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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Station 5 - Piratensiedlung

Baum-Darstellung

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  1. #13
    Es gab keine wirkliche Absprache zwischen den dreien. Eines war klar:
    "Ich werde reingehen."
    "Reingehen?"
    "Ins Lager. Reingehen.", sagte sie und legte Sport- und Ausrüstungstasche vor sich neben dem Barret ab, stopfte die zuvor daraus gerettete Zigarettenschachtel samt Feuerzeug in die Potasche ihrer Jeans. "Das machen, was ich immer gemacht habe damals um an Infos ranzukommen." Kurz den Poncho richten, genügend offen lassen um Nahestehenden die Sicht freizugeben auf ihr kleines Waffenarsenal, das ihr langsam rein gewichttechnisch ein wenig zu schaffen machte, vor allem bei der Affenhitze. Ah, und das Tanktop etwas runterziehen für mehr Ausschnitt. Perfekt.
    David schaute sie stumm mit hochgezogener Augenbraue an.
    "Ich mach' 'nen Kerl besoffen und frag' ihn aus."
    Der gottverdammte Russe schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich wusste er nicht, worüber sie redete, aber hielt es trotzdem für eine blöde Idee. Oder er wusste, was sie vorhatte aber wollte daran eher ungerne teilhaben. "Pff... Американцы... [Amerikaner...]", sagte er mit etwas genervtem Unterton.
    "Äh, gut - ich und Ivan werden uns um den Rand des Lagers kümmern. Bau' keinen Mist, hörst du?"
    "Ich doch nicht.", antwortete sie. "Wenn's Probleme gibt werdet ihr's schon hören." Augenzwinkern, dann ab ins Lager.

    Mehr stolpernd als alles andere kam sie aus der Höhle heraus, schlich für ihre Verhältnisse mehr als agil durchs Geäst und kam dennoch extrem verschwitzt und laut hechelnd wie ein Hund auf der anderen Seite heraus. "Cardio.", keuchte sie vor sich hin. "Wenn all das vorbei ist, meld' ich mich im Fitnessstudio an und mach' 24/7 Cardio." Sie stieß noch ein "Verdammte Scheiße." hinterher. Und sie schien goldrichtig zu sein hier an der Anhöhe, denn das asiatische Gepöbel und Waffenknattern kam entweder immer näher oder sie war kurz vor dem Fort. Hinter der halbverfallenen Mauern konnte sie die Geräusche hören, die 24 Stunden Misere so hervorbringen konnte: Geschrei, Gefluche, mal auf chinesisch, hier und da kamen englische Wortfetzen durch. Einige dutzend Meter links von ihr war der Haupteingang. Stark bewacht, mindestens ein halbes Dutzend Typen mit Maschinenpistolen und/oder Macheten und ähnlichen Spaßwerkzeugen, allesamt dreckig scheinend, ein Lächeln schiefer als das nächste, unterhielten sich laut in Mandarin (oder so) über irgendwas. Hoffentlich nicht über sie. Sie konnte zwar noch rechtzeitig hinter einem Trümmerteil, das wohl früher zum oberen Teil der Mauer gehört hatte, in Deckung huschen, aber der Schiss entdeckt zu werden war bereits da. Vielleicht war es doch eine Scheißidee...

    Sie scannte mit ihren Augen förmlich die Wand ab nach irgendwas, bis sie fündig wurde: Nach rechts hin schien die Mauer noch verfallener zu sein, Spalten hatten sich hier und da aufgetan im Mauerwerk und eine von ihnen... oh sheit, hoffentlich würden die vier Kilo zuviel sie nicht an dem hindern, was sie vorhatte...
    Den Poncho legte sie ab und schmiss ihn durch den Spalt auf die andere Seite der Mauer, als sie sich - simultan die Luft anhaltend - durch die maximal dreißig Zentimeter breite Lücke zwängte. Sie spürte deutlich mindestens einen Schnitt der metallenen Drecksmauer in ihrer rechten Pobacke (zum Glück waren die Kippen in der linken hinteren Jeanstasche). Und erst jetzt, wo sie zur Hälfte - leise vor sich hinfluchend - im Spalt steckte, fiel ihr diese Kante auf, die gefährlich nahe an ihrem Gesicht in den Spalt hineinragte. Milimeterweise tapste sie voraus, mit geschlossenem rechten Auge die Kante im Blick. Die rasiermesserscharfe, gottverdammte Kante...
    Doch es war alles kein Problem (Geschick-Probe bestanden), mit einem fast schon majestätisch wirkenden Schritt zur Seite samt Kopfdrehung wich sie der Kante aus, landete sicher im Lager. Und anscheinend hatte sie niemand dabei erwischt wie sie reingekommen war. Endlich konnte sie mal das Chaos aus der Nähe betrachten: Oberkörperfreie, manchmal muskolös wirkende und des öfteren auch knochige Typen fetzten sich auf offener Straße, Frauen standen halbnackt vor einer Blechhütte, auf der in großen pinken Lettern das Wort "Free Fux" geschrieben stand, ihre leeren Augen auf die nun fast panisch den Poncho überschmeißende Lexi gerichtet, die mit stoischem Gesichtsausdruck jeglichen Kontakt - sei es körperlich, sprachlich oder per Augen - mit den Umstehenden, -liegenden, -sitzenden und -geklatschtwerdenden vermied. Sie hoffte nur, dass sie keiner dumm anquatschen würde. Darauf hatte sie ernsthaft keinen Bock, aber besser in der Menschenmenge verschwinden als alleine irgendwo rumzustehen und den anderen zuzugucken. Ihr war unwohl, es stank nach verbranntem Grillfleisch und vergammeltem Essen, gemischt mit einem Schuss "nasser Hund". Staub wurde aufgewirbelt unter den Füßen der anderen, die stampede-artig zu den "Free Fux" zu rennen schienen oder in die komplett entgegengesetzte Richtung: Eine der Wellblechhütten war anders, etwas größer, vor ihr ein uralter Holztisch mit ebenso uralten Stühlen, allesamt in jeweils unterschiedlichen Dekoren. Ausgeschenkt wurde soweit Lex es beurteilen konnte nur der ekelhafteste Scheiß: billiger Whisky, billiger als die Gratis-Prostituierten. Und die Kundschaft war mindestens genauso freudig erregt wie die Gratis-Prostituierten. Na klasse...

    Stumm setzte sie sich an das, was sie als Tresen vermutete (zumindest stand hinter der Bar eine knapp 40-jährige, einarmige Frau mit langen schwarzen Haaren und asiatischem Einschlag) und schaute diejenige, die sie als Barkeeperin vermutete, einige Momente lang still an.
    "Whisky.", sagte sie, fummelte ihre Zigarettenschachtel heraus und konnte nun endlich - endlich - in Ruhe eine rauchen. Zumindest würde das ihre Anspannung etwas lockern. So hoffte sie zumindest.
    "Hm. Welcher darf's sein?", sprach die Asiatin mit britisch wirkendem Akzent. "Ich hab' "Eklig", "Ekliger" und "Macht wenigstens schnell besoffen"."
    Irgendwas komisches war an dieser Frau. Lexi konnte nicht ganz feststellen, was genau - aber etwas war definitiv merkwürdig. "Welchen würdest'n du empfehlen?"
    "Ich persönlich bin 'n Fan von "Macht wenigstens schnell besoffen"."
    Sheit, mich macht alles besoffen - ich hab' soviel Alkoholtoleranz wie ich glückliche Beziehungen hatte.
    "Aaawwww ja!", kein Stück penetrant legte der besoffene Asiate rechts neben ihr den Arm um sie. "快來和我一起喝! [Komm schon, trink was mit mir!]"
    Bam. Schon stand 'ne Flasche Whisky vor Lexis Nase, die Asiatin hielt den Flaschenhals mit einem derart festen Griff dass Lex nur darauf wartete dass der billige Fusel vom Druck alleine explodierte. "Komm' schon. Es wäre echt unhöflich, jetzt nein zu sagen.", kam es kalt von hinterm Tresen hervor. Lexi schluckte laut.
    "獲取醉酒快速! [Macht schnell besoffen!]"
    "Mach' hinne, Gweimui, ich hab' nicht den ganzen Tag Zeit."
    Tapfer setzte Lexi an und schluckte das bittere Scheißzeug herunter das schmeckte wie Diesel und roch wie Füße. Nach drei oder vier kräftigen Schlücken war die Flasche halbleer, jetzt musste die Scheiße nur noch drinbleiben, damit sie Lexi nicht hochkant rausschmeißen würden. Zum Glück spürte sie nichts vom Alkohol. Zumindest noch nicht. Ihr war schummerig, aber wenigstens nicht kotzübel. (Agi-Probe bestanden). Sie lachte einmal laut auf und grinste direkt ins Gesicht der Einarmigen.
    Ein Wunder. Sie war nicht besoffen, zumindest ihr Geist fühlte sich mehr als nüchtern an. Ob es an der dauerhaften Dehydration lag?
    "Das war eigentlich gar nicht mal so ekelhaft...", sagte Lexi und schob sich wieder ihre Zigarette zwischen die Lippen.
    Ernst schaute die Asiatin sie an. "Hm. Naja, vielleicht hab' ich mich auch mit der Flasche vergriffen, wer weiß..."
    "Ja, ja, na klar...", lachte Lexi auf und machte zum Spaß eine abweisende Handgeste. Dabei beugte sie sich etwas nach hinten. Wohl weit genug, um der Asiatin einen Blick auf die unfreiwillige Waffensammlung preiszugeben. Diese grinste nun ihrerseits milde.
    "Wie kommste eigentlich hierher? Bist du neu h-ist das 'ne Browning HiPower?" Sie unterbrach sich selbst. Ein Funkeln in ihren Augen.
    "Was?", nervös schaute sie an sich herunter. Tatsache, das Griffstück schaute ein wenig heraus aus dem Poncho. "Ach, äh, nein da-das ist 'ne reguläre M1911, hat nur ein ähnliches Finish wie die HiPower."
    "Cool. So eine hatte ich auch mal."
    "'ne 1911?"
    "Nee. HiPower."
    "Großartige Pistole."
    "Jupp, absolut - damals konnte ich sogar mit zwei gleichzeitig schießen und was treffen."
    "Verarsch' mich nicht...!" Lachend wank Lexi ab, bis ihr selbst in der Bewegung auffiel was für einen blöden Kommentar sie da gerade gebracht hatte. "Oh, shit... ich wollte nicht...!"
    "Is so cool, dieser Frau, ja?", schaltete sich wieder der besoffene Schinocke ein. "Ist immernoch xingan [sexy] mit nur eine Arme, ja? Lieber nehme riwen bao chi [japanische ••••••••] hier bevor ich wurde nehme audaliaren bao chi [australische ••••••••] oder mejgo bao chi [amerikanische ••••••••] oder...", er war gar nicht mehr aufzuhalten in seinem Redefluss, wandte sich allerdings mehr und mehr seinen Kumpels neben ihm zu.
    "Macht nichts. Damals waren's zwei.", sprach's mit null Emotion in der Stimme. "Reicht aber immer noch für die Nachtschicht auf dem Turm."
    Ob sie den Wachturm draußen vor dem Fort meinte?
    "Das die einzige Knarre die sie mich benutzen lassen, und auch nur weil ich drum gebeten habe. Selbst wenn der Rückstoß mich komplett umsäbelt, hauptsache ich habe zumindest irgendwas anderes außer dieser scheiß Theke."
    "Da... da is' 'ne Knarre?", langsam merkte Lexi, wie ihr der Alk in den Kopf schoss. Hey, wollte sie nicht irgendwen anders besoffen machen, nicht umgekehrt?
    "Jupp, so 'ne Art stationäres Scharfschützengewehr. Wär's nicht angebohrt hätt' ich's schon längst geklaut. Gab' grad' 'nen Schichtwechsel, jetzt hat wer anders Spaß damit weil da immer einer sein muss. Shit. Aber der Typ ist nich' halb so gut wie ich - ich hab' mit der Momma schon drei Typen weggeschossen!", stolz präsentierte sie drei Finger an der Hand. Die Lexi vorkamen wie zwölf.
    "D-d's 's cool...", murmelte Lexi breit grinsend, auf dem Stuhl hin- und herschwankend. Hicks.
    "Oh shit.", die Einarmige legte den Kopf schief und schaute Lexi fast schon bemitleidend an. "Du bist ja besoffener als ein Seemannschor. Sag' mir wo du wohnst, ich bring' dich nach hause, okay?"
    "Ich wo-wo-wohne... ich... ich wohne zuhause!" Nochmal hicks.
    "Gottverdammt...", zischte die Asiatin und wank Lexis besoffenen Banknachbarn nach hinter den Tresen. "Pass' ma' kurz auf den Shop auf, Zui, ich bringe Schneeflöckchen hier nach Hause."
    Fest umklammerte die Asiatin die Hüfte der Ex-Polizistin und dirigierte sie grob in den Strom der Menschen, die anscheinend ziellos über die Straßen wankten, auf irgendwas zu warten schienen, ab und an sich gegenseitig aufs Maul gaben oder mit ihren Kalashnikovs in die Luft schossen.
    "Du bist bestimmt durch igendein Loch gekommen, oder? Dass dich die Wachen nicht entdeckt haben ist mehr Glücks- als Verstandsache.", flüsterte sie der Ex-Bullin im Trubel zu. "Scheiße, und jetzt muss ich deinen Arsch quer durch das gottverdammte Camp schleppen weil ich Recht hatte."
    "Recht womit?", langsam schien Lexi wieder etwas klarer zu sein. Oder sie war so besoffen dass sie wieder nüchtern war.
    "Denkst du, hier kann jeder einfach rein- und rauslatschen als wäre das 'ne Achterbahn?", zischte ihr die Asiatin zu. "Da, das sieht gut aus." Ein Loch in der Mauer, von der Größe her genau richtig für eine nüchterne Lexi. Für eine nicht ganz nüchterne Lexi musste es aber auch reichen. Und dahinter ging es mit einem leichten Gefälle bergab in den Dschungel. Die Wachen schienen gerade nicht hinzuschauen.
    "D-Du hast meine Frage nich' beantwo-"
    "Und ab mit dir!", sagte die Asiatin kurz und knapp, als sie Lexi nach vorne durchs Loch zurück nach draußen stieß. Sie rollte ein paar Meter weit den Abhang hinab, bis sie nach und nach langsamer wurde und endlich kurz vor einem Baum bäuchlings am Boden liegend zum Halten kam.

    Stockbesoffen, mit einem debilen Grinsen auf dem Gesicht, wankte Lexi zurück in Richtung der Höhle. Zum Glück war wohl niemandem was aufgefallen dank der komischen Asiatin. Wer auch immer das war. Auch wenn Lexi die Stimme mehr als bekannt vorgekommen war. Aber woher? Die Gedanken kreisten lustig in ihrem Kopf herum, bis in die Höhle hinein, als sie mit erloschener Kippe im Mund und Dreck überall am Körper hineinstolperte, Shelley schief angrinste und "Du wirs' nich' glaub'n w's mir p'ssiert is'!" nuschelte.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (17.09.2013 um 15:53 Uhr)

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