So, eben den Film von A Silent Voice gesehen. Insgesamt hat er mir sehr gut gefallen. Mir kam es so vor, dass das Tempo des Films ziemlich hoch war, was wohl daran liegt, dass man 7 Mangabände einbinden wollte. Dadurch ist er sehr dicht und hat kaum erzählerische Pausen, in denen man über Sachen nachdenken kann. Was hier nicht unbedingt positiv ist, weil er mit sehr schweren Themen arbeitet (im Gegensatz z.B. zu Kimi no Na wa, welcher auch sehr schnell geschnitten ist, aber dafür IMO eher das Vermitteln von Emotionen statt Bearbeitung schwerer Themen im Vordergrund steht). Denke er sollte dennoch verständlich genug sein, aber das kann man natürlich nur bedingt bewerten wenn man die lange Fassung der Geschichte kennt
Audiovisuell ist der Film natürlich großartig. Man erwartet dass ja von KyoAni, aber hier war ich wirklich begeistert wie gut die Zeichensprache umgesetzt war.
Der Film macht meiner Meinung nach ein paar Sachen besser als der Manga. Man merkt hier auch gut daran, dass KyoAni in der Regel nicht Sachen 1:1 adaptieren, sondern auch abwandeln, wenn es nötig ist. Im dem Manga ist ein zentrales Motiv der Story und warum die Charaktere zusammenkommen, dass es um das Drehen eines Films geht, den Shouyas "best friend" machen will. Das wurde im Anime komplett geschnitten und zeigt IMO, wie wenig wichtig dieser Plot eigentlich im Manga war. Hab ihn größtenteils auch eher als störend empfunden und bin über die Entscheidung sehr froh. Große Teile vom 6. und 7. Mangaband wurden auch komplett geschnitten, was ich aber ebenfalls in Ordnung finde, da ich diese nicht als zu essentiell empfand. Z.B. gibt es keinen Epilog hier, welcher einem noch mal erzählt, was jeder Char in der Zukunft machen will und die merkwürdige Szene, in welcher sich heraustellt, dass Shouya Friseur und Shouko Hair Stylistin werden wollen entfällt.
Nachteilig ist hier aber, dass manche Nebencharaktere noch ne Ecke blasser rüberkommen als im Manga. So hätte man hier tatsächlich zur Schere bei Satoshi greifen sollen, insbesondere, da seine Ansage, dass die beiden gute Freunde seien, lächerlich wirkt, wenn er vor 3 Minuten eingeführt wurde. Ueno empfand ich hier als deutlich weicher als im Manga. Das liegt einerseits an ihren Augen, welche hier ... mehr KyoAni sind als im Manga, andererseits auch an der VA. In meinem Kopf habe ich ihre Zeilen wohl mit ner Extraportion Gift gelesen oder so^^
Habe generell das Gefühl, dass man im Anime ein wenig mehr zwischen den Zeilen lesen muss, weil einige Sachen (aus Zeitgründen) nicht genauer erklärt werden. So gibt es sehr wenige Monologe und der Manga strotzt nur so davor, um Charaktere und Motivationen zu erklären. Hat den Vorteil, dass Shouya im Mittelteil nicht die ganze Zeit rumheult, aber den Nachteil, dass man ihn am Anfang einfach nur für ein Arschlochkind hält, wenn man seine Beweggründe nur erahnen kann ( prinzipiell hat er zwei Motivationen Shouya zu ärgern: einerseits will er einfach Spaß haben und kein "gewöhnliches" Leben führen, was durch den Song am Anfang im Anime rübergebracht werden soll; andererseits hält er Shouya für die Zerstörerin des Klassenzusammenhalts. Das rechtfertigt sein Handeln natürlich nicht, gibt ihm aber ein wenig mehr Tiefe. Auch die Tatsache, dass die anderen in der Klasse beim Mobben mitmachen, ist hier eher impliziert, weil wenig davon gezeigt wird. Im Manga ist die Szene, in der Shouya als einziger Übeltäter ausgemacht wird, daher effektiver, weil das nicht stimmt, sondern viele mitgemacht haben aber es nun alle auf ihn schieben. Auch, wie sehr sein Leben danach zur Hölle wurde, wird im Anime eher umrissen. Der Lehrer kommt im Anime eher ungescholten davon. Im Manga ist er nämlich auch indirekt an der Sache beteiligt durch einige Szenen und der Tatsache, dass offensichtlich gezeigt wird, wie sehr die Sonderstellung von Shouko ihn nervt und er nichts damit zu tun haben will. In einem späteren Band spricht er sogar ziemlich schlecht über sie.
Der größte Punkt ist aber vermutlich
So, dann noch zum Ende. Der Anime schneidet im Prinzip die letzte Hälfte vom 7. Band einfach weg, was ich für ne clevere Idee halte. Das war wirklich zu over the top und würde auch an einigen Stellen nur mäßig funktionieren, weil andere Dinge vorher schon geschnitten wurden. Daher ist das Anime Ende prinzipiell in Ordnung, aber immer noch "zu einfach". Man könnte jetzt den Eindruck kriegen, das alle beste Kumpels geworden sind, was definitiv unwahrscheinlich ist.