Der pochende Schmerz war zwar immer noch da - was hätte ihn auch aufheben sollen - doch so wie sie ganz selbstverständlich die Wunde gesäubert hatte... und die Aussagen, die sie traf... die hatten Hand und Fuß. Auch wenn er in einem Dilemma steckte - konnte er ihr trauen? - so hatte er sie doch mit dem Schlüssel gehen lassen. Alle zwei Stunden wollte sie komen und nach ihm sehen, doch war das nicht auch in gewisser Weise verdächtig für die anderen? Würde sie überhaupt ihr Wort halten? Besonders hervor getan hatte sie sich nicht, soweit er sich erinnerte... Shelley irgendwas... Weinberg... genau, Shelley Weinberg...

Da lag er nun auf dem Bett, die rechte Hand hinter dem Kopf, die linke neben sich auf dem Bett. Und da kam ihm eine kleine Passage wieder in den Sinn, die sie gesagt hatte. Ein Heilmittel gab es wohl, wie sie sagte. Auch hatte sie ihm gesagt, dass sich wohl mit Beruhigungs- und Schlafmitteln wohl die Wirkung dieses Bisses verzögern lassen würden, da eine weitere Amputation des Mittelfingers - oder der ganzen Hand - nichts mehr bewirken würde. War es Zufall, dass er dieses Schlafmedikament gefunden hatte? Er hielt die Schachtel in der Hand und besah sie ein wenig genauer, doch war er schnell beim Öffnen, da er mit den Aufdrucken nichts Anfangen konnte. Innliegend fand er neben einem Beipackzettel in offensichtlich chinesischen Schriftzeichen auch zwei Blister mit jeweils zehn Tabletten, in Plastik und Folie eingeschweißt. Sie waren nicht all zu groß und problemlos zu schlucken und wenn sie recht hatte... und er... drei Stück am Tag nehmen würde, könnte er wohl umgerechnet knapp eine Woche damit aus kommen. Nur wie weit kamen sie in einer Woche? Oder könnte er mit zwei Tabletten planen und aus einer Woche zehn Tage machen? Schon seltsam, dass von diesem Päckchen Tabletten seine Lebenserwartung bestimmt werden würde. Er drückte sich die erste Tablette aus einem der Blister und schluckte sie, schob den Blister in die Schachtel zurück und ließ selbige in einer seiner Hosentaschen verschwinden. Wohl fühlte er sich nicht dabei, absolut nicht.

Und da er diese Shelley gebeten hatte, das Zimmer zu verschließen war wohl soweit alles in Ordnung. Und falls er eine Veränderung bei sich bemerken sollte... tja... er hatte noch sein Messer. Helm und Hammer hatte er auf den Tisch gelegt. Vielleicht würden diese Dinge jemand anders eher helfen können, wenn er nicht mehr sein sollte. Es war beinahe schon Ironie, dass er selbst zu dem werden würde, was er all die Jahre bekämpft hatte: Eine Bedrohung gegen Unschuldige. Und damit schlief Ivan ein...