Irgendwie wusste das Kind nicht so recht, ob sie nun erleichtert sein sollte.
Langsam fuhr ihr Finger die Buchstaben “ADF“ nach. Dabei klingelte Etwas in ihrem Hinterkopf, denn sie kamen ihr bekannt vor. Doch beim Versuch, sich genauer zu erinnern setzten die Kopfschmerzen unerbitterlich wieder ein. Aber es hatte was mit damals in Sydney zu tun. Oder auch nicht. Keine Ahnung, ihr Kopf war echt nich zu gebrauchen.
Dann würde sie wohl mal Jemanden fragen müssen, der da mehr Ahnung haben könnte. Vielleicht Niki, der war doch so total schlau und auch damals dabei gewesen…
Gerade wollte sie die Uhr einstecken und den Strand entlang wieder zurücklaufen, als das Mädchen innehielt.
Es kann nicht Papas sein, aber trotzdem…
Kurzerhand band sie sich den kaputten Zeitanzeiger so gut es geht um das dünne Handgelenk, so dass er nun während jeder ihrer ausgreifenden Schritte wild umherschlackerte.
Am Steg angekommen blickte sie sich kurz um. Die meisten der Gruppe mussten sich wohl in den Hütten oder anderweitig umsehen.
Sie sah die undeutlichen Schemen Nathans nicht weit weg von ihr.
Die Kleine war sich sicher, dass er es sein musste, weil er irgendwie die ganze Zeit am rumangeln war.
Und da war noch was, irgendwas mit ihm…
Nachdenklich kratzte sie sich am Ohr, weitere Kopfschmerzen heraufbeschwörend, als ihre Finger den unglaublich feschen Anhänger, der in ihm steckte, streiften.
Oh…!
Sofort lief sie zu dem Mann und blieb neben ihm stehen. Er hatte irgendwas schuhartiges in der Hand. Vielleicht hatte er keine Lust mehr auf Fische.
Vorsichtig holte sie den umfunktionierten Köder aus ihrem Ohrloch und drückte ihn in Nathans Hand.
“ Hier… hab Dir ja versprochen, ihn Dir wiederzugeben… und danke, hat mir ganz viel Glück gebracht ... ähm… disculpe, dass ich’s nicht gleich gemacht habe… aber ist einfach ein toller Ohranhänger..
Leicht versuchte sie zu kichern, aber irgendwie wollte ihr das nicht so recht gelingen.
Das unangenehme Gefühl im Bauch wurde von Minute zu Minute schlimmer.
“ Wir sollten nicht… hier sein, irgendwas ist ganz böse hier…“, sprach sie ihre Gedanken laut aus und fuhr nochmal über die Uhr. Es war nur ein undeutlicher, dumpfer Gedanke, aber trotz des Bedürfnisses, schleunigst wieder von hier zu verschwinden, kam ihr der Drang, sich weiter umzusehen. Vielleicht gab es mehr als die Uhr. Und wenn nicht wegen Papa, dann einfach nur… um irgendwas zu finden.
Nervös struwwelte sie dem Angler durch’s Haar.
“Nochmal danke… ich… ich gehe wohl mal wieder… Hütten anschauen und so…“
Gesagt, umgedreht. Doch der erste Schritt wollte nicht getan werden. Als ob die Beine auf einmal ihren Dienst verweigerten. Ein paar mal atmete sie tief durch, und als sie immer noch nicht vom Fleck kam, tat sie das Einzige, was ihr da noch half.
Leise begann sie zu singen:
“Ohhh, please give Ian a smiiiile…
Ohhhhh, please give Ian a smile…”

Es wirkte. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, den umgedichteten Refrain in einem fort wiederholend, und näherte sich den Hütten.
Bei den Bänken glaubte sie zwei unscharfe Gruppenmitglieder auszumachen, also hob sie kurz weitersingend die Hand, ehe sie vor der nächstbesten Hütte stehenblieb.
Mit zusammengekniffenen Augen konnte sie das Wort „Christmas“ über dem Eingang entziffern.
Was ein dämlicher Name für eine Hütte.
Nach einiger Überwindung schließlich betrat sie die Hütte und begann, sich ganz genau umzusehen. Nach allem, was irgendwie interessant sein könnte.