Country of Cherry Blossoms: Heute habe ich endlich die geistige Ruhe gefunden, mich mal wieder diesem Manga zu widmen. Im Gegensatz zu Town of Evening Calm spielt sich die Handlung von Country of Cherry Blossoms nicht so direkt nach dem Weltkrieg ab, sondern erst 1989 (bzw. etwas früher; es gibt einen Zeitsprung von 17 Jahren). Trotzdem sind die Spuren der Atombombe noch immer alles andere als verblichen. Auch so viele Jahre später sterben Menschen noch an den Folgen, aber was in dieser Geschichte beinahe bedeutsamer ist, sind die Erinnerungen der Leute, die unmittelbar vom Bombenabwurf betroffen waren. In einigen Rückblenden des Vaters der Protagonistin sieht man, wie er in der Nachkriegszeit lebte und seine mittlerweile verstorbene Frau kennenlernte, deren "Langsamkeit" auch auf die Strahlung zurückgeführt wurde. Ob das wirklich die Ursache war, wurde nie geklärt, aber sie starb einige Jahre später im Alter von 38. Das ist jedoch nicht die einzige Bindung des Vaters zur Vergangenheit: Zum fünfzigsten Todestag seiner am längsten lebenden Schwester reist er nach Hiroshima, um die Menschen, die seine Schwester kannten, zu bitten, ihre Erinnerungen zu teilen.
Es geht in Country of Cherry Blossoms aber nicht nur darum, sondern vor Allem auch um die Gefühle der Protagonistin, die immer noch stark durch ihre Vergangenheit geprägt werden. Nicht nur durch unmittelbare Folgen wie Tode von Verwandten, sondern durch die Mentalität der Leute, die die Zeiten miterlebt haben. Aber all dies wird mit einer sehr feinfühligen Alltäglichkeit erzählt, ohne zu dramatisieren. Der Manga ist definitiv kein Tear Jerker, aber dennoch zweifelsohne sehr traurig. Und mehr noch: Er hinterlässt einen bleibenden Eindruck und großen Respekt vor der Vergangenheit.

Nausicaä Band 2: Ich weiß gar nicht, warum ich so eine lange Lesepause gemacht habe. Der Manga ist noch immer toll – am besten gefällt mir die Darstellung der Welt mit den Sporenwäldern („Sea of Corruption“) und Salzmeeren. Definitiv eines meiner Lieblings-Postapokalypse-Settings. Manchmal verliere ich etwas die Übersicht, muss ich zugeben. Besonders in den Action-Szenen. Vielleicht, weil ich sonst kaum Manga lese?
Die Handlung unterscheidet sich auch stark vom Film. Oder eher gesagt: Sie ist sehr viel detaillierter, auf jeder Ebene, aber besonders auf politischer und charakterlicher Ebene. Der Sichtwinkel ist wesentlich weniger nausicaäzentrisch und man bekommt von allen Seiten viel mit. Ich finde die Rolle der Ohmu sehr spannend, und warum Nausicaä sie als die reinsten und edelsten Geschöpfe bezeichnet.