"Ja, wir müssen wirklich sparsam sein. Ich mache mir ja auch schon die ganze Zeit Sorgen!"
Erleichtert atmete Celina aus. Sie hatte also nichts gemerkt.
"Ich meine... wir haben einige Leute in der Gruppe, die echt einiges drauf haben, auch wenn das ja auf den ersten Blick nicht so aussieht. Und ich habe das Gefühl, dass bisher fast alles geklappt hat, was wir uns vornahmen... mit Abstrichen natürlich."
Abstriche? Nun, Celina war überrascht, wie glatt ihre Reise insgesamt gelaufen war.
Wenige Verletzungen hatte es gegeben und nur zwei Tote, trotz unzähliger Gefahren.
Und Celina selbst war von alledem wenig berührt gewesen.
Abstriche, ja so konnte man es nennen.
So bitter es auch schmeckte.

"Als ich vor über einem Jahr aus Sydney geflohen bin, war ich mit Kollegen unterwegs... ich arbeitete beim Fernsehen... eine davon - die hieß übrigens auch Andrea, sagte immer, dass sowas wichtig sei. Also... eine Gruppe, in der man sich wohlfühlte... auch wenn sie selber eigentlich nicht wirklich Gruppenmensch war..."
Großartig, sie hat es also doch gehört.
Dein Husten war auch nicht gerade dezent, Prinzessin.


Aber was Miss Weinberg da erzählte... hatte Andrea nicht einmal erzählt, dass sie eine Zeit lang beim Fernsehen gearbeitet hatte? Und auch die restliche Beschreibung traf auf die gleiche Andrea zu, die auch Celina kannte.
Die Welt war klein.
Aber ob die Ärztin wohl um Andreas andere Tätigkeit wusste?

"Was ich sagen will... ich bin wirklich optimistisch. Und ich glaube, wir schaffen das schon. So wirklich voraussehen kann man ja eh nichts. Wer weiß, wie es ist, wenn wir diese Schleuse hinter uns haben. Gibt es da eigentlich schon einen Plan, wie wir das machen? Ich bin übrigens Shelley und komme mir beim "Sie" viel zu albern vor."
Hier musste Celina das Lächeln erwidern. "Schön, dich kennenzulernen Shelley. Ich bin Celina."
Dann schaute sie das Schleusentor an und meinte nachdenklich: "Ich weiß nicht, ob der Mechanismus sehr kompliziert ist, den man zur Schleusenöffnung betätigen müsste. Problematisch wären da wohl eher", sie deutete in die Richtung einiger wankender Gestalten, "unsere untoten Freunde dort drüben. Wer auch immer versucht, die Schleuse zu öffnen, sollte sich auch zum Rennen bereit machen. Und sich verteidigen können."
Mit einem etwas selbstironischen Lächeln klopfte Celina sich auf die Brust. "Das ist alles nicht gerade meine Spezialität. Und deine vermutlich auch nicht, oder?"

Wie sollte sie ihre nächste Frage formulieren? Wollte sie das überhaupt?
Aber vielleicht stimmte ihre Vermutung ja.
Und wenn die beiden sich kannten - nun, es war immer schön, von alten Bekannten von damals zu hören.
Ein wenig Trost musste in dieser Welt schließlich bleiben.
Und Celina hätte sich dasselbe gewünscht, würde ihr jemand etwas von ihren Eltern erzählen.
Oder von Derek.
Oder Blanche.
Sogar von Katie.
"Shelley, ich hätte eine ganz andere Frage, die jetzt mit der Planung nichts zu tun hat. Aber nun hast du mich neugierig gemacht." Celina stockte und sprach dann, um die richtige Betonung bemüht, weiter:
"Noossboum? Äh... ich meine, war das der Nachname deiner Kollegin? Denn was du erzähltest kam mir bekannt vor. Die Andrea, die ich kennengelernt habe war wohl früher Fernsehmoderatorin und hieß so oder so ähnlich. Eine Deutsche, glaube ich. Ähm, jedenfalls habe ich sie mehrmals in - sagen wir einfach - verzwickten Situationen getroffen und sie hat mir ausgeholfen. Also... uh... wollte ich nur wissen, ob wir dieselbe Frau kennen. Denn falls dem so ist, würde es dich ja vielleicht interessieren, dass sie wohlauf ist."
Zumindest war sie das bis vor wenigen Tagen gewesen.
Und war es wahrscheinlich immer noch, falls sie wirklich zeitig von der Pirateninsel geflohen war.