Schnell hatte sich die kleine Gruppe in Richtung des Wartungshäuschens aufgemacht.
Die Sonne stand langsam aber sicher tiefer, denn der Abend rückte schnell näher. Sie hatten den ganzen Tag damit zugebracht, der Anlage ihr Geheimnis zu entlocken und hatten doch keinen Schimmer, wie viel oder wie wenig sie bereits in Erfahrung gebracht haben.
Das Einzige das blieb, war das beunruhigende Gefühl in der Magengegend, das kleine Stechen, das fiese Bohren, die unheimliche Stimme, die einen zur Vorsicht und zur Anspannung riet.
Dolores und Matt folgten dem sacht ausgetretenem Pfad Richtung Norden und waren bald bei der Wartungshütte angekommen, dem kleinen Gebilde aus Metall und Kunststoff, um das sich eine Bretterwand wie Kleidung schmiegte, um die wahre Natur zu verbergen.

Beide hörten sie auch das metallische Stampfen aus dem Inneren, ein monotoner, immergleicher, schwerer und dumpfer Laut und sahen sich an. Dolores nickte Matt zu und dieser öffnete ohne großen Widerstand die Holztür, die unbequem gleich wieder zuschwingen wollte. Mit vereinten Kräften hoben sie die angemalte Tür aus den Angeln und legten sie zur Seite, so konnte Matt in Ruhe und mit voller Konzentration arbeiten.
Ein paar Dietriche waren ihm geblieben, den verlorenen Dietrich hatte er bereits schon so gut es ihm möglich war ersetzt. Vor ihm tat sich nun eine klassische Brandschutztüre auf, mit einem sehr großen Schloss. Für Matt konnte das nur von Vorteil sein, denn je mehr Platz er zum Führen seiner Dietriche hatte, umso besser und schneller würde er arbeiten können. Er ging vor der Tür in die Knie und spürte den ungewöhnlich kalten Erdboden durch den Stoff seiner Hose.
Und dann machte er sich ruhig und konzentriert an die Arbeit.

Probe auf Geschick – bestanden!
Für Dolores war die Zeit des untätigen Danebenstehens im Schatten des seltsamen Gebäudes und der nervenzehrenden Untermalung durch die Geräusche aus der Hütte kaum auszuhalten, zumal Matt in vollkommener Stille und Konzentration arbeitete. Und dann lächelte er. Die Tür ließ sich öffnen, er hatte sie geknackt.

Wieder sahen sich Beide an und nickten entschlossen. Sie öffneten die Tür nur einen Spalt weit und wollten horchen, bereit, die Tür beim Anblick von Untoten oder anderen Gefahren blitzschnell wieder schließen zu können. Doch bis auf verbrauchte Luft und eine nun deutlich lautere Geräuschkulisse war nichts Auffälliges auszumachen. Also öffneten sie die Tür zur Gänze und sahen Treppenstufen die in absoluter und lichtverschluckender Dunkelheit nach unten führten. Matt schluckte schwer und vorsichtig setzte er einen Fuß vor den Anderen als er auf die erste, eine deutlich größere, Stufe der Treppe trat. Sein Herz setzte in dem Moment aus, in dem er spürte, dass die Stufe leicht nachgab. Es waren nur wenige Millimeter, doch ausreichend, um es zu spüren. Beide hörten ein leises Klacken und hörten eine feine Mechanik sirren – und dann schwang die halboffene Brandschutztür komplett auf. Sie erkannten auch, dass sich die von Matt geknackte Verriegelung komplett zurückgezogen hatte. Wer auch immer auf diese Stufe trat, es sorgte dafür, dass die Tür sich öffnete und erst einmal nicht wieder schließen ließ. Beide konnten nur hoffen, dass es sich hierbei um einen Mechanismus für schlüsselvergessende Wartungstechniker handeln musste.

Doch kaum war dieser Schreckmoment verklungen, war abermals ein leises Klacken zu hören und dann, urplötzlich, gingen sanfte, rote Lichter links und rechts an den Wänden an und zeigten den Beiden, dass es sich bei der Treppe - bei besserem Licht betrachtet - eher um eine Art Rampe handelte, nicht breit genug für Fahrzeuge, wohl aber ausreichend für zwei Personen, wollten sie nebeneinander die Rampe nach unten gehen.
Abschüssig führte sie dann gut 50 Meter lang nach unten und vielleicht 10 Meter insgesamt in die Tiefe. Und das Stampfen der Maschinen klang nun richtig laut…


So sehr sich Leo auch anstrengte, sie konnte keine weiteren interessanten Sachen finden. Nicht einmal die Ketchupflasche war in dem komplett leeren Kühlschrank zu finden. Es war einfach nur langweilig aufgeräumt und bar aller Spielsachen oder nützlichen Dinge für ihre zahlreichen Abenteuer. Fast wollte sie schon frustriert aufgeben, als sie unter einem großen Bett einen kleinen Koffer fand, edles Leder und ziemlich leicht. Neugierig öffnete sie ihn in der Hoffnung auf weitere „Geschenke“, doch wurde sie abermals enttäuscht. In diesem Koffer befand sich nur eine kleine Schachtel mit Innenleben aus feinem Stoff in dunkelblauer Farbe. Am Deckel der Schachtel war das Kürzel ADF aufgedruckt und einem inneren Impuls folgend nahm sie ihre am Strand gefundene Uhr heraus und sie passte im Grunde perfekt in die Halterung des Stoffes. Ihr Papa hatte jedenfalls keinen so edlen Uhrenhalter besessen, das wusste sie. Neben der Schachtel befand sich in dem Koffer noch ein zerknittertes Stück Papier. Braun marmoriertes, sogenanntes Elefantenhautpapier, das bedruckt war und nach mühseliger Übersetzung von einer sogenannten „Beförderung für zahlreiche dem Land erwiesene Dienste“ sprach. Und zwar für das Leben mit der Familie auf dieser Insel.


Celina sah sich die Lebensmittel genau an. Die Küche war in einem guten Zustand und sauber aufgeräumt.
Probe auf Intelligenz - bestanden!
Eigentlich zu sauber, denn ihr fiel auf, dass auch keine einzige angebrochene Packung oder etwas Geöffnetes zu sehen war.
Was jedoch komplett fehlte, waren Markennamen, sämtliche Lebensmittel waren in einfachen, Schachteln und Kartons untergebracht und die Informationen auf den Lebensmitteln waren nur mit dem Notwendigsten angegeben. Name und Zutaten und darunter, als kleiner Aufdruck, das Mindesthaltbarkeitsdatum.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum aller gleichen Lebensmittel waren auf den Tag genau gleich lange haltbar, zumeist handelte sich es sich um Waren, die sich lange lagern ließen.
In der Kühlkammer nebenan allerdings, konnte sie auch tiefgefrorenes Fleisch finden. Die Küche war in ihrer Aufgeräumtheit alarmierend, sie war im Grunde zu perfekt.