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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Tag 2 - Museumsdorf Aku Aku auf Wallis et Futuna

  1. #101


    Und natürlich blieb alles an ihr hängen. Alle anderen waren entweder zu faul, oder zu unfähig. Ein kleines Kind wurde losgeschickt, hinein in die Massen an Wiedergängern, ungeachtet der Tatsache, dass auch der Marokkaner oder sonstwer dazu in der Lage gewesen wären. Prudence blickte dem kleinen Mädchen nach, das flink in Richtung des großen Bunkers rannte. Nunja, dann ist es wohl langsam an der Zeit, zu gehen. Die Nahrung im Dorf würde nicht ewig reichen – und wenn Prudence ehrlich war, wollte sie schon immer einmal wissen, wie es auf der Yacht der Vantowers so aussah. Wenn nicht jetzt, wann dann? "Mr. Ivan, kann es losgehen?" Als Antwort gab es ein gegrummeltes "да"

    Prudence nahm ihre Rohrzange nickte dem alten Russen nocheinmal zu und schaute in die Runde. Vielleicht waren auch die einen oder anderen schwarzen Schafe dabei (ihr Blick fixierte Gabriel), aber sie hätte es durchaus schlechter treffen können. Allerdings auch erheblich besser. Sie seufzte schwer, legte ihre Hand an den Riegel des Palisadentores und dann konnte es auch schon losgehen. Irgendjemand musste sich ja opfern.

    Also ging es los. Da sie ja nun wirklich nicht mehr die Jüngste war und ihre Knie nicht mehr so mitmachen wollten, war es von höchster Wichtigkeit, langsam vorzugehen. Vorsichtig schlich Prudence von Düne zu Düne, von spärlichem Busch zu spärlichem Busch, und versuchte, immer einen großen Abstand zu den Wesen am Strand einzuhalten. So wie es ihr beigebracht wurde. So, wie es ihr dieser disziplinierte Mann beigebracht hatte, den sie geheiratet hatte. Jeden dritten Sonntag bestand er auf das Querfeldein-Training. Um in Form zu bleiben, sagte. Als ihr Sohn geboren war, wurde es immer mehr. Immer häufiger. Und es war ja auch erfolgreich. Frau des Generals. Mutter des Generals. Sie würde das schaffen. Wie es sich gehörte. Auch die Enkel waren erfolgreich. Sebastien war ein stattlicher Bursche und Helena war ein liebreizendes Mädchen, sicherlich eine gute Partie wäre sie gewesen...

    Ihre Strategie war äußerst erfolgreich. Ohne Hast kam sie an der „Heather“ an, die majestätisch im Meer schwamm und in ihrer sauberen Schönheit fast ein wenig deplatziert wirkte. Sie war ordentlich vertäut, und aus der Nähe sogar gar nicht so groß. Aber trotzdem zu groß für Prudence. Ihre Fingerspitzen reichten an den Rand des Decks, aber sie würde sich niemals hochziehen können. Wäre sie erst einmal oben, dann wäre das kein Problem mehr, sie könnte den kleinen Steg des Bootes sicher herunterfahren, damit auch die anderen herunter kommen können. Okay. Ein Plan musste her.

    In Form eines Fasses an dem Steg war der auch schnell gefunden. Als Prudence sich das Fass in Position ruckelte ging alles gut. Als Prudence darauf kletterte, ging alles gut. Als Prudence sich abstützte, um auf das Deck zu klettern, ging nicht mehr alles gut.

    Das metallene Fass krachte vom Steg ins Meer. Es war offensichtlich schwer, und der Knall beim Aufprall war laut. So laut, dass die Wiedergänger sich langsam, aber begeistert in Bewegung setzten, in Richtung des schmalen Stegs, an dem Ivan bereit stand.

    So schnell, wie sie konnte machte sich Prudi auf den Weg in Richtung Brücke. Oder was sie zumindest für die Brücke hielt. "Und...Prudi~...wenn du mal *hicks* eine Spritztour mit Heather..." "kihiiihi* "unternehmen willst...ganz einfach, das...das...Kabel...ein bisschen Fummeln...Wackelkontakt...*hicks*" Verdammter Alkohol. Würde eine illustre Runde mit Schnaps und Wein nun doch noch einmal ihr Leben retten. Was für eine Ironie des Schicksals.

    Prudence war zwar noch nie Boot gefahren, aber die Steuerkonsole fand sie recht schnell. War ja auch kaum zu übersehen. Allerdings wurde Prudence aus dem Kabelgewirr unterhalb des großen, weißen Kastens nicht wirklich schlau Rote Kabel, Blaue Kabel, alles leicht bräunlich angeschmort und vermutlich schon seit längerem eine wackelige Angelegenheit. Nunja, Aussen Hui, Innen pfui eben, das war ja eine klassische vantowerische Verhaltensweise.

    Dann blieb ihr wohl nicht anderes übrig. Sie wusste, dass jedes Schiff eine Steuerungskonsole hatte, mit welcher man manuell den Motor starten könnte. Das würde ja reichen. Mit einem beherzten Tritt ließ sie die Gangway herunterkrachen, etwas beherzter, als es ihr zu Mute war. Ob Ivan Erfolg hatte, konnte sie nicht sehen, allerdings machten sich ihre Mitstreiter schon auf dem Weg zum Boot. Es musste wohl schnell gehen. Sie fand die Konsole nur wenige Meter hinter der Position, die von Ivan verteidigt werden sollte. Als sie die Abdeckung abnahm, waren die junge Sportlehrerin und der blauhaarige Teufel schon fast am Schiff angekommen.

    Auch hier sah Prudence etwas ratlos auf die zahlreichen Kabel, die für sie keinen wirklichen Sinn ergeben wollten. Immer mehr Leute liefen hinter ihr entlang auf die „Heather“. Irgendetwas musste doch zu tun sein, irgendetwas musste doch möglich sein. Die alte Dame starrte auf die Rohrzange, auf die Steuerungskonsole und wieder auf die Rohrzange. Vielleicht würde hier dasselbe funktionieren wie bei dem Kasten, diesem Computer, den Sebastien für sie angeschleppt hatte. Mal dagegengetreten, schon sprang er an und ruckelte nicht mehr.

    Ihr Griff um die Rohrzange wurde fester und was mit einem kleinen Stupser in die Innereien des Schiffs begann, entwickelte sich zu einem Verzweifelten Eingedresche auf die Steuerungskonsole. „Willst-du-Scheiss-Ding-ENDLICH-funktionieren!“ Lexi, die gerade vorbeieilte, kommentierte das sich bietende Bild mit einem leisen „Sheeeit“.

    Prudence schlug mit steigender Verzweiflung auf die Konsole ein. Mittlerweile waren alle anderen an ihr vorbei auf das Schiff gerannt, was Ivan tat, wusste sie nicht und es war ihr auch egal. „Dieses-Schiff-muss-FUNKTIONIEREN-AAAARHHH“. Mit jedem Schlag wurde ihre Wut größer, sie spürte förmlich schon den Atem der verwesenden Leichen (Hatten Zombies überhaupt einen Atem? Egal. Weitermachen) im Nacken. Prudence hatte es eigentlich schon aufgegeben, als die Heather mit einem beinahe höhnischen Brummen ansprang.

    Scheissding.

    Als Letzte(?) humpelte Prudence auf die Heather mit einem siegessicheren Grinsen im Gesicht. Sie hatte sie alle gerettet. Gut, der Russe und das kleine Mädchen haben geholfen. Aber das war auch egal. Sie hatte überlebt.
    Ihr Mann wäre stolz auf sie.

    Geändert von Caro (26.08.2013 um 22:54 Uhr)

  2. #102
    Es überraschte, wie die ältere Dame vor ging. Es schien beinahe so, als hätte sie dies früher des öfteren getan... oder in Filmen gesehen, doch darüber wollte sich Ivan nun keine weiteren Gedanken machen. Klarerweise war er ihr gefolgt, um sie im Ernstfall schützen zu können. Tropfendes Blut an seinen Waffen machte deutlich, dass dies mindestens ein Mal der Fall gewesen sein musste und seine... spezielle... Art hatte den angenehmen Nebeneffekt gehabt, dass die ältere Dame wohl nicht mitbekommen hatte, wie Ivan einen der Untoten daran gehindert hatte, nach ihr zu greifen. Das Messer in den Kopf, mit dem gleichen Arm um den Hals und den Hammer zwei weitere Schläge in den Kopf versetzend hatte er diesen Untoten aus dem Verkehr gezogen. Er hatte gegen viele gekämpft in seiner Söldnerzeit, doch dass er besagten Untoten vom Steg aus sah, wie er sich aufrichtete und - zwar deutlich wankender, aber dennoch schlurfend - weiter seinen Weg einigen anderen Untoten zum Steg folgend fort setzte. Er ließ den Hammer und das Kampfmesser in der Hand einmal herum kreisen und wich auf dem Steg zurück, bis er etwa mittig auf ihm stand. Sein Plan war recht simpel:

    Einer nach dem anderen würden die Untoten den Steg betreten und mit gezielten Stößen und Hieben würde er sie so recht einfach zurückdrängen können.

    Ob die anderen drei wussten, was sie taten? Die meisten Sorgen machte ihm der Umstand, dass ein Kind Teil der Gruppe war. Und Kinder galten als die Zukunft, auch zur Zeit von Mütterchen Russland, also musste zumindest das Kind überleben. Die ältere Dame... hatte er das richtig verstanden, dass sie die Yacht knacken wollte? Egal, viele Wenns und Abers, die ihn nur aufhielten.



    Anders als diese Untoten, von denen der erste, der etwas von der Gruppe der heran nahenden entfernt war, betrat den Steck und mit einem Hammerschlag gegen den Kopf und einem Stoß des Kampfmessers in die Brust, das er seitlich in Richtung Herz aus dem Leib heraus riss, gefolgt von einem weiterem Schlag gegen den Kopf, dem ein weiteres äußerst deutliches Knacken wie bei brechendem, trockenem Holz folgte, begleitet von einem Schulterstoß gegen das Brustbein fiel der Untote rücklings auf den Boden, aus Kopf und Torse schwer blutend. "Hey, Blut, jetzt kann ich Fingermalen" hatte einmal ein... Söldner... bei solchen Dingen gesagt, was Ivan ein Lächeln entlockte und ihm (subjektiv gefühlt) neue Kraft verließ. Ganz wie in alten Zeiten würde er dem Team den Rücken frei halten. Und glücklicherweise erhob sich dieser Untote nicht mehr auf seine Beine. Gut, also Kopf und Herz mussten wohl die Schwachstellen sein. Welch ein Zufall, dass er die richtigen Werkzeuge in den Händen hielt.

    "Dawai, Dawai, ihr drei!"
    schrie er laut und ernst mit Blick auf die Untoten gerichtet, in der Hoffnung, dass sich die drei anderen wirklich beeilen würden... und erfolg hatten mit dem, was sie da hinter ihm zu vollbringen versuchten.

    Geändert von Dr. Alzheim (26.08.2013 um 23:14 Uhr)

  3. #103
    Shelley sah sich ein letztes Mal im Dorf um.

    Hatte sie irgendetwas vergessen? Alle Verletzten waren zumindest halbwegs versorgt, die medizinischen Notvorräte waren sicher, sie trug den überaus dämlich aussehenden Mantel über dem Kittel (in dem sie absolut unterging, was aber irgendwie süß aussah) und hielt in der rechten Hand lediglich den unhandlichen Speer. Ja - und Lexi hatte ihr Foto wieder.

    Keine großen Worte verlierend, stand sie als eine der Ersten beim Tor und als es sich schließlich öffnete, rannte sie los, jedoch nicht den vorgefertigten Weg den Hügel runter laufend. Stattdessen wandte sie sich sofort nach rechts und nahm den steilen Weg über den - mit Gras, Palmen und kleineren Steinen überzogenen - Abhang. Hier und da geriet sie ins Stolpern, doch - ganz nach Plan - schlang sie hin und wieder einen Arm halb um einen Palmenstamm und nahm sich so selbst etwas Geschwindigkeit, bis ihre Füße den vorerst erlösenden, weichen Sandboden berührten, sie sich auf einer Linie mit dem Metallsteg befand, der die Funkstation und den Bootsteg verband. Natürlich tummelten sich gerade unmittelbar vor dem Steg eine ganze Horde an Untoten, während zu ihrer Rechten nur vereinzelt einige Monster auszumachen waren. Erstere müssten definitiv weg von dort, um den anderen den Weg zu sichern.

    "EY, IHR FICKER!!!", schrie sie und hoffte schon im nächsten Moment, dass gerade die minderjährigen Bestandteile ihrer Zombie-Survival-Group nicht zu genau hinhörten, wenn sie ihre Australisch-Kenntnisse präsentierte, an denen sie in den letzten zwei Monaten im Hole eher passiv hatte arbeiten können. Doch die Zombies nahmen sie wahr. Es war fast entspannend, die über Monate angestaute Wut und Sorge auf diese Weise kompensieren zu können. "Ja, kommt her, ihr drecksbescheuerten Scheißteile! AAAAAAAAAAAHHHHHHH!!!" Wie sie so da stand - unter der Last ihres Mantels und den langsam versagenden Stimmbändern - und den wankenden Gestalten wüste Beschimpfungen um die Ohren warf, stahl sich ein kurzes Grinsen auf ihr Gesicht. Selbst für die verwesten Hirnlosen dürfte sie in diesem Gewand und dem zerzausten Haar absolut lächerlich und geschmacklos aussehen. Aber zumindest gegen "geschmacklos" hatte sie nichts.

    Die Horde wankte auf Shelley zu und sie lief nur langsam rückwärts den Strand entlang, um die Zombies nicht das Interesse verlieren zu lassen, immer wieder nach hinten blickend, schauend wie weit die lebenden Toten in ihrem Rücken noch von ihr entfernt waren und immer wieder eine kleine aber feine Botschaft aussendend. "Wenn ich so aussehen würde wie ihr, ne... ich würde mich am Strand nicht blicken lassen!" Ihr Blick fiel besonders auf eine massige Zombiefrau an der Front, die wohl schon vor dem Ableben ihre monströsen Oberschenkel in einen fürchterlichen und viel zu kleinen Bikini gezwängt hatte. Shelley wollte eine weitere Spitze austeilen, doch ihr Atem war bereits zu unkontrolliert, um irgendetwas Vernünftiges herauszubringen. Wozu auch? Der ausdruckslose und gleichzeitig gierige Ausdruck auf den Visagen der Seelenlosen blieb der gleiche, was sie auch schrie.

    Dann kam das Grunzen hinter ihr näher und auch die Horde vor ihr schloss langsam weit genug auf, um sie die Flucht nach hinten antreten zu lassen. Sich umdrehend und "LALALALALALALAAAA!" johlend lief sie einfach an den wenigen Zombies vorbei, weiter den Strand entlang nach Norden. Immer wieder sah sie über ihre eigene Schulter zurück und grölte wirres Zeug, damit die Untoten sich nicht einfach wieder umdrehten. Die Speerspitze blieb beim Laufen einige Male im Boden hängen und brachte sie fast dazu, das Gleichgewicht zu verlieren, doch irgendwie gelang es ihr auch jetzt immer, auf den Beinen zu bleiben.

    Zuflucht fand sie schließlich hinter einer langen Wand aus hohen Felsen, größer als sie selbst. Sie verschanzte sich im Schutze dieser, lehnte den Stab an den - durch die Sonne aufgewärmten - Stein und verbrannte sich beinahe die Hände, als sie wenige Zentimeter hochkraxelte, um darüber hinweg sehen zu können. Jackpot. Die Kolonne verfolgte sie noch immer und im Moment, in dem ihr Haarschopf über die Felsen stieg, funkelten sie dutzende gierige Mäuler an. Einen Großteil der Viecher dürfte sie weggelockt und dem Rest ihrer Mitstreiter genug Zeit eingebracht haben, um Mossad II zu erkunden und das Boot startklar zu machen. Doch wie kam sie selbst jetzt hier raus?

    Schwer atmend sah sie die Armee der Finsternis näher kommen, sich hektisch umblickend. "Toller Plan, Shel!", lobte sie sich selbst sarkastisch. Immerhin hatte sie die Selbstironie noch nicht verloren. Doch spätestens, wenn die Zombiezähne - oder das, was davon übrig war - sich in ihr Gehirn fraßen, dürfte es damit auch zu Ende gehen. Natürlich könnte sie noch einige hundert Meter am Strand entlanglaufen, doch für viel mehr reichte ihre nicht mehr als durchschnittliche Kondition auch nicht. Und die Sandbank wurde gen Norden eher schmaler. Sie könnte im Osten über den Abhang fliehen, doch der war so steil, dass zwar ihre Verfolger nicht hinaufkommen würden, sie selbst sich aber auch nicht im Stande fühlte, unbeschadet voranzukommen. In Gedanken sah sie sich schon herunterpurzeln und bewusstlos am Boden liegen bleiben, eine perfekte Mahlzeit für die Zombies darstellend, die sich nur durch den Mantel wühlen müssten und vermutlich weniger Probleme mit Sand zwischen den Zähnen hatten als sie selbst. Auch das Meer schied als Fluchtweg aus. Shelley war keine überragende Schwimmerin. Das Untotengesindel vermutlich auch nicht, aber... nee.

    Und dann fiel ihr Blick wieder auf den Speer. Ne, oder?




    "Du schließt das Wasser und den scheiß Hügel aus, aber das findest du gut?", fragte sie leise, sich selbst verfluchend - doch sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Scheiße! Es gab vermutlich dreiunddreißig Millionen einfachere und ungefährliche Wege, das hier zu lösen.

    Das Grunzen und Fauchen der wütenden Untotenmeute kam immer näher und ein Blick durch die kleinen Spalten zwischen den Felsen verriet ihr erst, wie unfassbar nah sie schon waren und dass sie sich zu allem Überfluss nach links und rechts aufteilten. Kein Fluchtweg mehr - nur noch ab durch die Mitte. Fuck!

    So nahm sie sich den Mantel von den Schultern und warf ihn über das Gestein, in der Hoffnung, sich so noch etwas Zeit herausschlagen zu können. Und tatsächlich schien das die Aufmerksamkeit der Zombies wenigstens für einen kurzen Augenblick zu fesseln. Ein paar von ihnen probierten anschließend wohl in verzweifelten Versuchen, die Steinwand zu erklimmen, während andere den Weg um die Felswand nahmen, sie langsam einkesselnd. Shelley griff nach dem Speer, hielt ihn fest in der verschwitzen Hand. So ungerne sie damals bei der rhythmischen Sportgymnastik die Kreide für die Hände benutzte, so sehr sehnte sie sich nun danach.

    So weit es ging, trat sie zurück und blickte auf die Felswand, die jetzt plötzlich doppelt so hoch aussah, wie noch vor ein paar Sekunden. Dabei waren es wahrscheinlich nur zwei Meter Höhe, die sie in ihrem steinernen Gefängnis von dem sicheren Rest des Strandes trennten. Zwei Meter. Es gab Menschen, die zwei Meter ohne Stab übersprangen. Sportler. Olympioniken. Oh, scheiße.
    Aus der anfänglich fernen Angst wurde nun eine ganz reale. Und zudem machte sich auch die Müdigkeit zu spüren. Shelley hatte ewig nicht geschlafen, auch wenn die letzte Nacht im Hole verdammt entspannend war. Sie hatte nie genauer darüber nachgedacht, aber jetzt - kurz davor - begann der Tod seine Endgültigkeit zu offenbaren, was ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Was, wenn sie es nun nicht schaffen würde? Sie könnte nicht mit Axel und Lexi eine Runde im Riesenrad drehen, wie sie es sich heute zuerst scherzhaft vorgenommen hatte. Doch jetzt schien es wie ein Vorhaben, das unbedingt umgesetzt werden müsste.

    "Hast du eine Mission? Ein Ziel oder so? Irgendwas? Ein Ziel ist gut, so unwahrscheinlich es sein mag - einfach "überleben wollen" ist doch scheiße.", drangen ihr die Worte der Waffenexpertin wieder in die Ohren. Wusste sie, dass es unwahrscheinlich war, dass sie Axel wiederfand, klammerte sich dennoch an die Suche nach ihm, um ein Ziel zu haben? Wie sollte man in einer so großen Welt jemanden finden, wenn die Person überhaupt noch lebte? Unmöglich. Aber... Ian hatte sie doch auch gefunden. Er nahm es sich vor, hatte überlebt und sie gefunden, auch wenn das Wiedersehen anders war, als sie es sich immer erhoffte. Gott, wie Recht Lexi hatte. Shelley brauchte ein Ziel, jetzt sofort. Mindestens eines. Sie würde diese verdammte Riesenradrunde drehen oder... oder nach Disney World, mit irgendwem, wenn es noch stand. Und sie müsste Gabriel das versprochene Eis ausgeben. Ja, das war ein gutes Ziel.

    Sie festigte den Stand im weichen Boden, sah aufgeregt nach vorne, während ihr Herz sich offenbar vorgenommen hatte, ihre Brust von innen zu durchbrechen. Klar - so müssten die Zombies wenigstens nicht an ihrer Haut rum kauen, sondern könnten direkt zu den Organen. Das würde ihr womöglich auch etwas Schmerzen ersparen.

    Die bedrohliche Felswand erhob sich vor ihr, als die Zombies von der Seite herantorkelten. "Jetzt oder nie!", spornte sie sich selbst an, für einen kurzen Moment ihr eigenes, zwölfjähriges Ich vor dem geistigen Auge sehend. "Warum machen wir so einen Sportmist überhaupt? Das brauchen wir eh nie wieder. Da ist ja Mathe sinnvoller, ich hab' da echt kein' Bock drauf", sagte das kleine, dürre Mädchen. "Fuck you, Vergangenheits-Shelley!", rief sie und rannte los, der Saum des zu großen Kittels wehte im Wind. Vielleicht würde er ja als Cape funktionieren.

    Jeder Schritt drohte, ihr letzter zu werden, so sehr zitterten ihre schlanken Waden auf dem viel zu weichen Untergrund. Sie versuchte ihren Atem zu kontrollieren, den Speer irgendwie fest und waagerecht in beiden Händen zu halten und als sie gerade die - nach ihr greifenden - Hände im Augenwinkel sah, die ersten kalten Finger der wandelnden Leichen an ihren Armen spürte, stieß sie den Speer wuchtig in den Boden und hob zumindest für den Bruchteil einer Sekunde ab, bevor ihr Magen schmerzhaft auf der Oberkante des abgerundeten Felsens landete, was sie aufkeuchen ließ. Noch bevor sie abzurutschen drohte, griff sie geistesgegenwärtig mit beiden Armen nach vorne, hielt sich fest und trat nach unten aus, wo die zerfledderten Finger nach ihren Beinen griffen. Und dann zog sie sich unter aller Anstrengung ihrer Kraft hoch, zog und zog, bis es ihr gelang, den Oberkörper über den harten Stein zu drücken und sie auf der anderen Seite eher purzelnd hinunterfiel, der Mantel des Häuptlings ihren Fall jedoch etwas abfederte.

    Sie stand auf - die Beine kurz davor einzuknicken -, griff nach dem Gewand und rannte den zombiefreien Strand entlang, in Richtung des Metallsteges, der gefühlte Kilometer entfernt war. Ihr Herz musste sie unterwegs verloren haben, denn sie spürte es nicht mehr schlagen.
    Noch bevor sie wirklich realisierte, was gerade passiert war, blickte sie zurück und erst das bewundernde Staunen, das sie in den fahlen Gesichtern ihrer Feinde zu erkennen glaubte, ließ die Euphorie in ihr aufbrennen.

    "FUCK! Habt ihr das gesehen?" Zu wem sprach sie da überhaupt? "Scheiße... scheiße, scheiße, foah-w-waas?", prustete sie, während Atem und Herzschlag langsam zurückkehrten. "Ich bi-ich bin... ich b-bin da...!", stotterte sie sich selbst zu und lief dann schnellen Fußes weiter, bevor sie doch wieder eingeholt werden würde.

    Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und einem zwar überall schmerzenden aber insgesamt doch heilen Körper erreichte Shelley schließlich den Metallsteg zur "Heather", auch wenn die "MS Awesome" ein wesentlich passenderes Fluchtgerät für sie gewesen wäre, wie sie selbst fand. Die schwarze Schrotflinten-Tasche lag noch immer da und die Nachwuchs-Olympionikin hievte sie hoch, nahm sie stolz mit, als sie unter Jubelarien (oh, rly?) auf das Schiff stieg.

    Geändert von MeTa (26.08.2013 um 22:56 Uhr)

  4. #104
    Kaum das der Letzte von ihnen an Bord war, zogen Suparman und Ivan die Gangway wieder an Bord, dabei einen Untoten ins Meer schüttelnd, der gerade schwankend und schlurfend aufentern wollte und mit fast vorwurfsvollem Blick in den salzigen Fluten verschwand.
    Die Heather schnurrte mittlerweile wie ein zufriedenes, milchgesättigtes Kätzchen und die gute Prudence hatte das kleine Steuerrad schon in der Hand, begierig darauf, sich den sachten Fahrtwind durch die grauen Locken wehen zu lassen, ganz so, wie dieser Marionettenkapitän Vantowers während ihrer Bridge-Runden immer erzählt hatte...

    Ein Ziel hatten sie noch nicht, das wussten sie, barg der riesige Ozean doch dadurch gleichzeitig mehr Sicherheit wie auch Gefahr. Prudence blickte sich verstohlen nach den Anderen um und erkannte, dass sie nur darauf warteten, dass sie das Schiff aus der Bucht und zu einem unbestimmten Ziel lenken würde und ihr wurde klar, dass diese Welt tot und verloren war, es einem göttlichen Glückstreffer gleichkäme, wenn sie eine weitere bewohnbare, sichere Insel finden würden. Sie beschloss, dass sie es den Anderen zu sagen hatte - so viel Ehre und Anstand mussten sein, man war ja schließlich ein einer anständigen Familie groß geworden und sie hob an zu sprechen. Doch dann kam Leo angelaufen, plumpste sichtlich glücklich auf eine kleine Holzaufbaute neben Prudence, ließ die Beine baumeln und hielt mit einem fröhlichen "Schau mal was ich gefunden habe..." die aus der MOSSAD II mitgenommene Mappe hoch. Die alte Dame wollte Leo gerade leicht schelten dass man Ältere immer zu siezen hatte, als ihr Blick auf das große Wort, mit dickem Edding geschrieben, fiel: "China"
    War dies der Fingerzeig den sie brauchte?
    Und so legte sie den Gang ein, ließ die Motoren vom satten Schnurren einmal zu einem zufriedenen Brummen aufheulen und lenkte das Boot dann schließlich ins offene Meer hinaus, Richtung China...

    Geändert von Daen vom Clan (27.08.2013 um 08:32 Uhr)

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