Shelley hatte nicht die geringste Ahnung, was hier vor sich ging. Den Ansprachen der verschiedensten Leute lauschte sie kaum - nicht, weil sie nicht wollte, sondern vielmehr, weil sie nicht dazu in der Lage gewesen ist. Hai, Sheng, Nationalgarde, ADHS, maaaaaan! Ihr Kopf war nie so voll gewesen von Kram, den andere offenbar ohne Weiteres zu einem großen Plan zusammenstellen konnten, während ihr doch nur einzelne Puzzleteile blieben.

Ob es jetzt die sengende Hitze war, die ihr die Gedanken erschwerte, oder der gruselige Anblick in der Dunkelkammer der Sporthalle, den sie sofort zu verdrängen versuchte. Irgendwas war nicht in Ordnung - so viel wusste sie dann gerade noch. Aber was es war, warum und wieso der Name Sheng fiel, der doch total nett gewesen war, als er ihnen die Tasche mit der Flinte überlassen hatte, die Lexi nun stolz trug... keinen blassen Schimmer.

Jedenfalls sollte jetzt das Schiff repariert werden. Okay - das machte Sinn. Leichen, Gefahr, weg hier, alles klar. Das Problem war wohl, dass an das zu reparierende Ruder kaum heranzukommen war. Also musste es aus dem Wasser gezogen werden, ganz einfach. Shelley war nicht wirklich bewusst, ob das sinnvoll war und überhaupt irgendwie ginge, doch das Einzige, das ihr einfallen wollte, war es, den Meeresboliden mit gesammelter Gruppenkraft aus dem Meer auf den Strand zu ziehen, nur ein Stück, nur so weit, bis das Ruder freilag.

Nur wenig überzeugt von der Idee und mehr, um nicht noch länger taten- und planlos herumzustehen, lief - nein... rannte - Shelley zurück zur Sporthalle und durchsuchte sie erneut. Es dauerte nicht mal besonders lange, bis sie einige Seile gesammelt hatte und mit diesen - zu einem riesigen Knoten zusammengewürfelt - auf dem Arm wieder herausstürmte, dabei beinahe über die Kante einer der Bänke am Grillplatz stolperte. Selbst etwas verwirrt warf sie die Seile in etwas Sicherheitsabstand an die Seite von Grumpy Grams.

"Äh, wir müssen das Teil aus dem Wasser kriegen, oder? Was ist, wenn wir einfach ziehen?", fragte sie in Richtung der Oma. "Also, am besten halt mit Seilen, Physik und so. Wenn wir alle zusammen...?", sie stoppte mitten im Satz, wandte sich zur Masse der Überlebenden und sprach dann lauter.

"Hallo, ähh.... also, wir sind uns ja einig, dass das hier repariert gehört, damit wir abhauen können. Jetzt müssen wir aber irgendwie das Ruder frei machen, damit man da besser rankommt. Also... wer zieht mit?" Während sie so rief, ohne sich dabei an jemand Bestimmtes zu wenden, verknotete sie die einzelnen Sprungseile jeweils am Ende miteinander und formte so ein ewig langes Seil, an dass sich aufgereiht sicher einige Menschen stellen und daran ziehen könnten.

"Also... irgendjemand muss das da am Schiff möglichst gut verknoten und dann wird gezogen!", sagte sie und sah sich hilfesuchend um. Jetzt hatte sie der Tatendrang doch kurzerhand gepackt und so hoffte sie, dass sich möglichst bald viele Leute an der Aktion beteiligen würden. Wenn es soweit wäre, würde sie mit ihnen gemeinsam versuchen, das Schiff aus dem Wasser zu ziehen, so weit es eben ging. Und soweit es musste.