aber nein, bis zum letzten Spiel sind im Prinzip er und Nao auf einer Seite, und er kramt immer seinen großen Plan raus. Da kann der Autor sich noch so tolle Spiele ausdenken, wenn eh relativ klar ist, wies ausgehen wird, sind die auf Dauer nicht so spannend.

    Was schade ist, weil die Liar Games eigentlich schon echt Spaß gemacht haben. Gerade in der ersten Hälfte waren die Muster noch nicht so festgefahren und die Täuschungen interessant. Denke das Schmuggelspiel ist da wirklich herausragend, weil es quasi das verkörpert, was man in so einer Geschichte sehen möchte und auch irgendwie erwartet. Konzeptuell war das Spiel auf der Insel in Ordnung, aber durch die vier Parteien gab war es enorm langsam.
    Die Fehde zwischen Nao und Fukunaga war ziemlich interessant. Zusätzlich wird im Hintergrund immer wieder angeteased, dass Shinichi die Wahrheit hinter dem Liar Game rausfinden will, was als ein gewisser roter Faden fungiert (welcher aber größtenteils im Sand verläuft, bis zum letzten Kapitel...). Auch die Backstory von Nao (mit ihrem kranken Vater) und Shinichi fand ich interessant, leider ist sie im großen und ganzen für den Manga dann ziemlich irrelevant. Eines der positiven Elemente der späteren Kapitel ist auch Harimoto und seine Groupies, weil diese einen ordentlichen Charakterbogen durchlaufen und damit neben Fukunaga die einzigen Charaktere sind, die eine starke Wandlung durchleben. Und "I love Hitler" Yokoya muss man natürlich auch hervorheben, welcher ein guter Gegenspieler ist. Generell hat der Manga einige gute Nebencharaktere, deren Motivationen etwas mehr beleuchtet werden. Aber natürlich auch viele Mitspieler, von denen man bis zum Ende praktisch nichts weiß oder die eh nur in einem Spiel vorkommen.

    Später läuft recht viel nach Mustern ab und wenn mal wieder rauskam, dass irgendwelche Spieler zusammengearbeitet haben, dann war das wenig überraschend. Was man aber den Kommentatoren vom Liar Game auch mal hätte sagen müssen, denn gerade in der zweiten Hälfte kommentieren die einfach jeden Scheiß. "Das kann Shinichi doch gar nicht mehr drehen!" - "Fufufu" - "OMG! WIE KONNTER ER DAS NUR WIEDER DREHEN!". Generell verliert sich der Manga später in einer endlosen Flut an (größtenteils trivialen) Erklärungen, welche ich als Zeitstreckung ansehe. Ich habe mich manchmal gefragt, ob die Kapitel monatlich im Magazin rauskamen, weil man so oft irgednwelche "Recap"-Erklärungen gebracht hat. Habe auch angefangen manche Stellen einfach zu skippen, wenn die Moderatoren mal wieder die Erklärungskeule rausgeholt haben.

    Und dann das Ende. Puh. Also, konzeptuell, wie am Anfang gesagt, funktioniert es. Ich hatte mir schon sowas in die Richtung gedacht, dass das Liar Game im Prinzip harmlos ist, und es wird ja auch in der Story mit "reiche Menschen machen manchmal weirden Shit" gerechtfertigt. Ich frage mich, ob das verbotene Buch aus China gekommen ist, irgendwie passt das zeitlich mit "vor 20 Jahren" ja auch ganz gut. Also wäre das dann etwas, was die chinesische Regierung verboten hat, und am Ende auch die online Dokumentation grillt. Alles nicht übel, aber meine Fresse, wie das ausgeführt wurde. Innerhalb eines halben Kapitels geht Yokoya von "1939 Hitler Is My Idol!" zu "Hey, ich kooperier dann doch mal mit euch, lasst das Liar Game beenden!". Und dann kommt im allerletzten (!) Kapitel der fette Exposition Dump, bei dem einem einem einfach mal so die gesamte Backstory erzählt wird. Umso lustiger ist, dass diese während der restlichen 200 (!) Kapitel immer nur mal am Rande erwähnt wird und man praktisch keine Informationen bekommt. Vielleicht hatte der Autor keinen Bock mehr auf den Manga oder man hat die Serie gekappt, weil das finale Spiel auch das bei weitem schlechteste war. Vielleicht wollte er auch richtig schön meta sein mit seiner Nachricht. Quasi: in universe wurde das Liar Game nicht ordentlich vervollständigt, und jetzt auch hier nicht! Ach ja, und Yokoyas Vater war auch einer der Gastgeber beim Spiel. Und hat seine Kohle beim letzten Liar Game gemacht... weil... das total wichtig war, das im letzten Kapitel noch zu droppen... ist ja sowieso so wenig passiert...^^.

    Also ja, insgesamt... die erste Hälfte hat gefallen, danach kann mans auch ruhig sein lassen. Frage mich, wie die Verfilmung vom Liar Game geworden ist, und ob sie dort gerade in der zweiten Hälfte einiges abändern, damit alles ein wenig glatter wirkt.

    Geändert von Sylverthas (03.03.2020 um 23:36 Uhr)

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