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Ehrengarde
Den Großteil der letzten Tage hatte Léo in der großen Kajüte verbracht, in der sie mit Alice, bzw. Aimee eingeschlafen und ohne sie wieder aufgewacht war.
Nur das Bild und eine wundervolle Spieluhr, in der der wohl richtige Name der Meerjungfrau geschrieben stand, waren ihr von dieser faszinierenden und netten jungen Frau geblieben.
Beim ersten Öffnen drang ihr, noch dumpf durch die „Käseglocke“, eine sehr vertraute Melodie an die Ohren, die sie seitdem fast die ganze Fahrt über gehört hatte.
Eine ordentliche Mütze Schlaf, hin und wieder notgedrungen ein paar Happen Essen (der gefangene Fisch von Nathan war wirklich sehr schmackhaft), gefolgt von noch mehr Schlaf wirkte… zwar nicht direkt Wunder. Aber zumindest relativierte sich die Käseglocke zu einer aushaltbaren Unschärfe, was mit einem Entklumpen der Gruppe einherging. Und sie konnte ihre Umwelt ohne große Anstrengung wieder hören. Zwar gab es noch inhaltliche Schwächen – große inhaltliche Schwächen- aber vielleicht würde sich ihr Zustand noch weiterbessern.
Doch als sie diese Insel erblickte, traumhaft schön gelegen, mit wundervollen Hütten und die Gruppe (fast) vollständig ausschwärmte, blieb sie zunächst unsicher an Deck zurück. Als ob sie nicht wüsste, ob das Alles echt war oder sie sich in die tiefen des Pazifiks stürzen würde, wenn sie weiterginge.
Doch das war nicht das, was sie zögern ließ. Es war ein mieses, ganz mieses Bauchgefühl, dass der kleinen Mexikanerin sagte, dass diese Insel falsch war. Falsch im Schein. Den Schein, ein friedlicher Ort zu sein, auf dem man sich ausruhen und paradisisch bis zum Lebensende fern von aller Untotengefahr leben könnte. Dass sie besser auf dem Boot blieben sollte und warten, bis sie weiterfahren oder am besten die Anderen umgehend wieder auf die Yacht schreien sollte, damit sie das Unheil garnicht erst hinaufbeschwören konnten.
Einige Minuten stand sie so da, aber offensichtlich hatte keiner der Großen so verhemende Einwände gegen ihren Aufenthaltsort.
Na gut, das konnte sie auch. Langsam blickte sie den Strand entlang und dachte damals an Sydney, wo sie Andris, der nicht zurückgekommen war, eine wunderschöne Gedenkstätte errichtet hatte. Mindestens das hatte Aimee auch verdient. Mit schnellen Schritten rannte sie auf den Steg, diesen entlang bis zum Strand, hielt kurz inne. Okay, der Himmel war noch immer himmelblau, kein tosender Sturm kam plötzlich auf, um alles den Bach runtergehen zu lassen. Also noch mehr.
Vorsichtig, langsam und sorgfältig begann Léo nun also, den Strand nach allem abzusuchen, was ihr irgendwie brauchbar erschien [THETA]
Geändert von Mephista (06.09.2013 um 22:27 Uhr)
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