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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Station 6 - Zhanjiang

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  1. #24
    Was fühlt man eigentlich genau, wenn der Verstand einem sagt: "Genau das jetzt, das ist der Moment, in dem du richtig glücklich sein kannst." ? Dolores spürte erst einmal nur Verblüffung als Shelley von einer Clover sprach. Nein, als sie von ihrer Clover sprach. Schon nach dem ersten Satz glaubte sie der jungen Ärztin, weil sie es glauben wollte, und weil sie gesagt hatte was sie gesagt hatte. "Sie ist erfolgreich aus Sydney geflohen, war gesund und munter, hatte einen... Freund dabei, der auf sie aufpasste und war fern von jeder Gefahr." Das klang vielleicht nicht wirklich nach Barbara, aber es klang verdammt nochmal danach, wie Dolores bisher überlebt hatte. Hatte das Kind also doch etwas Gutes von ihr geerbt - offenbar einen unerschütterlichen Überlebenswillen und die Fähigkeit, andere für sich einzuspannen. Das nächste Gefühl nach der Verblüffung war also Stolz. Ja, eine Williams wusste eben doch, wie man sich durchschlägt - die Frauen der Familie hatten es den Männern gezeigt und... was für ein Blödsinn. Das war nicht nur komplett unwichtig, Barbara war auch so ein zartes, naives Kind gewesen. Dass ausgerechnet sie den Untoten entkommen sein sollte, noch dazu wo gerade am Flughafen einer der ersten, schlimmen Zwischenfälle passiert war, war beinahe unmöglich. Und sie war bestimmt niemand gewesen, der sich an irgendjemanden drangehängt hätte - sie hätte höchstens anderen Flüchtlingen noch ein Lied zum Abschied geträllert, damit die sich wenigstens gut fühlen würden. Ja, so hatte sich Dolores den Tod ihrer Tochter irgendwie immer vorgestellt. Eine deprimierende Gewissheit stieg blitzartig in ihr hoch - es konnte nicht Barbara sein, es war unmöglich.

    Gerade wollte sie den Kopf schütteln und Shelley sagen, dass sie sich irren musste, als Niki wie aus dem Nichts auftauchte, die Handfläche öffnete und damit ein Kleeblatt offenbarte. Das war es. Nichts auf der Welt konnte mehr beweisen als dieser kleine, grüne Glücksbringer, dass es Barbara war, von der sie alle sprachen.
    "...d-das ist ein Glücksbringer von der Clover, die ich kenne. Sie hatte so schöne rote Haare, man f-fühlte sich so gut in ihrer Nähe. Sie hat mich wirklich unterstützt u-und ein Lied gesungen, bevor ich eine gefährliche Aufgabe damals in der Nähe von Sydney erledigen musste. A-Auf ihrer Ukulele. D-Dann hat sie mir dieses Kleeblatt gegeben. Ich sollte es ihr eigentlich zurückgeben, aber i-ich hatte es vergessen..."
    Es war als würde die Welt sich plötzlich schneller drehen, zumindest fühlte Dolores ein starkes Schwindelgefühl in sich aufsteigen, begleitet von einem rasenden Herzschlag, für jemanden ihres Alters bestimmt nicht mehr gesund war. Gleich hyperventiliere ich. "Ich glaube ich muss mich setzen.", murmelte sie ganz leise, während Niki und Shelley weiter sprachen.
    "D-Dieser Mann, v-von dem du gesprochen hast... kann es sein, dass du äh... nun... I... en... ja, genau! Von einem Ian sprichst? So ein unheimlich netter Kerl, der mir damals ebenfalls geholfen hatte? M-Mit so einem ist Clover nämlich d-damals zusammengekommen..."
    "Ja, das ist mein I-... der Ian, den ich meine! Niki, sag mal... die kleine Leo... die war auch bei euch, oder? Als ihr aus Sidney geflohen seid?"
    Dolores sank auf die Knie und starrte immer noch auf das Kleeblatt in Nikis Händen. "Alles in Ordnung?", fragte Celina sanft, die alles mit angehört hatte. "Ja, ich weiß nur nicht..." Sie wusste nicht einmal mehr wie man einen Satz beendete. Tausend Gedanken prasselten nun gleichzeitig auf sie herein.

    Sie lebt. Ich kann es wieder gut machen. Niki hat sich wohl gefühlt. Es geht ihr gut. Schöne rote Haare. Ich muss sie finden. Natürlich hat sie gesungen, sie hat immer gesungen. Warum ist ein vierblättriges Kleeblatt so viel wertvoller als ein dreiblättriges? Gesund und munter. Ob der nette Kerl ihr schon den ersten Kuss beschert hatte? Natürlich, sie war kein Kind mehr. Ohne die Liebe ist ein Kleeblatt nicht mehr als eines unter vielen und kann kein vollkommenes Glück bringen. Fern von jeder Gefahr. Ich muss ihr sagen, wie stolz ich auf sie bin. Sie lebt.

    Und plötzlich, ohne jede Vorwarnung wollte all das gemeinsam hinaus aus ihren Gedanken und bahnte sich irgendwie einen Weg durch unterdrückte Gefühle und jahrelange Verleugnung. Ein leises Schluchzen entfuhr Dolores und dann schlug sie die Hände vors Gesicht und weinte zwar stumm, aber mehr als sie sich je erinnern konnte geweint zu haben. Es war irgendwie ziemlich peinlich, aber einfach unaufhaltbar.
    "Vielen Dank.", stieß sie irgendwann noch hervor. "Danke, dass ihr mir das gesagt habt."

    Geändert von Lynx (03.10.2013 um 17:38 Uhr)

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