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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Station 6 - Zhanjiang

  1. #41
    "Ja, wir müssen wirklich sparsam sein. Ich mache mir ja auch schon die ganze Zeit Sorgen!"
    Erleichtert atmete Celina aus. Sie hatte also nichts gemerkt.
    "Ich meine... wir haben einige Leute in der Gruppe, die echt einiges drauf haben, auch wenn das ja auf den ersten Blick nicht so aussieht. Und ich habe das Gefühl, dass bisher fast alles geklappt hat, was wir uns vornahmen... mit Abstrichen natürlich."
    Abstriche? Nun, Celina war überrascht, wie glatt ihre Reise insgesamt gelaufen war.
    Wenige Verletzungen hatte es gegeben und nur zwei Tote, trotz unzähliger Gefahren.
    Und Celina selbst war von alledem wenig berührt gewesen.
    Abstriche, ja so konnte man es nennen.
    So bitter es auch schmeckte.

    "Als ich vor über einem Jahr aus Sydney geflohen bin, war ich mit Kollegen unterwegs... ich arbeitete beim Fernsehen... eine davon - die hieß übrigens auch Andrea, sagte immer, dass sowas wichtig sei. Also... eine Gruppe, in der man sich wohlfühlte... auch wenn sie selber eigentlich nicht wirklich Gruppenmensch war..."
    Großartig, sie hat es also doch gehört.
    Dein Husten war auch nicht gerade dezent, Prinzessin.


    Aber was Miss Weinberg da erzählte... hatte Andrea nicht einmal erzählt, dass sie eine Zeit lang beim Fernsehen gearbeitet hatte? Und auch die restliche Beschreibung traf auf die gleiche Andrea zu, die auch Celina kannte.
    Die Welt war klein.
    Aber ob die Ärztin wohl um Andreas andere Tätigkeit wusste?

    "Was ich sagen will... ich bin wirklich optimistisch. Und ich glaube, wir schaffen das schon. So wirklich voraussehen kann man ja eh nichts. Wer weiß, wie es ist, wenn wir diese Schleuse hinter uns haben. Gibt es da eigentlich schon einen Plan, wie wir das machen? Ich bin übrigens Shelley und komme mir beim "Sie" viel zu albern vor."
    Hier musste Celina das Lächeln erwidern. "Schön, dich kennenzulernen Shelley. Ich bin Celina."
    Dann schaute sie das Schleusentor an und meinte nachdenklich: "Ich weiß nicht, ob der Mechanismus sehr kompliziert ist, den man zur Schleusenöffnung betätigen müsste. Problematisch wären da wohl eher", sie deutete in die Richtung einiger wankender Gestalten, "unsere untoten Freunde dort drüben. Wer auch immer versucht, die Schleuse zu öffnen, sollte sich auch zum Rennen bereit machen. Und sich verteidigen können."
    Mit einem etwas selbstironischen Lächeln klopfte Celina sich auf die Brust. "Das ist alles nicht gerade meine Spezialität. Und deine vermutlich auch nicht, oder?"

    Wie sollte sie ihre nächste Frage formulieren? Wollte sie das überhaupt?
    Aber vielleicht stimmte ihre Vermutung ja.
    Und wenn die beiden sich kannten - nun, es war immer schön, von alten Bekannten von damals zu hören.
    Ein wenig Trost musste in dieser Welt schließlich bleiben.
    Und Celina hätte sich dasselbe gewünscht, würde ihr jemand etwas von ihren Eltern erzählen.
    Oder von Derek.
    Oder Blanche.
    Sogar von Katie.
    "Shelley, ich hätte eine ganz andere Frage, die jetzt mit der Planung nichts zu tun hat. Aber nun hast du mich neugierig gemacht." Celina stockte und sprach dann, um die richtige Betonung bemüht, weiter:
    "Noossboum? Äh... ich meine, war das der Nachname deiner Kollegin? Denn was du erzähltest kam mir bekannt vor. Die Andrea, die ich kennengelernt habe war wohl früher Fernsehmoderatorin und hieß so oder so ähnlich. Eine Deutsche, glaube ich. Ähm, jedenfalls habe ich sie mehrmals in - sagen wir einfach - verzwickten Situationen getroffen und sie hat mir ausgeholfen. Also... uh... wollte ich nur wissen, ob wir dieselbe Frau kennen. Denn falls dem so ist, würde es dich ja vielleicht interessieren, dass sie wohlauf ist."
    Zumindest war sie das bis vor wenigen Tagen gewesen.
    Und war es wahrscheinlich immer noch, falls sie wirklich zeitig von der Pirateninsel geflohen war.

  2. #42
    "Und deine vermutlich auch nicht, oder?"

    Shelley grinste nur. Nein. Sich zu verteidigen - wirklich physisch zu verteidigen - war nun wirklich nicht ihre Spezialität, auch wenn ihr immer wieder überraschend starker Wille sie schon die ein oder andere Situation hat überstehen lassen, die nach Zahlen und Fakten aussichtslos erschienen war. Vielleicht war es auch einfach eine Menge Glück. Oder Karma. Heh. Karma wäre cool.

    Celina wirkte eine Weile sehr nachdenklich. Gerade als Shelley das Schweigen brechen und nachhaken wollte, öffnete sie jedoch den Mund. "Shelley, ich hätte eine ganz andere Frage, die jetzt mit der Planung nichts zu tun hat. Aber nun hast du mich neugierig gemacht."

    Das klang interessant. Die Britin wirkte immer sehr ernst und vernünftig. Wenn sie den Gesprächsfokus von der Überlebensplanung wegbewegte, würde es sich sicher nicht um etwas komplett Nebensächliches handeln. Die Wannabe-Ärztin nickte nur erwartungsvoll und sah der Diplomatentochter genau so aufmerksam auf die Lippen.

    "Noossboum? Äh... ich meine, war das der Nachname deiner Kollegin? Denn was du erzähltest kam mir bekannt vor. Die Andrea, die ich kennengelernt habe war wohl früher Fernsehmoderatorin und hieß so oder so ähnlich. Eine Deutsche, glaube ich. Ähm, jedenfalls habe ich sie mehrmals in - sagen wir einfach - verzwickten Situationen getroffen und sie hat mir ausgeholfen. Also... uh... wollte ich nur wissen, ob wir dieselbe Frau kennen. Denn falls dem so ist, würde es dich ja vielleicht interessieren, dass sie wohlauf ist."

    Sekunde eins, Sekunde zwei, Sekunde drei... immer noch war sie sprachlos. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit von sowas? Erst, als ihr der dauernd aufstehende Mund dann doch zu peinlich wurde, bekam sie auch Töne heraus. "Wow. Die Welt ist echt klein", sagte sie, zugegeben wesentlich neutraler und emotionsloser als sie sich fühlte. Denn tatsächlich waren das vielleicht die besten Nachrichten, die sie seit Ewigkeiten bekommen hatte. Auf einer Stufe mit dem Entdecken des Heilmittels. Naja...

    Zu gerne hätte sie Celina spontan umarmt, doch die war immer noch eine feine Dame und auch wenn Shelley nicht so unangenehm stank, wie diejenigen, die sich in den schmutzigen Sud an Wasser und Dreck geworfen hatten, wollte sie das etwas jüngere Mädchen doch nicht überrumpeln. "Das ist echt... boah! Auf der Pirateninsel?", stieß sie aus und hatte das Gefühl, dass das Strahlen in ihren Augen das Fehlen der Umarmung kompensieren wollen würde.

    "Ich meine... nicht, dass mich das überrascht. Wenn es jemand schafft, dann... dann Andrea, a-aber trotzdem..." - es war nun fast, als würde sich die Nostalgie wie etwas Tatsächliches, Materielles langsam in ihr ausbreiten, sie überfluten. "Sie hat mir jetzt nicht das Leben gerettet... nicht direkt... aber... ich hab in der kurzen Zeit nachdem die... Zombies kamen und wir... w-wir fliehen mussten total viel von ihr gelernt und ein kleines Stück ihrer Kraft verstanden und irgendwie versucht, das..." - was wollte sie überhaupt sagen?

    "Wenn ich Andrea nicht gehabt hätte... in den paar Tagen... ich glaube, ich hätte irgendwann aufgegeben oder... oder es einfach irgendwie nicht geschafft oder so. Ich weiß bis heute nicht, wie ich so dumm sein konnte, einfach abzuhauen. Wenn das alles ein bisschen anders gelaufen wäre, wär' ich vielleicht heute noch mit ihr unterwegs."

    Ein Blick zur Engländerin verriet Shelley das Offensichtliche. Celina hatte keine Ahnung, wovon sie nun sprach. "Uh, sorry!", fügte sie nach einer kleinen Pause hastig an und grinste dabei verschmitzt. "Jedenfalls... oh-wow, das sind wirklich tolle Neuigkeiten, danke! Wenn Andrea dich pausenlos rettet, musst du so cool sein, wie ich dich finde." Sie lächelte und in ihren Armen zuckte es erneut. Ach, scheiß drauf! Beinahe überfallartig - also genau so, wie sie es eigentlich nicht hatte tun wollen - umarmte sie die Europäerin.

    "Danke!"

    Geändert von MeTa (30.09.2013 um 00:29 Uhr)

  3. #43
    Lexi konnte abermals ihre ganze Erfahrung in die Waagschale werfen und das Gewehr problemlos reparieren.
    Probe auf Geschick - bestanden!

    In den Händen hielt sie nun ein Maschinengewehr, Kampf +8, zur freien Verteilung.

  4. #44
    Jul hiefte sich an Bord und warf die kugelsichere Weste sowie das Regencape, in welches sie die Landkarte eingewickelt hatte, vor sich auf den Boden. Sie würde später überlegen, wem sie die Sachen am besten gab, erst Mal musste sie trocken (und idealerweise auch sauber) werden. Sie wollte sich gerade auf den Weg in eine der Kabinen machen, da sah sie Shelley und Celina, die gerade die Treppe hinauf kamen und sich unterhielten. Jul konnte leider nicht verstehen, um was es bei ihrem Gespräch ging, aber sie bemerkte, dass sie beide einmal zu ihr hinüber sahen, sie aber nicht ansprachen und offensichtlich auch nicht weiter beachteten.

    Jul senkte den Kopf. ‚Natürlich sprechen sie mich nicht an. Warum sollten sie auch?‘ Jul hatte nie viele Freunde gehabt, und Freundinnen noch weniger. Eine einzige sogenannte „beste Freundin“ hatte sie in ihrem Leben gehabt. Und das war im Kindergarten und den ersten zwei Jahren der Grundschule. Danach war Melanie weggezogen. Sie hatte zwar immer Kontakt mit ihren Klassenkameradinnen und Kameraden gehabt, und auch später mit den anderen aus ihrem Leichtathletikverein oder aus dem Studium, aber über eine lose Bekanntschaft ging es dann doch sehr selten hinaus. Jul war kurz davor, zum zweiten Mal an diesem Tage eine Träne zu vergießen, doch riss sie sich zusammen. ‚Nicht hier, wo dich jemand sehen könnte…‘

    Sie schlich hinter den beiden vorbei und begab sich in die Kabine, die sie in den letzten Tagen zum schlafen, umziehen und gelegentlichem frisch machen verwendet hatte. Da sich ihr Frischwasservorrat bedrohlich verringerte, verzichtete Jul auf eine ausgiebige Dusche. Stattdessen wusch sie sich nur mit einem Waschlappen den gröbsten Dreck von ihrem Körper. Nur den Gestank bekam sie nicht so richtig weg. Sie betrachtete sich im Spiegel. Ihr Gesicht wirkte mager und abgeklärt, die Traurigkeit war ihr zum Glück nicht anzusehen. Sie fuhr sich einmal mit den Fingern durch die Haare (ein eher kläglicher Versuch sie zu kämmen, aber der alte Vantowers hatte leider weder Bürste noch Kamm in seiner Kabine aufbewahrt) und zog sich dann ein neues Top über. Zwar auch nicht mehr das frischeste, aber immer noch sauberer als das, mit dem sie zuvor durch das brackige Kanalwasser geschwommen war. So konnte sie wenigstens dem Rest der Gruppe gegenüber treten, ohne dass man gleich davon laufen würde.

    Als sie das Deck wieder betrat, waren Celina und Shelley immer noch da. Und Shelley fiel grad Celina um den Hals. Jul schluckte den Kloß, der gerade in ihrem Hals aufsteigen wollte, eilig herunter. „Hey, nehmt euch ein Zimmer, wenn ihr euch so gern habt!“ rief sie den beiden entgegen, in der Hoffnung, dass diese den Scherz verstanden, auch wenn ihre Stimme dies nicht gerade vermuten ließ.

  5. #45
    Celina konnte vor sich sehen, wie kleine Zahnräder sich in Shelleys Kopf drehten. Offensichtlich war ihre Vermutung korrekt gewesen.
    Mit einer, wahrscheinlich der Überraschung zuzuschreibenden, ziemlich ausdruckslosen Miene, sagte die Ärztin: "Wow. Die Welt ist echt klein"

    Dann platzte sie heraus: "Das ist echt... boah! Auf der Pirateninsel? Ich meine... nicht, dass mich das überrascht. Wenn es jemand schafft, dann... dann Andrea, a-aber trotzdem...
    Sie hat mir jetzt nicht das Leben gerettet... nicht direkt... aber... ich hab in der kurzen Zeit nachdem die... Zombies kamen und wir... w-wir fliehen mussten total viel von ihr gelernt und ein kleines Stück ihrer Kraft verstanden und irgendwie versucht, das..."
    Shelley schien nach Worten zu ringen.

    "Wenn ich Andrea nicht gehabt hätte... in den paar Tagen... ich glaube, ich hätte irgendwann aufgegeben oder... oder es einfach irgendwie nicht geschafft oder so. Ich weiß bis heute nicht, wie ich so dumm sein konnte, einfach abzuhauen. Wenn das alles ein bisschen anders gelaufen wäre, wär' ich vielleicht heute noch mit ihr unterwegs."

    Ein wenig verwirrt schaute Celina ihr Gegenüber an. Sie hatte Schwierigkeiten, Shelley zu folgen, was die Amerikanerin nun anscheinend realisierte.
    "Uh, sorry!", beeilte sie sich mit einem nahezu ansteckenden Grinsen. "Jedenfalls... oh-wow, das sind wirklich tolle Neuigkeiten, danke! Wenn Andrea dich pausenlos rettet, musst du so cool sein, wie ich dich finde."

    Verlegen kratze Celina sich am Kopf, öffnete den Mund, um etwas (vermutlich uncooles) auf dieses Kompliment zu erwidern-

    Und dann geschah etwas, womit sie beileibe nicht gerechnet hatte:
    Shelley fiel ihr spontan um den Hals.
    "Danke!"

    Nein, mit so einer emotionalen Reaktion hatte sie in der Tat nicht gerechnet. Anscheinend mussten das bahnbrechende Neuigkeiten für Shelley gewesen sein.
    Ein wenig überrumpelt murmelte Celina ein kleines "K-keine Ursache" und erwiderte die zwar plötzliche aber durchaus nicht unangenehme Umarmung.

    „Hey, nehmt euch ein Zimmer, wenn ihr euch so gern habt!“, ertönte es aus Richtung der Tür.
    Celina spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie hatte während ihrer Unterhaltung mit Shelley gar nicht bemerkt, dass die Deutsche das Deck verlassen hatte und in der Zwischenzeit zurückgekehrt war.
    Irritiert und peinlich berührt spähte Celina an Shelley vorbei und sah die Frau an.
    Hatte sie einen Witz gemacht?
    Celina war nicht ganz sicher, denn sie glaubte, einen bitteren Unterton in ihrer Stimme vernommen zu haben.
    Langsam, vorsichtig und noch immer mit einem leicht verlegenen Lächeln löste sie sich aus Shelleys Armen und wandte sich dann der Deutschen zu.
    "Ja, es tut uns wirklich leid, gnädige Frau, die Jugend von heute besitzt wirklich kein Schamgefühl mehr, sich einfach so in der Öffentlichkeit zu drücken!!! Ich bitte aufrichtig um Ihre Entschuldigung für solch gar unsittliches Betragen." Der Satz wurde von einem Knicks begleitet, aber Celinas Lächeln war mehr freundlich denn spöttisch.
    Man sollte manche Dinge besser mit Humor nehmen.

  6. #46
    Autsch, da war ihr Spruch anscheinend nach hinten los gegangen. Jul versuchte es daher mit einem Grinsen. "Hey... ähm... ist schon gut" Sie ging zu den beiden hinüber. "Sorry, war nicht so gemeint, wie es vielleicht rüber kam." Sie hoffte, dass Celina sie verstand. Dieser Knicks gerade hatte sie doch sehr verwirrt.

    "Ähm.. sagt mal, wisst ihr was jetzt eigentlich der Plan ist? Irgendwer wird wohl ran müssen und die Schleuse öffnen." Sie sah hinauf zu den Schleusentoren und dem Steuerhaus am rechten Ufer. Der Weg dorthin war von hier aus leider nicht genau auszumachen. Es warteten vermutlich noch die eine oder andere unliebsame Überraschung auf sie. Da fiel ihr etwas ein. "Moment..." und sie lief hinüber zu der Stelle, wo sie ihre Fundsachen abgeladen hatte, schnappte sich die Landkarte und eilte zurück. "Ich hab eine Karte der Gegend hier gefunden. Vielleicht könnte die ja auch irgendwie nützlich sein?" zeigte sie Shelley und Celina die Karte und sah sie fragend an.

    Geändert von Layana (01.10.2013 um 14:41 Uhr)

  7. #47
    Als Celina sich von ihr löste, wandte auch Shelley sich zur Stimme um, die der Deutschen gehörte.

    "Ja, es tut uns wirklich leid, gnädige Frau, die Jugend von heute besitzt wirklich kein Schamgefühl mehr, sich einfach so in der Öffentlichkeit zu drücken!!! Ich bitte aufrichtig um Ihre Entschuldigung für solch gar unsittliches Betragen."

    Wie war das jetzt gemeint? Das Lächeln wirkte nicht böse, vielleicht nahm sie es leicht. Man konnte ja nicht mal genau sagen, wie Jul es gemeint hatte. Wussten die beiden etwa nicht, dass Ironie und Sarkasmus in einer Zombieapokalypse nicht funktionierten?

    Im spontanen Glück lief sie immer wieder Gefahr, den Filter auszuschalten, der zwischen Hirn und Mund lag und bei ihr ohnehin viel zu locker saß. Irgendwie müsste sie erst mal die Stimmung auflockern. In Gedanken hörte sie sich schon sagen: Hey. Wir spielen WK II. Celina und ich bilden eine Allianz und du verlierst. Okay? Doch die Reflexion sagte ihr, dass das keine gute Idee wäre. Die beiden würden das sicher nicht so witzig finden wie sie. Verdammt - niemand außer ihr würde das witzig finden.

    Und bevor sie doch seriös werden konnte, war es Jul, die den Ernst der Lage zurückholte. Sie besorgte sogar eine Karte von der Umgebung. Shelley nickte lächelnd. "Uuh, ja. Das ist ja perfekt... also... in Anbetracht der Situation. Celina und ich haben uns eben auch schon unterhalten und... das mit den Schleusentoren scheint eine gute Idee. Naja - Celina war der Kopf und ich habe danebengestanden und abgenickt, was sie sagte." Ein weiteres, verschmitztes Grinsen folgte. "Wir sollten das auch möglichst bald machen, denn die Nahrungsvorräte gehen so langsam aus. Und der Qualm hier ist ja auch nicht gesund. Außerdem... no offense, aber du kannst ja auch mal wieder eine salzfreie, heiße Dusche gebrauchen, ne?!" Shelley grinste und versuchte, der Deutschen mit einem Zwinkern verständlich zu machen, dass sie das nicht böse gemeint hatte.

    Sie sah sich für einen Moment um, blickte dabei sogar in Richtung der Schleusen, an dessen Ostseite sich offenbar ein Steuerhaus befand, wie die Karte verriet. "Aber wer geht? Ich würde das wohl auch machen, aber ich bräuchte jemanden an meiner Seite, der stark ist und kämpfen kann... und eine Waffe wäre auch nicht schlecht. Haben wir da noch was übrig? Ich weiß sonst auch nicht, wie ich mich nützlich machen kann und bin relativ ausgeruht. Aber wir sollten erst mal sehen, ob sich nicht sonst jemand finden lässt, der schon dafür gewappnet ist und unbedingt will." Unbedingt wollen. Das war sicher der falsche Ausdruck. Es gab vermutlich sehr wenige, die sich unbedingt dafür in die Scheiße schicken lassen wollten. Zombies waren eben doch nicht so cool, wie man sich sie in der Sicherheit des Fernsehschirms eingebildet hat.

  8. #48
    "Ob sich nun jemand unbedingt freiwillig da hoch wagt, glaube ich zwar eher nicht, aber du solltest Fritz fragen, ob er dich begleitet. Er ist bei solchen Aufgaben echt eine gute Hilfe. Und was Waffen angeht, ich hab leider keine, die ich dir geben könnte. Die alte AK hier ist auch nicht mehr im besten Zustand. Für mal einen vereinzelten Schuss taugt die noch, aber bei ganzen Zombiehorden - und die befürchte ich leider da drüben - wird's wohl nicht mehr reichen. Vielleicht kann Dolores dir ja ihr Gewehr leihen? Das ist schon ein ordentliches Teil. Oder wir fragen Lexi um Rat."

    Jul kratzte sich am Hinterkopf. Jetzt war sie mit ihrem Englisch am Ende. "Ich hätte sonst nur noch diese Weste und das Regencape hier. Aber das wird uns vermutlich nicht weiter bringen."

  9. #49
    Es war eine weite Reise gewesen, doch seit der Pirateninsel war Dolores vorgekommen, als wären nur Bruchteile von Stunden vergangen. Sie erinnerte sich an kaum etwas, hier und da hatte sie aktiv etwas wahrgenommen - als Celina sie voller Freude über ihre Wiederkehr umarmt hatte, oder als Fritz ihr wenig später zugenickt hatte als wollte er sagen: "Gut gemacht und gern geschehen." Sie hatte nichts gut gemacht. Alleine wäre sie umgekommen. Hatte sie es überhaupt verdient, gerettet zu werden? Was, um alles in der Welt, hielt sie eigentlich an diesem Leben fest? War ihr Stolz so übermächtig, dass er alles andere in den Schatten stellte? Ohne Frage, ihr gesamter Überlebenswille war von dem Gedanken getragen worden, dass sie nicht war wie die anderen. Sie würde sich nicht einfach umbringen, fressen oder verwandeln lassen. Sie war die Starke, die einzige die es offenbar Wert war, dass sie überlebte, sie war jemand, auf den man stolz sein konnte.
    Aber nur mehr sie selbst war übrig, die auf sie stolz sein hätte können. Und selbst diese eine Person, selbst ihr eigenes Ich, hatte gerade überhaupt keine Intentionen mehr, stolz zu sein. Sie fühlte sich elend. Und alleine. Eigentlich hätte sie sich schon vor zehn Jahren so fühlen müssen. Wann war sie eigentlich zu so einer furchtbaren Ignorantin geworden? Und warum?

    "Lori, du bekommst Falten wenn du wieder so verzwickt schaust.", hatte Mister Williams immer gerne gesagt, um sie aufzuziehen. Bei dem Gedanken daran musste sie lächeln, aber damals hatte sie das nie besonders erquicklich gefunden. Sie hatte es meist mit einem ärgerlichen Kopfschütteln abgetan und für den Rest des Tages nicht mehr mit ihm gesprochen. Obwohl, manchmal hatte sie ihn angefaucht, dass er sie ja niemals vor ihren Freunden "Lori" nennen sollte. Wieso eigentlich? Früher hatte sie das geliebt. Und ihn hatte sie geliebt, aber jede Gelegenheit genutzt, ihm das nicht mehr zu zeigen. Und Barbara erst.. sie war ein so hübsches Kind gewesen. Sie war äußerlich ohne Zweifel nach ihr geraten, aber hatte wohl das weiche Herz ihres Mannes geerbt. Eigentlich hatte sie nur das Beste von den Eltern bekommen, und trotzdem hatte sie das einfach nicht annehmen können. Nein, Barbara hätte sich so entwickeln sollen, wie ihre Mutter es vorgesehen hatte, damit sie auch davon zehren konnte und mit ihrer hübschen, begabten Tochter angeben konnte. Bei all dem hatte sie, Dolores, vollkommen übersehen, dass ihr Kind immerhin ihren eigenen Kopf entwickelt hatte, sich von niemandem aufhalten ließ und ihre Träume verfolgte. Eigentlich beneidenswert.

    Geplagt von all diesen Gedanken stand Dolores schließlich auf dem Deck des Schiffes und besah sich die Barriere, die ihnen den Weg versperrte. Eigentlich war es ein reines Selbstmordkommando zu versuchen, die Schleuse zu öffnen, aber es schien auch der einzige Weg zu sein. Eigentlich hätte sie auch sofort losspazieren können, je schneller es für die anderen weiter ging desto besser. Und nun, da sie ihre Lebensansichten etwas überdacht hatte, erschien es ihr nicht furchterregend, zu sterben. Auf der Insel hatte sie sich ans Leben geklammert, weil sie nicht mit dem Gefühl, versagt zu haben aus der Welt scheiden wollte. Aber... was genau konnte sie denn daran jetzt noch ändern?

    Dolores stutzte kurz. Es gab zumindest eine kleine Sache. Eine winzige Kleinigkeit, die es vielleicht ein bisschen besser machen würde. So machte sie sich auf die Suche nach Celina, die gerade mit Shelley Weinberg und dieser Jul zusammenstand. Ihr war egal, ob sie die drei bei etwas unterbrach, und komischerweise fühlte sie, dass sie ein bisschen nervös war. "Ich bin gar nicht Mrs. Thomas.", platzte sie heraus, als sie Celina erreicht hatte. "Eigentlich heiße ich Dolores Williams. Ich hatte einen Ehemann, George, der schon am Anfang der Katastrophe erwischt wurde. Wir hatten ein hübsches Haus nahe Sydney. Mister Thomas war nur... nun, ich weiß nicht. Er hat mir geholfen, aber er war nie mein Mann. Und ich hatte eine Tochter, Barbara. Nein, Clover. Sie würde sich freuen, wenn ich sie so nenne. Sie wäre jetzt ein bisschen älter als du und sie wollte einfach nur, dass alle Menschen glücklich sind." Die drei Frauen starrten sie an und Celina wusste wohl nicht recht, wie ihr geschah. Verlegen sah Dolores zu Boden. "Entschuldige. Ich dachte nur... irgendjemand sollte wissen, wer ich wirklich bin. Und du bist ein kluges Mädchen, ich schätze dich sehr. Ich wollte, dass wenigstens du die Wahrheit kennst, auch wenn es vielleicht nicht so wichtig ist." Es war wichtig für sie, doch in Wirklichkeit war das alles wohl nur eine Kleinigkeit wenn man bedachte, was alle Menschen seit der Katastrophe erlebt hatten. Aber falls sie wirklich in dieses Häuschen gehen würde, um die Schleuse zu öffnen, musste einfach jemand, oder eben Celina, die sie wirklich mochte, Bescheid wissen. Sie wollte nicht mit einer Lüge sterben, und sie wollte auch nicht mit einer Lüge leben. Sie wollte einfach nur Mrs. Williams sein und die Erinnerungen an George und Clover weiter tragen.

  10. #50
    Shelley hatte gerade auf Juls Ausführungen antworten wollen und hätte sich dann auf den Weg gemacht, nach Fritz, Lexi oder Dolores zu suchen, doch Letztere trat von sich aus zu der kleinen Gruppe. Sie wirkte unruhig und das, was sie sagte, musste offensichtlich dringend raus. Zuerst wollte Shelley sich abwenden, um nicht zu offensichtlich bei ihrer Offenbarung mitzuhören und das Gespräch mit der Deutschen beenden zu können, doch was sie sagte, überraschte sie doch zu sehr.

    Schockiert drehte sie sich um. Clover? Das konnte nicht sein. Erst sagte Celina ihr, dass Andrea noch lebte und nun fand sie heraus, dass die rothaarige Schönheit die Tochter von Mrs. Thomas...? Aber klar. Sie war ihr doch sowieso bekannt vorgekommen. Und auch, wenn ein Teil von ihr glaubte, dass Zombie-Ivan gleich auf das Deck stürmen und "Candid Camera" brüllen würde, war sie sich doch sicher, dass diese Ähnlichkeit unverkennbar war.

    Was sollte Shelley ihr sagen? Die Begegnung mit Ian und seiner Freundin war nun schließlich eine ganze Weile her. Mit absoluter Sicherheit konnte sie nicht sagen, ob sie jetzt noch leben würden, aber alles sprach dafür. Sie waren vermutlich so sicher, wie man in dieser Welt nur sein konnte.

    "Äh... Mrs.... T-Williams...?" Zum Glück hatte sie doch mehr gelauscht als es sich gehörte. "Ich weiß, dass das ein Gespräch zwischen Ihnen und Celina ist... und ich mische mich nur ungerne ein, aber... ich habe ihre Clover vor vielleicht etwas mehr als drei Monaten noch gesehen, auf einer Pazifikinsel gar nicht mal ewig weit vom Camp Hope. Sie ist erfolgreich aus Sydney geflohen, war gesund und munter, hatte einen... Freund dabei, der auf sie aufpasste und war fern von jeder Gefahr." Wurde ihr geglaubt? "Ich... bin mir ganz sicher. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar... und wie viele tragen schon den Spitznamen?!"

  11. #51
    Trotz der Tablette schlief er nicht ein...

    ...die Augen waren geschlossen...

    ...er lag bequem auf einem Bett...

    ...den Kopf auf einem weichen Kissen ruhend...

    ...und doch schlief er nicht...

    ...nicht sofort...

    Allerdings war er auch zu müde, um die Augen zu öffnen, geschweige denn sich aufzusetzen oder eine sonstige Regung zu vollziehen. Hier und da waren Stimmen... bekannte Stimmen... oder doch nicht? Die Schmerzen in der Hand, wo ihn dieses... untote Wesen gebissen hatte... den Finger ABgebissen hatte... waren bei weitem nicht mehr so stark. Oder glaubte er das nur aufgrund der immensen Müdigkeit, die sich einstellte und ihn in einem Dämmerzustand verweilen ließ? Und wieso war er im Stande, vollkommen klare Gedanken zu fassen? Wirkte die Tablette nicht richtig? Ach ja, er konnte sich nicht rühren. Zu dumm, eine weitere Tablette und er würde schlafen oder wäre schlicht außer Gefecht gesetzt. Doch so, bei Bewusstsein zu sein und doch nicht zu irgend einer Regung fähig... das war kein Zustand. Was, wenn diese junge Frau... Shelley?... wenn sie nicht Wort hielt? Die anderen würden ihn meucheln, ehe er überhaupt zu einer Gegenreaktion in der Lage war. Er würde wohl kaum etwas davon spüren, so wie es jetzt bei der Hand der Fall war, doch allein der Gedanke an diese eine, bloße Möglichkeit gefiel Ivan ganz und gar nicht.

    Und diese Tabletten... wer wusste schon, wie alt und ob die nicht schon abgelaufen waren? Und hätte etwas Vodka zu den Tabletten ihre Wirkung nicht doch beschleunigt und verstärkt? Oder war er nun doch mehr benebelt von der Wirkung der Tabletten? Und wankte das Schiff stärker als vorher? Oder schwächer? Hatte es sich überhaupt in Bewegung gesetzt? Wieso war es so still?

    Ah, da sind die Stimmen wieder... diese unbekannten?... oder vertrauten?... er verstand ncihts von dem, was sie sagten. Vielleicht besprachen sie sich dahingehend, wie die anderen sich außerhalb des Schiffes geschlagen hatten, was sie erbeutet hatten oder wie sie ihr weiteres Vorgehen koordinierten... oder doch etwas völlig anderes?

    Egal. Die Schmerzen waren nun gänzlich weg, ebenso so ziemlich jedes Körpergefühl. Wirkte das Zeug also auch ohne Vodka besser als gedacht. Es dauerte also nur eine Weile... eine Weile... wenn er gekonnt hätte, hätte er gegähnt... sich gestreckt... geräkelt... doch das ging nicht... nicht in diesem... diesem...

    ... und so glitt Ivan, unterstützt durch diese eine Tablette, ins Reich der Träume... endlich...

    Geändert von Layana (04.10.2013 um 10:31 Uhr) Grund: Sig aus ;)

  12. #52
    Niki war gerade ein wenig drauf und drunter, tappste etwas ziellos durch die Gegend und suchte einfach die Nähe von sympathischen Personen. Er erblickte Dolores und wollte sie gerade ansprechen, als sie auf die drei anderen Frauen zuging und sich mit ihnen unterhielt. Bemerkt hatte man ihn nicht, aber er wollte gerade eh nur zuhören...

    ...und da fiel der Name. Clover... Clover?

    Die Beschreibung... sie passte genau auf sie zu. Und Niki erinnerte sich dann auch wieder an ihren Namen! Plötzlich geriet Shelley rein und erwähnte einen Mann, der ihm doch ebenfalls bekannt vorkam. Ob das Zufall sein konnte? Vielleicht würde es weiterhelfen, wenn er ihr den Glücksbringer zeigen wollte? Er rutschte ebenfalls ins Gespräch, als alle dann seine Anwesenheit bemerkten.

    "Sch-Schaut mal her..."
    , machte er auf sich aufmerksam und klappte die Taschenuhr auf, "...d-das ist ein Glücksbringer von der Clover, die ich kenne. Sie hatte so schöne rote Haare, man f-fühlte sich so gut in ihrer Nähe. Sie hat mich wirklich unterstützt u-und ein Lied gesungen, bevor ich eine gefährliche Aufgabe damals in der Nähe von Sydney erledigen musste. A-Auf ihrer Ukulele. D-Dann hat sie mir dieses Kleeblatt gegeben. Ich sollte es ihr eigentlich zurückgeben, aber i-ich hatte es vergessen..."

    Und dann drehte er sich zu Shelley und fragte sie: "D-Dieser Mann, v-von dem du gesprochen hast... kann es sein, dass du äh... nun... I... en... ja, genau! Von einem Ian sprichst? So ein unheimlich netter Kerl, der mir damals ebenfalls geholfen hatte? M-Mit so einem ist Clover nämlich d-damals zusammengekommen..."

  13. #53
    Dolores hatte noch nicht einmal auf Shelleys Informationen reagiert, da trat schon der kleine Asiate zu ihnen, mit dem sie nicht mehr gesprochen hatte, seit sie ihn am Rande des Holes aufgabelte. Er offenbarte, dass er Clover wohl ebenfalls gekannt habe. Irgendwie schien hier alles miteinander zusammenzuhängen. War das vielleicht der Grund für die Einteilung auf verschiedene Ebenen im Gemeinschaftszentrum auf Wallis et Futuna? Hatte wirklich jeder auf eine bestimmte Art und Weise mit jemand anderem zu tun?

    Niki sah jetzt auch sie direkt an. "D-Dieser Mann, v-von dem du gesprochen hast... kann es sein, dass du äh... nun... I... en... ja, genau! Von einem Ian sprichst? So ein unheimlich netter Kerl, der mir damals ebenfalls geholfen hatte? M-Mit so einem ist Clover nämlich d-damals zusammengekommen..."

    Shelley nickte. "Ja, das ist mein I-... der Ian, den ich meine!" Wieder lächelte sie. Der Tag, mit all seinen Verstrickungen und Neuigkeiten - für die verschiedensten Leute - war ja doch noch okay geworden, auch wenn er sich langsam dem Ende näherte. Um sie herum wurde es allmählich dunkler. Sie dürfte über die Freude nicht Ivan vergessen, doch für den Moment wollte sie die Situation noch etwas genießen. Für einen kurzen Moment stand sie einfach nur da, bis sich ihr Mund öffnete, überrascht von ihren eigenen Gedanken. Ian und Clover hatten doch einiges erzählt.

    "Niki, sag mal... die kleine Leo... die war auch bei euch, oder? Als ihr aus Sidney geflohen seid?" Shelley war sich fast sicher, hatten ihr ehemals bester Freund und seine rothaarige Begleiterin doch so von der kleinen... Leocadia geschwärmt. Ja, das musste sie sein. Und dank Niki - und vielleicht auch der kleinen Mexikanerin - hatte sie jetzt genug Zeugen, um Dolores zu beweisen, dass es sich wirklich um ihre Tochter handelte.

  14. #54
    Was fühlt man eigentlich genau, wenn der Verstand einem sagt: "Genau das jetzt, das ist der Moment, in dem du richtig glücklich sein kannst." ? Dolores spürte erst einmal nur Verblüffung als Shelley von einer Clover sprach. Nein, als sie von ihrer Clover sprach. Schon nach dem ersten Satz glaubte sie der jungen Ärztin, weil sie es glauben wollte, und weil sie gesagt hatte was sie gesagt hatte. "Sie ist erfolgreich aus Sydney geflohen, war gesund und munter, hatte einen... Freund dabei, der auf sie aufpasste und war fern von jeder Gefahr." Das klang vielleicht nicht wirklich nach Barbara, aber es klang verdammt nochmal danach, wie Dolores bisher überlebt hatte. Hatte das Kind also doch etwas Gutes von ihr geerbt - offenbar einen unerschütterlichen Überlebenswillen und die Fähigkeit, andere für sich einzuspannen. Das nächste Gefühl nach der Verblüffung war also Stolz. Ja, eine Williams wusste eben doch, wie man sich durchschlägt - die Frauen der Familie hatten es den Männern gezeigt und... was für ein Blödsinn. Das war nicht nur komplett unwichtig, Barbara war auch so ein zartes, naives Kind gewesen. Dass ausgerechnet sie den Untoten entkommen sein sollte, noch dazu wo gerade am Flughafen einer der ersten, schlimmen Zwischenfälle passiert war, war beinahe unmöglich. Und sie war bestimmt niemand gewesen, der sich an irgendjemanden drangehängt hätte - sie hätte höchstens anderen Flüchtlingen noch ein Lied zum Abschied geträllert, damit die sich wenigstens gut fühlen würden. Ja, so hatte sich Dolores den Tod ihrer Tochter irgendwie immer vorgestellt. Eine deprimierende Gewissheit stieg blitzartig in ihr hoch - es konnte nicht Barbara sein, es war unmöglich.

    Gerade wollte sie den Kopf schütteln und Shelley sagen, dass sie sich irren musste, als Niki wie aus dem Nichts auftauchte, die Handfläche öffnete und damit ein Kleeblatt offenbarte. Das war es. Nichts auf der Welt konnte mehr beweisen als dieser kleine, grüne Glücksbringer, dass es Barbara war, von der sie alle sprachen.
    "...d-das ist ein Glücksbringer von der Clover, die ich kenne. Sie hatte so schöne rote Haare, man f-fühlte sich so gut in ihrer Nähe. Sie hat mich wirklich unterstützt u-und ein Lied gesungen, bevor ich eine gefährliche Aufgabe damals in der Nähe von Sydney erledigen musste. A-Auf ihrer Ukulele. D-Dann hat sie mir dieses Kleeblatt gegeben. Ich sollte es ihr eigentlich zurückgeben, aber i-ich hatte es vergessen..."
    Es war als würde die Welt sich plötzlich schneller drehen, zumindest fühlte Dolores ein starkes Schwindelgefühl in sich aufsteigen, begleitet von einem rasenden Herzschlag, für jemanden ihres Alters bestimmt nicht mehr gesund war. Gleich hyperventiliere ich. "Ich glaube ich muss mich setzen.", murmelte sie ganz leise, während Niki und Shelley weiter sprachen.
    "D-Dieser Mann, v-von dem du gesprochen hast... kann es sein, dass du äh... nun... I... en... ja, genau! Von einem Ian sprichst? So ein unheimlich netter Kerl, der mir damals ebenfalls geholfen hatte? M-Mit so einem ist Clover nämlich d-damals zusammengekommen..."
    "Ja, das ist mein I-... der Ian, den ich meine! Niki, sag mal... die kleine Leo... die war auch bei euch, oder? Als ihr aus Sidney geflohen seid?"
    Dolores sank auf die Knie und starrte immer noch auf das Kleeblatt in Nikis Händen. "Alles in Ordnung?", fragte Celina sanft, die alles mit angehört hatte. "Ja, ich weiß nur nicht..." Sie wusste nicht einmal mehr wie man einen Satz beendete. Tausend Gedanken prasselten nun gleichzeitig auf sie herein.

    Sie lebt. Ich kann es wieder gut machen. Niki hat sich wohl gefühlt. Es geht ihr gut. Schöne rote Haare. Ich muss sie finden. Natürlich hat sie gesungen, sie hat immer gesungen. Warum ist ein vierblättriges Kleeblatt so viel wertvoller als ein dreiblättriges? Gesund und munter. Ob der nette Kerl ihr schon den ersten Kuss beschert hatte? Natürlich, sie war kein Kind mehr. Ohne die Liebe ist ein Kleeblatt nicht mehr als eines unter vielen und kann kein vollkommenes Glück bringen. Fern von jeder Gefahr. Ich muss ihr sagen, wie stolz ich auf sie bin. Sie lebt.

    Und plötzlich, ohne jede Vorwarnung wollte all das gemeinsam hinaus aus ihren Gedanken und bahnte sich irgendwie einen Weg durch unterdrückte Gefühle und jahrelange Verleugnung. Ein leises Schluchzen entfuhr Dolores und dann schlug sie die Hände vors Gesicht und weinte zwar stumm, aber mehr als sie sich je erinnern konnte geweint zu haben. Es war irgendwie ziemlich peinlich, aber einfach unaufhaltbar.
    "Vielen Dank.", stieß sie irgendwann noch hervor. "Danke, dass ihr mir das gesagt habt."

    Geändert von Lynx (03.10.2013 um 18:38 Uhr)

  15. #55
    "Fertig..."

    Fix die Jeans angezogen, Kippe im Mund und Barret auf dem Kopf, wanderte sie langsam aus der Kabine heraus (obenrum allerdings nur im BH - das Top könnte sie noch später anziehen. Es gab wichtigeres als das.). Eine Staubwolke folgte ihr aus dem muffigen Kabuff, der Geruch von angebranntem Metall, Nikotin und billigem Deo folgte auf dem Fuße. Sie hörte Stimmen. Eine davon war die Stimme der Person, mit der sie dringend reden musste. Die nackten Füße gaben bei jedem Schritt ein leisen Patschen von sich, als sie in Richtung der Stimmen stiefelte. Ohne Stiefel.

    Die komisch freundliche Brünette, die nicht ganz so alte Schachtel, Amazonen-Jul, Niki und Shelley standen, bzw. saßen da, quatschen miteinander als wäre das hier eine gottverdammte Kaffeefahrt. Dolo war sichtbar den Tränen nahe, anscheinend wurde ihr gerade gesteckt, dass etwas gar wunderbares passiert war mit ihr. Oder irgendwem anders. Wer wusste das schon. Langsam drehte sich erst Niki, dann die vier Frauen um und erblickten Lexi, der erst jetzt so ein bisschen kalt wurde.
    "Äh...", fing sie an. Kurz pausieren. Nachdenken. Ah, ja, genau das woltle sie sagen. "Hi, Girls." Pause. "Das... ich... ist irgendwas?"
    "Lexi, was...?", fragte Shelley doch Lexi unterbrach sie eher barsch.
    "Ganz schön frisch hier, nä? Naja...", polternd stellte sie das MG aufrecht vor sich und fuhr in sonorer Stimmlage fort. "Ich dachte mir ich versuche, ein bisschen meinen Kopf freizukriegen von... naja, Axel und so und, äh, habe das M60 hier ein bisschen umgemodelt. 1,5 Kilo leichter, musste einen Teil vom Lauf absägen mit so 'ner scheiß Taschenmesser-Säge - ich sag' euch: DAS war Arbeit." Kurze Denkpause. "Das Ding ist der Inbegriff von 'Pray and Spray', ich meine: Wow, du machst Vollautomatik, drückst den Abzug durch und BAM! alles was sich in 50 Fuß Entfernung vor dem Rohr befindet verwandelt sich in Himbeermarmelade. Sheeeeiiiit, ich wünschte ich könnte das Ding mit mir rumschleppen - ist mir aber zu klobig, ehrlich gesagt, selbst mit der Modifikation. Also, wer hat Bock auf das Teil? Ich mach' sogar den Trainer wenn es sein muss." Sie stockte und sah kurz in die Runde. "Sorry, habe ich irgendwie irgendwas unterbrochen?"

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (04.10.2013 um 10:20 Uhr)

  16. #56
    Celina war alles in Allem ziemlich überwältigt von dem Gesagten.
    Wie war es möglich, dass hier jeder über ein oder zwei Ecken mit jedem bekannt war?
    Shelley, die auch mit Andrea bekannt war, kannte den Freund und Beschützer von Dolores verschollener Tochter, welche mit Niki und der kleinen Léo aus Sydney geflohen war... parallel zu Andrea, die gleichzeitig mit Shelley unterwegs gewesen war?
    Wenn das mal kein perfekter Kreis war.
    Beinahe fühlte Celina sich versucht, zu fragen, ob jemand etwas von ihrem Vater, ihrer Mutter oder Derek gehört hatte. Oder einem weißen Hund namens Blanche.
    Aber sie riss sich zusammen als sie Dolores schluchzend auf dem Boden kauern sah.
    Hastig kramte Celina in ihrer Tasche und fand tatsächlich ein sauberes Taschentuch (als Villagebewohnerin war sie immer damit versorgt gewesen), welches sie der älteren Frau in die Hand drückte.
    Dann strich sie ihr beruhigend über den Rücken und sagte mit warmer Stimme:
    "Ich freue mich für dich, Dolores. Ich weiß, wie unerträglich die Ungewissheit ist, wenn man in solchen Zeiten von geliebten Menschen getrennt ist. Und deshalb freue ich mich umso mehr, wenn es solche guten Nachrichten gibt."
    Ja, sie freute sich für ihre Freundin. Aber gleichzeitig verspürte sie bei all dem Gerede über alte Bekannte, die aus irgendwelchen Gründen die Untotenplage überstanden hatten, einen Stich im Herzen.

    Ungewollte, sehnsüchtige Gedanken traten in ihren Kopf:
    Habt ihr es geschafft?
    Dad, warst du gerade in einer Konferenz, als es passierte? Oder auf einer Reise? Oder zu Hause?
    Was für Zettel hast du zuletzt geschrieben, Mum?
    Blanche, hat man dich genug gefüttert? Konntest du schnell laufen?
    Derek, hast du jemals die versprochene Hilfe gefunden?
    ...
    Wo seid ihr?


    Verärgert wischte Celina dies beiseite. Sie würde keine Antwort finden und genauso wenig wollte sie jetzt einfach taktlos fragen, was die Anderen denn wussten.

    "Äh... Hi, Girls.", hörte sie plötzlich, gefolgt von einer verlegenen Pause. "Das... ich... ist irgendwas?" Miss Miller, hatte wohl gerade das Deck betreten und stand nun dort.
    "Lexi, was...?", begann Shelley, die jedoch sofort unterbrochen wurde.
    "Ganz schön frisch hier, nä? Naja... ich dachte mir ich versuche, ein bisschen meinen Kopf freizukriegen von... naja, Axel und so und, äh, habe das M60 hier ein bisschen umgemodelt. 1,5 Kilo leichter, musste einen Teil vom Lauf absägen mit so 'ner scheiß Taschenmesser-Säge - ich sag' euch: DAS war Arbeit. Das Ding ist der Inbegriff von 'Pray and Spray', ich meine: Wow, du machst Vollautomatik, drückst den Abzug durch und BAM! alles was sich in 50 Fuß Entfernung vor dem Rohr befindet verwandelt sich in Himbeermarmelade. Sheeeeiiiit, ich wünschte ich könnte das Ding mit mir rumschleppen - ist mir aber zu klobig, ehrlich gesagt, selbst mit der Modifikation. Also, wer hat Bock auf das Teil? Ich mach' sogar den Trainer wenn es sein muss." Eine kurze Pause entstand. "Sorry, habe ich irgendwie irgendwas unterbrochen?"

    Ein wenig fassungslos starrte Celina die blonde Polizistin an.
    Und ich denke über Taktgefühl nach...
    Trotzdem richtete sie sich auf und blickte Miss Miller freundlich an:
    "Nun, das ist eine gute Nachricht. Ich verstehe nicht viel von Waffen, aber ich bin überzeugt, dass Ihre Arbeiten von großem Nutzen sein werden. Kennen Sie schon den aktuellen Plan?"

    Celina erklärte das Vorhaben des Schleusenöffnens.
    "Das ist momentan angedacht. Es sei denn natürlich", hierbei richtete sie sich an alle Anwesenden, "jemand hat eine weniger riskante und effektivere Idee. Wer auch immer die Schleuse öffnen möchte, sollte schnell, geschickt und besser auch gut bewaffnet sein. Miss Miller schlug vor, Mr. Jefimow diesbezüglich zu fragen." Dann wandte sich die junge Britin leicht besorgt an Shelley. "Und du? Meintest du das 'Ich würde das wohl auch machen' ernst?"

  17. #57
    Shelley grinste. Eigentlich war alles perfekt. Abgesehen davon, dass sie vorhatte, sich in den quasi sicheren Tod zu stürzen, aber der Gedanke war doch seltsam hintergründig. HIER war alles perfekt. Eine seltsame Verbindung, die fast jeder mit jedem zu haben schien und nun Lexi, die in seltsamer Aufmachung - stark an Sarah Connor erinnernd - ihr MG bewarb, als würde sie es verkaufen wollen. In ihr hatte die Waffenexpertin jedenfalls die erste Interessentin.

    "Und du? Meintest du das 'Ich würde das wohl auch machen' ernst?" Celina sah sie besorgt an, doch Shelley war das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht zu fegen. "Yep, tu ich. Wie gesagt, ich bin ausgeruht und habe, wenn alles gut läuft, mit Mr. Dschefiiie... Fri-tz!... gute Unterstützung." Sie zwinkerte der jungen Britin zu. "Und ich bin Texanerin. Mit Waffen umzugehen, sollte nicht das Problem sein. Lexi erklärt es mir bestimmt gut... ne, Lexi?" Sie sah kurz zu der Frau, die doch etwas mehr unter der Kälte zu leiden schien, als sie offenbarte. "Zieh dir was an!", riet Shelley ihr und fügte ein schnelles "Ich bin gleich so weit!" hinzu, bevor sie sich wieder zur Diplomatentochter drehte und sie etwas von der kleinen Gruppe wegzog.

    "Celina, ich erzähl dir jetzt was und hoffe, dass du mir den Wunsch erfüllst, der dahintersteht, okay?", kündigte sie fragend an, doch wartete nicht wirklich auf eine Antwort. "Also, wenn... in dem Falle, dass mir beim Versuch die Schleuse zu öffnen was passiert, musst du etwas für mich tun. Und etwas anderes darfst du nicht tun." Shelley streckte die Hand in eine ihrer Hosentaschen und fischte den Schlüssel zu Ivans Zimmer heraus, legte ihn der Engländerin in die Hand. "Der ältere Soldatentyp liegt unten in einem der Zimmer, die Tür ist abgeschlossen und damit zu öffnen. Ich habe ihm gesagt, dass ich alle zwei Stunden komme, um nach ihm zu sehen und ihm Essen und Trinken vorbei zu bringen." Sie lächelte kurz verschmitzt. "Ich bin zwar zuverlässig, aber wenn ich wirklich sterben sollte, krieg' ich den Zwei-Stunden-Rhythmus vielleicht nicht ganz hin."

    Das war der einfache Teil. Jetzt folgte der beschissene. "Also..." - sie sah Celina tief in die Augen. Ihrer Einschätzung nach konnte sie ihr in dieser Angelegenheit vertrauen. "Ivan... der Soldat... er wurde vorhin gebissen... an der Hand. Ich habe die Wunde gereinigt und ihm Schlafmittel verordnet, er hat also noch Zeit. In Zhanjiang ist das Heilmittel und wenn ich noch heute Abend gehe und das mit den Schleusen mache - ihr durchkommt -, dann kann es ihm rechtzeitig verabreicht werden, bevor... es zu spät ist. Ich habe ihm versprochen, dass ich niemandem davon erzähle, aber in Anbetracht der Situation wäre es wohl grausamer, ihn als Zombie im Zimmer verrotten zu lassen, weil keiner weiß, wo er ist." Shelley atmete tief durch. "Ich möchte gar nicht wirklich wissen, wie du dich entscheidest. Ich drehe mich jetzt einfach um und gehe zu Lexi, lasse mir von ihr beibringen, wie ich mit dem... Teil umgehe. Selbst wenn du Ivan verrätst oder... oder ihn erlösen solltest, möchte ich davon nichts wissen. Ich will glauben, dass das, was ich geplant habe, funktioniert, ganz egoistisch. Wenn ich das glauben kann, brauche ich mir vor dem Tod nichts vorzuwerfen. Hey - und wenn ich überlebe..." - sie kreuzte die Finger kurz in der Luft - "... und das wäre ziemlich cool... dann kümmern wir uns später drum und du kannst mir bei meiner Rückkehr sagen, wie bescheuert ich bin, einen Infizierten vor allen anderen geheim zu halten!" Ein letzter Blick folgte, bevor sie sich einfach umdrehte und zu Lexi trat.

    "So, ich bin bereit, ein paar... Zombieärsche zu treten. Ist das 'ne coole Punchline, Lex?" Sie besah sich die Waffe. "Ich hoffe ja, dein Training ist so effektiv, wie ich es erwarte!"

    [OOC=Shelley meldet sich für Team "The portal of glory" und nominiert Fritz Jefimow ebenfalls für Team "The portal of glory"]

  18. #58
    Da war er schon wieder, dieser Klos in Juls Hals. Anscheinend gab es innerhalb ihrer Gruppe ungeahnte Verbindungen untereinander. Ob wohl auch jemand was von ihren Eltern wusste? Jul schüttelte den Kopf. Nein, Deutschland ist viel zu weit weg. Was solte sie in den Pazifik verschlagen haben? Andererseits, Fritz hat es aus auch geschafft... Sie blickte zu dem Berliner hinüber, der ein wenig abseits stand. "Hey Fritz, komm doch bitte mal rüber zu uns" winkte sie ihn herbei. "Shelley hat vor mit der Knarre von Lexi hier da rüber zu gehen und das Schleusentor zu öffnen. Kannst du sie bitte begleiten? Ich denke, dann wäre uns allen etwas wohler dabei." Sie versuchte ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Dann kramte sie die Landkarte hervor. "Ach, die hier hab ich gefunden. Ich denke, sie könnte euch nützlich sein." (Jul überreicht die Landkarte an Fritz, ein Wurf ist für ihn um 2 erleichtert).

    Sie sah wieder hinüber zu Shelley, die sich gerade von Lexi das Gewehr erklären ließ. 'Ich hoffe, es passiert ihr nichts. Ich fange gerade an sie ein wenig zu mögen.' Mit einer Hand in der Hosentasche stand sie da, ihre Finger spielten dabei mit dem kleinen chinesischen Glücksbringer, den sie in dem Haus an Land gefunden hatte...

    Geändert von Layana (05.10.2013 um 10:19 Uhr)

  19. #59
    Zusammen mit Fritz stand Shelley für das vielleicht letzte Mal auf der Steuerbordseite der "Heather", blickte dem drohenden, dunklen Nachthimmel entgegen, der zwischen dem Gerüst des Krans hervor funkelte. Sie sah den massigen Begleiter zu ihrer Linken an, musterte ihn eine Weile, bevor auch er ihren Blick erwiderte und sie einvernehmlich nickten, anschließend mit ausreichend Abstand voneinander in das ölige Wasser sprangen, dessen bestialischer Gestank betäubend schien. Mit einem Arm paddelte sie, nur schwer vorankommend, mit dem anderen Arm hielt sie Lexis MG sicher von der Oberfläche fern.

    Ihr Gehirn war abgeschaltet, sie quälte sich wie im Rausch durch die zähe Feuchtigkeit, versteckte sich eine Weile im Schutz der Kaimauer und stieg dann kurz nach ihrem Begleiter aus dem Nass. Ihr langes Haar triefte und Jeans sowie Top klebten unangenehm an der Haut, der Wind tat sein Übriges, ließ sie fürchterlich frieren. Doch sofort sprintete sie dem großen Deutschen hinterher und blinzelte absichtlich lang als dieser mit seinem Schild ein dürres Zombiegestell einfach zur Seite räumte. Das Matschen ließ sie trotzdem mit den Zähnen knirschen, bevor die zusammensackende, modrige Gestalt ihre Schulter im Fallen touchierte.

    Sie kamen näher ans Steuerhaus. Der Plan war klar. Fritz würde draußen bleiben und die Zombies fernhalten, während sie versuchte, das Schleusentor zu öffnen. Darüber machte sie sich schließlich fast mehr Sorgen als über ihr eigenes Wohlergehen. Im Optimalfall würde sie das Tor auf Anhieb öffnen, mit ihrem Kameraden auf das Boot zurückkehren und das MG nicht mal benutzen müssen. Doch im Worst-Case-Szenario schafften es weder er, noch sie - und auch das Tor bliebe verschlossen.

    Noch gelang es ihnen, die Monster nur einzeln anzuziehen. So wurde der Schildträger spielend mit ihnen fertig. Doch das hieß auch, dass die Untoten sich nur zögerlich vom Eingang des Steuerhauses entfernten. Als die verrotteten Knochen eines der Angreifer nach einem weiteren Schildschlag von Fritz jedoch wieder in erschreckendem Ton zerbarsten, nutzte sie ihre Chance und wagte sich vor, nicht mehr ganz so schnell wie zuvor, um sich vom Gefährten überholen zu lassen, der den letzten verbliebenen Walker am Metalltürchen wegdrückte und ihr dann sogar ganz Gentleman-like - wenn auch zu demonstrativ - die bereits beschädigte Tür aufhielt. Gerade war sie durch, da schloss er sie wieder und sie nahm das Aufkeuchen eines weiteren Seelenlosen wahr, der wohl gerade Bekanntschaft mit dem Schild gemacht hatte. Das Schild, das vor einem Monat noch an der Statue inmitten des Museumsdorfes Aku Aku platziert war. Vielleicht - und darauf konnte sie nur hoffen - rettete die Schutzwaffe ihr Leben so, wie es der dazugehörige Speer am Strand getan hatte.

    Bevor sie sich jedoch in Sicherheit wiegen durfte, gab es etwas zu erledigen - das Wichtigste. Egal, was mit ihnen passierte, sie würden zumindest dem Rest der Gruppe den Weg öffnen müssen - und ob das klappte, lag nun allein in ihrer Hand. Sie schaffte es, ruhig zu bleiben und sah sich um. Nicht, dass sie alle Zeit der Welt gehabt hätte, doch Eile hätte ihr nur mehr die Geduld genommen und damit die Fähigkeit zum genauen Beobachten. An beiden Seiten waren lange Fensterreihen. Diese waren inzwischen dreckig, verschmiert und wiesen teilweise Blutspuren und -flecken auf, auch drinnen roch es unangenehm, nach verbrannten Kabeln und Verwesung, doch von Toten - oder lebenden Toten - war nichts zu sehen.

    Interessanter als die Fensterfronten war das fast genau so lange Schaltpult an der Nordseite des Häuschens. Gefühlte tausend aktive und ausgeschaltete Lichter leuchteten und blinkten, wirkten dabei lediglich wie eine schlechte Karikatur tatsächlicher Elektronik. Sie trat näher an die Konsole und die Befürchtungen, die nur Augenblicke zuvor entstanden waren, bewahrheiteten sich sofort. Offensichtlich gab es recht eindeutige Anweisungen, was mit den Hebeln, Schaltern und Knöpfen anzustellen war, diese waren freundlicherweise sogar nachträglich in das Pult geritzt worden - doch leider in Form von Schriftzeichen, die sie nicht entziffern konnte.

    Pausenlos flog ihr Blick über die Schalter und danebenstehende Zeichnungen. Kopf und Augen verhielten sich dabei beinahe wie eine Schreibmaschine, die immer wieder in der selben Zeile ansetzte und den vorhandenen Text überschrieb. Je öfter sie guckte, desto mehr verschwamm die Information. Was blieb, war Verwirrung, die sie verzweifelte, früher oder später in der altbekannten Lethargie münden würde. Und dann donnerte es.

    Im ersten Moment schreckte sie nur hoch, im zweiten erkannte sie das Gewitter, denn durch das verschwommene Transparent der beschlagenen Glasscheiben vor sich blendete ein Blitz sie für kurze Zeit. Ein rasches Blinzeln und schon knallte es erneut. Das Wetter schickte ein Zeichen, weckte sie auf. Sie würde sich und die anderen nicht aufgeben dürfen, es ging um mehr als ein schwieriges Rätsel, auf das man keine Lust hatte. Hier standen Menschenleben auf dem Spiel und Celina sagte die Wahrheit, wenn sie behauptete, dass die Nahrungsvorräte nicht mehr lange genug reichen würden. Es war höchste Zeit, hier herauszukommen.

    Heftiger Regen peitschte von Außen gegen die Fenster. Das gelegentliche Stöhnen beruhigte sie. Noch immer schien Fritz es mit den Massen an Feinden aufzunehmen. Shelley beugte sich nur über das Pult, atmete schnell und heftig. Es gab vier Hebel, vier Schalter und zwei Knöpfe, die offensichtlich mit der Öffnung des Schleusentores zu tun hatten. Sie studierte die Zeichen dahinter, versuchte, Schlüsse zu ziehen. Schließlich ließen sich die Hebel und Schalter nur in jeweils zwei Richtungen wenden. Und die Knöpfe, auf denen Buchstaben prangerten würden ohnehin gedrückt werden müssen, komme was wolle. Gott, warum sind diese verdammten Anweisungen nicht universell verständlich? Das ist ein fucking Hafen, das müssen ja wohl auch Ausländer verstehen können. Pfeile, habt ihr keine Pfeile?, fauchte sie sich selbst zu und verzweifelte immer mehr, versuchte schließlich einfach nach Intuition zu handeln, legte die Schalter um, wie sie es für richtig hielt. Der erste nach unten, der zweite nach oben, der dritte auch, der vierte... auch? So würde sie nicht weiter kommen.

    Wer war nur auf die Idee gekommen, chinesische Anweisungen auf die Konsole zu kritzeln, wo doch die beiden Knöpfe das ihr bekannte Alphabet benutzten. Ein großes, schwarzes "A" war auf dem rechten der beiden Knöpfe zu sehen, ein "B" zierte den linken. Sie nahm ein Kratzen an der Tür war. Hatte es Fritz erwischt? Vom Keuchen war nichts mehr zu hören.



    Sie war auf sich alleine gestellt. Und sie musste es schaffen. Ihre Hände fuhren über das Pult. Als wäre es Blindenschrift, zog sie mit den Fingerkuppen die Zeichnungen nach. Die Finger zitterten, doch sie versuchte nicht darauf zu achten. Tausende Gedanken drangen in ihren Kopf. Fiese Gedanken. Gedanken, die nicht die Möglichkeit ließen, dass sie überleben würde. Doch auch Gedanken, die nach einem zufriedenstellenden Ende verlangten. Ein Ende, das sie nicht mit dem Wissen zurückließ, ihre Begleiter im Stich gelassen zu haben. Und dann, gerade als die Tür mit lautem Krachen aus den Angeln fiel, ein Blick über ihre eigene Schulter Shelley verriet, dass drei oder vier ihrer Gegner diese zum Einsturz gebracht hatten, wurde sie schlau aus den Zeichnungen. Das da war kein chinesisches Schriftzeichen... das war das Konami-Logo.

    Ihre Finger flogen am Pult entlang, legten die Schalter um, während sie im Hintergrund hörte, wie die Zombies sich aufrappelten. Sie würden sie kriegen, doch Shelley hatte das Rätsel gelöst, ihren Mitstreitern die weitere Reise gesichert. Oben, oben, unten, unten, links, rechts, links, rechts, B und A. Das war es. Mit einem mechanischen Klicken rasteten die Hebel ein und das laute Surren verriet ihr, dass das Schleusentor sich öffnete. Noch besser: Es lenkte die Monster für einen Augenblick ab, der reichte, um das Maschinengewehr in Position zu bringen. Wenn ich gehe, dann so.

    Sie legte die Waffe in die Hand und breitete den Schritt aus, war so stabil genug, um nicht den Halt zu verlieren. Hatte sie auf alles geachtet? Sie würde es gleich merken. Die Fingerknöchel drückte sie sich am Metall weiß. Die nassen Haare klebten ihr am Gesicht, als sie in das zerfallene, kieferlose Gesicht vor ihr sah, das nun bohrend zurückblickte und die knochigen Hände - mit sporadischen Hautstücken versehen - auf sie hetzte. Und los!

    Es knallte und sie hätte sich Kopfhörer gewünscht, wie Bauarbeiter sie trugen, die Pressluftmaschinen benutzten. Genau so fühlte sie sich auch, ihr ganzer Körper geriet in die zitternden Bewegungen, die das knallende Klappern des MGs verursachte. Die Brust des vor ihr stehenden Zombies wurde durchlöchert und auch den zwei dahinterstehenden Gestalten ging es nicht anders. Sie sanken im Hagel der von ihr abgesandten Kugeln zu Boden, doch die Köpfe waren noch nicht getroffen. Und so sehr Shelley die Waffe auch nach unten zu drücken versuchte, so unmöglich war es doch. Klar. Salven, hat Lexi gesagt.

    So nahm sie den Finger vom Trigger und für den Hauch einer Sekunde herrschte absolute Stille. Selbst das Unwetter schien sich zurückzuhalten, um sofort darauf wieder knallend zurückzukehren, unterstützt vom Fauchen der Untoten, die drauf und dran waren, sich wieder aufzurappeln, dabei auch aneinander zerrten und sich so eher behinderten, als tatsächlich einen Effekt zu erzielen. Shelley blinzelte die bemitleidenswerten Kreaturen an, hatte genug Zeit, um den Lauf ihrer Waffe nun nach unten zu drücken und verschoss dann eine Salve auf den Frontmann, die sein Hirn auf das dreckige, durchlöcherte Shirt und das Gesicht seines Nachfolgers verteilte. Jeder, der es zu Stande brachte, wirklich coole Oneliner zu bringen, während er mit Waffen hantierte, hatte ihren größten Respekt, denn sie konnte nichts tun, als immer wieder den Mund für einen Satz zu öffnen und ihn dann angewidert drein blickend zu schließen.

    Auch Salve Nummer zwei traf wieder einen Kopf und ließ das zweite Gehirn lauthals durch den Raum fliegen, war sogar ungenau genug, um direkt Zombie Nummer drei mit zu erwischen. Alles lief nach Plan. Jetzt raus. Ihre Füße trugen sie, so schnell es ging. Eifrig stieg sie über die nun wirklich toten Leichen und erreichte die Türschwelle, die nun kein Metall mehr hielt, stieg über die Überreste der ehemaligen Tür und... “Ahff!“

    Etwas - oder eher jemand - hatte sich auf sie geworfen, nahm ihr nun die Luft zum Atmen, ließ sie mehrmals aufkeuchen, doch darüber hinaus kaum atmen. Wut mischte sich mit Angst, doch Shelley war zu schwach, um beidem Ausdruck zu verleihen, geschweige denn sich zu befreien. So lag sie da, sich windend und verzweifelt die Masse über ihr abdrückend, hörte dann, wie Zähne sich in Fleisch gruben.

    Fritz schrie in zerreißendem Ton, doch hielt er sich als menschliches Schutzschild kraftvoll auf ihr, nahm sämtliche Bisse auf sich, um sie zu bewachen. Sie wünschte sich, etwas tun zu können, doch für ihn war es zu spät. Seine Kraft versiegte immer mehr und gerade als sie wieder einmal gierige Hände an ihren Füßen spürte, schob sie den leichter gewordenen, doch dennoch klobigen Körper des Deutschen von sich, sprang auf, stolperte beim Versuch, dem Griff eines Zombies zu entwischen über ihre eigenen Beine und landete schmerzhaft mit dem Kopf an der Wand, die sie vom Inneren des Steuerhauses trennte. Für einen Moment schlossen sich ihre Augen, öffneten sich wieder, doch der Blick blieb verschwommen. Schräg vor ihr stolperten die Toten auf sie zu, fielen über eine massige Gestalt, die reglos am Boden lag.

    Ihre Beine drückte sie durch. Alles müsste sie tun. Sie wollte leben. Was sie mit der Zeit anfangen würde, wusste sie nicht im Geringsten, doch sie wollte mehr davon. Ihr Rücken schob sich langsam an der Wand hoch. Die feuchten Wangen färbten sich rot von der Anstrengung, die sie aufbringen musste, um die Schwäche auszugleichen, die sich in Rumpf, Kopf und sämtlichen Gliedern ausbreitete. Nur träge wurde der Blick klarer, doch er verriet, dass einer der Seelenlosen sich am Lauf des Maschinengewehrs näher an sie zog, offenbar - ähnlich wie sie - selbstständig unfähig dazu war, auf die Beine zu gelangen. "Nimm sie doch!", prustete sie und spuckte ihm Wasser entgegen, während irgendetwas offenbar warm an ihrem Hinterkopf herunterlief. Sie drückte den Ablauf und spürte ein fieses Stechen in ihrem Kopf, als die Hand am Lauf von herausberstenden Kugeln zerfetzt wurde. Sie ließ nicht los, beinahe entglitt ihr die Waffe, die immer höher feuerte. "Salven...", erinnerte sie sich selbst murmelnd und beendete das Feuern erst, als der Lauf beinahe senkrecht nach oben zeigte.

    Kein Grunzen mehr, kein Fauchen. Nur Donnern, das Einschlagen von Blitzen und das Prasseln der Regens. Die Beine erneut durchdrücken - und stehen. "Dumileid, Friss...", hauchte sie kraftlos, sah ein letztes Mal auf das Loch im Bauch ihres Beschützers und beendete sein Leid, indem sie das Gewehr wankend in Richtung seines Kopfes hielt und eine ungenaue, aber doch ausreichende Schussarie in Richtung seines Hirns abfeuerte.



    Und dann erreichte sie das Wasser. Das vom Sturm gezeichnete Gesicht offenbarte auch emotionale Niedergeschlagenheit und sie war fast froh, nicht bei vollem Bewusstsein zu sein. Eine Palette vom schob sie vom Kai ins Wasser, nach schwimmen war ihr nicht. Der Anblick des Schiffes, das mitsamt winkenden Gestalten im breiten Kanal durch die offene Schleuse schlich, ließ sie lächeln.

    Sie sackte auf die Knie, Lexis Waffe fiel klappernd neben sie und Shelleys Hände legten sich vor ihre Beine, die Arme zitterten bis zum Schultergelenk. Sie hatte es geschafft, wieder einmal. Durch das Wohlwollen anderer, durch die Rettung von Fritz, ihrem verstorbenen Kameraden und durch Glück. Irgendwann würde auch ihre Zeit vielleicht kommen, doch noch durfte sie weiter machen. Noch war sie nicht bereit, die anderen zu verlassen. Was es auch war, sie hatte einiges auf dieser zerstörten Erde zu erledigen. Wer wusste schon, wie die Welt aussehen würde, wenn sie die Stadt erreichten. Vielleicht kehrte wieder Normalität ein. Vielleicht erzählte man sich in dreißig Jahren von diesen 65 Wochen, in denen sich die Weltordnung umkehrte, Zivilisationen zurückgesetzt wurden und so viele Menschen starben. Vielleicht würde sie der kommenden Generation davon berichten.

    Sie würde ihnen erzählen von Shoana, der mysteriösen Exotin, die im Kampf gegen die Piraten einen tödlichen Schuss erlitten hatte, als sie ihr und den anderen dabei half, an Treibstoff zu kommen.

    Sie würde ihnen erzählen von Aimee, deren Zeichnung in Shelleys Zimmer hing und die sich noch in den Heldentod warf, nachdem ihr Schicksal bereits besiegelt war.

    Sie würde ihnen erzählen von Fritz, der ihr Leben rettete und dabei selbst umkam.

    Sie würde ihnen erzählen von Gabe, Lexi, Jul, Celina, Niki Ivan, Dolores und all den anderen Freunden, die es mit ihr aus der Hölle geschafft hatten und überlebten.

    Scheiße - sogar von der alten McAldrin würde sie ihnen erzählen.

    Denn sie lebte.


    Die Waffe aufnehmend warf Shelley sich kraftlos vom Kai, landete unsanft und doch sicher auf der hölzernen Palette und stieß sich mit letzter Kraft mit den Beinen vom Ufer ab. Ein schwaches, doch ausdrucksstarkes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie in Richtung der Heather trieb, die Augen schloss und zu Blitz und Donner entspannte.

    Geändert von MeTa (04.10.2013 um 23:27 Uhr)

  20. #60


    Sie hatten das Schleusentor öffnen und so ihre Reise fortsetzen können.
    Der Alptraum der Stadt Zhanjiang lag hinter ihnen.
    Letzte traurige Ausläufer von schwarzverbrannten Hütten säumten links und rechts den Weg ihres Kanals.
    Zerstörte Jeeps und selbst ein Panzer der chinesischen Armee standen traurig Zeuge von der verzweifelten und verlorenen Schlacht der Chinesen gegen die untote Bedrohung, die letzten Endes ihren Siegeszug aus dem asiatischen Raum in die ganze Welt angetreten war und die Menschheit nun an den Rand der vollkommenen Auslöschung gebracht hatte.
    Hoffnung wäre törricht, doch einen Funken Torheit musste sich jeder der 15 Überlebenden eingestehen.
    Fritz, Shoana und Alice sollten nicht umsonst dem Tode anheim gefallen sein und nun galt es mehr denn je, weitere durch die Zombies zerstörte Familien und gefallene Freunde zu verhindern. Das Heilmittel sollte nun die Gedanken und Handlungen Aller prägen, konnte das Ziel ihrer langen und hunderte von Meilen messenden Reise doch das Ende des Krieges, des Vernichtungsfeldzugs, bedeuten.

    Mittlerweile waren die Temperaturen weiter gefallen, ein kalter, klammer Mantel als Vorgeschmack des kommenden Winters legte sich drückend auf die Schultern ihrer Seelen. Tapfer und unerbittlich schnaufend trug die Heather sie immer weiter Richtung Norden und versagte auch nicht ihren Dienst, als gegen Abend des gleichen Tages feines Schneegestöber einsetzte.

    Endlich waren sie an der Stelle angekommen, die schon der Militärtrupp, der die Anlage und damit das Heilmittel suchen wollte, passiert hatte: Der Fluss machte einen Bogen in Richtung Westen und würde sie damit wieder von ihrem Ziel weg führen. Genau so wie die Kampftruppe „TwilightHope“ war es nun auch an ihnen, den schwankenden Grund ihres Schiffes zu verlassen und zu Fuß weiter den Weg in Richtung Wildnis zu suchen und zu finden.
    Wer sich von ihnen auf das Spurenlesen verstand, konnte eine alte Lagerstatt ausmachen, die sich genau an dieser Stelle fand, mit Spuren, die dann schließlich Richtung Norden führten. Ohne sich lange aufzuhalten marschierten die Überlebenden los, getragen von der Hoffnung auf das zu findende Heilmittel. Als sie hinter dem ersten flachen Hügel verschwanden, war die Heather aus ihrem Blickfeld gewichen. Die stolze, kleine Yacht lag nun traurig und verlassen an der Flussbiegung. Schmutzig mittlerweile, in all ihrer Treue stolz im Flusswasser auf und ab treibend. Es war nur ein kurzer Abschied gewesen obschon das Schiff für gut einen Monat ihre Heimat und ihre Festung gewesen war. Ihr Rückzugsort, wenngleich auch mit einem guten Appetit auf Treibstoff gesegnet.

    Ein letzter Blick zurück reichte den meisten als Abschiedsgruß, der Blick nach vorne, nach Norden, offenbarte dichte Wälder und schwer zu durchquerende Wildnis, verschlimmert und verschlechtert durch die einsetzende Kälte und der niedrigen Temperaturen.

    Geändert von Daen vom Clan (05.10.2013 um 10:39 Uhr)

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