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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Tag 2 - Museumsdorf Aku Aku auf Wallis et Futuna

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    "O-Oh mein... Gott..."

    Niki musste es beim Anblick seines Zimmers laut aussprechen, als er den sonst so reinlich weißen Patientenraum in einem Zustand der Verwüstung wiederfand. Eine bedrohliche Blutspur fuhr von der Zimmerwand neben seinem Bett hinunter und bremste unsanft auf dem Boden ab. Der Gestank breitete sich aus, als würde er sich in einem tiefsten Loch einer Metallfabrik befinden. Unbehagen überkam ihm, er hielt instinktiv seine Arme mit den Händen ganz fest und machte sich eng. Es grauste ihn bei dem Gedanken, dieses Zimmer durchsuchen zu müssen. Aber ja, da "musste" er nun mal durch. Den Schwanz einzuziehen? Das war keine Option. Vor allem, wenn man schon so weit gekommen ist.

    (Ich hoffe, es ist noch da...)
    , dachte er sich, als er sich sein Kissen schnappte und in den Freiraum zwischen dem Kissen selbst und dem Bezug griff. Und rumwühlte. Dann klopfte er vorsichtig von außen drauf. Und wühlte nochmal.
    "Hä?", stieß er versehentlich aus, (W-Wo ist es denn hin??)

    Er schaute erstmal wild um sich herum. Nichts zu finden. Ein bisschen wurde er jetzt schon panisch. Es war eine typische Reaktion auf das Nichtauffinden des Gegenstands nach den ersten zwei Stellen, an denen man sucht. Jedenfalls versuchte er das Geschehen zu rekonstruieren. Die Blutspur... verlief recht gerade. Das Kissen war außerdem sehr ausgebeult. Also musste jemand draufgelandet sein. Wahrscheinlich bei einem Angriff? Ein Blick unter dem Bett konnte ja nicht schaden. Er hockte sich hinunter, beugte seinen Kopf unter das Bett und...

    "U-UAAAAHH!"
    , schrie er mit der Hand vor dem Mund, um den Lärm zu dämpfen. Dabei fiel er nach hinten und stieß sich mit den Füßen immer weiter ab von dem, was er sah.
    (M-Mein Betreuer, e-er ist...? Er ist...!) ...völlig zerfleischt. Kleidung und Haare waren noch wiederzuerkennen. Aber sein Gesicht war total entstellt, falls überhaupt noch vorhanden. Der Körper zu großen Teilen angebissen, die Beine und Hände getrennt. Die Blutlache unter ihm war völlig getrocknet und ein Teil der Bodenfliesen geworden.
    (Er hat sich doch nicht etwa hier verstecken wollen? Wenn man hier gefunden wird, dann... ...) ...hatte man keine Chance. Es war nicht viel Raum hier drunter, als dass man irgendetwas hätte ausrichten können.

    Niki wurde übel. Er wollte sich übergeben, aber er kriegte sich vorerst wieder zusammen. Er näherte sich zwangsweise der... Leiche (?) und sah ein kleines Funkeln unweit vom Kopf seines ehemaligen Betreuers. Er streckte seine Hand raus, sie zitterte wie ein ängstlicher Hund. Als wäre es zu heiß zum Anfassen, schnappte er mit einer zuckartigen Bewegung nach diesem funkelnden Gegenstand, und als er ihn ganz fest hielt, stand er auf und lief hinaus. Aber so schnell, dass es nicht mehr feierlich war.

    Er war dem Tod noch nie so nahe. Er hatte so einiges durchgemacht, lockte eine Horde Zombies weg, schlich sich durch bedrohliche Gebiete, bekam den Tod eines Kameraden unmittelbar neben ihm mit und wurde durchgeschossen. Aber einer Leiche so nah? Noch nie. Natürlich wusste er, dass es ihn zwangsläufig irgendwann treffen würde, aber nach so langer Zeit hatte er sich einfach nicht darauf vorbereitet.

    (Die Uhr...), dachte er sich und betrachtete seinen Fang auf der offenen Handfläche. Zweifellos, es war Rileys Taschenuhr. Er zog sie auf... sie wirkte etwas kaputt, aber das würde Niki mit seinem "Handwerksgeschick" schon irgendwie hinkriegen.

    Niki wollte zurück zu Dolores. Genau ein Raum davor blieb er jedoch stehen und blickte durch die Glasfenster. Dort wurde er immer "behandelt", wie es ihm gesagt wurde. Er wagte einen Schritt hinein. Ungewöhnlicherweise war hier alles recht... unangetastet. Dort ein paar Kratzer, hier und da etwas umgeschmissen, aber sonst... kein Blut, keine Leichen. Er schaute sich ein wenig um. Jetzt, wo er nicht beaufsichtigt wurde, musste er das natürlich ein wenig ausnutzen. Die Geräte waren uninteressant, er durchwühlte lieber die Schränke. Diese wurden unschönerweise ziemlich leergeräumt, augenscheinlich im Zuge der "Tue alles um zu überleben"-Massenpanik. In kleineren Schubladen fand er kleine Aufputschpillen und eine interessante Ampulle, beide beschriftet und für nützlich empfunden. Die Zeit drängte, also durchflog er schnell nochmal die Aktenschränke. Zu viel, um alles durchzulesen. Was er allerdings AUF einem Aktenschrank sah, war ein kleines Grundregelwerk zur Physik und Chemie, sowie eine Krankenakte zur Testperson 01, bürgerlich... Trần, Tuấn Phương Anh​.

    (Oh! Das könnte hilfreich sein...) Denn zumindest bestand die Möglichkeit, dass er damit ein paar Fragen zu sich selbst beantworten konnte. Nichts kann haarsträubender sein, als offene Punkte über sich selbst zu besitzen.

    Okay, genug herumgelungert. Mit schnellen, weiten Schritten bewegte er sich in Richtung Dolores, die sich in einem etwas größerem Raum befand, der ähnlich aussah, wie Nikis Behandlungsstätte. Nur ein wenig... mysteriöser, größer...

    ...unheimlicher.

  2. #2
    "Woher kommst du eigentlich?" fragte Jul Fritz, nachdem sie sich von Dolores und Niki getrennt hatten. "Aus Berlin. Und du?" - "Oh, ein Hauptstädter! Ich war einmal in Berlin, damals mit der Schule. Muss toll sein dort zu leben. Ich bin in der Nähe von Düsseldorf aufgewachsen. Und studiert habe ich dann in Köln." Sie machte eine kurze Pause. Es war ungewohnt sich wieder mit jemandem auf Deutsch zu unterhalten, hatte sie doch seit gut 1 1/2 Jahren nur noch Englisch gesprochen. Aber es tat auf eine gewisse Weise auch gut. Gedanken an zu Hause keimten in ihr auf. "Wie es jetzt in Deutschland wohl aussieht?" - "Ich fürchte ziemlich chaotisch. Als es passierte war ich in Berlin, die Stadt glich einem Schlachtfeld. Ich habe es nur mit viel Glück heraus geschafft und konnte über die Ostsee flüchten. In den anderen Städten wird es wahrscheinlich ähnlich aussehen." Jul senkte leicht den Kopf. Vor der Katastrophe hatte sie zwar mit dem Gedanken gespielt, nicht wieder nach Deutschland zurück zu kehren, aber es war ihr ein tröstlicher Gedanke gewesen, dort immer noch ein zu Hause zu haben, wenn alle Stricke reißen würden. Aber nun? Ob ihre Eltern wohl noch lebten? Vielleicht würde sie es eines Tages schaffen nach Ihnen zu suchen, über den Rhein oder so...

    Den Rest des Weges schwiegen sie. Bis sie den Eingang zum Camp erreichten. "Heilige Scheiße!" entfuhr es Jul. Das Hole war im wahrsten Sinne des Wortes ein tiefes schwarzes Loch geworden. Als Jul und Fritz dort ankamen viel es ihnen anfangs schwer sich zu orientieren. Hohe Flammen schlugen aus vielen Gebäuden. Beißender, schwarzer Rauch schränkte Sicht und vorankommen ein.

    Stahlträger Lagen Quer über dem zentralen Platz hinter dem Eingang zum Hole verteilt. In der Mitte des Platzes stand ein Viereck aus Knie hohen Wänden aus Sandsäcken, um welches konzentrische Bahnen aus toten Menschen – oder etwas das einst ein Mensch gewesen war – herum lagen. Ein gigantischer Traumfänger aus Blut und Körpern.

    Fritz sah hinüber zu Jul, die wie angewurzelt da stand. Ihr Gesicht war bleich geworden. Ihre Augen starr. Fritz erinnerte sich daran, wie viel Überwindung es ihn gekostet hatte über den zerbombten Leichenberg zu klettern, der einst einmal der Alexanderplatz gewesen war, um voran zu kommen. Man brauchte eben etwas, wenn man so etwas zum ersten mal sah.

    „Ich … äh ... mach das schon“, sagte er, und begann vorsichtig über die Leichen hinweg zu steigen. In der Mitte angekommen wurde ihm offenbar, was die Kreise gezogen hatte. Ein umgestürztes Stationäres MG mit zerbrochenem Lauf lag hinter den Sandsäcken. Daneben zwei Soldaten, beinahe bis auf die Knochen abgenagt. Ein dritter, blutüberströmter Soldat saß etwas abseits, und schien noch zu atmen. Fritz ging neben ihm in die Knie. „Hallo Soldat“, versuchte Fritz unsicher.
    „Nicht … viel … Zeit ...“, ächzte dieser, und deutete auf seine Brust. Ein Stück des Laufes des Mgs steckte darin. Offenbar hatte es eine Explosion gegeben. „Zombies … im Norden“, quälte sich der Soldat, „Im Süden sind …. Kameraden … finde Sie … Geben Hilfe.“ „Danke“, sagte Fritz, „Ich werde Ihnen das nie vergessen! Soll ich Ihnen hier raus helfen?“ „N … ein … Ich will …. bei meinen Kameraden sterben.“

    In der Zwischenzeit rannte Jul in die nächstbeste Hütte, die nicht in Flammen stand und hoffte, dass sie nicht hinterrücks angefallen wurde. Doch sie hatte Glück, die Hütte war leer. Sie sah sich schnell um, ob es lohnte hier noch etwas mitzunehmen. Bis auf einige alte Zeitungen und Stöcke konnte sie zunächst nichts entdecken, doch dann erblickte sie einen "Stock", der größer und dicker wirkte als die übrigen. 'Vielleicht lässt der sich ja noch als Knüppel benutzen?!' dachte Jul und als sie ihn in die Hand nahm, stieß sie einen Pfiff aus. "Cool, ein Baseballschläger!" Offensichtlich war er von den bisherigen Plünderern übersehen worden. 'Detroit Tigers, hm? Keine Ahnung, ob die gut sind, aber mir wird er bestimmt gute Dienste leisten.' (Kampf +1 für Jul) Mit einem fetten Grinsen trat sie zurück ans Tageslicht. "So, jetzt kann ich mich wenigstens auch wehren."

    Fritz eilte zurück zu Jul. „Die Straße nach Norden, welche ich eigentlich nehmen wollte, ist versperrt. Aber im Süden gibt es offensichtlich eine Gruppe von Soldaten, die uns helfen könnte.“

    Die beiden machten sich auf den Weg in den Süden. Die Straßen waren wie leer gefegt. Vereinzelte Zombies kamen den beiden zwar entgegen, aber diese stellten keinerlei Probleme dar. Mal umtänzelte Jul die Untoten geschickt, bis sie über ihre verwesenden Beine stolperten, mal erlöste Fritz' Haudegen sie von ihrem kläglichen Dasein.

    „Schau mal“, sagte Jul plötzlich, und deutete auf einen kleinen Stand, auf welchem ein Korb mit Tomaten stand, „die können wir doch super gebrauchen!“ Sie lief hinüber zu dem Stand, und im selben Moment sprangen drei Beißer aus der Dunkelheit des Hauses hinter dem Stand, rissen eben diesen um, und begruben Jul unter sich.

    Fritz' Augen weiteten sich entsetzt. „NEIN!“

    Geschwind rannte er auf das schreiende Gerangel zu. Einem der Toten rammte er das hölzerne Schild in den Kopf, die Anderen beiden befreite er von eben jenen. Er half Jul auf. „Ist dir etwas passiert?“, fragte er besorgt. „N .. Nein“, stammelte Jul. In diesem Moment tat Fritz etwas, was ihn selbst überraschte: Er drückte sie fest an sich. Ein ehrliches „Gott sei dank!“ entwich ihm.

    Ein paar Augenblicke, und eine peinliche Stille später folgten die beiden wieder der Straße.
    „Verdammt“, dachte sich Fritz, „hab dich doch etwas unter Kontrolle! So was musst du eigentlich viel subtiler ang...“

    In diesem Moment sah er es: Eine Gruppe von fünf Soldaten lagen rund fünfzig Meter vor den beiden auf dem Boden. Fritz rannte los. Neben den Soldaten angekommen bemerkte er nicht nur, dass sie tot waren, und dass sie keine Waffen mehr bei sich hatten, sondern vor allem, dass sie nicht durch Bisse, sondern durch Kugeln und Schnitte ums Leben gekommen waren. „Was zur ...“

    PENG.

    Ein Schuss rauschte durch den Rauch, und Fritz ging zu Boden. Der Schuss hatte sein Bein getroffen. Als er versuchte sich wieder aufzurappeln traf ihn jedoch etwas Hartes am Rücken.
    Er rollte herum, und schon trafen ihn die nächsten Schläge. Vier Männer standen um Fritz herum und schlugen auf ihn ein. Drei davon mit Holzlatten, ein Vierter mit einer Rohrzange. Fritz spürte wie die Gegenstände die ihn trafen stetig neue Wunden schlugen. Aber tun konnte er nichts. Schmerzen lähmten ihn, und jeder Versuch sich zu erheben wurde durch einen stumpfen Schlag unterdrückt. Fritz spürte, wie ihm das Leben langsam entglitt. Nur der Gedanke, dass die Räuber Jul nicht gesehen hatten; dass sie entkommen konnte, gab ihm noch einen gewissen Halt.

    Plötzlich wichen drei der vier panisch zurück. Der Vierte, der die Rohrzange trug, war röchelnd vornüber gekippt; der Degen, den Fritz fallen gelassen hatte steckte in seinem Rücken. Jul rannte auf den nächsten der Männer zu, und noch ehe er reagieren konnte, pfefferte sie ihm den Baseballschläger auf den Kopf, worauf er ächzend in sich zusammen brach. - Einer der Verbleibenden stürzte mit erhobenem Brett schreiend auf Jul zu, doch diese duckte sich geschickt unter dem Schlag weg, und schlug den Angreifer mit dem Griff des Schlägers k.o. Den letzten brauchte sie nur anzusehen, und er ergriff schreiend die Flucht. „Was für eine Frau“, dachte Fritz.

    „Ich denke wir sollten von diesem Ort verschwinden“, meinte Jul. Fritz hatte dem nichts entgegen zu setzen, packte jedoch zuvor noch die Rohrzange ein. Die könnten sie sicherlich noch gut gebrauchen.

    Geändert von Layana (25.08.2013 um 12:43 Uhr)

  3. #3
    Reagenzgläser, Flüssigkeiten, komplizierte Geräte - mit alledem konnte Dolores nun wirklich nichts anfangen. Auf den sauberen, metallischen Tischen in dem Labor war aber absolut nichts anderes zu finden. Offensichtlich hatte hier ein wichtiger Teil der Forschungen stattgefunden, aber niemand hatte es für nötig befunden, irgendetwas zu beschriften oder Dokumente zu hinterlassen.
    Dolores roch an einem runden, gläsernen Behälter, der neben einem Dutzend anderer stand und dessen Inhalt eine leicht bräunliche Farbe hatte. Es roch ganz ekelhaft und bildete schon einen leichten Film an der Oberfläche - gemeinsam mit einer achtlos liegengelassenen Pipette, die noch halb gefüllt war vermutete sie, dass hier jemand mitten in der Arbeit unterbrochen worden war.
    Rechts davon stand ein kleiner, rechteckiger Kasten, der einem Kühlschrank glich, allerdings war die Tür aus dickem Glas, so dass man hindurchsehen konnte. In dem Ding waren unzählige, gleich aussehende Reagenzgläser, mit deren Inhalt man wahrscheinlich Regentonnen füllen hätte können. Dolores versuchte, eine der Etiketten zu lesen - denn hier waren alle Reagenzgläser tatsächlich fein säuberlich beschriftet - und wäre fast ein paar Schritte zurückgestolpert. Hier, in diesem fragilen Kühlschrank, waren mehrere Dutzend Extrakte des Zombievirus.
    Was hatten die Wissenschaftler in diesem Labor genau gemacht?

    Dolores hörte Schritte hinter sich und erblickte Niki, der mit vollen Händen zu ihr gestoßen war. Er schien irgendwelche Pillen gefunden zu haben, aber auch Dokumente und irgendeine Ampulle. "Warst du erfolgreich?", fragte sie den Jungen und sah neugierig auf seine Ausbeute. "I-ich glaube schon." "Ich habe irgendwie noch nichts Nützliches gesehen. Hast du denn auch gefunden, was du gesucht hast?" Niki nickte nur und sah sich äußerst unbehaglich um.
    Dolores seufzte und wollte sich schon zum Gehen wenden, als ihr Blick noch einmal auf den toten Wissenschaftler fiel. Es deutete alles darauf hin, dass er noch etwas Wichtiges aus diesem Raum holen hatte wollen - warum sonst würde er hier ganz alleine in einem Labor liegen, in dem kaum etwas zu Schaden gekommen war? Vielleicht hatte er etwas in seinem Doktorenkittel, das einen Hinweis auf die Geschehnisse hier geben konnte. So zerrte Dolores so lange an der Leiche herum, bis sie es - unter entsetzten Blicken von Niki - geschafft hatte, den Mantel von dem toten Körper herunterzuzerren. Hoffnungsvoll griff sie in die Taschen, doch sie waren leer. Der Kittel an sich war aber eigentlich ziemlich schick, wirkte neu und hochwertig, und hatte eine praktische Brusttasche, die von einem Namensschild geziert war. Sie beschloss, den Kittel mitzunehmen, zu irgendwas würde er vielleicht einmal gut sein.
    Während sie also versuchte, das neue Kleidungsstück irgendwie in ihre Tasche zu stopfen, stieß sie mit ihrem Schuh an etwas Kleines auf dem Boden. Sie griff nach dem winzigen Fläschchen, das in Richtung des toten Wissenschaftlers gerollt war und erkannte erst jetzt, dass es wirkte als hätte dieser seinen Arm genau in diese Richtung gestreckt. Vielleicht wollte er genau diese Medizin greifen, bevor er aus ominösen Gründen gestorben war?
    "M-Ma'am? D... D-Dolores? I-ich glaube da hat sich etwas..." "Warte kurz, ich muss nachdenken." Dolores besah sich das Fläschchen und erkannte nach kurzer Überlegung, dass es sich um Beruhigungsmittel handelte. Das konnte ihr wirklich noch etwas bringen, aber was wollte ein Sterbender damit anfangen? Oder hatte er nicht gewusst, dass-

    Etwas packte sie an ihrem Knöchel - so schnell, dass sie einen kurzen, spitzen Schrei ausstieß. Eine Hand hatte sich mit festem Griff um ihren Fuß geschlossen und Dolores sah voller Entsetzen in ein totgeglaubtes Gesicht, das sie aus dunklen Augenhöhlen gierig anstarrte. Verdammt! Wie gelähmt beobachtete Dolores, wie der untote Wissenschaftler sich aufrichtete - die Glasscherbe in seinem Hals fiel achtlos herunter. Ich hätte ihm schon den Kopf abschlagen müssen. Bevor sie auch nur irgendwie reagieren konnte, schien Niki seine gesamte Kraft zusammenzunehmen, nahm Anlauf und rammte die Kreatur mit so einer Wucht, dass sie taumelnd genau auf den Kühlschrank mit dem Virus krachte, der in tausend Scherben zerbarst. Augenblicklich ertönte eine ohrenbetäubende Sirene, begleitet von einem roten, blinkenden Licht, das von kleinen Warnlampen über den Türen ausging. Was zum-? Der Strom war ausgefallen, warum zum Teufel ging hier ein Alarm los?
    Dolores zerrte Niki an seinem Ärmel zur Öffnung in der Glasfront. "Wir müssen hier raus, SOFORT!" Sie rannten die Korridore entlang - Niki preschte voraus, weil er die Wege immer noch besser kannte als Dolores und sie versuchte verzweifelt, das Tempo zu halten.
    Von allen verdammten Räumen im ganzen Camp Hope waren sie ausgerechnet in dem gelandet, der für die Forschung offenbar so wichtig gewesen war, dass es irgendwo ein Notstromaggregat geben musste. Irgendetwas Großes musste da drinnen von den Wissenschaftlern veranstaltet worden sein. Und natürlich war ein Labor auf einen Stromausfall vorbereitet, das hätte sie sich auch gleich denken können. Zum Glück für sie war offenbar nur dieser Kühlschrank oder andere Teststoffe entsprechend gesichtert gewesen - Gottlob waren es nicht die Türen gewesen, durch die sie hereingekommen waren.

    Es kam Dolores wie eine Ewigkeit vor, die sie da durch die Räumlichkeiten rannten, aber nach einer Weile waren sie beim Notausgang angekommen, der ihnen das Hineinkommen so erleichtert hatte. Die Sirenen waren durch das gesamte Gebäude hörbar gewesen und die Chance war groß, dass die Zombies durch den Lärm inzwischen auch die kleine Seitengasse gefunden hatten. Dolores sah Niki kurz fest in die Augen. "Egal was passiert, lauf weiter und schau nicht zurück. Wir müssen es nur bis hinter die Mauer schaffen, im offenen Gelände können wir uns gut verstecken." Und damit stieß sie die Tür mit einem Ruck auf, ließ Niki vorauslaufen und sah im Augenwinkel noch zwei schlurfende Gestalten, die vielleicht mit drei Schritten bei ihnen sein konnten-
    dann rannte sie selbst los, sah weder nach links noch nach rechts, stürmte durch die Tür in der Mauer, die Niki schon passiert hatte und sie rannten so lange, bis sie die massive Schutzumrandung, die Sektor Beta abschirmte, nicht einmal mehr von Weitem sehen konnten.

    Sie waren noch nicht ganz zurück im Dorf, als Dolores kurzerhand stehen blieb und schnaufend versuchte, wieder genug Luft zu bekommen. Langsam war ihr Höhenflug wieder verschwunden und die Anstrengung machte sich bemerkbar. So keuchte sie eine Weile lang und blickte auf Niki, der ebenso völlig außer Puste war und ein merkwürdiges Lachen entfuhr ihr. Wenn sie sich selbst nicht besser gekannt hätte, hätte sie fast gemeint, zu kichern. "Gut gemacht, Niki.", sagte sie schließlich lächelnd, als sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte. "Das war ein Abenteuer, was?"

    Geändert von Lynx (24.08.2013 um 17:31 Uhr)

  4. #4
    Die beiden Plündergruppen kamen erst am späten Nachmittag von ihrem schweißtreibenden und aufregendem Ausflug zurück ins Lager.
    Schnell war das Tor für sie geöffnet und erschöpft, doch zumeist mit der Ausbeute zufrieden, ruhten sie sich aus und erzählten einander von ihren Geschehnissen.
    Das verlorene Camp Hope, das bürgerkriegsartige Chaos im Hole und nicht zuletzt die erbeuteten Gegenstände, die sie unter Einsatz ihres Lebens erbeutet hatten und die nun zwischen ihnen in der Mitte ausgebreitet lagen:

    Aus Sektor Beta konnte folgendes geborgen werden:
    - edler Doktorenkittel mit Namensschild, +1 Charisma zum freien Verteilen
    - 1 Ampulle mit Betäubungsmittel ohne spezifizierte, genauere Funktion
    - Aufputschpillen, die permanent +1 auf Agilität bringen, zur freien Verteilung
    - Grundregelwerke von Physik und Chemie, die, wenn gelesen, entweder einen Punkt Bonus auf Intelligenz ODER Geschick bringen, zur freien Verteilung

    Außerdem:
    - Beruhigungsmittel, die einer gebissenen Person einen weiteren Tag Leben schenken! (d.h. anstatt zwei Tagen weiterleben, sind und wären es drei Tage)
    - Nikis Krankenakte



    Zitat Zitat
    Aufgabe My (Hintergrundwissen)
    Mögliche Teilnehmer: 1
    Erledigt durch:
    Probe auf Intelligenz
    Hintergrund: Die Krankenakte von Niki konnte geborgen werden. Wer sich anstrengt und einarbeitet, kann vielleicht Etwas herausfinden...
    Erfolg: Hintergrundwissen UND ein permanenter Punkt Intelligenz
    Misserfolg: -2 Punkte Intelligenz für 2 Stationen durch die Verwirrung

    Die Abenteurer aus dem Hole konnten zudem Folgendes beisteuern:
    - Baseballschläger mit Aufschrift der Detroit Tigers, Kampf +1 zum freien Verteilen
    - schwere Rohrzange, die wahlweise entweder 1 Punkt Kampf oder 1 Punkt Geschick gibt, zur freien Verteilung

    Geändert von Daen vom Clan (24.08.2013 um 20:32 Uhr)

  5. #5
    "D-Das war für mich ziemlich beängstigend!", teilte Niki ihr mit einem finsteren Angstgesicht mit, die Pupillen ganz klein, der Mund eigenartig wackelig.
    "Als du aber diesen... Widergänger da zur Seite gestoßen hast...", erinnerte Dolores ihn, "war das ganz schön mutig. Von außen hin traut man dir das nicht zu."
    "Ich h-hatte nur eine Panikreaktion, n-nichts weiter..."

    Niki zitterte noch am ganzen Körper. Er wollte sich irgendwie beruhigen und nahm die Pillen aus seiner Tasche. Er schaut sich kurz die Verpackung an, dann öffnete er sie und schluckte alle mit einem Handschwung (Agilität von Niki +1).

    "Sag mal, weißt du, was du da tust?", fragte sie ihn skeptisch.
    "D-Das bringt nur meinen Kreislauf i-in Schwung... ich bin gerade so fertig, ich brauchte die alle... e-es wird mir schon gut gehen, ich kenne mich damit aus..."
    "So so... du kennst dich mit sowas aus, ja?", wiederholte sie seine Worte und meinte dann scherzhaft, "Dann musst du das Grundregelwerk da eigentlich gar nicht mehr lesen, oder?"
    Niki hielt die ganze Zeit schon über ein kleines Büchlein in der Hand, welches er nebenbei durchblätterte. Er steckte es nur ab und zu schnell weg, wenn er beispielsweise sich beeilen musste.
    "I-Ich kenne das schon. Ich habe das schon einmal z-zum Lesen bekommen, als ich noch i-in Sektor Beta gewohnt habe... a-aber es ist gut, dass ich das hier nochmal ü-überfliegen kann, so k-kann ich mir d-das Wissen dazu b-besser verinnerlichen (Intelligenz von Niki +1)."
    "Wissen ist Macht, findest du nicht? Hätten wir heute nicht die Pfade genommen, die ich mir letztens eingeprägt hatte, dann weiß Gott, was heute alles passiert wäre..."

    Sie waren schon bald am Dorf angekommen, als die Akte in Nikis anderer Hand all ihre Blicke auf sich zog. Seine Finger waren etwas wackelig beim Halten dieses Ordners und sein Gesicht war auch nicht unbedingt das Sorgloseste.

    "Was ist das eigentlicht?", fragte sie ihn, ihre Blicke dabei so gerichtet, dass Niki sofort wusste, worum es ging.
    "D-Das? E-Eine Akte von mir, i-ich weiß noch nicht, was drin steht... b-bevor dies alles hier geschah, w-wurde ich in Sektor Beta gepflegt. Ich wurde damals in einem komatösen Zustand hier hergebracht... u-und als ich dann vor sechs Wochen nach einem einjährigem Schlaf aufwachte, d-da führte man noch g-ganz viele Tests an mich aus..."
    "Sowas. Ein Jahr Koma und anschließende Tests? Wobei na ja... so siehst du aber auch aus... weißt du denn, wann sie dich entlassen hätten?"
    "N-Nein...! Ich wusste nicht mal, wozu die Tests gut waren, n-nichts wurde mir erzählt... a-als ich mit euch im G-Gemeinschaftszentrum war, war dies mein e-erster Tag überhaupt, an dem ich mal wieder d-draußen w-war..."
    "Bitte? Das klingt aber ziemlich suspekt. Ich dachte mir auch schon, dass man vom Koma hinterher nicht so aussieht wie du. Dieses ganze Labormaterial, was ich dort fand... das hat für mich nach ziemlich unkoscheren Dingen ausgeschaut. Vielleicht bist du darin involviert?"
    "I-Ich bin mir n-nicht sicher... ich erhoffe mir, d-durch diese Akte mehr über mich herauszufinden..."
    "Dann lass uns doch einen Blick hineinwerfen, am besten gleich jetzt. Jede Sekunde kann kostbar sein."

    Niki nickte zustimmend. Eigentlich wollte er sie deshab gleich lesen, allerdings waren sie unwissentlich bereits im Dorf wieder angekommen, wo sie von den anderen Leuten erwartungsvoll wieder aufgenommen wurden. Es blieb also jetzt noch keine Zeit, sich das vorzunehmen. Und nicht zuletzt deshalb, weil Niki es dann schlichtweg einfach wieder vergessen hatte.

    Geändert von Ligiiihh (24.08.2013 um 21:50 Uhr)

  6. #6
    Gabriel saß stumm inmitten des Dorfes, seine Hand langte in den Tabaktbeutel mit dem eine 6-köpfige Kettenraucherfamilie vermutlich einen Monat lang überleben könnte.
    Seit er das Zeug anbaute, qualmte er es auch. Er war mehr oder weniger dafür verantwortlich den Tabak zu verarbeiten, also war er auch dafür verantwortlich, dass der Kram gut schmeckte.

    Während er beobachten konnte, wie alle um ihn herum fleißig Dinge verrichteten und sich mehrere Leute, teils in Gruppen, aus dem Museumsdorf schlichen tat er… nicht viel ausser sich eine Zigarette zu drehen und sie anzustecken.
    Der dicke Rauch der ihm vor ein paar Stunden im Halse stecken bleib war vergessen, neuer füllte seinen Rachen.
    Seine Gedanken konnten frei fliegen, kreisen und sich die Horrorszenarien ausmalen, welche wohl noch auf sie alle warten mochten. Während er dort so saß und nachdenken wollte, bemerkte er die alte Schachtel. Das Hexenweib. Das miese Lästermaul welches sich vermutlich auch noch einbildete etwas gutes für das Allgemeinwohl zu tun. Gabriel konnte dieses Weib, biblischen Alters, nicht ausstehen manchmal hätte er ihr am liebsten…
    “Tss! Alle machen etwas für die Gemeinschaft, aber der Herr ist sich wohl zu fein dafür und macht lieber Pause was?”
    Gabriel ignorierte die alte Schachtel, würdigte sie keines Blickes.
    “Jaja und wenn der Palästiner kein Englisch verstehen will, dann versteht er es nicht.”
    “Mon Dieu! Tu sale bête. Ich will mich einfach nicht mit ihnen abgeben wenn sie es nichtmals schaffen es in ihren alten, verkalkten Schädel zu hämmern, dass ich Franzose bin. Bei Gott, ist es so schwer für sie sich mal nicht das Maul über mich zu zerreißen?”
    Die alte Dame schnaubte wie ein wütender Stier und Gabriel konnte die Wut in ihren Augen förmlich explodieren sehen. Soll es ihm egal sein, er hatte ja von Anfang an keine Chance von ihr bekommen.
    “Ich mach mir verflucht nochmal Gedanken darüber wie es im Village aussieht und wie es den Leuten geht, die mir etwas bedeuten. Aber das können sie ja nicht nachvollziehen.”
    “Mach dir darum keine Gedanken. Man braucht nicht über Leute nachdenken denen nichts an einem liegt. Du verschwendest deine Zeit.”
    Ein von Arroganz geprägtes Lächeln blickte Gabriel fies an, seine Antwort fiel ebenso spöttisch aus. Der übriggebliebene Stummel seiner Zigarette flog Prudence entgegen, traf sie auf ihren Schuhen. Wie eine Dampflok zog die Alte ab und ließ Gabriel mit seinen Gedanken wieder allein.
    Manchmal wünschte er sich, dass er einen Pflasterstein finden würde… ohne Sarkozys Vollstrecker…
    “Verdammt… damit hast du doch abgeschlossen.”
    Gabriel stand auf, klopfte sich den Dreck von der Hose und ging langsam auf die Palisaden des Dorfes zu. Er konnte während seines Ganges beobachten, wie nach und nach die Erkundungstrupps zurückkehrten, anscheinend unversehrt und teils beladen mit Gegenständen.
    Sie hatten Glück, dachte Gabe, denn er rechnete bei jeder riskanten Aktion damit, dass jemand nicht zurückkehrte.
    Der Franzose blickte an die Holzmauer… wenn er es schaffen könnte… er würde es einfach versuchen. Die Steigeisen würden ihm helfen, den Rest tat bestimmt seine Erfahrung im Freerunning und Parkour.
    Gabe schnallte sich die Steigeisen an die Schuhe, rieb sich die Hände und fing an an einem der kleinen Türme der Palisade empor zu klettern. Vielleicht könnte er sich ja ein wenig Überblick verschaffen, vielleicht könnte er das Village aus der Entfernung sehen.
    Seine Gedanken drehten sich dabei um Hugh. Er hatte sein Leben so nachhaltig verändert… ihm kann nichts passiert sein… ihm darf nichts passiert sein.

  7. #7
    Das Village sah trostlos aus, beziehungsweise das, was Gabriel hinter den fetten schwarzen Rauchwolken eines sicherlich hässlichen Brandes so erkennen konnte.
    Was die Untoten nicht verschlingen würden, das würden das Feuer wohl verzehren. Und so schloss Gabriel mit dem Gedanken ab, dass es Jemand anderes außer des kläglichen Haufens unter ihm geschafft haben würde.
    Doch dann sah er ein Boot mit hoher Geschwindigkeit sich vom Strand absetzen...
    Eine Chance von 1 zu 1000...

  8. #8
    Auf den letzten Metern zum Dorf hatten Dolores und Niki noch Zeit gefunden, sich ein bisschen zu unterhalten. Diese Akte hatte der Junge die ganze Zeit fest gehalten und schnell war klar gewesen, dass sie ihm wichtig war. Und diese Geschichte mit dem Koma, den Tests und der Tatsache, dass er in diesem suspekten Labor untergebracht gewesen war... irgendetwas an dieser Sache war verdächtig... und unglaublich spannend! Dolores brannte darauf, mehr zu erfahren, doch als sie im Dorf angekommen waren, gab es erst einmal Wichtigeres.
    "Falls du sie nicht alleine lesen möchtest,", sagte sie am Ende mit einem beruhigenden Blick, denn Niki wirkte nervöser, je länger er die Akte anstarrte, "sag mir einfach Bescheid. Du kannst jederzeit zu mir kommen wenn dir etwas auf dem Herzen liegt. Jetzt werde ich mich allerdings erst einmal ausruhen."

    Juliane und Fritz waren gerade auch zurückgekehrt, was Dolores ziemlich erleichterte und ihr nun erlaubte, sich auch wirklich einmal fallen zu lassen. Die geplante Flucht aus dem Dorf war anscheinend noch nicht vollkommen vorbereitet, und so setzte sie sich vor eine der kleinen Hütten ins Gras und lehnte sich mit einem Stöhnen an die Hüttenwand. Bei einem Blick auf ihre schmerzenden Beine stellte sie mit Erstaunen fest, dass aus dem Gras genau neben ihrem Knöchel wie ein einsamer Kämpfer ein vierblättriges Kleeblatt herausragte.

    "Mama, warum ist ein vierblättriges Kleeblatt so viel wertvoller als ein dreiblättriges?"
    Die Stimme hallte in ihrem Kopf wider, als hätte sie sie gerade erst vor kurzem gehört. Was hatte sie damals geantwortet? Irgendeinen Humbug, den sie aus einem Gedichtband geklaut hatte.

    "Mrs. Collins hat gesagt, sie hätte dich heute wieder vor dem Einkaufszentrum gesehen, Barbara. Du lungerst jeden Tag dort herum und tust, als müsstest du dein Geld auf der Straße verdienen."
    "Nenn mich bitte nicht Barbara."
    "Weißt du, wie unangenehm das für uns ist? Du blamierst mich und deinen Vater. Die Leute glauben schon, wir hätten Geldprobleme."
    "Aber Mama, ich zaubere jedem dort ein Lächeln auf die Lippen, weißt du was das ist - lächeln? Ich mache die Menschen glücklich, wie ein Klee-"
    "Aber mich machst du sehr, sehr unglücklich,
    Barbara."

    An solche Sachen erinnerte sie sich Wort für Wort. Sie hätte jeden kleinen Streit mit ihrer Tochter noch einmal detailgetreu nacherzählen können - und da gab es viel Material - aber ihr wollte einfach nicht einfallen, was sie auf die Frage nach dem Kleeblatt geantwortet hatte. Genauso wusste sie nicht mehr, was eigentlich die Worte gewesen waren, mit denen sie sich von Barbara verabschiedet hatte.
    Aber es war ohnehin nicht wichtig, all das war längst vergangen. Dummes Pflänzlein, dass sie so unverblümt an Dinge erinnerte, die abgeschlossen waren. Dolores stand nun wieder auf - Ausruhen hatte immer den Nachteil, dass man zum Nachdenken kam - und sah sich kurz um. Was gab es zu tun?

    Sie erinnerte sich an das Beruhigungsmittel, das sie in der Tasche hatte und entschied, dass sie selbst wohl nicht viel damit anfangen würde. Andere hatten es wahrscheinlich nötiger und es gab zumindest eine Person, die das vielleicht besser beurteilen konnte.
    Shelley war gerade dabei, dem Gefangenen vom Balkon irgendwelche Tipps zu geben. Ein übler Geruch ging von ihm aus, aber Dolores versuchte darüber hinwegzusehen - immerhin hatte der Kerl ihnen bei ihrer letzten Flucht essentiell geholfen. "Entschuldigung, Shelley, nicht wahr?", sprach sie die junge Frau an. "Ich habe hier ein Beruhigungsmittel gefunden und dachte, Sie sollten es vorerst verwahren." Sie gab Shelley das kleine Fläschchen und zögerte kurz. Dann holte sie den Doktorenkittel aus ihrer Tasche, der nun ein bisschen zerknittert aussah, aber immer noch recht edel. Für einen Doktorenkittel. "Sind Sie eigentlich medizinisch ausgebildet?" Die Frage klang skeptischer, als es geplant gewesen war, und um darüber hinwegzutäuschen sagte sie schnell: "Wir waren nämlich in einem Forschungslabor und falls Sie über medizinisches Wissen verfügen wäre es vielleicht gut, unsere Entdeckungen mit Ihnen zu teilen." Als müsste sie ihre Aussage beweisen, reichte sie Shelley den Doktorenkittel (Shelley Charisma +1). "Niki, der asiatische Junge, hat auch eine Akte gefunden und wenn es ihm recht ist, könnten Sie später auch einen Blick hineinwerfen, um etwas Licht in gewisse Angelegenheiten zu bringen."

  9. #9
    "Entschuldigung, Shelley, nicht wahr?", hörte sie Mrs. Thomas sagen und wandte sich um. Nur wenige Sekunden später war sie um ein Fläschchen mit Beruhigungsmittel und einen Arztkittel reicher.

    "Jain!", antwortete sie schließlich auf die Frage bezüglich ihrer medizinischen Ausbildung. "Vor ein paar Jahren, nach dem Schulabschluss, hab' ich in Westafrika unter einigen Ärzten gearbeitet und dabei viel gelernt. Naja... und seit den... Zombies tue ich eigentlich kaum was Anderes. Aber eine wirkliche Ausbildung habe ich nie gemacht."

    Sie steckte das kleine Fläschchen in den Beutel, froh um die wachsenden Vorräte, und besah sich den Kittel. Es war gerade mal zwei Tage her, als bereits die dritte Leiche eines Arztes oder Wissenschaftlers in ihrer Wellblechbehausung abgegeben wurde. Spätestens jetzt war es an der Zeit, dieses Wissen zu teilen. Vielleicht würde es ja früher oder später noch irgendeinen Wert haben. Shelley sah Dolores an, für einen kurzen Moment kam sie ihr seltsam bekannt vor - vermutlich hatte sie sie mal im Village gesehen... oder es war ihr auffällig rotes Haar.

    "Wissen Sie, da fällt mir ein... kurz bevor die Sache im Gemeinschaftszentrum passierte, wurden... innerhalb von nicht mal 2 Tagen drei solche Leichen bei mir abgeliefert. Ich meine... nicht mal irgendwelche Leichen... ALLES Leichen in Kitteln. Ich hatte das bis gerade verdrängt, aber... jetzt glaube ich schon, dass das irgendwas bedeuten muss."

    Sie legte sich den weißen Stoff über den Arm, während sie den albernen Mantel, in welchen der Speer gewickelt war, schon an die Tür der Hütte gelehnt hatte, an der Suparman saß. Ihre Augen musterten den Kittel für eine Weile, sie wurde dabei fast etwas melancholisch. "Ich hoffe, dass ich nicht so ende... niemand von uns!" Dann blickte sie wieder auf, sah in die Augen der Villagerin. "Vielen Dank, dass Sie mir die Sachen anvertrauen. Und wenn... Niki..?... einverstanden ist, werfe ich später wohl auch einen Blick in die Akte, aber nur dann." Sie lächelte für einen Augenblick, bevor sie Dolores musterte, beinahe untersuchte.

    "Haben Sie sich bei ihrem Ausflug denn verletzt?"

    Geändert von MeTa (25.08.2013 um 11:58 Uhr)

  10. #10
    Als Jul und Fritz humpelnd wieder im Dorf angekommen waren, lächelte letzterer sie unsicher an.
    "Ich ... ähm ... Danke für die Hilfe gegen diese Unholde vorhin. Das war wirklich ... wirklich heldenhaft und
    mutig."
    Er sah an seinem Bein hinab. "Ich denke ich lasse das da jedoch besser mal schnell ansehen.
    Entschuldige mich bitte."


    Fritz humpelte zu Shelley hinüber, und lies seinen mit Schürfwunden und blauen Flecken übersäten Körper neben ihr
    zu Boden. "Ähm ... Hallo ...", sagte er, krempelte sein Hosenbein hoch, und deutete auf die sichtbare Rille in seinem
    Bein. "Ich will wirklich nicht stören, aber ich habe einen Streifschuss abbekommen, und würde ... würde dich doch
    sehr bitten das irgendwie zu verbinden."

  11. #11
    Dolores hob eine Braue und fragte sich, ob die Frage so gemeint war, wie sie klang. Im Unterton schwang eher Vorsicht als ärztliche Fürsorge mit. "Nein, nicht einmal ein Kratzer.", antwortete sie deutlich, sah dabei aber automatisch auf ihre Beine, die einige leichte Schürfwunden aufwiesen. "Die sind noch vom Weg hierher. Ich muss meinen Füßen nur noch ein wenig Ruhe gönnen, dann kann es auch wieder weiter gehen." Sie setzte sich betont sorglos lächelnd, während sich Shelley offenbar trotzdem selbst überzeugen wollte, ob da nicht doch irgendwo frische Wunden waren. Vielleicht verdächtige Wunden? Nun, man konnte nie vorsichtig genug sein, da hatte die junge Frau schon recht, aber so viel Verantwortungsgefühl, mit einem Biss nicht in ein Dorf voller Menschen zurückzukehren, hatte Dolores Thomas allemal.

    "Wissen Sie, ich persönlich finde, dass es immer sehr wichtig ist, möglichst informiert zu sein.", sagte sie schließlich, um das Schweigen zu durchbrechen. "Ich meine nicht über alles und jeden, aber bei essentiellen Dingen sollte man die Augen nicht verschließen. Wissen kann zwar auch gefährlich und höchst unangenehm sein, aber es sichert einem auch das Überleben - man kann Hergänge nachvollziehen, nimmt Gegebenheiten anders wahr und kann sich auch auf alles Kommende besser einstellen." Shelley wusste wahrscheinlich nicht worauf sie hinauswollte, zumindest sagte sie immer noch nichts. "Das mit Ihren Leichen finde ich höchst beunruhigend, aber macht mich auch neugierig. In dem Labor habe ich Reagenzgläser mit dem Virus gefunden, der uns diese Katastrophe erst eingebracht hat - das waren mehrere Dutzend dieser Behältnisse und sie waren mit einem Alarm gesichert. Ich bin nach Ihrer Schilderung nun sicher, dass in diesem Sektor Beta etwas stattgefunden hat, das entweder unfassbar schrecklich, oder ein Durchbruch sein hätte können." Sie merkte, dass sie sich in einen Redeschwall hineingesteigert hatte, aber so etwas lag ihr einfach. Informationen zusammentragen, verknüpfen und darüber spekulieren. Nichts anderes hatte sie im Village und selbst in Sydney damals getan - nur dass die Themen da doch ein wenig anders gewesen waren.
    "Wie auch immer, ich hatte gehofft, Sie könnten sich eher einen Reim darauf machen." Dolores klang etwas enttäuscht und fast vorwurfsvoll, aber das junge Ding konnte ja nichts dafür und war immer noch besser, als wenn die Gruppe niemanden gehabt hätte, der sich auch nur in entferntester Weise mit Medizinischem auskannte.

    Plötzlich humpelte Fritz auf sie zu - offenbar hatte er doch mehr abbekommen, als man auf den ersten Blick erkennen hatte können - und erforderte die ganze Aufmerksamkeit von Shelley. Dolores nutzte die Zeit und entspannte sich noch ein wenig - diesmal umgeben von Leuten und nicht von Grünzeug, das ihre Erinnerungen ankurbeln wollte.

  12. #12
    "Wie auch immer, ich hatte gehofft, Sie könnten sich eher einen Reim darauf machen."

    Shelley bemerkte die Enttäuschung, die in der Stimme von Mrs. Thomas lag. "Zum aktuellen Zeitpunkt kann ich das nicht behaupten. Aber ich hoffe doch sehr, dass wir schnell mehr Informationen sammeln, die das Puzzle langsam klarer w-" - "Ähm ... Hallo ...". Fritz war es, der sie unterbrach. Doch Dolores wusste wohl sowieso bereits, was sie hatte erzählen wollen - und sie schien auch ganz froh darüber, eine kurze Verschnaufpause zu haben.

    "Ich will wirklich nicht stören, aber ich habe einen Streifschuss abbekommen, und würde ... würde dich doch
    sehr bitten das irgendwie zu verbinden."
    Der robuste Deutsche humpelte schon deutlich und setzte sich neben sie auf den Boden, krempelte sein Hosenbein hoch und offenbarte, wovon er sprach.

    "Hui, da hast du aber Glück gehabt!", stellte sie fest, als sie sich die Wunde an der Innenseite seiner linken Wade besah. "Ein paar Millimeter weiter links und das Schienbein wär' wohl durch gewesen." Sie zog sich kurzerhand den Kittel über - in erster Linie, da er sauber war und sie ihn nicht auf den Boden werfen wollte -, setzte sich in einen entspannten Schneidersitz auf den Boden neben Fritz und griff in die Tasche, kramte einen der frisch aus dem Laken des Häuptlings zusammengeschusterten Verbände hervor, legte ihn sich in den Schoß, bevor sie die Wunde genauer besah, sich dabei weit nach vorne beugte. "Hmm, ich kann keine Splitter von 'ner Kugel erkennen, oder so... trotzdem, ich werd' einfach mal etwas Alkohol reinkippen, Nummer sicher...", murmelte sie, holte die Flasche hervor und schüttete ganz ohne Tuch etwas daraus in die Rille in der Haut des Chemiestudenten. "Soo...", fügte sie konzentriert hinzu, sah noch mal in die nun feuchte Wunde, die aber rein aussah.

    "Erst schießen, dann fragen, was?", grinste sie Fritz etwas an, die Ursache der Verletzung natürlich ahnend, während sie den improvisierten Verband nahm, ihn mit den Fingern etwas straffte und dann sorgfältig um den Riss am kräftigen Bein legte, immer wieder herumwickelte, dabei in der Höhe etwas variierte, um die Stelle nicht zu klumpig werden und die geschundene Haut unter einer dünnen Lage Stoff besser atmen zu lassen. "Als würde man Menschen nicht von Zombies unterscheiden können...", fügte sie fast verärgert hinzu und riss den Verband mittig auf, wickelte die zwei dadurch entstandenen dünnen Stränge um das Bein und verband sie schließlich in einem festen Knoten miteinander. "Das sollte reichen!", sagte sie, strich und zog ihr Werk noch etwas glatt und sah es dann zufrieden an.

  13. #13
    Celinas Angebot kam ebenso plötzlich wie unerwartet. Zudem hatte das Mädchen noch nie eine wirkliche Massage bekommen, aber das Öl und/oder die Hände der jungen Frau ließen sie hinterher wünschen, öfter mal eine zu bekommen. So entspannt und gleichzeitig belebt und energiegeladen hatte sie sich ewig nicht mehr gefühlt.
    "Na, wie fühlst du dich?", kam die Frage.
    Mit strahlendem Gesicht setzte Léo sich auf und erwiderte, während sie sich ihr Kleid wieder überzog:
    “Ganz ehrlich?... Suuuuuuuuuuuupertoll! Ich glaube, jetzt könnte ich ohne Probleme bis nach México und Irland laufen… oder schwimmen, vielen vielen Dank!“
    Energisch hüpfte sie auf Celina zu und wollte ihr schon fast um den Hals fallen, als sie bemerkte, dass sie vielleicht zu anhänglich wirkte, wenn sie jetzt Alles und Jeden knuddeln würde. So drückte sie liebevoll die noch leicht vom Öl benetzten Hände der Frau.
    “Werde ich nicht vergessen, dass Du so nett zu mir bist, ganz bestimmt!“
    Noch einen Moment stand sie einfach da, dann zuckte die junge Mexikanerin mit den Schultern und umarmte ihre kompetente Masseuse und somit auch Neufreundin.
    Doch schon wenige Augenblicke später löste sie sich wieder von ihr. Sie musste irgendwas tun, sie konnte nicht einfach stillstehen oder –sitzen.
    “Ich geh nach draußen, ich … ach, ich habe mich lange nicht mehr so gut gefühlt, nochmal muchas Gracias!!!“
    Rasch packte sie sich Álvaro und ein Grinsen später war die Kleine auch schon nach draußen gehuscht und entschied spontan, eine der Hütten zu erklimmen. Dies stellte kaum ein Problem für sie dar und durch die Massage hätte sie wohl selbst den Mount Everest im Schlaf erklommen, wenn er denn nicht gerade in Asien wäre.
    Auf dem Dach angekommen genoss Léo die sanfte Brise, die ihr in’s Gesicht und durch die Haare wehte. Von hier aus hatte man einen tollen Blick über die Umgebung jenseits der Palisaden, welche sie ja aufgrund anderweitiger einnehmenderen Gedanken auf der Flucht kaum wahgenommen hatte. Nur zu deutlich waren die Sektoren zu sehen, insbesondere natürlich das Gemeindezentrum samt dem Schiff des Todes, das für all das hier verantwortlich war. Rauchschwaden stiegen von einem der besseren Teile auf, ob nun Village oder Beta konnte das Kind nicht sagen und ihre Ohren mochten sie täuschen, doch schien der Wind dumpf den grässlichen und doch leider nur allzu vertrauten Chor von Schreien hinüberzutragen.
    Schaudernd wandte sie ihren Blick dem nähergelegenen Strand zu. Ruhig schwappten die Wellen vom Ozean her heran, brachen sich zum Teil am Strand oder dem Bug des Bootes, dass am Steg anlag. Krabben grätschten über diesen, der unterbrochen war von einer Art…. Bunker? Black Box? Umkleidekabine? Die ihrerseits über einen weiteren Steg zum Strand führte.
    Léo fühlte sich eigentlich hier im Dorf hinter den Palisaden recht sicher, zumal am Strand noch keine Untoten zu sehen waren. Aber es konnte sicherlich nicht schaden, einen Plan B oder zumindest eine Möglichkeit zu haben, aufs Meer hinaus zu fahren- sei es zum Fischen, Flüchten oder Delphine schauen gehen.
    Eine Idee keimte in dem Mädchen und eilig krabbelte sie wieder herunter von der Hütte, um Jemanden zu finden, dem sie diese mitteilen konnte. Aber wem? Nach kurzem ratlosen Umhersehens erblickte sie Nathan und ein auf seltsame Art vertraute Frau, zu denen sie kurzerhand hinüberlief. Vorsichtig wurde der Mann angestubbt.
    “Hey Nathan, und hey…“, ein Blick zu der mit einem Dolch bewaffneten Frau- an wen erinnerte sie sie nur?-“… Du… Ich weiß nicht, ob ihr es wisst, aber da am Strand ist ein Boot. Wenn wir an das rankommen, haben wir… naja, ein Boot eben! Damit kann man bestimmt ganz tolle Sachen machen, oder, wenn die Toten doch hier reinkommen, damit wegfahren, oder?“
    Sie hoffte wirklich, dass ihre Idee in den Ohren der Großen nicht zu dumm klang, sie hatte schon genug Erfahrung damit, nicht ernstgenommen zu werden.
    “Die Sache ist nur, dass da so ein…Ding, ein Bunker oder so, dazwischen bei den Stegen ist und ich konnte nicht genau sehen, was das ist und ob es nicht vielleicht zu ist, weil das könnte ja problematisch werden, um zum Boot zu kommen…“
    Erwartungsvoll blickte sie die Beiden an, ob sie damit etwas anfangen konnten.

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