@Lara_12: Cooles Design.![]()
Da das ne allgemeine Aussage ist, die nicht direkt an Sir Barett geht, möchte ich da aber auch noch kurz meinen Senf dazu geben: Ich lebe monatlich von ca. 600 Euro. Davon gehen ca. 450 Euro für Wohnung, Internet, Essen usw. drauf, und 150 Euro für mein dekadentes Lasterleben.
Klar könnte man da sagen, wenn ich ein paar Monate die 150 Euro einspare und abends nicht weggehe, kann ich mir ein Gemälde für über 1000 Euro leisten. Aber so selbstverständlich, wie du das gerade darstellst, finde ich das nicht, und selbst dann ist es schon noch eine große Abwägung, ob man wirklich sein über ein halbes Jahr zusammengespartes Geld für ein einziges Gemälde ausgeben möchte. Deswegen finde ich die Frage von Sir Barett durchaus berechtigt. Und ich hätte es zum Beispiel cooler gefunden wenn Norkia selbst gesagt hätte "joah ich muss als Student monatelang drauf sparen, aber das ist es mir wert", als dass eine Antwort kommt im Sinne von "ihr könnt es wohl mit eurem minderwertigen Verstand nicht begreifen, dass sich Geld addiert, wenn man es nicht ausgibt".
Wegen dem Kunstbegriff: Für mich lässt sich der Begriff in zwei Bereiche einteilen, einmal die "historische Kunst" und einmal die "moderne Kunst". Da gehe ich rein nach Gefühl, aber für mich sind historische Kunstwerke irgendwie "echter", weil sie ein Abbild ihrer Zeit sind und eben nicht aus dem abstrakten Gedanken "ich erschaffe heute Kunst" heraus entstanden sind. Kunst als Lobpreisung der Götter, Kunst als Traditionsvermittler, Kunst als Zeitdokument. Solche Kunstwerke finde ich interessant und sehe ich mir auch sehr gerne an. (Dazu gehören Gemälde wie auch Skulpturen und Architektur usw.)
Moderne Kunst ist geprägt von dem Versuch, Gefühle neu darzustellen und zu beschreiben, Dinge auszuprobieren und bestimmte Reaktionen hervorzulocken. Ganz verallgemeinernd gesagt. Und diese Kunst hat es bei mir sehr viel schwerer, für voll genommen zu werden. Es gibt Ausnahmen, z.B. Picasso, Monet, Dali und die anderen großen modernen Künstler sowie generelle Stilrichtungen wie Bauhaus und Kubismus, die mir sehr gut gefallen. Sowohl weil diese Werke für mich ästhetisch funktionieren als auch weil sie mir etwas vermitteln. Eine Idee, die ernst gemeint ist, ein Gefühl, das echt ist.
Und dann gibt es die moderne Kunst, die ich "unecht" finde. Vielleicht lebt der Künstler in einer ganz anderen Welt als ich, in der das alles genauso echt und ernstgemeint ist wie ich es verlange, aber aus meiner Perspektive sieht es einfach nur faul, arrogant und beleidigend aus, wenn sich jemand hinstellt, ein schwarzes Kreuz auf eine weiße Leinwand malt und dann sagt "das ist Kunst". Oder wenn er einen Riss in die Leinwand macht. Oder wenn er große Brocken Fett auf einem Platz zusammenstellt, oder einen Kopf aus echter Scheiße oder ein Gemälde aus seinem Blut und seinem Sperma macht. (Es ist meiner Meinung nach wie das Trolling-Phänomen im Internet - der Troll gewinnt immer, weil er die Regeln ja selbst erstellt hat. Bist du angestoßen, so war es das, was der Künstler wollte. Gefällt es dir, so lacht sich der Künstler ins Fäustchen.)
Die dritte Kategorie wäre dann die Art von "Kunst", die sich gar nicht unbedingt Kunst nennt. Comics, die sich Unterhaltung nennen, aber kunstvoll gestaltet sind. Das Cover von einem Album, das Plakat eines Festivals, das bunte Muster, das deine Mitbewohnerin in die Küche gemalt hat weil ihr langweilig war. Solange es ästhetisch ist oder auf irgendeine Art und Weise funktioniert, brauche ich keinen Preis in den vierstelligen Bereichen und ich brauche auch kein Label, das mir das als "Kunst" verkaufen will.
Der Film "Enter The Void" ist für mich Kunst. Kann man für 20 Euro als DVD kaufen und steht in meinem Regal. Habe ich damit Kunst gekauft oder nicht?
Auf diesen Zwiespalt wollte ich in meinem ersten Beitrag hinweisen. In Museen finden wir Kunst, die den Titel meiner Meinung nach nicht verdient hat, und in Kaufhäusern können wir Güter erwerben, die den Titel meiner Meinung nach verdient hätten. Ich finde es großartig, wenn jemand eine Liebe für Landschaftsgemälde oder Ähnliches entwickelt hat, für die er nunmal hohe Summen hinblättern muss, aber auch gewillt ist dies zu tun. Ich habe kein Problem damit - ich hätte aber ein Problem damit, wenn es aufgrund des Labels "Kunst" geschieht, welches ich mittlerweile in der Art, wie es allgemein verwendet wird, doch sehr stark ablehne.