Prudence saß eng neben Leocadias Kopf und tupfte ihr das Blut, welches immernoch aus ihren Ohren lief, immer wieder ab. Die Ärztin schien sich ja erstmal um den Armenier zu kümmern, der das Mädchen gemeinsam mit diesem Matt geborgen hatte. Diese Expedition war alles andere als ein Erfolg gewesen.

"Ísch wurdé gebíssen!"

Sie hatte weder gemerkt, dass der blauhaarige Teufel weg war, noch, dass sie wiederkam. Aber Alice gab ein Bild des Schreckens ab, mit ihren blutigen Beinen und den verheulten Augen. Sie sah wahre und ernsthafte Angst in den Augen des Mädchens. Trotzdem, auch wenn es herzlos war, es musste schnell gehandelt werden! Sonst würde die Heather mitsamt Besatzung ein ähnliches Schicksal ereilen wie sie Dolphin. Und das musste verhindert werden. Prudence drückte das nunmehr blutverschmierte Taschentuch Matt in die Hand, und machte sich auf die Suche nach dem wortkargen Russen. Seit der Unterhaltung in diesem Museumsdorf hatten sie kaum mehr gesprochen. Hier und da ein Lächeln, welches Prudence Eingeweide ein wenig tanzen ließ (fast so, wie es sonst nur Dr. Steelheart konnte!), aber ein wirkliches Gespräch kam nicht zustande.

"Ivan!"
Der russische Söldner war gerade mit dem amerikanischen Mann, der so gut für den Fisch gesorgt hatte, über die deutsche Sportlehrerin gebeugt, die offensichtlich zitterte.
"Ivan, wir brauchen Sie!"
Dieser Bär von einem Mann wandte sich um, und Prudence war sich fast sicher, eine kurze Röte in seinem Gesicht wahrzunehmen.
"Ivan! Diese junge Frau, Alice - sie wurde gebissen! Wir sollten uns schnellstens überlegen, was wir tun. Sie...Sie könnte jederzeit zu so einem Monster werden, nicht wahr? Sie muss bewacht werden! Tag und Nacht! "
Prudence war sich nicht ganz sicher, ob Ivan sie verstanden hatte. Er neigte den Kopf, tauschte einen Blick mit Nathan aus und folgte Prudence wortlos zu der jungen Frau mit den blauen Haaren, die in einer Ecke saß und bitterlich weinte.