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Legende
"Ob sich nun jemand unbedingt freiwillig da hoch wagt, glaube ich zwar eher nicht, aber du solltest Fritz fragen, ob er dich begleitet. Er ist bei solchen Aufgaben echt eine gute Hilfe. Und was Waffen angeht, ich hab leider keine, die ich dir geben könnte. Die alte AK hier ist auch nicht mehr im besten Zustand. Für mal einen vereinzelten Schuss taugt die noch, aber bei ganzen Zombiehorden - und die befürchte ich leider da drüben - wird's wohl nicht mehr reichen. Vielleicht kann Dolores dir ja ihr Gewehr leihen? Das ist schon ein ordentliches Teil. Oder wir fragen Lexi um Rat."
Jul kratzte sich am Hinterkopf. Jetzt war sie mit ihrem Englisch am Ende. "Ich hätte sonst nur noch diese Weste und das Regencape hier. Aber das wird uns vermutlich nicht weiter bringen."
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Young Imperial Combo
Es war eine weite Reise gewesen, doch seit der Pirateninsel war Dolores vorgekommen, als wären nur Bruchteile von Stunden vergangen. Sie erinnerte sich an kaum etwas, hier und da hatte sie aktiv etwas wahrgenommen - als Celina sie voller Freude über ihre Wiederkehr umarmt hatte, oder als Fritz ihr wenig später zugenickt hatte als wollte er sagen: "Gut gemacht und gern geschehen." Sie hatte nichts gut gemacht. Alleine wäre sie umgekommen. Hatte sie es überhaupt verdient, gerettet zu werden? Was, um alles in der Welt, hielt sie eigentlich an diesem Leben fest? War ihr Stolz so übermächtig, dass er alles andere in den Schatten stellte? Ohne Frage, ihr gesamter Überlebenswille war von dem Gedanken getragen worden, dass sie nicht war wie die anderen. Sie würde sich nicht einfach umbringen, fressen oder verwandeln lassen. Sie war die Starke, die einzige die es offenbar Wert war, dass sie überlebte, sie war jemand, auf den man stolz sein konnte.
Aber nur mehr sie selbst war übrig, die auf sie stolz sein hätte können. Und selbst diese eine Person, selbst ihr eigenes Ich, hatte gerade überhaupt keine Intentionen mehr, stolz zu sein. Sie fühlte sich elend. Und alleine. Eigentlich hätte sie sich schon vor zehn Jahren so fühlen müssen. Wann war sie eigentlich zu so einer furchtbaren Ignorantin geworden? Und warum?
"Lori, du bekommst Falten wenn du wieder so verzwickt schaust.", hatte Mister Williams immer gerne gesagt, um sie aufzuziehen. Bei dem Gedanken daran musste sie lächeln, aber damals hatte sie das nie besonders erquicklich gefunden. Sie hatte es meist mit einem ärgerlichen Kopfschütteln abgetan und für den Rest des Tages nicht mehr mit ihm gesprochen. Obwohl, manchmal hatte sie ihn angefaucht, dass er sie ja niemals vor ihren Freunden "Lori" nennen sollte. Wieso eigentlich? Früher hatte sie das geliebt. Und ihn hatte sie geliebt, aber jede Gelegenheit genutzt, ihm das nicht mehr zu zeigen. Und Barbara erst.. sie war ein so hübsches Kind gewesen. Sie war äußerlich ohne Zweifel nach ihr geraten, aber hatte wohl das weiche Herz ihres Mannes geerbt. Eigentlich hatte sie nur das Beste von den Eltern bekommen, und trotzdem hatte sie das einfach nicht annehmen können. Nein, Barbara hätte sich so entwickeln sollen, wie ihre Mutter es vorgesehen hatte, damit sie auch davon zehren konnte und mit ihrer hübschen, begabten Tochter angeben konnte. Bei all dem hatte sie, Dolores, vollkommen übersehen, dass ihr Kind immerhin ihren eigenen Kopf entwickelt hatte, sich von niemandem aufhalten ließ und ihre Träume verfolgte. Eigentlich beneidenswert.
Geplagt von all diesen Gedanken stand Dolores schließlich auf dem Deck des Schiffes und besah sich die Barriere, die ihnen den Weg versperrte. Eigentlich war es ein reines Selbstmordkommando zu versuchen, die Schleuse zu öffnen, aber es schien auch der einzige Weg zu sein. Eigentlich hätte sie auch sofort losspazieren können, je schneller es für die anderen weiter ging desto besser. Und nun, da sie ihre Lebensansichten etwas überdacht hatte, erschien es ihr nicht furchterregend, zu sterben. Auf der Insel hatte sie sich ans Leben geklammert, weil sie nicht mit dem Gefühl, versagt zu haben aus der Welt scheiden wollte. Aber... was genau konnte sie denn daran jetzt noch ändern?
Dolores stutzte kurz. Es gab zumindest eine kleine Sache. Eine winzige Kleinigkeit, die es vielleicht ein bisschen besser machen würde. So machte sie sich auf die Suche nach Celina, die gerade mit Shelley Weinberg und dieser Jul zusammenstand. Ihr war egal, ob sie die drei bei etwas unterbrach, und komischerweise fühlte sie, dass sie ein bisschen nervös war. "Ich bin gar nicht Mrs. Thomas.", platzte sie heraus, als sie Celina erreicht hatte. "Eigentlich heiße ich Dolores Williams. Ich hatte einen Ehemann, George, der schon am Anfang der Katastrophe erwischt wurde. Wir hatten ein hübsches Haus nahe Sydney. Mister Thomas war nur... nun, ich weiß nicht. Er hat mir geholfen, aber er war nie mein Mann. Und ich hatte eine Tochter, Barbara. Nein, Clover. Sie würde sich freuen, wenn ich sie so nenne. Sie wäre jetzt ein bisschen älter als du und sie wollte einfach nur, dass alle Menschen glücklich sind." Die drei Frauen starrten sie an und Celina wusste wohl nicht recht, wie ihr geschah. Verlegen sah Dolores zu Boden. "Entschuldige. Ich dachte nur... irgendjemand sollte wissen, wer ich wirklich bin. Und du bist ein kluges Mädchen, ich schätze dich sehr. Ich wollte, dass wenigstens du die Wahrheit kennst, auch wenn es vielleicht nicht so wichtig ist." Es war wichtig für sie, doch in Wirklichkeit war das alles wohl nur eine Kleinigkeit wenn man bedachte, was alle Menschen seit der Katastrophe erlebt hatten. Aber falls sie wirklich in dieses Häuschen gehen würde, um die Schleuse zu öffnen, musste einfach jemand, oder eben Celina, die sie wirklich mochte, Bescheid wissen. Sie wollte nicht mit einer Lüge sterben, und sie wollte auch nicht mit einer Lüge leben. Sie wollte einfach nur Mrs. Williams sein und die Erinnerungen an George und Clover weiter tragen.
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Ritter
Shelley hatte gerade auf Juls Ausführungen antworten wollen und hätte sich dann auf den Weg gemacht, nach Fritz, Lexi oder Dolores zu suchen, doch Letztere trat von sich aus zu der kleinen Gruppe. Sie wirkte unruhig und das, was sie sagte, musste offensichtlich dringend raus. Zuerst wollte Shelley sich abwenden, um nicht zu offensichtlich bei ihrer Offenbarung mitzuhören und das Gespräch mit der Deutschen beenden zu können, doch was sie sagte, überraschte sie doch zu sehr.
Schockiert drehte sie sich um. Clover? Das konnte nicht sein. Erst sagte Celina ihr, dass Andrea noch lebte und nun fand sie heraus, dass die rothaarige Schönheit die Tochter von Mrs. Thomas...? Aber klar. Sie war ihr doch sowieso bekannt vorgekommen. Und auch, wenn ein Teil von ihr glaubte, dass Zombie-Ivan gleich auf das Deck stürmen und "Candid Camera" brüllen würde, war sie sich doch sicher, dass diese Ähnlichkeit unverkennbar war.
Was sollte Shelley ihr sagen? Die Begegnung mit Ian und seiner Freundin war nun schließlich eine ganze Weile her. Mit absoluter Sicherheit konnte sie nicht sagen, ob sie jetzt noch leben würden, aber alles sprach dafür. Sie waren vermutlich so sicher, wie man in dieser Welt nur sein konnte.
"Äh... Mrs.... T-Williams...?" Zum Glück hatte sie doch mehr gelauscht als es sich gehörte. "Ich weiß, dass das ein Gespräch zwischen Ihnen und Celina ist... und ich mische mich nur ungerne ein, aber... ich habe ihre Clover vor vielleicht etwas mehr als drei Monaten noch gesehen, auf einer Pazifikinsel gar nicht mal ewig weit vom Camp Hope. Sie ist erfolgreich aus Sydney geflohen, war gesund und munter, hatte einen... Freund dabei, der auf sie aufpasste und war fern von jeder Gefahr." Wurde ihr geglaubt? "Ich... bin mir ganz sicher. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar... und wie viele tragen schon den Spitznamen?!"
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