Prudence schlich sich durch die Gänge der Yacht, wobei es dank des Wellenganges "wackeln" eher treffen würde.
Das war ja aber auch typisch! Egal was ihre Enkelin auch tat, immer war es eine Schmach für die ganze Familie. Egal was man diesem Kind auftrug, egal welche Erwartungen man in sie setzte, immer schaffte sie es, einen auf ganzer Linie zu enttäuschen und vor aller Welt bloß zu stellen und wenn man dann einmal, nur einmal denkt, dass endgültig Schluss mit dieser Misere war...dann SOWAS.
Nein, selbst die lebendig gewordenen Toten konnte ihre Enkelin nicht davon abhalten, weiterhin Schande für die McAldrins zu bedeuten.

Doch was trieb eigentlich ihr guter Junge? In was für furchtbare und dunkle Machenschaften wurde er da gezogen? Hoffentlich würde er nicht gleichermaßen enden, wie es... wie es... ach! Das war zum Haare raufen. Hoffentlich endete er nicht wie Helena! Alleine der Gedanke war absonderlich, geradezu an den Haaren herbeigezogen und vollkommen undenk...bar.
Ja, genau das war es. Undenkbar, unmöglich, vollkommen aus der Luft gegriffen und geradezu lächerlich, dass ihr Sohn eine falsche Richtung einschlug. Das musste ein eingefädelter Komplott dieser Dolores sein, ja ja. Jetzt wo sie ja ohne Erbe da steht... das musste es sein. Erst die gute Beziehung von Prudence zu ihrem Sohn sabotieren, sich dann an ihn heranwerfen und sich schließlich in das Erbe der McAldrins schleichen, so wie sie es bereits mit dem guten Commander Thomas tat? Nein, so weit werde ich es nicht kommen lassen. In diesem Moment kam die junge Polizistin, welche Prudence nur wenige Tage vorher zur ANFÜHRERIN wählen wollte, tanzend und summend an ihr vorbei. "Doo-Da-Wop - hi, gnä' Dame!" schnalzte sie ihr entgegen, mit einer guten Laune, dass es zum Haare raufen war. Naja. Wenigstens eine hatte gute Laune.

Wo war eigentlich dieses Kind? Dieses kleine Mädchen? Da will man ihr schon etwas vorlesen und nirgendwo hört man das fröhliche Lachen eines kleinen Kindes.
Just in diesem Moment bewegte sich Prudence wieder am Gemeinschaftsraum vorbei, blickte aber auch nur für wenige Augenblicke hinein, ehe sie sich wieder abwendete. Nein, hier würde sich kein Kind aufhalten. Raucher, Alkoholiker, Drogenabhängige und Kriminelle vielleicht, aber kein Kleinkind!
Aber vielleicht auf dem Deck? In der Sonne spielten Kinder ja gern. Würde sie das kleine Mädchen also auf dem Sonnendeck finden?

Gerade, als sie die Treppen zum Sonnendeck hinaufgehen wollte, konnte sie es riechen. Prudence Nasenflügel bebten. Das war doch...! Dieser Geruch. Ganz eindeutig Heather Vantowers. Die hatte auch immer diesen muffigen Vanillegeruch aufgetragen, diese Naturkosmetik, von der sie so viel hielt. Diese •••••••• würde doch nicht...nein, quatsch, die •••••••• war ja tot.

Die Duftspur nach Vanille, Erdbeere und Gutmenschentum zog Prudence zu der jungen Krankenschwester, die sich gestern noch im Arztkittel an diesen Nigerier heran gemacht hatte. Und jetzt? Der Anblick schockierte Prudence bis ins Mark. Wie unverfroren! Und das auf einem Schiff mit Kindern an Bord! Prudence war EMPÖRT.

"Junge Dame, ich kann ihren Hintern sehen!"