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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Tag 3 - Schiffsfriedhof Dolphin Kowloon

Baum-Darstellung

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  1. #21
    Es wird schnell gehen. Rein, bumm, raus. Nichts Wildes. Es ist besser für sie. Besser für uns. Besser für mich.

    Ist doch besser zu verblassen als zu verbrennen, oder? Ging der Spruch nicht so? Besser die Kerze ausblasen bevor man damit versehentlich das Haus abfackelt. Besser das marode Gebäude sprengen bevor es kolabiert und seine asbestvereuchten Einzelteile quer über die Reihenhaussiedlung nebenan verteilt.

    Das macht keinen Spaß. Das macht alles andere als Spaß. Gott, ich fühl' mich als würde mein Magen Achterbahn fahren. Krämpfe. Fuck, mach' dass es aufhört. Nur für die nächste Minute oder so.




    "Is' die Tür auf?", fragte sie den an der Wand stehenden Nathan, der nur den Kopf schüttelte.
    Kommandierend streckte sie die freie Hand hervor. "Schlüssel. Jetzt."
    Nervös reichte Nathan den Kabinenschlüssel herüber. Sie schnappte sich das Ding, steckte ihn ins Schloss, drehte langsam ein paar Male um, hörte im Hintergrund Stimmengewirr (vor allem die alte Schachtel schien diese ganze "Keine Panik"-Angelegenheit nicht besonders ernstzunehmen). Sie öffnete den Tür einen Spalt weit. Es war stockfinster hier drinnen. Fuck. Was, wenn sie...?
    Sie machte sich mental bereit dafür, reinzurennen und die Sache zu beenden. Kurz und schmerzlos.
    "Wenn ich in zwei Minuten nicht wieder draußen bin, könnt ihr die Tür wieder verriegeln. Dann hat sie mich und das war's.", sagte sie und warf Nathan den Schlüssel herüber. "Wird nicht lang dauern. Ich werd'n Kissen über ihr Gesicht legen damit's nicht so laut ist."

    Schuss in den Kopf. Zombies sind in der Tat keine Homies. Sie hatte es selbst gepredigt, nur war sie Zeit ihres Lebens immer schlecht darin gewesen, ihre Ratschläge selbst in die Tat umzusetzen - sei es nun Beziehungstipps oder Grundlagen der Waffenreparatur. Das Hauptaugenmerk lag darauf, zumindest eine Art Dienstleistung zu erbringen indem sie was Produktives sagte, es aber nicht unbedingt machte. Jetzt allerdings...
    Tür auf, mit Schrotflinte im Anschlag rein, Tür hinter sich zu. Und dann im Dunkeln den Schalter für die blöde Taschenlampe suchen. Da. Klick.
    Ein trauriger Lichtkegel erleuchtete die enge Kabine und gab sofort den Blick frei auf zwei Gestalten, die zusammengekuschelt auf dem Bett lagen. Dieses Bild passte so gar nicht in Lexis Vorstellung von "So sollte es während einer verdammten Apokalypse aussehen.", aber es war tatsächlich beruhigend, irgendwie. Und machte diese Angelegenheit nur noch tragischer.

    Fuck, was wenn...?

    Lexi trat einen Schritt näher heran an die beiden. Es waren Leo und diese Alizee, wegen der sie ursprünglich hier war.

    ... sie sie bereits gebissen hat? Wenn ich schon wieder... Fuck.

    Die Gesichtszüge der Ex-Bullin drohten bei dem Gedanken völlig zu entgleisen. Sie schaute nach, ob sie an der zusammengerollten Mexikanerin irgendwas erkennen konnte. Irgendein Bissmal oder eine Wunde oder... abgesehen von der Kopfverletzung. Sie war ziemlich verwirrt durch die Gegend gerannt, aber wie verdammt nochmal war sie hier gelandet? Warum in aller Welt ausgerechnet hier? Warum jetzt? Warum...?

    "Shit, als hätte ich 'ne Wahl.", flüsterte Lexi bitter und schob sachte das kleine Mädchen zur Seite, zumidnest soweit, dass sie nicht in der direkten Schusslinie lag. Sie legte zusätzlich sanft ein Kissen auf das freiliegende Ohr, nahm noch ein weiteres als improvisierten Schalldmäpfer. Die Französin schlief augenscheinlich tief und fest. Oder war mausetot. Noch. Adrenalin pumpte durch ihre Adern, während sich hinter ihr wie von Geisterhand die Tür knatschend einen Spalt weit öffnete. Hatte sie sie nicht ordentlich dichtgemacht? Sie wandte sich um, sah allerdings keine Gestalt vor der Tür, niemanden. Da war nichts, nur ein fades Licht, das ein wenig die Seite des Raums aufhellte in der sich Lexi aufhielt. Wieder Blick zurück auf die beiden Schlafenden. Die eine Schlafende. Das kleine Mädchen war wie vom Erdboden verschluckt, bis der hektisch nach rechts und dann nach links wandernde Lichtkegel sie anleuchtete. Leo stand schlaftrunken die Schultern hängen lassend neben dem Bett, schaute etwas planlos im Schock direkt in den Lauf der Pumpgun, dann direkt in Lexis Gesicht, das sich in diesem Moment ein Lächeln abzumühen versuchte.

    "He-hey, Kleine. Hey, ich... äh...". Wie musste das aussehen? Wahrscheinlich ziemlich beschissen. Wahrscheinlich wie für-Schnell den Gedanken loswerden. "Du... du solltest hier raus. Es ist gefährlich hier drinnen, weißt du? Es ist gefährlich und ich... ich wollte gerade die Gefahr, also, entgefahrisieren, quasi. He he. Also, warum gehst du nicht einfach...?"

    "Axel?"



    Für einen Moment schien die Zeit stundenlang stillzustehen.

    "Wa-was hast du gerade?"

    Sie hatte nicht...

    Leo grinste müde und flüsterte mit glücklichem Tonfall: "Axel Miller, sí? Pensé que estabas muerto... [Ich dachte du wärst tot.]"

    Muerto.

    Plötzlich taumelte sie langsam auf Lexi zu, die Arme weit ausgestreckt, wahrscheinlich zur Umarmung. In der rechten Hand hielt sie etwas viereckiges, im Lichtkegel schimmerndes. Doch Lexi wich einen Schritt zurück. Dann zwei weitere. Weiche Knie.
    "Oh mein Gott!", rief sie, als sie kurzerhand mit vorgehaltener Schrotflinte aus dem Raum rannte, dabei wuchtig die Tür förmlich auftrat, an den Leuten vor der Tür vorbei nach rechts abhaute auf die Treppe nach oben. An Deck. Dort stolperte sie förmlich über ihre eigenen Füße und landete Gesicht zuerst auf dem harten Boden der Tatsachen.

    Axel - pensé que estabas muerto.

    Nein, sie war nur ein Kind. Sie war verwirrt. Musste Fetzen des Dialogs mit Shelley gehört haben. Oder mit Nathan oder oder oder.
    Viereckiges schimmerndes Ding.
    Vielleicht das Foto?
    Vielleicht irgendwas anderes? Bitte, lieber Gott, lass es irgendwas anderes gewesen sein. Eine Wahnvorstellung, eine Fantasie eines verwirrten Mädchens, das allen möglichen gruseligen Scheiß durchmachen musste bis hierhin. Sie stand langsam vom Boden auf, im Bauch krampfte sich weiterhin alles zusammen, aber wenigstens musste sie sich nicht übergeben. Stattdessen fühlte sie etwas anderes in sich aufsteigen, so wie sie jetzt auf dem Deck hockte. Ein gewisses Gefühl. Etwas schien angeknackst gewesen zu sein in ihr, etwas extrem Sensibles, Filigranes. Eine Idee, hinter die sie sich jahrelang geklemmt hatte. Und jetzt schien es, als ob sie die Idee gegraben musste. Ganz die Hoffnung aufzugeben wäre falsch aber es keimte statt der einen Idee ein Gedanke auf. Ein Gedanke, den sie tief vergraben hatte all die Monate. Ein Gedanke, der sich wohl oder übel langsam als traurige Gewissheit herausstellte. Und es war deutlich schwerer, diesen Gedanken einsinken zu lassen als die Tränen zurückzuhalten - selbst wenn er nur entfernt in ihrem Kopf widerhallte und selsbt wenn es nicht so war. Es konnte nicht, durfte nicht, sollte nicht-



    Axel ist tot.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (04.09.2013 um 22:16 Uhr)

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