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Ritter
Celina stand auf dem Deck der Heather und beobachtete den Horizont. Nicht dass es dort etwas Interessantes zu sehen gab, es sei denn man betrachtete vierundzwanzigstündig gleichbleibende See als interessant. Celina jedenfalls gehörte nicht zu dieser Schlag Mensch.
Es war ihr aber auch ganz recht, denn ihre Gedanken drehten sich ohnehin um Dolores' Nachrichten, von der Celina unsicher war, wie glücklich sie darüber war, sie erhalten zu haben. Loslassen konnte sie trotzdem nicht. Es war wie ein großes Puzzle, das mit jedem Teil gleichzeitig vollständiger und
verstrickter, komplizierter, wurde...
Hey, Prinzessin!
Huh?
Können wir nicht einfach reingehen? Hier draußen fliegen uns bei dem Lärm noch die Ohren ab. Oder findest du das Panorama so geil?
Vergiss es! Ich gehe da nicht mit zehn Pferden rein. Da drinnen sind wir gefangen!
Ach so, das ist dein großer Plan. Auf dem Deck schlafen und wenn Zombies auftauchen einfach von Bord springen? Wird uns bestimmt in Sicherheit bringen. Ich sag dir was, Prinzessin: Du setzt deine Paranoia an die falschen Stellen!
Was hätte ich denn tun sollen, Will? Glaubst du, ich wäre gerne auf diesem Boot gelandet? Hier draußen habe ich immerhin die Möglichkeit runterauspringen, falls... falls doch jemand i-infiziert ist... o-oder wir auch von so einem verseuchten Sch-Schiff gerammt werden...
Komm schon, selbst du solltest wissen, dass deine Argumente nicht ziehen, wenn du sogar im inneren Gespräch mit deiner gottverdammten Halluzination stotterst.
... Also gut wir gehen rein. Aber DU suchst uns einen vernünftigen Zeitvertreib!
Im Aufenthaltsraum war die erste Person in Sichtweite, gleichzeitig die letzte, der Celina über den Weg laufen wollte. Die Kampf-Oma mochte der Gruppe das Weiterkommen ermöglicht hatte, aber die junge Britin hatte ihre erste Begegnung miteinander nicht vergessen. Still schob sie sich an der alten Frau vorbei, hoffend nicht bemerkt zu werden, und schaute sich weiter im Raum um.
Am Bücherregal standen Dolores und der kleine Asiate (Niko? Miki?) mit besorgten Gesichtern.
Celina selbst konnte momentan auch kein Bild der Lebensfreude abgeben, immerhin versuchte sie gerade, unerwünschte Erinnerungen an Schiffe zu verdrängen. Immerhin war die kleine Hispanierin nirgends zu sehen...
Sie hoffte, dass ihr bleiches Gesicht im Licht hier nicht besonders auffallen würde, verschränkte die feuchten, zitternden Hände hinter sich, setzte ihr bestes sorgloses Lächeln auf und trat auf den Jungen und die Dame im besten Alter zu.
"Nun, es scheint eine lange Reise zu werden." Suchend schaute sich Celina im Raum um, nach einem halbwegs angenehmen und verbindlichen Thema.
Hey, Prinzessin! Du willst doch bestimmt irgendwann eine spießige alte Tante werden? Kannst ja jetzt schonmal Rommee üben.
Naja... es gibt wohl schlechtere Beschäftigungen...
"Habt ihr beiden eventuell Lust auf eine Runde Rommee, gegen die Langeweile? Oder etwas anderes?"
Und dann erblickte Celina die Schublade.
Wirst noch zur Trinkerin, was Prinzessin?
Als Beruhigungsmittel taugt Alkohol alle Male.
Entschlossen ergriff sie eine Flasche mit roter Flüssigkeit.
"Dieser Wein sieht auch wunderbar aus."
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Young Imperial Combo
Der Plan mit dem Boot war überraschend reibungslos verlaufen. Wieder dieses Wort - reibungslos. Dolores hatte erst nur mitbekommen, wie ein kleines Mädchen und der Russe über den Strand gelaufen waren und hätte vor Schreck beinahe einen Schlag bekommen - wer zum Teufel war auf die Idee gekommen ein Kind als Vorhut diesen Bunker aufbrechen zu lassen? Wenn sie das herausfand, würde die verantwortliche Person bald einen Kopf kürzer sein.
Immerhin hatte diese Shelley mit ihrem Gebrüll dem Russen die Arbeit erleichtert und das Mädchen vor weiterem Schaden bewahrt. Selbst die alte McAldrin war zu etwas gut gewesen und hatte das Ablegen des Schiffes erst möglich gemacht, und niemand war verletzt worden.
Dolores mochte Schiffahrten. Früher hatte sie oft Kreuzfahrten unternommen und Mister Williams regelmäßig angefleht (oder gebeten - Dolores Thomas flehte niemanden an!) sich eine eigene Yacht zu kaufen. Selbst jetzt in dieser Zeit empfand sie die Tatsache, dass sie weit und breit kein Land um sich hatten als Erleichterung. Das Meer hielt die Untoten ab und alles was sich hier auf dem Schiff ereignete würden sie schon in den Griff kriegen. Oder über Bord werfen. Probleme ließen sich auf so einem Boot eigentlich schnell erledigen.
Dolores hatte also beschlossen, sich nach Niki umzusehen und wurde mit einem Haufen neuer Informationen belohnt, die sie erst einordnen musste. Am einfachsten war es erst einmal, sich um Prudence zu kümmern, die natürlich nicht allzu begeistert war und Desinteresse vortäuschte. "Ich hoffe nur, dass dieses Kind nicht infiziert ist. Und was...meine Enkelin angestellt hat, interessiert mich auch nicht." Prudence drehte sich weg - aus der alten Schachtel war wie immer nichts Nützliches herauszubringen - und Dolores zog Niki etwas unwirsch zur Seite. Er zitterte am ganzen Leib und sie konnte es ihm nicht verdenken.
"Beruhige dich.", sagte sie deshalb erst in einem möglichst sanftem Ton. Sie musterte ihn kurz und versuchte noch einmal ihre Gedanken zu ordnen, denn die Sache mit dem Jungen war ungleich schwieriger als die Machenschaften mit den McAldrins. "Wie gesagt, bisher ist nichts mit dir passiert, eine Infektion steht daher gar nicht zur Debatte." Zumindest nicht die, die wir kennen. "Ich werde dich im Auge behalten." Das klang ein wenig forsch und misstrauisch. "Ich meine, ich werde auf dich aufpassen, ja? Wir werden herausfinden, was genau mit dir passiert ist, und bis dahin brauchst du dir keine Sorgen machen. Mit dir ist momentan alles in Ordnung, und falls sich daran etwas ändert bin ich da, um..." Um was? Wäre Niki eine Gefahr für die Gruppe, wusste Dolores genau was sie tun würde. Das, was sie nicht tun hatte können, als Mister Williams sich erst ihre Schwester gegriffen hatte und dann auf sie losgehen wollte. Das, was Ethan sonst für sie getan hatte.
"Bin ich da, um eine Lösung zu finden." Ja, das klang doch gut. Eigentlich glaubte sie sogar selbst daran, dass mit dem Jungen ohnehin nichts geschehen würde, aber man musste immer alle Möglichkeiten im Auge behalten. "Du musst mir aber einen Gefallen tun. Erzähl Shelley Weinberg von deiner Akte. Sie hat ein bisschen ärztliche Erfahrung und es kann ja nicht schaden, wenn sie eingeweiht ist, nicht wahr?"
Niki nickte - oder zitterte er einfach nur immer noch so stark? - als Celina den Raum betrat. Gutes Timing - ihr wollte sie vielleicht auch noch die ein oder andere neueste Erkenntnis berichten. "Nun, es scheint eine lange Reise zu werden. Habt ihr beiden eventuell Lust auf eine Runde Rommee, gegen die Langeweile? Oder etwas anderes? Dieser Wein sieht auch wunderbar aus."
Dolores war die Schublade noch gar nicht aufgefallen, doch jetzt kam sie ihr wie eine Offenbarung vor. "Oh, was für ein netter Vorrat." Zielsicher griff sie nach dem Sherry und lächelte Celina an. "Gegen eine Runde Kartenspielen hätte ich auch nichts."
Geändert von Lynx (29.08.2013 um 06:07 Uhr)
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Legende
Jul erwachte schweißgebadet und mit einem ziehenden Brennen im Gesicht. Sie öffnete blinzend die Augen. ‚Mist, ich muss eingeschlafen sein‘ Die Sonne stand bereits hoch am Himmel brannte sich in ihre Haut. „Autsch!“ entfuhr es ihr, als sie sich aufrichte und sich die Augen reiben wollte. Sie hatte sich anscheinend einen Sonnenbrand zugezogen. „Tolle Wurst“ mumelte sie vor sich hin. ‚Das kann ja noch eine super Zeit hier auf dem Schiff werden‘
Jul stand auf und sah sich ein wenig an Deck um, am vorherigen Abend war sie nicht mehr dazu gekommen. Gleich neben den Liegen entdeckte sie einen kleinen Bastkorb mit Angelruten. Und daneben Sonnenmilch. ‚Welch ein Glück! Ich muss wohl doch nicht die restliche Zeit drinnen verbringen.‘ Sie schnappte sich die Flasche und mit einem erlösenden „Ahhh“ cremte sie sich Gesicht, Schultern und Arme ein und genoss die kühlende Wirkung, die die Lotion auf ihrer Haut hinterließ. Anschließend legte sie die Sonnenmilch zurück in den Korb. Bestimmt wollten die anderen auch noch von ihr Gebrauch nehmen, da wäre es das Beste sie hier zu lassen, wo sie auch jeder finden konnte.
Sie wanderte weiter und entdeckte einen weiteren Korb. Neugierig warf sie einen Blick herein. „Na so was, hatte mir den alten Vantowers nicht als Sportler vorgestellt“ wunderte sie sich, als sie die Sportutensilien wie Baseballhandschuh, Federballschläger, eine Frisbee, diverse Bälle und ein paar Hanteln fand. Jul dachte an den Baseballschläger, den sie gestern gefunden hatte und der jetzt neben der Liege lag auf der sie geschlafen hatte, und nahm sich den Baseballhandschuh sowie einen dazu passenden Ball. Sie wusste leider nicht allzu viel über Baseball, da dieser Sport in Deutschland nicht allzu weit verbreitet war und daher auch an den Schulen und Universitäten nicht unterrichtet wurde. Aber hatten sie nicht einige Amerikaner an Bord? Die konnten ihr doch bestimmt etwas über den „Volkssport der Amis“ erzählen. Zu schade, dass hier an Bord nicht ausreichend Platz war, um richtig Baseball zu spielen. Dennoch blickte sich Jul um und entdeckte auch recht bald Nathan, mit dem sie sich im Gemeinschaftszentrum schon unterhalten hatte, welcher recht beschäftigt mit einer Angel zu sein schien. Soweit sie sich erinnert, war er Amerikaner. Er hatte ihr jedoch auch erzählt, dass er Manager gewesen sei. Ob er sich so mit Sport auskannte?
Sie überlegte weiter, wer denn noch so an Bord war und ihr viel David ein. Jaa, David sah schon eher so aus, als ob er sich mit Baseball auskennen würde. Ihr Blick wanderte über das Deck, doch leider konnte sie ihn nirgends entdecken. Vermutlich hatte er sich irgendwo untern zurück gezogen. ‚Schade‘. Hinunter gehen und nach ihm suchen wollte sie aber auch nicht. ‚Wie sähe das denn aus?‘ schalt sie sich selbst dafür, dass sie auch nur für einen Sekundenbruchteil diesen Gedanken gehabt hatte und war in diesem Moment froh, dass sie niemand beobachtete und falls doch waren ihre Wangen durch den Sonnenbrand ohnehin leicht gerötet.
Mit dem Baseball in der einen und dem Handschuh in der anderen Hand ging sie also hinüber zu Nathan. „Hallo Nathan“ sprach sie ihn leise, ja fast schon flüsternd, an. Sie hatte keine Ahnung vom Angeln und war sich nicht sicher, ob man sprechen durfte oder ob es ganz ruhig sein musste, damit die Fische anbissen.
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Ehrengarde
Fritz war sehr froh darüber, endlich von der Insel gekommen zu sein. "Um so weiter man von einem Beißer weg ist, um so besser",
dachte er bei sich. Nur, dass er nicht wusste, wie es Rahel ergangen war stimmte ihn ein wenig traurig. Und natürlich der Verlust seiner Trompete, sowie zwei
seiner drei wertvollen Bücher. Körners Gedichte hatte er zwar noch, aber sowohl Kabale und Liebe, als auch das deutsche Grundgesetz, waren im Hole zweifellos
verbrannt.
Fritz sah sich auf dem Boot um. In einer der kleineren Kabinen fand er in einem der Schränke Unterwäsche, ein Hemd, und ein Handtuch. "Perfekt."
Rasch eilte er in eine der Duschen, und Schloss hinter sich ab. Schnell fielen die Klamotten, und schnell fand sich Fritz unter einem angenehm warmen Schwall Wasser wieder.
"Herrlich". In der Duschkabine lag auf einer Ablage ein schmächtiges kleines Stück Kernseife. Aber nach den Ereignissen der letzten beiden Tage war dieses Stück Seife der
reinste Luxus. Fritz seifte sich ein. Dabei fiel sein Blick auf die Narbe die quer über seine Brust verlief. Sie stammte von einem Satisfaktionskampf. Fritz war bisher ein einziges
mal nur in einer Beziehung gewesen. Nahezu genau zwei Wochen lang. Dann hatte ein anderer Verbindungsstudent ihm Lisa ausgespannt. Das einzige Mal, dass ihn ein Bundesbruder
verraten hatte. Das einzige mal, dass er heimlich, und wider den Comment seiner Verbindung tief gefochten hatte. Das einzige mal, dass er sich einen Schmiss holte. "Robert
sah danach allerdings schlimmer aus", dachte sich Fritz. - Das einzige mal, dass er bisher verliebt gewesen war.
Fritz trat aus der Dusche, legte Hose, Rüstung und Hemd an, und band sich den Korbschläger um. "Und nun merke ich, wie es mir wieder passiert. Verdammt. Dabei
ging es doch schon das letzte mal alles andere als gut." Fritz schulterte den Schild. "Ach, Gefühle sorgen nur für Unordnung im Leben!"
Er ging wieder hinaus aufs Deck. Es war bereits früher Morgen, und die Sonne lugte langsam über den Horizont. Jul lag schlafend auf einer der Liegen. Vorsichtig und leise setzte sich
Fritz auf die Liege neben sie. Nachdem sie gestern so mutig im Kampf gegen diese Räuber gewesen war hatte sie sich den Schlaf definitiv verdient. Er betrachtete ihr ruhiges Gesicht,
und lächelte. Was für eine Frau ... Aber wenn er nur wüsste, wie er die Sache angehen sollte. Fritz wusste über diverse chemische Formeln bescheid, aber davon wie man zu einer Frau
Chemie aufbaute hatte er keine Ahnung; Er traute es sich einem scharfen Schwert zu stellen, aber vor dem Schwert der Liebe hatte er furchtbare Angst.
Fritz dachte darüber nach ob in Kabale und Liebe etwas über die Liebe zu lesen war, was ihm helfen könnte, aber verwarf den Gedanken recht schnell wieder: Das Trauerstück endete
im Tod der beiden Liebenden. Nein, so wollte er sicher nicht vorgehen! Fritz zog das Büchlein mit den Gedichten Körners aus der Tasche, und blätterte auf der Suche nach etwas hilfreichen
darin herum.
"Der Knabe schwärmt mit heißerem Gefühle, Durch Berg und Täler treibt ihn sein Gemüte", las Fritz still, "Der neue Morgen bringt ihm neue Luft. Und jeder Schmetterling ist sein Gespiele,
und seine Schwester jede Frühlingsblüte." Fritz runzelte die Stirn. "Der Liebe stille Kraft keimt in der Brust", murmelte er leise vor sich hin. Er schüttelte enttäuscht den Kopf. Nein. Das
brachte ihn auch nicht weiter.
Er stand auf. Irgendwo musste es doch Rat geben. Da kam es ihm: Der Franzose. Wer würde sich mit Romantik besser auskennen als ein Franzmann?!
Fritz machte sich auf die Suche nach ihm, und fand ihn schließlich in der Küche; Sicher um irgend ein leckeres Gericht zuzubereiten. Der Deutsche
lies sich neben dem Franzosen auf einem Stuhl nieder, sah ihm eine Weile bei der Arbeit zu, und sammelte dann allen Mut, und alles bruchstückhafte
Schulfranzösisch zusammen:
"Eh, Monsieur Gabriel ... eh ... Vous avez sûrement expérience ... avec les femmes, non?" Er hielt einen kurzen Moment inne. "Quelle est la meilleure façon de ... eh ...convaincre une femme ... eh ... m'aimer?"
Geändert von Jerome Denis Andre (28.08.2013 um 10:04 Uhr)
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