Du machst jetzt schon schlapp? Wie hast du es früher geschafft, von A nach B zu kommen? Ach ja, richtig, du hattest ja einen Chauffeur.

Wenn du noch langsamer gehst, halten die Zombies dich später vielleicht für einen Baum und lassen dich in Ruhe.

Was, tun uns die Füße weh? Bitte doch um eine Pause, wir haben es schließlich nicht eilig.


So ungefähr hatte die Wanderung zum Museumsdorf für Celina ausgesehen.
Anfangs hatte sie Wills Spitzen noch gekontert. Doch irgendwann hatte sie dafür nicht mehr die Energie gehabt. Ihre Gedanken waren abgedriftet, nur um von Will wieder in die harte Realität zurückgezerrt zu werden. Wann immer sie geglaubt hatte, ihre Beine würden unter ihr nachgeben, sie würde fallen und liegen bleiben, hatte Will seinen Spott geäußert und sie gnadenlos angetrieben.
Doch gleichzeitig war seine vertraute Stimme vermutlich das einzige gewesen, was Celina bisher einigermaßen bei Sinnen gehalten hatte. Seine ständigen Kommentare, die Art wie er alles auf die leichte Schulter nahm, verhinderten dass sie sich der Angst und Verzweiflung hingab.
So war es, seit er zum ersten Mal mit ihr gesprochen hatte.
Damals, unter Schutt begraben, völlig unbeweglich, mit Untoten, die gierig versuchten, sie zu erreichen, ihr das weiche Fleisch von den Knochen zu reißen.

Im Dorf angekommen, ließ Celina sich erschöpft auf eine Bank fallen. Da es nun wieder wärmer war, legte sie ihre Lederjacke ab. Eigentlich gehörte sie Derek. Damals, bei ihrer Flucht vom Kreuzfahrtschiff hatte er sie ihr umgelegt und durch die gewaltsame Trennung der beiden nicht zurückerhalten. Anfangs hatte sein Geruch noch an ihr gehaftet, doch er war schon längst verflogen. Und auch Derek hatte Celina nicht mehr zu Gesicht bekommen. Egal wie oft sie die Soldaten gebeten hatte, nach einem Neuankömmling Ausschau zu halten, auf den seine Beschreibung zutraf.
Doch jetzt spielten andere Dinge eine größere Rolle.
Und...? Was sagst du jetzt, Will? Wir haben es geschafft.
Nicht übel für eine kleine Prinzessin. Fragt sich nur, wie oft wir noch rennen müssen.

Ich würde gerne darüber nachdenken, wenn ich etwas ausgeruhter bin.
Bevor du hier einpennst... deine gute Freundin, der du neulich Kekse abgetreten hast, kommt auf uns zu.


"Alles in Ordnung bei dir?"
Celina nickte mit einem müden Lächeln. "Den Umständen entsprechend, nehme ich an. Ich bin nur froh, dass wir vorerst in Sicherheit sind." Ein wenig besorgt warf Celina einen Blick auf die zerkratzten Beine der Dame. "Und mit dir? Als unsere Führerin an erster Stelle zu gehen, war sicher kein Zuckerschlecken."
Erst jetzt wurde Celina bewusst, dass sie sich gerade geduzt hatten. Nun, vielleicht schweißte die ganze Situation die Menschen einfach zusammen.
Noch nie hatte sie erlebt, wie eine Gruppe Menschen, die sich untereinander kaum kannten, derart engagiert ihr Bestes gegeben hatte, um sie Sicherheit aller zu gewährleisten.

Und dann waren da noch diese Soldaten gewesen, die ihr eigenes Leben zum Schutz Fremder geopfert hatten. Celina hatte sie nicht sterben sehen, aber es wäre naiv zu glauben, dass sie es geschafft hätten.
Doch das Gesicht dieses jungen Soldaten würde sie nicht vergessen.
Er konnte nicht älter als sie selbst gewesen sein. Wie konnte man im Angesicht des eigenen Todes solche Entscheidungen treffen? Warum wurde man überhaupt so jung Soldat?
Celina würde es wohl nie erfahren.
Jetzt blieb ihr nur, seinen Mut und seine Aufopferung in Erinnerung zu behalten.
Und die Überlebenden, welche ebenfalls ihr Leben riskiert hatten, nicht zu vergessen.
"Dolores, ich bin froh, dass du uns alle sicher hierher geführt hast. Ich glaube nicht, dass wir es ohne deine Hilfe so gut geschafft hätten." Dann warf sie einen suchenden Blick durch das Dorf. "Vielleicht gibt es in einer dieser Hütten einen geeigneten Schlafplatz. Ich werde mir jedenfalls gleich einen suchen und meine Augen ein wenig zu tun. Aber vorher", ihr Blick fiel auf den Franzosen, die anderen beiden Helden des Tages konnte sie gerade nicht entdecken, "würde ich gerne meinen Dank auch an die anderen aussprechen, die ihr Leben riskiert haben, um einen Fluchtweg zu schaffen."

Mit einem freundlichen Lächeln trat Celina auf Gabriel Chevalier zu und sagte mit leichtem, britischen Akzent: "Excusez-moi, Monsieur Chevalier. Je voudrais vous remercier pour votre aide courageuse, hier soir." ("Entschuldigen Sie bitte, Herr Chevalier. Ich möchte mich für ihre mutige Hilfe gestern Abend bedanken.") Dann fügte sie, immer noch auf Französisch hinzu: "Ich hoffe, Sie wurden nicht verletzt?"