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Mirokurator
Ich hab die Tage nochmal Hunter X Hunter angefangen und stehe jetzt genau vor dem Chimera-Arc, also Kapitel 186 oder so.
Und ich muss sagen, wenn man die Serie am Stück liest und nicht in einzelnen Batzen über Jahrzehnte verteilt, ist sie echt nochmal ein gutes Stück besser. (Wahrscheinlich hauptsächlich, weil ich auch wirklich verstehe, was gerade abgeht.
) Bin sehr gespannt, ob das auch im kommenden Arc hält, den ich damals ja so überhaupt nicht mochte. Und obwohl gerade die ersten paar Kapitel einen erschreckend anderen Zeichenstil und Inhalt haben als die aktuellen, findet HxH zieeeeemlich schnell seinen eigenen Charakter: Bei Kapitel 15 oder so stecken die Figuren eigentlich schon knietief in den Mindgames, und machen wir uns nichts vor, genau darum geht es in diesem Manga – Mindgames, Mindgames, verdammt kreativ und konsistent gemachte Mindgames. Bei anderen guten Shonen ist das oft ein Teil des Reizes, aber hier ist eigentlich alles andere nur das "Drumherum", und ich bin immer wieder geschockt, wenn die Charaktere deutlicher intelligenter handeln als ich es jemals könnte. xD' In diesem Sinne wundert es mich auch gar nicht mehr, dass der Autor mit der Zeit so hart auf Kurapika und Hisoka geht; ihre Fähigkeiten und ihre Psyche eignen sich dafür natürlich viel mehr als so stumpfe Shonen-Batzen wie Gon oder Leorio.
Hervorheben möchte ich kurz noch die "moralische Mentalität" dieses Mangas. Shonen haben ja gerne mal ziemlich düstere Töne und überraschende Graustufen, aber holy fuck, schafft es HxH, eine durchweg menschenfeindliche, erschreckende Welt aufzubauen, einfach durch die subtil beiläufige Art und Weise, mit der es den Tod durch Gewalt angeht. Selbst Gon als Happy-Go-Lucky-Shonen, der nicht viel von sowas hält, nimmt brutale Tode gerne mal als Fakt des Lebens hin. Leute sterben hier für praktisch gar nichts, ständig, und dann auch gleich 50 davon. Manchmal sieht man, wie sie um Gnade flehen, 1-2 Panels lang, aber die jeweiligen Schurken scheren sich Null darum. Sie wollen nicht klar machen, wie böse sie sind, sie monologisieren nicht groß mir schatten-unterlegten Augen herum, sie geben einfach keinen Fick und töten jemanden, weil es irgendwo die effektivste Variante ist, oder weil sie es können. Und das alles ist 100% "show, don't tell"; an keiner Stelle wird erwähnt, dass es eine besonders schreckliche Welt wäre, oder dass es ach so abgründig schrecklich ist, dass da mal wieder dutzende Menschen umgekommen sind. Es ist halt so, und alle relevanten Charaktere wissen es, und das macht die Serie bedrückender als es irgendwie betonte Negativität oder eine "düstere" Optik jemals könnten.
Die Spinnen als Eigentlich-Antagonisten-aber-eigentlich-doch-Protagonisten verkörpern das besonders gut, denn es wird nicht wirklich drauf rumgeritten, wie psychopathisch das eigentlich alles ist. Sie werden sogar ziemlich schnell sympathisch, was einem dann doch hin und wieder Angst machen kann.
Ein Kritikpunkt, den ich habe, bleibt allerdings die Komplexität: Manchmal ist da das Gefühl, der Autor hätte wirklich lieber Rollenspiel-Designer werden oder ein paar Escape Rooms aufmachen sollen. Die "Regelsysteme" und Hintergründe, die er entwickelt, sind manchmal vollkommen übertrieben, in einem Ausmaß, in dem das weder die Story noch die Mindgames rechtfertigen können. Der Greed-Island-Arc macht das schmerzhaft deutlich, weil er wahrscheinlich auch mit einem Drittel der eingeführten Karten einwandfrei funktioniert hätte, und ich kann mich sogar noch erinnern, dass mich das damals ziemlich abgestoßen hat – nicht zuletzt, weil es in mancherlei Hinsicht wie ein endloser Filler gewirkt hat. Diesmal mochte ich diesen Arc SEHR gern (zumindest abgesehen vom farblosen Schurken), allerdings habe ich dafür wirklich das Wissen gebraucht, dass man nicht alles verstehen muss, was in Hunter X Hunter so passiert. Was doch nicht der Optimalfall sein kann ...? ^^ Im aktuellen Manga-Arc ist das ja sogar noch mal krasser. Wenn ich über die Menge an Systemen nachdenke, die da schon erklärt wurden, oder an die teilweise zwei- bis vierseitigen Übersichten mit irgendwelchen Konzepten, oder an Seiten, auf denen man ein Gesicht und sonst nur erklärende Sprechblasen sieht, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Aber wie gesagt: Man muss halt auch nicht alles verstehen, und der aktuelle Arc ist auch wieder völliger Wahnsinn, was die Mindgames angeht.
Ich hoffe nur, der Autor explodiert nicht irgendwann in völlig andere, gänzlich unmenschliche Sphären.
Auf jeden Fall einer meiner Lieblingsmangas, und definitiv einer, den ich gut mehrmals lesen kann. Mal gucken, was die Ameisen beim zweiten Versuch sagen.
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