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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Station 6 - Zhanjiang

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Celina war alles in Allem ziemlich überwältigt von dem Gesagten.
    Wie war es möglich, dass hier jeder über ein oder zwei Ecken mit jedem bekannt war?
    Shelley, die auch mit Andrea bekannt war, kannte den Freund und Beschützer von Dolores verschollener Tochter, welche mit Niki und der kleinen Léo aus Sydney geflohen war... parallel zu Andrea, die gleichzeitig mit Shelley unterwegs gewesen war?
    Wenn das mal kein perfekter Kreis war.
    Beinahe fühlte Celina sich versucht, zu fragen, ob jemand etwas von ihrem Vater, ihrer Mutter oder Derek gehört hatte. Oder einem weißen Hund namens Blanche.
    Aber sie riss sich zusammen als sie Dolores schluchzend auf dem Boden kauern sah.
    Hastig kramte Celina in ihrer Tasche und fand tatsächlich ein sauberes Taschentuch (als Villagebewohnerin war sie immer damit versorgt gewesen), welches sie der älteren Frau in die Hand drückte.
    Dann strich sie ihr beruhigend über den Rücken und sagte mit warmer Stimme:
    "Ich freue mich für dich, Dolores. Ich weiß, wie unerträglich die Ungewissheit ist, wenn man in solchen Zeiten von geliebten Menschen getrennt ist. Und deshalb freue ich mich umso mehr, wenn es solche guten Nachrichten gibt."
    Ja, sie freute sich für ihre Freundin. Aber gleichzeitig verspürte sie bei all dem Gerede über alte Bekannte, die aus irgendwelchen Gründen die Untotenplage überstanden hatten, einen Stich im Herzen.

    Ungewollte, sehnsüchtige Gedanken traten in ihren Kopf:
    Habt ihr es geschafft?
    Dad, warst du gerade in einer Konferenz, als es passierte? Oder auf einer Reise? Oder zu Hause?
    Was für Zettel hast du zuletzt geschrieben, Mum?
    Blanche, hat man dich genug gefüttert? Konntest du schnell laufen?
    Derek, hast du jemals die versprochene Hilfe gefunden?
    ...
    Wo seid ihr?


    Verärgert wischte Celina dies beiseite. Sie würde keine Antwort finden und genauso wenig wollte sie jetzt einfach taktlos fragen, was die Anderen denn wussten.

    "Äh... Hi, Girls.", hörte sie plötzlich, gefolgt von einer verlegenen Pause. "Das... ich... ist irgendwas?" Miss Miller, hatte wohl gerade das Deck betreten und stand nun dort.
    "Lexi, was...?", begann Shelley, die jedoch sofort unterbrochen wurde.
    "Ganz schön frisch hier, nä? Naja... ich dachte mir ich versuche, ein bisschen meinen Kopf freizukriegen von... naja, Axel und so und, äh, habe das M60 hier ein bisschen umgemodelt. 1,5 Kilo leichter, musste einen Teil vom Lauf absägen mit so 'ner scheiß Taschenmesser-Säge - ich sag' euch: DAS war Arbeit. Das Ding ist der Inbegriff von 'Pray and Spray', ich meine: Wow, du machst Vollautomatik, drückst den Abzug durch und BAM! alles was sich in 50 Fuß Entfernung vor dem Rohr befindet verwandelt sich in Himbeermarmelade. Sheeeeiiiit, ich wünschte ich könnte das Ding mit mir rumschleppen - ist mir aber zu klobig, ehrlich gesagt, selbst mit der Modifikation. Also, wer hat Bock auf das Teil? Ich mach' sogar den Trainer wenn es sein muss." Eine kurze Pause entstand. "Sorry, habe ich irgendwie irgendwas unterbrochen?"

    Ein wenig fassungslos starrte Celina die blonde Polizistin an.
    Und ich denke über Taktgefühl nach...
    Trotzdem richtete sie sich auf und blickte Miss Miller freundlich an:
    "Nun, das ist eine gute Nachricht. Ich verstehe nicht viel von Waffen, aber ich bin überzeugt, dass Ihre Arbeiten von großem Nutzen sein werden. Kennen Sie schon den aktuellen Plan?"

    Celina erklärte das Vorhaben des Schleusenöffnens.
    "Das ist momentan angedacht. Es sei denn natürlich", hierbei richtete sie sich an alle Anwesenden, "jemand hat eine weniger riskante und effektivere Idee. Wer auch immer die Schleuse öffnen möchte, sollte schnell, geschickt und besser auch gut bewaffnet sein. Miss Miller schlug vor, Mr. Jefimow diesbezüglich zu fragen." Dann wandte sich die junge Britin leicht besorgt an Shelley. "Und du? Meintest du das 'Ich würde das wohl auch machen' ernst?"

  2. #2
    Shelley grinste. Eigentlich war alles perfekt. Abgesehen davon, dass sie vorhatte, sich in den quasi sicheren Tod zu stürzen, aber der Gedanke war doch seltsam hintergründig. HIER war alles perfekt. Eine seltsame Verbindung, die fast jeder mit jedem zu haben schien und nun Lexi, die in seltsamer Aufmachung - stark an Sarah Connor erinnernd - ihr MG bewarb, als würde sie es verkaufen wollen. In ihr hatte die Waffenexpertin jedenfalls die erste Interessentin.

    "Und du? Meintest du das 'Ich würde das wohl auch machen' ernst?" Celina sah sie besorgt an, doch Shelley war das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht zu fegen. "Yep, tu ich. Wie gesagt, ich bin ausgeruht und habe, wenn alles gut läuft, mit Mr. Dschefiiie... Fri-tz!... gute Unterstützung." Sie zwinkerte der jungen Britin zu. "Und ich bin Texanerin. Mit Waffen umzugehen, sollte nicht das Problem sein. Lexi erklärt es mir bestimmt gut... ne, Lexi?" Sie sah kurz zu der Frau, die doch etwas mehr unter der Kälte zu leiden schien, als sie offenbarte. "Zieh dir was an!", riet Shelley ihr und fügte ein schnelles "Ich bin gleich so weit!" hinzu, bevor sie sich wieder zur Diplomatentochter drehte und sie etwas von der kleinen Gruppe wegzog.

    "Celina, ich erzähl dir jetzt was und hoffe, dass du mir den Wunsch erfüllst, der dahintersteht, okay?", kündigte sie fragend an, doch wartete nicht wirklich auf eine Antwort. "Also, wenn... in dem Falle, dass mir beim Versuch die Schleuse zu öffnen was passiert, musst du etwas für mich tun. Und etwas anderes darfst du nicht tun." Shelley streckte die Hand in eine ihrer Hosentaschen und fischte den Schlüssel zu Ivans Zimmer heraus, legte ihn der Engländerin in die Hand. "Der ältere Soldatentyp liegt unten in einem der Zimmer, die Tür ist abgeschlossen und damit zu öffnen. Ich habe ihm gesagt, dass ich alle zwei Stunden komme, um nach ihm zu sehen und ihm Essen und Trinken vorbei zu bringen." Sie lächelte kurz verschmitzt. "Ich bin zwar zuverlässig, aber wenn ich wirklich sterben sollte, krieg' ich den Zwei-Stunden-Rhythmus vielleicht nicht ganz hin."

    Das war der einfache Teil. Jetzt folgte der beschissene. "Also..." - sie sah Celina tief in die Augen. Ihrer Einschätzung nach konnte sie ihr in dieser Angelegenheit vertrauen. "Ivan... der Soldat... er wurde vorhin gebissen... an der Hand. Ich habe die Wunde gereinigt und ihm Schlafmittel verordnet, er hat also noch Zeit. In Zhanjiang ist das Heilmittel und wenn ich noch heute Abend gehe und das mit den Schleusen mache - ihr durchkommt -, dann kann es ihm rechtzeitig verabreicht werden, bevor... es zu spät ist. Ich habe ihm versprochen, dass ich niemandem davon erzähle, aber in Anbetracht der Situation wäre es wohl grausamer, ihn als Zombie im Zimmer verrotten zu lassen, weil keiner weiß, wo er ist." Shelley atmete tief durch. "Ich möchte gar nicht wirklich wissen, wie du dich entscheidest. Ich drehe mich jetzt einfach um und gehe zu Lexi, lasse mir von ihr beibringen, wie ich mit dem... Teil umgehe. Selbst wenn du Ivan verrätst oder... oder ihn erlösen solltest, möchte ich davon nichts wissen. Ich will glauben, dass das, was ich geplant habe, funktioniert, ganz egoistisch. Wenn ich das glauben kann, brauche ich mir vor dem Tod nichts vorzuwerfen. Hey - und wenn ich überlebe..." - sie kreuzte die Finger kurz in der Luft - "... und das wäre ziemlich cool... dann kümmern wir uns später drum und du kannst mir bei meiner Rückkehr sagen, wie bescheuert ich bin, einen Infizierten vor allen anderen geheim zu halten!" Ein letzter Blick folgte, bevor sie sich einfach umdrehte und zu Lexi trat.

    "So, ich bin bereit, ein paar... Zombieärsche zu treten. Ist das 'ne coole Punchline, Lex?" Sie besah sich die Waffe. "Ich hoffe ja, dein Training ist so effektiv, wie ich es erwarte!"

    [OOC=Shelley meldet sich für Team "The portal of glory" und nominiert Fritz Jefimow ebenfalls für Team "The portal of glory"]

  3. #3
    Da war er schon wieder, dieser Klos in Juls Hals. Anscheinend gab es innerhalb ihrer Gruppe ungeahnte Verbindungen untereinander. Ob wohl auch jemand was von ihren Eltern wusste? Jul schüttelte den Kopf. Nein, Deutschland ist viel zu weit weg. Was solte sie in den Pazifik verschlagen haben? Andererseits, Fritz hat es aus auch geschafft... Sie blickte zu dem Berliner hinüber, der ein wenig abseits stand. "Hey Fritz, komm doch bitte mal rüber zu uns" winkte sie ihn herbei. "Shelley hat vor mit der Knarre von Lexi hier da rüber zu gehen und das Schleusentor zu öffnen. Kannst du sie bitte begleiten? Ich denke, dann wäre uns allen etwas wohler dabei." Sie versuchte ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Dann kramte sie die Landkarte hervor. "Ach, die hier hab ich gefunden. Ich denke, sie könnte euch nützlich sein." (Jul überreicht die Landkarte an Fritz, ein Wurf ist für ihn um 2 erleichtert).

    Sie sah wieder hinüber zu Shelley, die sich gerade von Lexi das Gewehr erklären ließ. 'Ich hoffe, es passiert ihr nichts. Ich fange gerade an sie ein wenig zu mögen.' Mit einer Hand in der Hosentasche stand sie da, ihre Finger spielten dabei mit dem kleinen chinesischen Glücksbringer, den sie in dem Haus an Land gefunden hatte...

    Geändert von Layana (05.10.2013 um 09:19 Uhr)

  4. #4
    Zusammen mit Fritz stand Shelley für das vielleicht letzte Mal auf der Steuerbordseite der "Heather", blickte dem drohenden, dunklen Nachthimmel entgegen, der zwischen dem Gerüst des Krans hervor funkelte. Sie sah den massigen Begleiter zu ihrer Linken an, musterte ihn eine Weile, bevor auch er ihren Blick erwiderte und sie einvernehmlich nickten, anschließend mit ausreichend Abstand voneinander in das ölige Wasser sprangen, dessen bestialischer Gestank betäubend schien. Mit einem Arm paddelte sie, nur schwer vorankommend, mit dem anderen Arm hielt sie Lexis MG sicher von der Oberfläche fern.

    Ihr Gehirn war abgeschaltet, sie quälte sich wie im Rausch durch die zähe Feuchtigkeit, versteckte sich eine Weile im Schutz der Kaimauer und stieg dann kurz nach ihrem Begleiter aus dem Nass. Ihr langes Haar triefte und Jeans sowie Top klebten unangenehm an der Haut, der Wind tat sein Übriges, ließ sie fürchterlich frieren. Doch sofort sprintete sie dem großen Deutschen hinterher und blinzelte absichtlich lang als dieser mit seinem Schild ein dürres Zombiegestell einfach zur Seite räumte. Das Matschen ließ sie trotzdem mit den Zähnen knirschen, bevor die zusammensackende, modrige Gestalt ihre Schulter im Fallen touchierte.

    Sie kamen näher ans Steuerhaus. Der Plan war klar. Fritz würde draußen bleiben und die Zombies fernhalten, während sie versuchte, das Schleusentor zu öffnen. Darüber machte sie sich schließlich fast mehr Sorgen als über ihr eigenes Wohlergehen. Im Optimalfall würde sie das Tor auf Anhieb öffnen, mit ihrem Kameraden auf das Boot zurückkehren und das MG nicht mal benutzen müssen. Doch im Worst-Case-Szenario schafften es weder er, noch sie - und auch das Tor bliebe verschlossen.

    Noch gelang es ihnen, die Monster nur einzeln anzuziehen. So wurde der Schildträger spielend mit ihnen fertig. Doch das hieß auch, dass die Untoten sich nur zögerlich vom Eingang des Steuerhauses entfernten. Als die verrotteten Knochen eines der Angreifer nach einem weiteren Schildschlag von Fritz jedoch wieder in erschreckendem Ton zerbarsten, nutzte sie ihre Chance und wagte sich vor, nicht mehr ganz so schnell wie zuvor, um sich vom Gefährten überholen zu lassen, der den letzten verbliebenen Walker am Metalltürchen wegdrückte und ihr dann sogar ganz Gentleman-like - wenn auch zu demonstrativ - die bereits beschädigte Tür aufhielt. Gerade war sie durch, da schloss er sie wieder und sie nahm das Aufkeuchen eines weiteren Seelenlosen wahr, der wohl gerade Bekanntschaft mit dem Schild gemacht hatte. Das Schild, das vor einem Monat noch an der Statue inmitten des Museumsdorfes Aku Aku platziert war. Vielleicht - und darauf konnte sie nur hoffen - rettete die Schutzwaffe ihr Leben so, wie es der dazugehörige Speer am Strand getan hatte.

    Bevor sie sich jedoch in Sicherheit wiegen durfte, gab es etwas zu erledigen - das Wichtigste. Egal, was mit ihnen passierte, sie würden zumindest dem Rest der Gruppe den Weg öffnen müssen - und ob das klappte, lag nun allein in ihrer Hand. Sie schaffte es, ruhig zu bleiben und sah sich um. Nicht, dass sie alle Zeit der Welt gehabt hätte, doch Eile hätte ihr nur mehr die Geduld genommen und damit die Fähigkeit zum genauen Beobachten. An beiden Seiten waren lange Fensterreihen. Diese waren inzwischen dreckig, verschmiert und wiesen teilweise Blutspuren und -flecken auf, auch drinnen roch es unangenehm, nach verbrannten Kabeln und Verwesung, doch von Toten - oder lebenden Toten - war nichts zu sehen.

    Interessanter als die Fensterfronten war das fast genau so lange Schaltpult an der Nordseite des Häuschens. Gefühlte tausend aktive und ausgeschaltete Lichter leuchteten und blinkten, wirkten dabei lediglich wie eine schlechte Karikatur tatsächlicher Elektronik. Sie trat näher an die Konsole und die Befürchtungen, die nur Augenblicke zuvor entstanden waren, bewahrheiteten sich sofort. Offensichtlich gab es recht eindeutige Anweisungen, was mit den Hebeln, Schaltern und Knöpfen anzustellen war, diese waren freundlicherweise sogar nachträglich in das Pult geritzt worden - doch leider in Form von Schriftzeichen, die sie nicht entziffern konnte.

    Pausenlos flog ihr Blick über die Schalter und danebenstehende Zeichnungen. Kopf und Augen verhielten sich dabei beinahe wie eine Schreibmaschine, die immer wieder in der selben Zeile ansetzte und den vorhandenen Text überschrieb. Je öfter sie guckte, desto mehr verschwamm die Information. Was blieb, war Verwirrung, die sie verzweifelte, früher oder später in der altbekannten Lethargie münden würde. Und dann donnerte es.

    Im ersten Moment schreckte sie nur hoch, im zweiten erkannte sie das Gewitter, denn durch das verschwommene Transparent der beschlagenen Glasscheiben vor sich blendete ein Blitz sie für kurze Zeit. Ein rasches Blinzeln und schon knallte es erneut. Das Wetter schickte ein Zeichen, weckte sie auf. Sie würde sich und die anderen nicht aufgeben dürfen, es ging um mehr als ein schwieriges Rätsel, auf das man keine Lust hatte. Hier standen Menschenleben auf dem Spiel und Celina sagte die Wahrheit, wenn sie behauptete, dass die Nahrungsvorräte nicht mehr lange genug reichen würden. Es war höchste Zeit, hier herauszukommen.

    Heftiger Regen peitschte von Außen gegen die Fenster. Das gelegentliche Stöhnen beruhigte sie. Noch immer schien Fritz es mit den Massen an Feinden aufzunehmen. Shelley beugte sich nur über das Pult, atmete schnell und heftig. Es gab vier Hebel, vier Schalter und zwei Knöpfe, die offensichtlich mit der Öffnung des Schleusentores zu tun hatten. Sie studierte die Zeichen dahinter, versuchte, Schlüsse zu ziehen. Schließlich ließen sich die Hebel und Schalter nur in jeweils zwei Richtungen wenden. Und die Knöpfe, auf denen Buchstaben prangerten würden ohnehin gedrückt werden müssen, komme was wolle. Gott, warum sind diese verdammten Anweisungen nicht universell verständlich? Das ist ein fucking Hafen, das müssen ja wohl auch Ausländer verstehen können. Pfeile, habt ihr keine Pfeile?, fauchte sie sich selbst zu und verzweifelte immer mehr, versuchte schließlich einfach nach Intuition zu handeln, legte die Schalter um, wie sie es für richtig hielt. Der erste nach unten, der zweite nach oben, der dritte auch, der vierte... auch? So würde sie nicht weiter kommen.

    Wer war nur auf die Idee gekommen, chinesische Anweisungen auf die Konsole zu kritzeln, wo doch die beiden Knöpfe das ihr bekannte Alphabet benutzten. Ein großes, schwarzes "A" war auf dem rechten der beiden Knöpfe zu sehen, ein "B" zierte den linken. Sie nahm ein Kratzen an der Tür war. Hatte es Fritz erwischt? Vom Keuchen war nichts mehr zu hören.



    Sie war auf sich alleine gestellt. Und sie musste es schaffen. Ihre Hände fuhren über das Pult. Als wäre es Blindenschrift, zog sie mit den Fingerkuppen die Zeichnungen nach. Die Finger zitterten, doch sie versuchte nicht darauf zu achten. Tausende Gedanken drangen in ihren Kopf. Fiese Gedanken. Gedanken, die nicht die Möglichkeit ließen, dass sie überleben würde. Doch auch Gedanken, die nach einem zufriedenstellenden Ende verlangten. Ein Ende, das sie nicht mit dem Wissen zurückließ, ihre Begleiter im Stich gelassen zu haben. Und dann, gerade als die Tür mit lautem Krachen aus den Angeln fiel, ein Blick über ihre eigene Schulter Shelley verriet, dass drei oder vier ihrer Gegner diese zum Einsturz gebracht hatten, wurde sie schlau aus den Zeichnungen. Das da war kein chinesisches Schriftzeichen... das war das Konami-Logo.

    Ihre Finger flogen am Pult entlang, legten die Schalter um, während sie im Hintergrund hörte, wie die Zombies sich aufrappelten. Sie würden sie kriegen, doch Shelley hatte das Rätsel gelöst, ihren Mitstreitern die weitere Reise gesichert. Oben, oben, unten, unten, links, rechts, links, rechts, B und A. Das war es. Mit einem mechanischen Klicken rasteten die Hebel ein und das laute Surren verriet ihr, dass das Schleusentor sich öffnete. Noch besser: Es lenkte die Monster für einen Augenblick ab, der reichte, um das Maschinengewehr in Position zu bringen. Wenn ich gehe, dann so.

    Sie legte die Waffe in die Hand und breitete den Schritt aus, war so stabil genug, um nicht den Halt zu verlieren. Hatte sie auf alles geachtet? Sie würde es gleich merken. Die Fingerknöchel drückte sie sich am Metall weiß. Die nassen Haare klebten ihr am Gesicht, als sie in das zerfallene, kieferlose Gesicht vor ihr sah, das nun bohrend zurückblickte und die knochigen Hände - mit sporadischen Hautstücken versehen - auf sie hetzte. Und los!

    Es knallte und sie hätte sich Kopfhörer gewünscht, wie Bauarbeiter sie trugen, die Pressluftmaschinen benutzten. Genau so fühlte sie sich auch, ihr ganzer Körper geriet in die zitternden Bewegungen, die das knallende Klappern des MGs verursachte. Die Brust des vor ihr stehenden Zombies wurde durchlöchert und auch den zwei dahinterstehenden Gestalten ging es nicht anders. Sie sanken im Hagel der von ihr abgesandten Kugeln zu Boden, doch die Köpfe waren noch nicht getroffen. Und so sehr Shelley die Waffe auch nach unten zu drücken versuchte, so unmöglich war es doch. Klar. Salven, hat Lexi gesagt.

    So nahm sie den Finger vom Trigger und für den Hauch einer Sekunde herrschte absolute Stille. Selbst das Unwetter schien sich zurückzuhalten, um sofort darauf wieder knallend zurückzukehren, unterstützt vom Fauchen der Untoten, die drauf und dran waren, sich wieder aufzurappeln, dabei auch aneinander zerrten und sich so eher behinderten, als tatsächlich einen Effekt zu erzielen. Shelley blinzelte die bemitleidenswerten Kreaturen an, hatte genug Zeit, um den Lauf ihrer Waffe nun nach unten zu drücken und verschoss dann eine Salve auf den Frontmann, die sein Hirn auf das dreckige, durchlöcherte Shirt und das Gesicht seines Nachfolgers verteilte. Jeder, der es zu Stande brachte, wirklich coole Oneliner zu bringen, während er mit Waffen hantierte, hatte ihren größten Respekt, denn sie konnte nichts tun, als immer wieder den Mund für einen Satz zu öffnen und ihn dann angewidert drein blickend zu schließen.

    Auch Salve Nummer zwei traf wieder einen Kopf und ließ das zweite Gehirn lauthals durch den Raum fliegen, war sogar ungenau genug, um direkt Zombie Nummer drei mit zu erwischen. Alles lief nach Plan. Jetzt raus. Ihre Füße trugen sie, so schnell es ging. Eifrig stieg sie über die nun wirklich toten Leichen und erreichte die Türschwelle, die nun kein Metall mehr hielt, stieg über die Überreste der ehemaligen Tür und... “Ahff!“

    Etwas - oder eher jemand - hatte sich auf sie geworfen, nahm ihr nun die Luft zum Atmen, ließ sie mehrmals aufkeuchen, doch darüber hinaus kaum atmen. Wut mischte sich mit Angst, doch Shelley war zu schwach, um beidem Ausdruck zu verleihen, geschweige denn sich zu befreien. So lag sie da, sich windend und verzweifelt die Masse über ihr abdrückend, hörte dann, wie Zähne sich in Fleisch gruben.

    Fritz schrie in zerreißendem Ton, doch hielt er sich als menschliches Schutzschild kraftvoll auf ihr, nahm sämtliche Bisse auf sich, um sie zu bewachen. Sie wünschte sich, etwas tun zu können, doch für ihn war es zu spät. Seine Kraft versiegte immer mehr und gerade als sie wieder einmal gierige Hände an ihren Füßen spürte, schob sie den leichter gewordenen, doch dennoch klobigen Körper des Deutschen von sich, sprang auf, stolperte beim Versuch, dem Griff eines Zombies zu entwischen über ihre eigenen Beine und landete schmerzhaft mit dem Kopf an der Wand, die sie vom Inneren des Steuerhauses trennte. Für einen Moment schlossen sich ihre Augen, öffneten sich wieder, doch der Blick blieb verschwommen. Schräg vor ihr stolperten die Toten auf sie zu, fielen über eine massige Gestalt, die reglos am Boden lag.

    Ihre Beine drückte sie durch. Alles müsste sie tun. Sie wollte leben. Was sie mit der Zeit anfangen würde, wusste sie nicht im Geringsten, doch sie wollte mehr davon. Ihr Rücken schob sich langsam an der Wand hoch. Die feuchten Wangen färbten sich rot von der Anstrengung, die sie aufbringen musste, um die Schwäche auszugleichen, die sich in Rumpf, Kopf und sämtlichen Gliedern ausbreitete. Nur träge wurde der Blick klarer, doch er verriet, dass einer der Seelenlosen sich am Lauf des Maschinengewehrs näher an sie zog, offenbar - ähnlich wie sie - selbstständig unfähig dazu war, auf die Beine zu gelangen. "Nimm sie doch!", prustete sie und spuckte ihm Wasser entgegen, während irgendetwas offenbar warm an ihrem Hinterkopf herunterlief. Sie drückte den Ablauf und spürte ein fieses Stechen in ihrem Kopf, als die Hand am Lauf von herausberstenden Kugeln zerfetzt wurde. Sie ließ nicht los, beinahe entglitt ihr die Waffe, die immer höher feuerte. "Salven...", erinnerte sie sich selbst murmelnd und beendete das Feuern erst, als der Lauf beinahe senkrecht nach oben zeigte.

    Kein Grunzen mehr, kein Fauchen. Nur Donnern, das Einschlagen von Blitzen und das Prasseln der Regens. Die Beine erneut durchdrücken - und stehen. "Dumileid, Friss...", hauchte sie kraftlos, sah ein letztes Mal auf das Loch im Bauch ihres Beschützers und beendete sein Leid, indem sie das Gewehr wankend in Richtung seines Kopfes hielt und eine ungenaue, aber doch ausreichende Schussarie in Richtung seines Hirns abfeuerte.



    Und dann erreichte sie das Wasser. Das vom Sturm gezeichnete Gesicht offenbarte auch emotionale Niedergeschlagenheit und sie war fast froh, nicht bei vollem Bewusstsein zu sein. Eine Palette vom schob sie vom Kai ins Wasser, nach schwimmen war ihr nicht. Der Anblick des Schiffes, das mitsamt winkenden Gestalten im breiten Kanal durch die offene Schleuse schlich, ließ sie lächeln.

    Sie sackte auf die Knie, Lexis Waffe fiel klappernd neben sie und Shelleys Hände legten sich vor ihre Beine, die Arme zitterten bis zum Schultergelenk. Sie hatte es geschafft, wieder einmal. Durch das Wohlwollen anderer, durch die Rettung von Fritz, ihrem verstorbenen Kameraden und durch Glück. Irgendwann würde auch ihre Zeit vielleicht kommen, doch noch durfte sie weiter machen. Noch war sie nicht bereit, die anderen zu verlassen. Was es auch war, sie hatte einiges auf dieser zerstörten Erde zu erledigen. Wer wusste schon, wie die Welt aussehen würde, wenn sie die Stadt erreichten. Vielleicht kehrte wieder Normalität ein. Vielleicht erzählte man sich in dreißig Jahren von diesen 65 Wochen, in denen sich die Weltordnung umkehrte, Zivilisationen zurückgesetzt wurden und so viele Menschen starben. Vielleicht würde sie der kommenden Generation davon berichten.

    Sie würde ihnen erzählen von Shoana, der mysteriösen Exotin, die im Kampf gegen die Piraten einen tödlichen Schuss erlitten hatte, als sie ihr und den anderen dabei half, an Treibstoff zu kommen.

    Sie würde ihnen erzählen von Aimee, deren Zeichnung in Shelleys Zimmer hing und die sich noch in den Heldentod warf, nachdem ihr Schicksal bereits besiegelt war.

    Sie würde ihnen erzählen von Fritz, der ihr Leben rettete und dabei selbst umkam.

    Sie würde ihnen erzählen von Gabe, Lexi, Jul, Celina, Niki Ivan, Dolores und all den anderen Freunden, die es mit ihr aus der Hölle geschafft hatten und überlebten.

    Scheiße - sogar von der alten McAldrin würde sie ihnen erzählen.

    Denn sie lebte.


    Die Waffe aufnehmend warf Shelley sich kraftlos vom Kai, landete unsanft und doch sicher auf der hölzernen Palette und stieß sich mit letzter Kraft mit den Beinen vom Ufer ab. Ein schwaches, doch ausdrucksstarkes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie in Richtung der Heather trieb, die Augen schloss und zu Blitz und Donner entspannte.

    Geändert von MeTa (04.10.2013 um 22:27 Uhr)

  5. #5


    Sie hatten das Schleusentor öffnen und so ihre Reise fortsetzen können.
    Der Alptraum der Stadt Zhanjiang lag hinter ihnen.
    Letzte traurige Ausläufer von schwarzverbrannten Hütten säumten links und rechts den Weg ihres Kanals.
    Zerstörte Jeeps und selbst ein Panzer der chinesischen Armee standen traurig Zeuge von der verzweifelten und verlorenen Schlacht der Chinesen gegen die untote Bedrohung, die letzten Endes ihren Siegeszug aus dem asiatischen Raum in die ganze Welt angetreten war und die Menschheit nun an den Rand der vollkommenen Auslöschung gebracht hatte.
    Hoffnung wäre törricht, doch einen Funken Torheit musste sich jeder der 15 Überlebenden eingestehen.
    Fritz, Shoana und Alice sollten nicht umsonst dem Tode anheim gefallen sein und nun galt es mehr denn je, weitere durch die Zombies zerstörte Familien und gefallene Freunde zu verhindern. Das Heilmittel sollte nun die Gedanken und Handlungen Aller prägen, konnte das Ziel ihrer langen und hunderte von Meilen messenden Reise doch das Ende des Krieges, des Vernichtungsfeldzugs, bedeuten.

    Mittlerweile waren die Temperaturen weiter gefallen, ein kalter, klammer Mantel als Vorgeschmack des kommenden Winters legte sich drückend auf die Schultern ihrer Seelen. Tapfer und unerbittlich schnaufend trug die Heather sie immer weiter Richtung Norden und versagte auch nicht ihren Dienst, als gegen Abend des gleichen Tages feines Schneegestöber einsetzte.

    Endlich waren sie an der Stelle angekommen, die schon der Militärtrupp, der die Anlage und damit das Heilmittel suchen wollte, passiert hatte: Der Fluss machte einen Bogen in Richtung Westen und würde sie damit wieder von ihrem Ziel weg führen. Genau so wie die Kampftruppe „TwilightHope“ war es nun auch an ihnen, den schwankenden Grund ihres Schiffes zu verlassen und zu Fuß weiter den Weg in Richtung Wildnis zu suchen und zu finden.
    Wer sich von ihnen auf das Spurenlesen verstand, konnte eine alte Lagerstatt ausmachen, die sich genau an dieser Stelle fand, mit Spuren, die dann schließlich Richtung Norden führten. Ohne sich lange aufzuhalten marschierten die Überlebenden los, getragen von der Hoffnung auf das zu findende Heilmittel. Als sie hinter dem ersten flachen Hügel verschwanden, war die Heather aus ihrem Blickfeld gewichen. Die stolze, kleine Yacht lag nun traurig und verlassen an der Flussbiegung. Schmutzig mittlerweile, in all ihrer Treue stolz im Flusswasser auf und ab treibend. Es war nur ein kurzer Abschied gewesen obschon das Schiff für gut einen Monat ihre Heimat und ihre Festung gewesen war. Ihr Rückzugsort, wenngleich auch mit einem guten Appetit auf Treibstoff gesegnet.

    Ein letzter Blick zurück reichte den meisten als Abschiedsgruß, der Blick nach vorne, nach Norden, offenbarte dichte Wälder und schwer zu durchquerende Wildnis, verschlimmert und verschlechtert durch die einsetzende Kälte und der niedrigen Temperaturen.

    Geändert von Daen vom Clan (05.10.2013 um 09:39 Uhr)

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