Nathan besah sich den Schuh genauer und schien offensichtlich, dass sich darin einiges an Sand und Schlamm vom Strand gesammelt haben musste und auch kleineres Getier aus dem Meer zog er hervor. Er würde wohl passen, war aber in sehr dreckigem Zustand. Fast resigniert kippte er den Stiefel aus und ließ die zähe, breiige Masse aus Sand und Schleim über seine Finger gleiten, als er etwas Seltsames spürte.
Es fühlte sich an wie kleine Plastikplättchen, doch leicht gebogen. Er rieb den Schlamm beiseite und erkannt Nagellack. Auf einem Zehennagel. Als wäre der Fuß in dem Stiefel einst verfault.
Das war kein weggeworfenes Stück Kleidung gewesen.
Es war für Shelley fast unmöglich zu sagen wann der Grill ein letztes Mal benutzt wurde.
Denn Kohle war selbst in Sturm und Nass recht geduldig. Was sie jedoch sehen konnte, war, dass der Grill als eines der wenigen Objekte nicht sauber aufgeräumt war.
Gabriel strengte sich an. Und er nahm wirklich jedes bewegliche Teil des kleinen Raumes auseinander, doch finden konnte er nicht das Geringste.
Und so saß er schweratmend auf einer der weichen Matten, die Hitze ließ ihn fast schwindeln und er blickte auf den Schuh, auf die Einlage und dann auf seine Hand.
Sein Daumen blutete. Nicht groß, nicht schwer, doch genug, um einen kleinen Blutstropfen zu erzeugen. So groß ungefähr wie derjenige, den er eben selbst in der Einlage gesehen hatte.
Das war ja wirklich fast zu schön um wahr zu sein. Eine tropische Insel, anscheinend eine alte Hotelanlage, vielleicht auch ein kleines Dorf. Herrlich. Während die jungen Leute die Hütten kaperten und es sich bequem machten, dachte Prudence noch nicht daran, zu Bett zu gehen, oder den neuen Luxus zu genießen. Sie war ja nicht, wie andere alte Damen, auf diese Annehmlichkeiten versessen. Viel mehr freute sie sich, endlich mal wieder ihre Ruhe zu haben und sich die Beine vertreten zu können. Deswegen machte sie sich auf den Weg zu einem kleinen Spaziergang am Strand entlang, nicht weit, nur so weit, dass sie die ganzen Gestalten aus ihrer Gruppe nicht sehen musste. Vielleicht stieß sie ja auf noch andere Dinge? Dabei würde sie auch den herrlichen Ausblick aufs Meer genießen können. HERRLICH.
Das war zum verrückt werden... die Luft, die Hitze, der Geruch... ihm war schwindelig und mulmig zumute. Er hatte fest damit gerechnet in einem der Kästen eine Leiche zu finden aber da war nichts. Nirgendwo war etwas. Nur dieser dämliche Schuh dessen Einlage versaut war und gestochen hatte er sich anscheinend auch noch irgendwo!
Verdammter Schuppen! Gabe schaute sich seinen Daumen genauer an, wischte den Blutstropfen weg und hoffte vielleicht einen Holzsplitter zu finden, wer weiss... er hatte das Zeug auseinandergehebelt, vielleicht ist was abgesplittert? Aber da war nichts... rein garnichts. Vielleicht wurde er einfach nur paranoid? "Nein Gabe... ruhig bleiben. Du wirst nicht paranoid. Ihr seid auf einer Insel. Mitten im Nirgendwo. G55 irgendwas, das Ding ist oder... war mal besiedelt. Daran besteht kein Zweifel, die Frage ist nur... warum ist hier niemand mehr? Warum liegt hier ein Schuh? Und warum riecht es hier so, als gäbe es einen unsichtbaren Haufen Kompost?"
Dumpf flüsterte ihm sein Unterbewusstsein etwas zu. Etwas groteskes an was er garnicht denken wollte.
"Wenn hier nichts ist, was stinken könnte... dann ist es entweder weg... oder gut versteckt." Sein Daumen blutete weiter, hinterließ einen kleinen Tropfen auf einer der dicken, weichen Matten.
Was könnte hier nur los sein? Es würde lange dauern aber... vielleicht würde es ja etwas bringen?
So machte sich Gabriel daran den gesamten Raum leer zu räumen, alles in die größere Sporthalle zu schieben. Danach würde er sich den Raum nochmal genauer ansehen können, Boden, Decke, Wände, alles. Auch nahm er sich vor, die Matten unter die Lupe zu nehmen, sie zu biegen, sie zu wiegen, zu halten und zu schauen ob sie sich irgendwie komisch anfühlten. Wenn es das nicht war... dann würde er sich wohl Hilfe holen müssen.
So viele Wege, die er einschlagen könnte. Doch für welchen sollte Suparman sich entscheiden?
Er könnte den großen Felsen hinaufklettern und versuchen, sich einen Überblick zu verschaffen. Oder er könnte einen Strandspaziergang machen und den Wellengang beobachten. Und dann war da noch der dichte Dschungel. Dschungel klang auch gut. Den Dschungel mochte er.
Doch beschäftigte ihn gerade die unnatürliche Beschaffenheit der Erde in dieser Lichtung. Viel zu lockere Erde. Und warum ein Rechteck? Wie kommt das Rechteck hier her? Hat hier jemand etwas vergraben? Einen Schatz vielleicht? Einen Schatz! Er musste ihn haben.
Und so begann er mit den Händen die lockere Erde aufzugraben, gespannt, was er dabei finden würde.
Celina musste der älteren Frau zustimmen. Irgendetwas an dieser Insel ließ eine kleine Alarmglocke in ihrem Hinterkopf läuten. Etwas, dass sie beinahe dazu bewegte, zurück aufs Schiff zu gehen.
Das hier wirkte nicht wie eine Siedlung nach Ausbruch der Untotenplage.
Es wirkte nicht einmal wie eine Siedlung vor der Untotenplage.
Alles war so glatt, so perfekt.
Und so leer.
Ja, es war, als wäre die gesamte Flüchtlingsgruppe in einen menschenleeren Ferienwohnungskatalog gestiegen. Und jeder wusste, dass echte Ferienwohnungen nie wie im Katalog aussahen.
Hast du eine Idee, Will?
Was weiß ich? Vielleicht leben hier Kannibalen, die nachts rauskommen um unaufmerksam schlafende Reisende zu vernaschen?
War nicht in diesem Logbuch ebenfalls die Rede von einer verdächtig stillen G-Anlage?
Zumindest hat deine BFF was davon geredet. Du hast dir ja alles wie ein braves Schulmädchen notiert.
Auf Dolores’ Angebot, in einer der Häuschen das weitere Vorgehen zu planen, erwiderte Celina: "Dem bin ich nicht abgeneigt. Eventuell finden wir drinnen einen Hinweis darauf, was es mit dieser Insel auf sich hat. Wir sollten auch noch einmal unsere Notizen durchgehen, wir sind ja bereits auf Erwähnungen der G-Anlagen gestoßen. Außerdem", fügte sie mit verschmitztem Lächeln hinzu, "möchte ich mir hier draußen keinen Sonnenbrand holen."
Davids Antwort wurde noch abgewartet, bevor sie auf das Häuschen zuschritten.
In der mit "Hawaii" gekennzeichneten Hütte, schaute Celina sich zuerst nach Auffälligkeiten um. Vielleicht gab es ja Aufzeichnungen, persönliche Gegenstände oder auch einfach kleine Makel in der sonst so perfekten Umgebung. Irgendetwas musste schließlich Hinweise geben.
Dieses Baby war störrisch. Un-fucking-fassbar störrisch. Und der blaue Fleck auf ihrer Stirn, den sie sich beim Sturz aufs Deck zugezogen hatte, machte diese ganze "Arbeiten in schwierigen Konditionen"-Sache nicht unbedingt leichter.
Das Ausbeulen des Magazinschachts war kein Problem gewesen. Bumm, bumm, bumm, gerade. Das Magazin glitt förmlich heraus. Ein paar Tropfen Waffenreiniger, einmal mit dem Tanktop drüber und der Clip war fertig. Kurz besah sie die verwendeten Kugeln: 9mm-Kaliber. Genau wie ihre Browning. Sachte legte sie das Magazin zur Seite, schraubte mit einem Nagel den sie am Boden fand (und in den sie beinahe reingelatscht wäre) die kleine Schraube am Griffstück auf und baute die Wumme auseinander. Der Schlagbolzen war verklemmt, ebenso leicht angebogen, die Sprungfeder stand förmlich vor Rost. Ein Tropfen Öl aus dem stets einsatzbereiten Notfall-Kit in der Ausrüstungstasche und die Feder war fast sowas ähnliches wie in Ordnung. Kurz drüber wischen und fertig. Den Sicherungshebel musste sie mit dem Draht etwas herausziehen, um den dort verkeilten Sand langsam und behutsam mit dem Stahlbürstchen herauszufummeln. Dann nur noch alle Teile etwas einölen, außen herum reinigen, letzte Sandspuren entfernen und zusammenbauen. Ein paar Male ließ sie den Verschluss mal langsam, mal schnell udn lautstark von hinten nach vorne schnellen. Ein kleines Meisterwerk. Ihr Meisterwerk. Der Abzug hatte genau die richtige Ratio an Widerstand um als 1A durchzugehen, nichts raschelte beim Schütteln, der Schlagbolzen reagierte lustig mit lautem Klicken als Lexi mit geistesabwesenden Blick nach vorne ins Leere zielte und abdrückte.
Klick.
Klick.
Klick.
Ich werd' sie beschützen. Nicht alle. Aber die mit denen ich gut kann. So einfach ist das.
Klick.
Klick.
Klick.
Und wenn ich denjenigen finde, der für Axels Tod verantwortlich ist... Er ging mit ihm und konnte ihn nicht wirklich gut leiden.
Klick.
Shorty hat mir keinen Namen genannt, nichts Genaues erzählt. Umschiffte es gekonnt.
Verständlich. Niemand snitcht gerne.
Petzen sind unbeliebt.
Doch ich werd's herausfinden.
Und wenn ich dazu den Bösen Cop spielen muss.
"Hi. Ich bin Lexi Miller. Du hast meinen Bruder getötet. Und jetzt stirbst du.", flüsterte sie in Richtung des Whirlpools. Wer sonst außer ihr sollte schon mit dieser Waffe herumrennen? [Lexi -> Kampf +3]. Niemand. Verdammt richtig. Niemand. Das war ihr Meisterwerk. Und ihr gottgegebenes Recht, mit diesem Meisterwerk...
Klick.
"Hi. Ich bin Lexi Miller. Du hast meinen Bruder getötet. Und jetzt stirbst du."
Klick.
Klick.
"Aaaaahhh fuck, was zum Geier tue ich hier?", platzte es schreiflüsternd aus ihr heraus. Im Aufstehen schob sie die Sonnenliege barsch von sich weg und starrte jetzt zu Boden, die Beretta immer noch fest im Griff. Rache würde nichts bringen, gar nichts. Es wäre nichts weiter als verschwendete Zeit und verschwendete Energie. Sie musste sich Zeit geben, um all das aufzunehmen, zu verdauen - und falls es kein Unfall gewesen war und sie dem Täter gegenüber stehen würde, dann... was dann? Ihn schlagen? Ihn fragen, wieso er es getan hatte? Wahrscheinlich würde sie den Typen oder die Type niemals sehen. Und das wurmte sie am meisten an dieser Situation: Sie würde niemals wirklich die Wahrheit herausfinden. Sie würde nur das aufschnappen können, was andere (= Shorty udn wahrscheinlich Leo) aufgeschnappt hatten. Mehr nicht. Der Rest war bereits vergangen wie Tränen im Regen.
Schwer atmend starrte sie auf den zum Strandtuch umfunktioneirten Poncho, Schweiß floss in Strömen an ihrem Körper herunter. Es war nicht nur die Hitze hier, es war die Luft, diese stickige gottverdammte Luft und diese gottverdammten Gedanken in ihrem Kopf, die sie fast in den Wahnsinn trieben.
"Sheit...", sprach sie und machte in Ungedanken im linken Schulterholster Platz für die Beretta, indem sie die zwei Stangenmagazine für die M1911 daraus entfernte und in den Hosenbund stopfte. Beretta in den Holster, Hoslter zu. Perfekt. Schrotflinte und zwei Pistolen wie Chow Yun-Fat. Und ein glorifizierter Brieföffner. So konnte sie zumindest halbwegs coolen Eindruck machen. "Beschützen. Klingt gut. Muss reichen.", dachte sie laut, stopfte das verdreckte Tanktop, den Poncho und das Waffen-Pflegeset in die Ausrüstungstasche und ging wieder aus der Hütte heraus. Shelley turnte irgendwie verwirrt um den Grill herum, tastete die Kohle an, machte dabei ein ernstes Gesicht.
"Yo.", sagte Lexi kleinlaut und setzte sich auf eine der Bänke. Sie fischte ein neues, ehemals dem Hausmädchen gehörendes T-Shirt aus der Sporttasche heraus und streifte es sich über. Schon wieder ein Tanktop, diesmal schwarz. Wenigstens war es halbwegs luftig. Als sie endlich wieder halbwegs vernünftig angekleidet war, legte sie sich entspannt seitlich auf die Bank und beobachtete die Krankenschwester bei der Quasi-Arbeit. "Kann man irgendwie helfen oder kommst du alleine klar?"
Geändert von T.U.F.K.A.S. (06.09.2013 um 20:49 Uhr)
Die anderen schienen sich bereits auf der Insel verteilt zu haben. Einige hatten begonnen, die Hütten zu durchsuchen und andere befanden sich auf dem Platz, direkt an einem Aufbau, der sich als Grill herausstellte. So wie Matt es gesehen hatte, war wohl das Ruder des Schiffs gebrochen und es gab keine Möglichkeit, es zu reparieren, außer natürlich, sie würden irgendwo neues Material heranschaffen.
Da sich alle aufgeteilt hatten, konnte Matt da ebenfalls sein eigenes Ding durchziehen, weshalb er sich eine der beiden Hütten vornahm, die direkt auf dem Wasser gebaut waren. "Pitcairn" stand da geschrieben. Die Hütte schien eine Art Schlafraum zu sein; es gab jede Menge Betten, allesamt unberührt. Irgendwas stimmte mit der Insel nicht und Matt konnte nicht sagen, was es war. Leise, wie ein Dieb es nur sein kann, schlich er durch die Hütte und versucht sich kein Detail entgehen zu lassen.
"Eh, Lexi!", sagte Shelley lächelnd, nachdem sie sich fast etwas erschreckt vom Grill abgewendet hatte.
"Ne, ich hab' nur geguckt, ob da irgendwas geht... also: Wegen der Kohle und so. Ob der Grill vielleicht vor Kurzem erst benutzt wurde, aber... keine Ahnung."
Da Lexi eine Bank im Liegen halb alleine besetzte, entschied sie sich schließlich für eine andere, rechts daneben, setzte sich und sah die Waffenexpertin an. "Aber zumindest hat sich irgendwie keiner die Mühe gemacht, den Rost zu säubern oder so. Weißte, hier sieht alles so... steril aus, so perfekt... und halt gemütlich. ALLES ist sauber, irgendwie, aber das Teil nicht, obwohl da immerhin Essen drauf gemacht wird. Wenn ich paranoid wär', würd' ich sagen, irgendwer will Leute wie uns auf die Insel locken, so mit Blümchen, Betten und Pools und dann... BÄÄÄM... auf einmal kommen sie aus den Gebüschen gesprungen, töten uns alle und dann grillen sie uns."
Shelley nickte für eine Weile, recht begeistert von ihrer Idee, begann dann aber zu lachen, ein Loch in die Luft starrend.. "Naja, wahrscheinlich gibt es auch 'ne logische Erklärung dafür. Ich mein - putzen ist ja noch cool, ne... aber wer hat schon Lust, nach 'nem Barbecue sauber zu machen? Also... nicht, dass ich da Ahnung von hätte, ich mach eigentlich nie Barbecues, aber... ist doch so." Nun schüttelte sie den Kopf, vornehmlich um die Gedanken loszuwerden, bevor sie das Loch Loch sein ließ und sich wieder Lexi zuwandte.
"Und du? Wie geht's dir denn?", wollte sie wissen. Shelley hatte nicht mehr wirklich viel von Lexi mitgekriegt, seitdem sie ihr den Verband für Gabriel gegeben hatte, abgesehen von ihrer moralischen Unterstützung für den kleinen Niki, ohne die er vielleicht nicht mehr lebend auf die Heather gekommen wär. "Sag mal, hast du da NOCH 'ne Pistole?"
Den Großteil der letzten Tage hatte Léo in der großen Kajüte verbracht, in der sie mit Alice, bzw. Aimee eingeschlafen und ohne sie wieder aufgewacht war.
Nur das Bild und eine wundervolle Spieluhr, in der der wohl richtige Name der Meerjungfrau geschrieben stand, waren ihr von dieser faszinierenden und netten jungen Frau geblieben.
Beim ersten Öffnen drang ihr, noch dumpf durch die „Käseglocke“, eine sehr vertraute Melodie an die Ohren, die sie seitdem fast die ganze Fahrt über gehört hatte.
Eine ordentliche Mütze Schlaf, hin und wieder notgedrungen ein paar Happen Essen (der gefangene Fisch von Nathan war wirklich sehr schmackhaft), gefolgt von noch mehr Schlaf wirkte… zwar nicht direkt Wunder. Aber zumindest relativierte sich die Käseglocke zu einer aushaltbaren Unschärfe, was mit einem Entklumpen der Gruppe einherging. Und sie konnte ihre Umwelt ohne große Anstrengung wieder hören. Zwar gab es noch inhaltliche Schwächen – große inhaltliche Schwächen- aber vielleicht würde sich ihr Zustand noch weiterbessern.
Doch als sie diese Insel erblickte, traumhaft schön gelegen, mit wundervollen Hütten und die Gruppe (fast) vollständig ausschwärmte, blieb sie zunächst unsicher an Deck zurück. Als ob sie nicht wüsste, ob das Alles echt war oder sie sich in die tiefen des Pazifiks stürzen würde, wenn sie weiterginge.
Doch das war nicht das, was sie zögern ließ. Es war ein mieses, ganz mieses Bauchgefühl, dass der kleinen Mexikanerin sagte, dass diese Insel falsch war. Falsch im Schein. Den Schein, ein friedlicher Ort zu sein, auf dem man sich ausruhen und paradisisch bis zum Lebensende fern von aller Untotengefahr leben könnte. Dass sie besser auf dem Boot blieben sollte und warten, bis sie weiterfahren oder am besten die Anderen umgehend wieder auf die Yacht schreien sollte, damit sie das Unheil garnicht erst hinaufbeschwören konnten.
Einige Minuten stand sie so da, aber offensichtlich hatte keiner der Großen so verhemende Einwände gegen ihren Aufenthaltsort.
Na gut, das konnte sie auch. Langsam blickte sie den Strand entlang und dachte damals an Sydney, wo sie Andris, der nicht zurückgekommen war, eine wunderschöne Gedenkstätte errichtet hatte. Mindestens das hatte Aimee auch verdient. Mit schnellen Schritten rannte sie auf den Steg, diesen entlang bis zum Strand, hielt kurz inne. Okay, der Himmel war noch immer himmelblau, kein tosender Sturm kam plötzlich auf, um alles den Bach runtergehen zu lassen. Also noch mehr.
Vorsichtig, langsam und sorgfältig begann Léo nun also, den Strand nach allem abzusuchen, was ihr irgendwie brauchbar erschien [THETA]
Prudence, ganz die rüstige Alte die sie war, stapfte am Strand entlang und konnte nicht umhin, abermals das sich ihr bietende, wunderschöne Panorama zu genießen.
Das Dorf verschwand hinter ihr als sie sich sich Richtung Norden in eine kleine Bucht bewegte. Der Sand strahlte seine Hitze ab, doch der sachte Meereswind tat sein Werk und sorgte für angenehme Kühle. Die Brandung des Meeres rauschte unablässig heran, untermalte das Postkartenszenario noch mehr und fast schien es, als wollten Wogen und Palmen sie in Unachtsamkeit wiegen. Und doch fiel es Prudence auf - das kleine, feine, fast unmerkliche disharmonische Geräusch zu ihrer Linken. Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen und wünschte sich einmal mehr eine spezielle Lesebrille herbei, doch dann erkannte sie es. Im Norden des Dorfes, wenn man dem Strand folgte, befand sich eine kleine, unscheinbare Hütte aus Holz. Das für sich alleine wäre nicht auffällig oder verdächtig, doch die Tatsache, dass die Hütte eindeutig in Tarnfarben bemalt war, ließ ihre innere Alarmsirene schrillen...
Und dann fiel ihr auf, dass die Bucht relativ groß war und an der wunderschöne Sandstrand in dieser Bucht sehr schnell rasch abfiel. Fast so... als wäre die Bucht schiffbar gemacht worden.
Niki besah sich die Unterlagen, die bereits von zwei anderen aus der Gruppe bearbeitet worden waren und machte sich daran, den letzten Part zu entziffern. Probe auf Intelligenz - Fehlschlag.(-2 Intelligenz für zwei Stationen)
Doch so sehr er sich auch anstrengte, so sehr er auch darum kämpfte, die Buchstaben wollten vorerst keinen Sinn ergeben.
Es musste sich abermals um einen Code im Code handeln. Eine Art Bedeutung, die er nicht entschlüsseln konnte. Es war frustrierend und er fühlte sich, als wäre er mit den Gedanken festgefahren.
Gabriel fühlte sich ob der Hitze in dem kleinen Mattenraum der Erschöpfung nahe.
Und der Frust tat sein Übriges, sich unwohl zu fühlen.
Fast höhnisch wie das tote Auge eines Zyklopen starrte der Blutfleck auf der reinweißen Einlage ihn an.
Der Turnschuh war ein typisches Modell der höheren Preisklasse, wie geschaffen für reiche Frauen, so er den Schnitt und auch die leicht pinke Färbung richtig deutete.
Er spürte instinktiv, dass er dem Raum fast alles entlockt hatte, doch es war dort nichts zu finden. Es war frustrierend und ernüchternd zugleich.
Welches Geheimnis hatte ein einzelner Turnschuh...?
Suparman begann mit bloßen Händen zu graben und stellte relativ schnell fest, dass er ohne Werkzeug und alleine nur nicht weit kommen würde.
Zumal die Sonne hoch stand und erbarmungslos auf ihn herniederbrannte. Er würde sich Etwas einfallen lassen oder gar Verstärkung herbei holen müssen.
Celina fand in der "Hawaii" die typische sterile Einrichtung vor, die vor Freundlichkeit und Gemütlichkeit fast strahlte. Und doch, sie war steril, denn neben all der Heiterkeit des hellen Holzes, den weichen Kissen, den freundlich gehaltenen Bildmotiven, waren keine Anzeichen von persönlichem Eigentum zu finden. Das ganze Haus wirkte so nüchtern wie der Ausdruck eines Touristenmagazins aus dem man die Menschen nachträglich rausretuschiert hatte. Die Türen des Schrankes beispielsweise sahen aus, als ob sie oft geöffnet worden wären, leichte Kratzer waren zu sehen, ein Funken nur an Gebrauchsspuren, doch genug um zu wissen, dass hier mal eine Menschenseele diesen Schrank geöffnet hatte um sich mit fragender Miene im Gesicht die Kleidungsstücke anzusehen und auszusuchen.
Doch war auch von der Kleidung nichts zu sehen. Traurig und einsam hingen zwei Kleiderbügel im Schrank, ihre scharfen Augen erspähten jedoch mehrere feine Fäden, die sich an den geklebten Kanten des Holzes verfangen hatten. Auf den Bügeln waren also einmal Kleider gehangen, kein Zweifel.
Sie suchte weiter, zwei scharfe Augenpaare, vier, wenn man Will mit einberechnen wollte, der in Celinas Gedanken - genau wie sie - vor Anspannung die Luft angehalten hatte. Probe auf Glück - Bestanden!
Und dann fand sie es.
Ein feiner, ein kleiner Lichtreflex unter einem Schrank. Einer der seidigen Vorhänge war zur Seite geweht worden und ein vorwitziger Sonnenstrhal hatte Etwas blinken lassen. Sie ging vorsichtig darauf zu, ihre Schritte wurden von einem weichen Teppich verschluckt und doch - feinstes Glas knirschte unter ihren Fußsohlen, kleine Glassplitter waren das. Sie ging in die Hocke und folgte dem Lichtreflex und dann zog sie einen edlichen Mahagoni-Holzrahmen hervor. Dieser fasste zwei Bilder ein. Das erste zeigte eine Familie, eine überaus attraktive Frau mit ihren zwei Kindern. Und daneben, nachträglich in den Rahmen eingefügt, sah sie das Bild einer weiteren Person. Und ihr Herz blieb für einen Moment stehen... -> PN
Matt durchsuchte die Hütte namens Pitcairn. Es war ein trauriges, ein hoffnungsloses Unterfangen, denn die Hütte war mit leichtem Flugsand bedeckt, doch war weder Etwas von Wert zu erkennen, noch irgendein persönlicher Gegenstand. Wie ein Musterhaus, namenlos und neutral, mutete diese eigentlich wunderschöne Wohnhütte an. Frustriert setzte er sich auf die Bettkante und schüttelte den Kopf, seine Suche war erfolglos gewesen. Mehr aus dem Augenwinkel nahm er das Bücherregal wahr und schmunzelte ob des sehr amerikanischen Buchtitels von John Grisham "A painted house". Sein Blick wanderte weiter und stutzte... -> PN
Leo spazierte mutterseelenalleine am Strand entlang und genoß die Wärme, die vom hellgelben Sand aufstieg.
Und was war der Strand für eine Fundgrube! Probe auf Agilität - bestanden!
Mit großen Augen hob sie eine wunderschöne Muschel hoch und befreite sie vom Sand. Sie war mit feinen und verspielten Mustern versehen und wenn sie die Muschel an ihr Ohr hielt, konnte sie sogar das Meer darin rauschen hören, wie eingefangene Musik. Natürlich hörte sie auch das Meer wenn sie die Muschel wieder absetzte, gingen ihr die Wellen des warmen Wassers doch angenehm und lustig kribbelnd bis zu den Zehen. Nur ein paar Schritt weiter fand sie einen trockenen und ans Land gespülten wunderschönen Seestern und beschloss, Diesen auch mitzunehmen.
Und dann fand sie noch Etwas blinkendes im Wasser. "Eine Muschel aus Metall?", dachte sie zuerst, doch dann gruben sich ihre kleinen Kinderfinger in den Sand und hoben das seltsame Stück heraus.
Es war eine Uhr, so eine Uhr wie ihr Papa sie getragen hatte. Ein metallernes Band aus vielen kleinen Gliedern und ein zerkratzes Display unter dem die Zeiger von Datum und Uhrzeit wie tot und regungslos standen.
Geändert von Daen vom Clan (06.09.2013 um 23:14 Uhr)
Sie schaute kurz an sich herunter. Die Beretta mit Edelstahl-Finish schimmerte gediegen im Sonnenlicht.
"Jupp, noch eine. Als Back-up. Aber nur eine zur Zeit. Mit zwei gleichzeitig ballern würde nichts bringen außer Streuwirkung und verstauchte Handgelenke.", knurrte sie grinsend und zauberte eine Zigarette aus Tannings Schachtel, die sie prompt ansteckte. "Und wie's mir geht, nun..." Sie dachte kurz nach. Shelley hatte irgendwie sowas in der Art wie ein freudigen Moment gehabt, als sie das Foto sah. Und anscheinend hatte sie sich irgendwie mit zur Party eingeladen, böse ausgedrückt. Und nichts ist schlimemr als Leute auszuladen weil der Gastgeber nicht absagen kann oder will. Frei nach dem Motto: "Schnell, schick' ihr 'ne SMS dass ich Magen-Darm hab' oder so - hauptsache sie kommt nicht."
"Niki hat mir ein bisschen was erzählt über Axel und ich... ich muss glaube ich neue...", sie stockte. "... neue Anhaltspunkte finden, weißt du? Anscheinend ist das Ganze noch komplizierter als ich gedacht habe." Da. Das passte doch halbwegs. Mit Glück würde Shelley nicht nachbohren, Lexi wusste nicht wie lange sie das so aufrechterhalten konnte ohne ins Zittern zu kommen. "Ansonsten...", sie schaute Shelley dreckig grinsend an. "Das Übliche: Chillen und hoffentlich nicht sterben dabei." Sie besah kurz immer noch grinsend den tatsächlich dreckig wirkenden Grill. Nicht erst vor kurzem benutzt - aber allzu lang her konnte es nicht sein. "Ich liebe Barbecues. Mein Dad hat damals die Familie eingeladen und hat eigens marinierte Steaks auf so 'nen Riesen-Backstein-Grill gemacht den er extra dafür damals gekauft hatte. Mum ist ausgerastet weil das Ding so scheißteuer war. Aber lohnte sich, fand ich. Das war ziemlich der Shit." Sie zog zwischendrin an ihrer Zigarette. Der Ton der Stimme wechselte von melancholischer Freude zur sonoren, bierernsten Art. "Allerdings habe ich so das dumpfe Gefühl dass hier nicht so edel gegrillt wurde. Wenn ich raten müsste würde ich sagen dass das hier einfach als Feuerstelle verwendet wurde, wahrscheinlich von Leuten die wie wir kurz hier strandeten um den nützlichen Scheiß aus den Hütten zu schleifen und direkt danach weiterzufahren." Sie sah noch einmal Shelley an. "Wir sollten so schnell es geht hier weg. Vielleicht liegt's nur daran dass ich nicht so viel gepennt habe oder dass die Hitze mir zusetzt - aber dieser Ort macht mich nervös."
Muschel und Seestern wurden schnell und geschickt in Álvaro verstaut. Auf dieser Insel würde Aimeegaranitiert keine Gedenkstätte bekommen...
Die Uhr allerdings wog sie lange in ihren Händen. Das ungute Gefühl pochte schnell und laut in ihr, genau wie ihr kleines Herz.
So hielt sie sich den Fund ganz nah vor die Nase, um zu erkennen, wann genau die Uhr stehengeblieben war und sie auf andere interessante Details eingehend zu untersuchen.
Es dauerte nicht lange, bis Suparman seinen Versuch, das rechteckige Feld mit bloßen Händen aufzugraben, aufgab. Alleine und ohne das passende Werkzeug würde er so nie an seinen Schatz gelangen. Also merkte er sich die Lichtung für später vor und machte sich, wo er schon einmal hier war, daran den großen Felsen zu erklimmen. Was wohl dort oben auf ihn wartete? Und was für eine tolle Aussicht über die Insel man auf so einem Felsen haben musste?
Prudence war doch verwundert. Warum war die Hütte in Tarnfarben bemalt? War die Gruppe etwa doch nicht allein auf der Insel? Und was hatte diese Bucht zu bedeuten? Es war ja kein anderes Schiff da, vielleicht waren die Bewohner der Insel von hier verschwunden? Aber warum die Tarnfarben. Vielleicht konnte die Hütte Aufschluss geben.
Vorsichtig näherte sie sich der kleinen Hütte, lauschte, ob sie etwas hören konnte und legte die Hand an die Tür, vielleicht war sie ja nicht abgeschlossen...
Furchtbar! Dieser Bericht war schlimmer als die ganze Betonungsgesetze der vietnamesischen Sprache! Das war's. Nikis Konzentration war so ziemlich im Eimer. Was aber nicht hieß, dass er sich jetzt einfach irgendwo hinlegen konnte und so tun würde, als wäre nichts. Mehr Ablenkung hieß es für ihn! Also kramte er die Bootsnotizen hervor und schaute sie sich ebenfalls nochmal an [Aufgabe Ny].
Leo hielt sich die Uhr genau vor die Augen und starrte sie eindringlich an, sie in kindlicher Entschlossenheit bittend, ihre Geheimnisse preiszugeben.
Dabei fiel ihr auf, dass die Uhr wirklich unheimlich der Uhr ähnelte, die sie schon so oft an der Arm ihres Vaters gesehen hatte.
Fast kam es ihr vor als würde sie sein Duftwasser riechen und ein Gefühl von Sehnsucht und Verlorenheit machte sich in ihr breit...
Doch dann sah und erkannte sie, dass die Uhr nicht auf spanisch beschriftet war, sondern dort seltsame andere Zeichen standen, ähnlich gleichlautend wie "Zeit" und "Datum". Wörter in einer Sprache, die sie nicht kannte.
Wohl konnte sie aber erkennen, dass die Uhr vor genau vier Monaten und zwei Tagen ihren Dienst eingestellt hatte. Und zwar genau um Mitternacht.
Ratlos besah sie sich die Uhr genauer und nachdem sie ein bisschen was vom Schlamm und Sand hinten an der Uhr weggerieben hatte, konnte sie drei buchstaben erkennen, höchstwahrscheinlich den Hersteller der Uhr, sofern sein Firmenname wirklich "ADF" gewesen war oder sein sollte.
Suparman machte sich an den anstrengenden Aufstieg.
Die Hitze forderte noch immer ihren Tribut und so kam er nur langsam voran auf seinem Weg durch den Dschungel.
Als er schließlich am Fuße des Vulkans stand, begann er zu klettern und die ebenfalls heißen, von der Sonne erwärmten Felsen nach oben zu klettern. Staub nahm ihm oft genug die Sicht und ließ ihn kratzend husten, doch schließlich hatte er es geschafft. Er war oben auf einem Plateau angekommen und konnte vor sich die Reste eines erloschenen Vulkankraters erkennen. Dieser jedoch schien schon vor vielen Jahren mit Felsgeröll eingestürzt zu sein und so hatte sich ein unglaublich beeindruckender und schöner See in dem Krater gebildet, der den Himmel babyblau wiederspiegelte und der allgemein ein unglaubliches Badevergnügen zu bieten versprach. Durch die Spiegelung der Sonne und des Himmels konnte der Grund des Gewässers von Suparmans Standpunkt aus nicht betrachtet werden, es war also nicht bewiesen, ob es sich um einen Opferbrunnen oder um einen reinen See handelte.
Als Prudence sich der Hütte näherte, konnte sie ihr Herz im Gleichklang mit einem anderen Geräusch schlagen hören.
Aus der Hütte drangen eindeutig gleichrythmische Töne, ein stumpfer, dumpfer Ton, der mit seiner tiefen Tonlage sehr an ein schlagendes Herz erinnerte und entfernt metallisch klang.
Vorsichtig legte sie ihr Ohr an die Hütte und stellte erstaunt fest, dass die Hütte in Wirklichkeit aus Metall bestand und die mit Tarnfarbe bemalten Bretter sinnlos als Hülle außenrum um die Hütte gebaut wurden, wie eine Art Verkleidung, welche die Hütte aus Metall trug. Ein mittlerweile arg angerostetes Schild hatte den Aufdruck "Maintenance", doch von den vielen Nägeln, mit Denen das Schild befestigt worden war, fehlten bereits die Meisten und unterstrichen so den maroden Eindruck der Bretter und damit allgemein des Konstruktes, das um die Hütte gebaut worden war.
Prudence war klar - die Bretter sollten das richtige Gebäude aus Metall kaschieren, doch war die Tarnugn auffällig einfach zu durchschauen.
Trotz der winkenden Schatten, die von den Palmen im Wind erzeugt wurden, konnte sie erkennen, dass sich direkt hinter der gefälschten Brettertür eine Tür aus Metall befand. Und dahinter war wieder dieses durchdringende, immergleiche Stampfen zu hören...
Matt lehnte sich zurück und dabei fiel sein Blick auf eines der Bücherregale. "A Painted House, hm?" Ein gemaltes Haus, praktisch wie aus einem Bilderbuch. Er musste fast lachen und dann sah er sich das Bücherregal näher an. Es machte ihn ein wenig nervös. Sein Blick fiel auf das Bücherregal, das daneben stand und es wurde noch schlimmer.
Matt stand auf und ging in Richtung Bücherregal. "A Painted House...A Painted House...was zum? Das sind alles die gleichen Bücher. Was zum Teufel geht hier vor?"
Matt nahm einige Bücher heraus, besah sich erst den Klappentext, bevor er in ihnen herumblätterte, in der Hoffnung, vielleicht noch einen Hinweis darauf zu finden, was sich in seinem Kopf langsam als mehr als nur unschöner Gedanke breit machte.