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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Tag 3 - Schiffsfriedhof Dolphin Kowloon

Baum-Darstellung

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  1. #23
    Fast etwas fassungslos sah Shelley der alten Schachtel hinterher. Als würde es sie interessieren, ob sie ihrem Urteil nach eine Enttäuschung war. Doch das leichte Ärgernis hatte sie wenigstens ihre Sorgen für einen Moment vergessen lassen. Eine davon stand aber immer noch vor ihr. Gabriel.

    Sie war ihren Gefühlen nicht näher gekommen - wie auch, in der kurzen Zeit? Sie mochte ihn, so viel wusste sie. Aber reichte das? Auf der anderen Seite... wie lange hatte sie gebraucht, um sich bei Ian sicher zu sein? Eine Ewigkeit. Und als sie dann so weit war, hatte sie trotzdem nie etwas gesagt, auf ihn gewartet, gehofft, dass er irgendwann derjenige wäre, der den alles entscheidenden Schritt wagt. Dann hatte sie ihn verloren, er hatte sie wiedergefunden und... der Rest war Geschichte.

    "Gabriel? Du magst mich?", fragte sie mit langsam gefestigter Stimme, als müsste sie um jeden Preis sichergehen. Das Zittern der Stimmbänder und das leise Schniefen konnte sie aber nicht gänzlich unterdrücken. Und ihre Augen müssten rot sein und fürchterlich aussehen.


    ***


    Gabriel sah mit leicht zusammengefurchten Augenbrauen zu Shelley.
    Ihm war unwohl und sein Magen ließ ihn das auch ordentlich spüren, denn mit jeder Sekunde die verging beschloss dieser, dass Sodbrennen in genau diesem Moment ne klasse Idee war. Er brauchte ein paar Sekunden, ging nochmal in sich und atmete tief ein.

    „Sieh mal... vor einigen Jahren hatte ich jemanden kennengelernt, ein Mädchen. Wir verstanden uns prima, hatten wirklich jede Menge Spaß zusammen und unternahmen in unserer Freizeit viele Dinge... ich war 14, hatte keine Ahnung wie sich Liebe oder sowas anfühlte und dachte... das ich es bei ihr spürte. Aber... irgendwie wurde mir nach ein paar Wochen bewusst, dass ich... nicht das spürte, was ich spüren wollte, was ich glaubte spüren zu müssen.“

    Gabe atmete nochmal tief ein... die Situation war nicht leicht, für keinen von beiden, aber das musste er loswerden damit sie verstehen konnte wie es in ihm aussah. Vielleicht brauchte er es auch ein wenig selbst.
    „Mit 16 musste ich ins Gefängnis. Ich hab ein paar Dinge gemacht auf die ich stolz bin und eine... auf die ich ganz und gar nicht stolz bin aber... im Gefängnis lernte ich Freunde kennen. Sie waren für mich, ich war für sie da, wir haben uns geholfen und vor anderen Arschlöchern beschützt. Durch sie lernte ich wie ich tickte, dass ich... anders war als die anderen. Ich gab es vor ihnen nie zu. Ich bin mir seit sieben Jahren sicher, dass ich einfach Männer mag und dann... dann tauchst du auf und ich fühl mich auf einen Schlag komisch? Das macht mich fertig... weil ich auch weiss, dass die Situation alles andere als super für so eine Sache ist.“

    Er schaute ihr tief in die Augen und fing an sanft zu lächeln, die tiefen Furchen in seiner Stirn schwanden.
    „Aber eines weiss ich... dass ich dich mag... und dass es mich verwirrt.“


    ***


    Das half. Das half sogar sehr. Es half so sehr, dass Shelley sogar etwas grinste, als sie den Blick in Gabriels Augen erwiderte.

    Jetzt war es offiziell. Sie schien etwas für Männer übrig zu haben, die im Gefängnis saßen. Gestatten: Shelley Weinberg - Badassin. Hobbys: Auf Knastbrüder stehen und mit Speeren über Zombies und Felsen springen. Alltag, nicht mehr als das. Shhh. Ernst jetzt!

    Nicht weiter auf seine Ausführungen eingehend, nahm sie nur seine Hand, lächelte dem charmanten Franzosen zu.

    "Weißt du? Ich mag dich auch. Und... ich habe jetzt ein bisschen Zeit gehabt... nicht viel, aber... s-ziemlich intensiv.
    Ich habe mit Ali-äh-Aimee gesprochen und... also schon im Museumsdorf, ja? Und sie hat einen Scherz gemacht, von wegen... ich soll sie massieren und so. Also wirklich nicht ernst gemeint, so eine lockere Situation eben... naja, in Anbetracht der Situation eben. Und jetzt...? Jetzt ist sie gebissen worden und steht kurz vor dem Tod... oder... wie du das auch immer nennen willst."


    Wow. Sie hatte wirklich ein Talent dafür, nicht auf den Punkt kommen zu können. "Was ich meine, ist... ey, Gabriel. Ich mag dich, du magst mich, wir wissen beide nicht, was es ist. Und diese Situation ist scheiße gefährlich, Leute werden gebissen oder..." - sie grinste für einen Moment verschmitzt - "...haben Nägel in den Händen. Und... es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis es mehr von uns erwischt." Das war eine harte Erkenntnis. Aber sie war nichts als die Wahrheit.

    "Also... wir können rätseln, uns quälen und uns fragen, was das hier ist, bis einer von uns stirbt und der andere dann weiß, dass das doch viel mehr war und ewig um die verpasste Chance trauern. Oder wir versuchen es, finden heraus, was es ist und werden entweder genauso enttäuscht, stellen fest, dass wir uns einfach nur als... Freunde mögen oder... oder wir bleiben zusammen und haben das Glück, es gemeinsam zu schaffen." Sie atmete tief ein und wieder aus.

    "Was ich meine, ist..." - Shelley, du wiederholst dich! - "...man, es gibt eigentlich keine bessere Situation für sowas. Weißt du, wie die ganzen Paare sich nach tollen Jahren beschweren, weil es am Anfang alles toll ist und dann kommen die Probleme und es wird schwer? WIR haben hier das fetteste Problem der Welt. Wenn wir es nicht schaffen, scheitern wir sofort und wissen Bescheid. Und wenn wir es schaffen, was soll uns dann noch gefährlich werden, weißt du? Ich meine..... naja...... YOLO!"

    Oh, Gott. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Sie konnte gar nicht debil genug grinsen, um es ironisch wirken zu lassen. Und hätte das überhaupt geholfen?

    Geändert von MeTa (04.09.2013 um 23:48 Uhr)

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