-
Deus
Habe neulich auf Netflix Trigun komplett geschaut. Hatte damals nur die ersten zwei oder drei Folgen und dann noch irgendeine gegen Ende gesehen. Jetzt mal nachgeholt. War okay, aber nicht überragend. Besonders wenn man das mit anderen Vertretern vergleicht, die ungefähr in der selben Zeit rausgekommen sind (halt kein Vergleich zu Cowboy Bebop).
Der Protagonist Vash the Stampede ist sympathisch und in der ersten Hälfte der Serie ist es noch richtig amüsant, wie er immer verwechselt wird bzw. alle ihm Zerstörungen in gigantischem Ausmaß und zig Morde anlasten, obwohl er trotz seiner Fähigkeiten niemanden umbringt und meistens gar nicht im engeren Sinne für die Schäden verantwortlich war, aber sich das durch Hörensagen einerseits und durch all die Gauner, die es auf das Kopfgeld von 60 Milliarden Double-Dollar abgesehen haben (einmal macht eine ganze Stadt Jagd auf ihn ^^) andererseits, immer weiter rumspricht und verschlimmert. Legendenbildung und so. Er verhält sich auch nicht gerade wie ein wahnsinniger Massenmörder, sondern stellenweise eher wie ein sozial ungeübter Tourist xD
Irgendwann macht die Serie aber eine ziemliche stimmungsmäßige Kehrtwende, man erfährt etwas mehr - aber leider nicht genug - über die Hintergründe, die Kämpfe und Vash selbst werden ernster und die Opferzahlen steigen. Die Hintergrundgeschichte ist eigentlich echt cool, aber abgesehen von einer einzigen Folge, die quasi die Vorgeschichte erzählt und alle Basics abdeckt, bleiben viele Detailfragen offen, für die man wohl den Manga lesen müsste. Ansonsten wird darauf nämlich nur noch richtig in der letzten Folge eingegangen, und darin wirkt es zu knapp und gehetzt. Auch der letzte Kampf war wenig spektakulär. Hätte man durch die ganze Serie hindurch stärker auf Rückblenden gesetzt, die Vashs Vergangenheit beleuchten, wäre das viel spannender gewesen.
Die Nebencharaktere mochte ich auch gerne, aber die kommen oft viel zu kurz. Meryl und Milly sind zwei Versicherungsangestellte, die Vash verfolgen um den Schaden, den er verursacht, zu minimieren, hehe. Wolfwood, ein Priester, mysteriöser Rivale und Freund von Vash wird auch viel zu kurz abgehandelt, weshalb das, was eigentlich eine große Enthüllung über ihn hätte sein sollen, wirkungslos verpufft.
Besonders schwierig sehe ich aber das Setting. Eigentlich liebe ich ja rauhe Gegenden und ein staubiger Wüstenplanet mit westernartigen Revolverduellen und Saloons sagt mir total zu. Erinnert mich stark an die Wild Arms RPG-Serie. Im gegensatz zu jener fehlt es Trigun aber leider total an Abwechslung. Die Farbpalette bleibt immer die gleiche, die Städte sehen alle gleich aus. Und wenn man dann noch bedenkt, dass sich besonders zu Anfang die Struktur der Geschichten sehr ähnlich anfühlt, kann das ganze schon ziemlich repetitiv rüberkommen.
War mal einen Blick wert, aber nicht wirklich fesselnd und wird schnell wieder vergessen sein. Wenn ich da bedenke, was andere Serien in 26 Episoden alles an Charakterentwicklung und World Building zustande gebracht haben, war Trigun eher Durchschnitt.
Zur Zeit gucke ich Rurouni Kenshin und bin von der Qualität überrascht. Das zeitliche Setting zu Anfang der Meiji-Ära bringt die richtige Würze, mit dem ganzen Land im Umbruch. Jidai-geki /Chanbara-Gedöns mag ich sowieso schon seit Langem. Auch hier ist der Titelheld eine (inzwischen) friedliebende Killermaschine. Sehr nett, aber in brenzligen Situationen total bad-ass, von Gegnern permanent unterschätzt. Was mir hier wieder besonders auffällt ist, wie sehr ich den Animationsstil und die Technik aus jener Zeit liebe. Ich kann das nur schlecht beschreiben, aber diese Serien aus den 90ern wirken viel handwerklicher und organischer, von den Farben, von den Bewegungen, vom Charakterdesign und den Umgebungen... Heute scheint mir ein Großteil der neueren Animes steril, farblich- und effekttechnisch überladen aber trotzdem arm an Liebe zum Detail speziell bei den Hintergründen. Kommt mir alles so geleckt und perfekt vor, dass dazwischen irgendwas an Authentizität verlorengeht.
Habe ferner mit Fullmetal Alchemist: Brotherhood angefangen, der zweiten Serie die anders als der Vorgänger (den ich kaum kenne) strikt dem Handlungsverlauf aus der Manga-Vorlage folgen soll. Soweit nicht schlecht. Man sieht die hohen Production Values und die Geschichte kann richtig schön verstörend und düster werden und auch ein paar unangenehme, alte Fragen aufwerfen (wie weit darf die Wissenschaft gehen usw.). Nur den gigantischen Hype dahinter (9,0 auf IMDb wtf?!) kann ich noch nicht so recht nachvollziehen. Finde das World Building mit diversen kleinen Exposition Dumps in Form von langen Monologen und trotzdem massig bleibenden Fragezeichen eher ein wenig holprig, und Hauptcharakter Edward Elric ist für meinen Geschmack zu frech, vorlaut und überheblich. Mal gucken wie sich das so entwickelt und ob die Erzählung sich noch steigert. Die Idee mit der Alchemie, Transmutation von Materie und alles was da noch dranhängt ist auf jeden Fall originell und gut umgesetzt; was anderes als der übliche Einheitsbrei.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln