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Ritter
Fuck.
Shelley hatte nichts getan. Nichts! Während des gesamten Aufenthalts im Gemeinschaftszentrum hatte sie nur nachgedacht und sich gefühlt keinen Zentimeter bewegt. Natürlich war sie mal nach hier und da gegangen, hatte manchmal sogar angesetzt, um irgendwem zu helfen, doch kam dieser Vorsatz immer viel zu spät.
Nachdem sie sich so umgesehen hatte - immer und immer wieder - war ihr klar, dass sie wohl die einzige Person vor Ort gewesen ist, die sich nie... nie auch nur ein bisschen eingebracht hatte. Anführerwahl? Nichts. Das Show 'n Tell von Lexi? Ein abwesend wirkendes, debiles Grinsen, bei dem sie fast froh war, dass niemand sie sah - hoffentlich. Und sonst? So viele Leute um sie herum taten so viele wichtige Sachen, an denen sie schlicht und einfach nicht beteiligt war. Sie hatte noch nicht mal den Entschluss gefasst, den verletzten Mann zu retten, bevor dieser starb. Sie hatte nicht mal versucht, Gabriel davon abzubringen, sein Leben für sie alle zu riskieren.
Es war nicht wirklich, als wäre sie dabei gewesen. Es war wie einer dieser Abende mit Freunden. Einer der Abende an dem man sich gegenseitig gefragt hatte: "Und? Was würdest du tun, wenn das und das passierte?" Ihre Antworten waren immer überlegt und klangen sicher. Bei der Flucht aus Sidney hatte sie doch auch bewiesen, dass sie es kann. Aber hier? Einfach dumm in der Gegend stehen und über das Nachdenken den Tatendrang verlieren. Das hätte ihre Antwort sein müssen.
Sie war die unbeteiligte Person gewesen. Teilweise fühlte es sich an, als wäre sie gar nicht da, als würde sie vor einem Monitor sitzen und sich eine dieser Youtube-Compilation-Videos ansehen. Alle hasteten wild umher und taten irgendwas, von dem sie nicht verstand, warum es getan wurde. Doch anstatt von bescheuerten Aktionen, bei denen sich Leute in irgendeiner Art und Weise verletzten, die lustig sein sollte oder anderen Aktionen, bei denen Leute Sachen taten, die akut beeindruckend waren, taten die Leute hier etwas vermutlich nicht weniger Beeindruckendes, retteten damit aber sogar Leben. Auch ihres.
Kein Video. Kein Benny Hill - Theme im Hintergrund. Stattdessen das Grunzen, Schlurfen und Kratzen von Zombies und das Schreien von überforderten, kurz vor dem Tod stehenden Menschen auf den unteren Ebenen. Etwas, das man durchaus gegen Benny Hill eingetauscht hätte.
Sie hatte zu viel nachgedacht und zu wenig getan. Und jetzt dachte sie wieder nur nach.
Mach etwas, du dummes kleines Mädchen!
Sie dachte an dieses eine, absolut bescheuerte Buch, welches ihr eine Kollegin beim Fernsehen kurz vor der Zombie-Sache geliehen hatte, mit der Anweisung, es unbedingt lesen zu müssen. Sie hatte es nie zu Ende gelesen. Es war fürchterlich. Irgendeiner dieser pseudopsychologischen Ratgeber zum Glücklichsein... und -werden. Es war Müll... doch der Titel passte nun.
Stop Thinking, Start Living.
Sie sah sich um. Ihre beiden Taschen hielt sie noch immer fest in der Hand. An den Fingern hatten sich vom übermäßig angespannten Drücken die obligatorischen weißen Stellen gebildet.
Wo war sie hier? Nach der Flucht aus dem Gemeinschaftszentrum war sie nicht sonderlich fit, doch wenigstens sorgten die langsam heraustretenden Sonnenstrahlen dafür, dass es ihr verhältnismäßig gut ging. Und die anbrechende Helligkeit hatte einen weiteren Pluspunkt: Diese seltsamen Masken, die überall im – vorerst sicher scheinenden – Dorf hingen, wären im Dunkeln sicher nicht die angenehmste Umgebung gewesen – nicht für sie.
Zu viel Zeit wollte sie jedoch auch nicht für das Umsehen verschwenden, das könnte sie später noch. Ein, zwei Blicke in die Runde genügten für das Erste, sonst würde sie sich ja doch wieder nur in einer scheinbar unendlichen Gedankenspiralen verlieren. Und nächstes Mal hatten diejenigen, die tatsächlich etwas taten, vielleicht weniger Glück.
Shelley hielt also Ausschau nach Gabriel, sah ihn schließlich und trat – die Taschen nicht loslassend – zu ihm, setzte erst dann die Beutel auf den Boden ab und besah sich den Franzosen, lächelte ihm aus der Nähe zu, wenn im selben Moment auch Besorgnis auf ihrer Miene stand. Sie nahm seinen Arm, schaute auf die Haut an seinen Händen und in sein Gesicht, nach möglicherweise entstandenen gefährlichen Kratzern und anderen Wunden Ausschau haltend.
“Bist du verletzt?“
Geändert von MeTa (20.08.2013 um 23:20 Uhr)
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You got bamboozled
Gabriel dachte während des Marsches nicht viel. Er wollte nur weg, wollte weg von diesem Ort der sich mit dem katastrophalen Ereignis welches sie direkt miterlebten, langsam verfremdet hat.
Die Insel strahlte keine Geborgenheit mehr aus, war kein Urlaubsparadies welches zum Daueraufenthalt avancierte. Jetzt war es ein Alptraum der sie alle einholte. Der Franzose hatte bis dahin nur einen einzigen Zombie in seinem Leben gesehen...
Die Bilder schossen nur für wenige Sekunden durch seinen Kopf. Er erinnerte sich an das Flugzeug, seine Eltern, Geschwister und die anderen Passagiere. Erinnerte sich an den hustenden und krächzenden Mann der zwei Reihen weiter saß.
Erinnerte sich an die Flugbegleitung die ihnen Getränke reichte und sich wenige Sekunden später entschuldigte und zurückzog weil sie Nasenbluten bekam.
Von da dauerte es nur wenige Minuten, das Flugzeug war bereits im Sinkflug als alles um Gabriel herum zerbrach.
Er schüttelte die Gedanken ab, wollte nicht mehr daran denken, konnte nicht mehr daran denken. Lieber zog er mit der Gruppe weiter und versuchte sich auf das jetzt zu konzentrieren.
Das Dorf... diese Art von offenem Museum war nicht unbedingt das was er sich erhofft hat. Doch wenn man bedenkt, dass sie aus einer Aula kamen, durch dessen Glasfront sich ein rostiges Schiff gebohrt hat, welches dutzende Menschen, darunter Kinder, einfach so unter sich begraben hat... dann war dieses Dorf eigentlich eine Art Paradies. Das Auge des Sturm.
“Bist du verletzt?“
Shelley stand neben Gabriel, er schaute kurz verwirrt ehe er sich abtastete. Er hatte nichts gemerkt, zumindest bis jetzt. Der Cocktail an Hormonen hatte ihm vermutliche jegliche Schmerzempfindung weggewaschen, doch als er über seine Hüfte strich merkte er doch ein wenig Schmerz.
"Uhm... je ne sais pas... weiss nicht." Gabe zog sein Shirt hoch und schaute an die Stelle die einen eigenartigen Druckschmerz ausstrahlte und sah dann den Grund dafür.
"Parbleu! Das Kabel, es hat sich eingeschnitten, nichts wildes."
Die Augen des Franzosen weiteten sich, schauten Shelley an ehe sein Kopf nach vorn sackte und in einer seiner Handflächen begraben wurden. Er rieb sich aufgeregt die Stirn ehe er wieder aufblickte. Das Adrenalin klang ab, deckte all die Anzeichen der Panik auf.
"Was habe ich da eigentlich vorhin getan? Das war doch der pure Wahnsinn..."
Geändert von BIT (21.08.2013 um 10:14 Uhr)
Grund: Sig aus! ~ BIT
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Legende
Die letzten Stunden gingen Nathan wie kurze Momentaufnahmen durch den Kopf.
Auf dem Rohr langsam nach unten klettern. Immer einer hinter dem anderen. Es war sehr schmal und rutschig. Unter ihnen war eine gigantische Horde der lebenden Toten, in Schach gehalten durch zwei der Ihren. Eine Armee der Toten, gegen Zwei, bewaffnet mit Stöcken und Prügeln. Doch sie gaben nicht nach. Nathan blickte nur kurz hinter sich, um zu sehen, wie die beiden sich gallant für sie einsetzten, dann folgte er den anderen.
Der Sturm aus der Ruine des Gemeinschaftszentrum. Sie alle folgten Mrs. Thomas. Nathan hatte nicht mitbekommen, dass sie eine Karte gefunden hatte, doch in der Hektik blieb auch keine Zeit zum fragen, man konnte nur die Beine in die Hand nehmen und rennen. Es war stockdunkel, doch wolkenlose Nachhimmel bot genug Licht.
Der ewig-scheinende Marsch durch den Dschungel. Überall Geschrei, nur die Mauer zwischen ihnen und dem Verderben. Sie alle waren bereits müde nach der Flucht aus dem Zentrum, doch keiner dachte an eine Pause, Zu groß die Gefahr. Die Angst war ihnen allen ins Gesicht geschrieben. Der Untergrund war uneben, hart, und keiner von ihnen hatte auch nur annährend geeignetes Schuhwerk. Trotz der Umstände schien Mrs. Thomas die Orientierung nicht zu verlieren.
Das erste Licht, dass die Baumkronen durchdrang, sagte ihnen endlich, wie lange sie tatsächlich unterwegs waren. Nach dem monoten Marsch hatten sie jegliches Gefühl für Zeit verloren. Selbst die Schreie und gelegentlichen Schüsse wurden seltener. Scheinbar waren die Untoten noch nicht tiefer hierher gedrungen, oder wenn dann nur einige Ausläufer, die große Masse war sicher noch im Camp Hope und fraß sich satt an all den die nicht schnell genug die Flucht ergriffen.
Wenig später verließen sie den Dschungel auch. Und sahen ihr neues Quartier, für den Moment. Ein primitiv wirkendes Dorf. Lebten etwa Einheimische auf dieser Insel?
„Nur ein Museumsdorf, für Touristen“, antwortete der asiatische Mann, der sich scheinbar besser auf der Insel auskennte.
Jetzt sah man auch, dass das Dorf komplett verlassen war, keine Menschenseele, aber auch keine Zombies. So hatten sie also, für den Moment, ihr neues Quartier für den Tag gefunden. Niemand bildete sich ein, dass sie hier lange bleiben konnte. Wie sollten sie dieses Ding auch länger verteidigen? Die einzige Rettung war auf See, sowieso stand für Nathan fest. Sein Blick, als sie das Dorf betraten, galt der Jacht in der Nähe. Hätten wir doch nur diesen Schlüssel mitgenommen, dachte er sich und fragte sich auch, ob er schon Schuld am Tod zweier Soldaten war. Er verwarf den Gedanken.
Nathan lag auf einer Bank vor einer Hütte. Es war die erstbeste Rastmöglichkeit, die er gefunden hatte. Betten würde es hier sowieso keine geben. Er war lange Wanderungen nicht gewohnt, noch weniger welche mit so einem Tempo. Er beklagte sich nicht, sie mussten rennen. Lieber erschöpft als tot. Aber die Nacht, verbracht auf seinen Beinen hatte seinen Preis, und er hatte auch nicht am meisten gezahlt. Nathan hob seinen Kopf und sein Blick ging zum Franzosen. Er wusste seinen Namen noch nicht, doch er schien bei seiner Aktion etwas abgekriegt zu haben. Doch er schien es wie ein Mann zu ertragen und schwer verletzt war er ja nicht. Nathan legte sich wieder hin. Er verschloss die Augen.
Sie waren schon etwas weiter Weg vom Camp Hope. Doch noch immer konnte man, leise im Hintergrund, das Schreien hören, und auch diese ... Tiere? War es vielleicht besser sie gar nicht mehr als Menschen zu betrachten? Nathan würde so nicht schlafen können. Aber auch wenn die Morgensonne ihm ins Gesicht schien, er war müde. Also probierte er sich ein wenig auszuruhen.
Was er heute noch tun würde wusste er nicht. Er verschloss nur seine Augen, und versuchte an nichts zu denken, vorallem an nichts, dass ihn jeder Zeit angreifen und zu einem Untoten machen konnte.
Geändert von Mivey (21.08.2013 um 00:49 Uhr)
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Ritter
"Es war wahnsinnig cool!", antwortete sie Gabriel mit einem weiten, wohlwollenden Grinsen auf den Lippen. "Naja, die Landung war eher so mittelmäßig, aber der Rest..." - nach einem kurzen Moment, in dem sie ihn lächelnd ansah, wurde der Ausdruck auf Shelleys Gesicht wieder etwas ernster. "Du hast uns alle da raus gebracht. Danke!"
Gabriels Shirt fiel nach und nach wieder an seiner Hüfte hinunter, über die kleine Schnittwunde. Sie hielt den Stoff fest und drückte ihn wieder nach oben, besah sich die Wunde genauer. "Sieht wirklich nicht schlimm aus, aber man muss ja kein Risiko eingehen!" Kurzum bückte sie sich nach dem Medizin-Beutel und fasste ihn am untersten Ende, drehte ihn vorsichtig um und ließ so den Inhalt auf den nackten, durch die Sonne jedoch langsam wärmer werdenden Erdboden gleiten. "Das war ein dreckiges Kabel an einem dreckigen Rohr in einem dreckigen Camp auf einer dreckigen Insel. Und Entzündungen sind nervig!"
"Mais..." - "Ruhig jetzt! Es ist doch schnell erledigt und ich habe genug davon!", unterbrach sie Gabriels Widersprüche schon im Ansatz und nahm eine der zwei Flaschen Alkohol vom Boden. "Ich muss ja nichts nähen, oder so." Ein kleines, quadratisches Tuch vom Boden hebend, grinste sie den Franzosen wieder an. "Das tut bestimmt nicht viel doller weh als dein Sturz!" Das Behältnis nur leicht neigend, spülte sie etwas Alkohol aus dem Flaschenhals auf das Tuch und stellte die Flasche dann an eine ebene Stelle der Erde. Das Tuch führte sie langsam und sorgsam zu Gabriels Wunde, straffte die Haut um den Schnitt etwas mit den Fingerspitzen und tupfte ihn schließlich mit dem improvisierten Desinfektionstuch ab, lächelte dann wieder zufrieden, etwas überrascht davon, dass er sich nicht im Geringsten anmerken ließ, wie sehr das brennen musste.
"Aber nur, weil ich dich danach versorge, heißt das nicht, dass du öfter so etwas machen sollst!" Eine ihr selbst unbekannte Bestimmtheit lag in der Art, wie sie das sagte. Um genau diese zu kompensieren, schickte sie ein erneutes Lächeln hinterher, bevor sie ihr medizinisches Notfallpaket wieder zusammenräumte. "Beim nächsten Selbstmordversuch nehm' ich dir deine Rasierklinge weg!" Shelley grinste und nahm beide Taschen wieder in die Hände.
"Ich schau mal, ob noch wer Hilfe braucht, ja? Und wenn du mir einen Gefallen tun möchtest, legst du dich erst mal hin und ruhst dich aus." Sie verließ Gabriel in der Hoffnung, dass dieser ihrem Wunsch nachkommen würde und sah sich um. Überall saßen, standen, lagen und liefen ihre abgekämpften Mitstreiter. Sie würde einfach mal in die Runde fragen, ob ihre Hilfe benötigt war, bevor sie sich selbst größere Fragen stellte und versuchte, Pläne zu schmieden. Was anderes konnte sie ohnehin nicht tun - oder traute es sich zumindest nicht zu.
"Ist irgendjemand verletzt?, rief sie laut, um auch wirklich jeden im Dorf ihre Worte hören zu lassen und wartete auf Reaktionen.
Irgendetwas tun. Das half.
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The Big Guns
"Schön hier.", sagte Lexi mit sarkastischem Anstrich auf der Stimme und drehte sich eine weitere Zigarette. Wahrscheinlich, um gefühlte zwanzig Stunden des Wanderns wieder zu kompensieren. Aber wohl eher einfach, weil sie genau jetzt in diesem Moment was Ungesundes brauchte. Ein bisschen wie spät nachts bei Taco Bell zu futtern weil sonst nichts anderes auf und man selbst extremen Hunger hat um eine unchristliche Uhrzeit. Sie blickte kurz auf zu der Touristenattraktion um sie herum: Handgemacht geschnitzte (zumindest sahen sie aus) Skulpturen von... äh, Eingeborenenscheiß. Keine Ahnung, das letzte Mal war Lexi in einem Museum als sie 9 war.
Zwanzig Jahre her. Sheit, ich werde alt... Und alle die ich kenne sterben vor mir. Das ist 'ne scheiß Quote soweit.
Sie seufzte leise und stopfte die Zigarette zwischen die Lippen, um sie direkt danach anzustecken und erst einmal sitzend und mit dem Rücken an einer der Häuserwände lehnend zu entspannen. Qualm waberte aus Mund und Nase, als sie mit prüfendem Blick die ausgewählte Runde betrachtete. Wenn der Typ in der nazimäßigen Uniform das war, was dieser Gruppe aus alten Damen und irgendwelchen Beknackten einem Kämpfer am nähesten kam - dann war's jetzt schon vorbei. Aus. Schluss. Finito. Oder wie auch immer man's auf Französisch sagt.
"Ist irgendjemand verletzt?, schrie die unscheinbar wirkende Brünette, die mit einer Buddel Wodka Gabes Schürfwunden behandelt hatte. Was zum Teuefel war bloß in sie gefahren? Die war ja fast schlimmer als das französische Schulmädchen.
"Du bist gleich verletzt wenn du nochmal so rumbrüllst, Girly!", beantwortete Lexi die Frage laut und bestimmt, fixierte sie mit einem galligen Blick und zog noch einmal an der Zigarette. "Ich hatte ehrlich gesagt nicht vor, in einem fucking Touri-Dorf draufzugehen, wenn's dir nichts ausmacht. Wenn du helfen willst, hilf leise."
Geändert von T.U.F.K.A.S. (25.08.2013 um 18:58 Uhr)
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Young Imperial Combo
Reibungslos war vielleicht ein Wort, das etwas übertrieben und gar zu positiv war, aber es war das, was Dolores als erstes zu dieser Flucht eingefallen war. Der mutige Franzose hatte erst alles für einen Fluchtweg riskiert und sie würde ihm das nie vergessen. Überhaupt war sie überrascht, wie sehr sich alle Menschen auf dem Balkon eingesetzt und bewiesen hatten - der Gefangene hatte vielleicht nicht freiwillig, aber trotzdem mit voller Aufopferung gekämpft, der andere Kerl, den sie wenige Stunden zuvor für verrückt gehalten hatte (Fritz) hätte ebenso sein Leben für die Gruppe gegeben. Der Russe und die Blauhaarige hatten Waffen oder andere nützliche Dinge verteilt, Celina hatte Unterstützung von Soldaten erhalten, David Stevens hatte alles organisiert und sie alle waren zusammen erfolgreich geflohen. Fast schämte sie sich ein bisschen dafür, diese gesamte Gruppe von Anfang an für Gesindel gehalten zu haben, aber Dolores Thomas schämte sich nie, deshalb striff sie der Gedanke nur flüchtig im Vorbeiziehen.
Dolores hatte sich besser orientieren können, als sie es gedacht hätte. Tatsächlich war die alte, vergilbte Karte überraschend aktuell und genau gewesen - so gut wie alle Schleichwege waren genau da gewesen, wo sie sie sich eingeprägt hatte und selbst die Dunkelheit nach dem Stromausfall hatte sie nicht übermäßig irritieren können.
Erst jetzt fiel Dolores auf, dass sie ein paar Schnitte an den Beinen hatte - da, wo ihr unpraktischer, knöchellanger Rock aufhörte und ihre noch unpraktischeren Halbschuhe noch nicht angefangen hatten. Überhaupt merkte sie nun, dass ihre Füße schmerzten und sie zog sich erst einmal ihre Schuhe aus. Sie war so konzentriert gewesen, sie hatte irgendwie nichts anderes wahrgenommen, als die Umgebung - immer mit einem Blick auf die Gruppe, die ihr in diesen Momenten in blindem Vertrauen folgte. Zurecht.
Natürlich hatte sie die Schreie und das Chaos toben gehört, und natürlich war ihr bewusst gewesen, dass diese knapp 20 Leute vielleicht die einzigen waren, die es irgendwie heil aus dieser Sache rausschaffen konnten. Aber sie hatte sich einfach abschotten müssen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Ein wenig Stolz kam nun in ihr auf, aber sie wusste, dass erst ein kleiner Teil geschafft war. Noch war ein Überleben nicht garantiert, und hier konnten sie bestimmt nicht ewig bleiben.
Dolores sah vom Hügel aus in der Ferne das Camp Hope. Das war es also gewesen - das Ende der Illusion von einem friedlichen Leben. Mit Ethan. Es wäre absolut unrealistisch gewesen zu hoffen, dass er irgendwie überleben hätte können - mit seinem Sonnenstich war er ohnehin geschwächt, und das Village war nach dem Gemeinschaftszentrum bestimmt schnell überrannt worden. Aber sie würde es auch ohne ihn schaffen, diesmal schon, und sie würde seinen Namen voller Stolz weiter tragen. Das war aber auch alles. Es tat nicht einmal richtig weh, denn irgendwie hatte sie immer gewusst, dass das Leben mit ihm eine liebliche Lüge, die nicht von Dauer sein konnte, gewesen war.
Die Gruppe, die nach dem langen Marsch wohl erst ein wenig verschnaufen wollte, erwachte nun langsam wieder zum Leben. Diese Shelley, die als Anführerin vorgeschlagen worden war und danach absolut gar nichts gemacht hatte, fragte ob jemand verletzt war. Soso, sie konnte also doch sprechen und brachte das zum Ausdruck, in dem sie viel zu laut herumbrüllte, entzückend.
Diese Alexandra Miller kümmerte sich aber offenbar schon darum, deshalb beschloss Dolores, nach Celina zu sehen, mit der sie auf dem Balkon kaum gesprochen hatte. "Alles in Ordnung bei dir?", sprach sie das Mädchen mit einem sanften Lächeln an, auch wenn die Frage sich in dieser Situation irgendwie lächerlich anhörte.
Geändert von Lynx (21.08.2013 um 09:44 Uhr)
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Legende
‚Das war mal ein etwas anderer Marathon‘ dachte Jul als sie nach ihrer Flucht aus dem Gemeinschaftszentrum die ganze Nacht durch den Dschungel und diverse versteckte Pfade der Insel gelaufen waren, geführt von dieser rothaarigen aus dem Village. Anscheinend waren das doch nicht alles verblendete Idioten da. Jul musste sich eingestehen, dass sie die Gruppe bei weitem nicht so gut hätte führen können. Sie kannte zwar sämtliche Wege im Hole, und auch einige andere des Camp Hope – sofern es ihr gelungen war bei ihren Joggingausflügen dorthin zu kommen – aber die schützenden Mauern des Camp hatte sie noch nie verlassen. Bei all ihrem Abenteuergeist, ihre Angst ist immer größer gewesen. Umso erleichterter war sie deshalb auch, als sie es schafften dieses Museumsdorf hier zu erreichen.
Obwohl der Weg an sich nicht weit gewesen ist, war die Nacht doch lang und anstrengend. Jul setzte sich ins Gras vor eine der Hütten. Das alles hier erinnerte sie an die Ausflüge ins Freileichtmuseum, wie sie sie selbst früher als Schülerin unternommen hatte, und vor etwa zwei Jahren hatte sie als Referendarin selbst noch einen solchen Ausflug begleitet. Bei dem Gedanken daran musste sie leicht schmunzeln. Zum Glück hatte sie dieses Mal keine 30 Sechstklässler dabei, die laut durch die Gegend brüllten und schrieen. In diesem Moment jedoch ließ diese Shelley ihre Stimme durch das ganze Dorf hallen: "Ist irgendjemand verletzt? Jul rümpfte die Nase und seufzte leise auf. „Nicht mal 10 Minuten Ruhe… Aber das wäre ja zu viel verlangt gewesen“ murmelte sie leise vor sich hin.
Jul ließ ihren Blick schweifen und blieb dabei bei einer großen Statue hängen, die mittig zwischen den Hütten stand. „Irgendwie unheimlich, dieser Typ.“ Dennoch konnte sie nicht aufhören dort hoch zu starren.
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Ritter
Dann halt nicht, du blöde..., dachte Shelley bei sich und warf Lexi einen Blick zu, der möglichst neutral wirken sollte. Nächstes mal kipp' ich dir den Alkohol direkt in dein scheiß Gesicht. Aber das findest du wahrscheinlich noch super.
Die Menschen waren im vergangenen Jahr noch viel größere Arschlöcher geworden als zuvor. Gewissermaßen verstand sie das. Sie dachte selbst wesentlich mehr Müll als noch in der Prä-Zombie-Zeit. Aber man musste doch nicht jeden idiotischen Gedanken aussprechen. Was sollten die Untoten denn tun? Die Palisade ist stabil genug, durch das Tor kommen sie auch nicht. Gut, als echte Polynesier können sie womöglich fliegen, stellte sie sich mit einem - den Ärger abklingenden - Grinsen vor.
Da ihre Hilfe offenbar für den Moment nicht gebraucht wurde und die Gedanken wieder mal drohten, Überhand zu nehmen und sie in stumpfer Lethargie unbeteiligt daneben stehen zu lassen, suchte sie sich eine andere Aufgabe. Sie waren ja gerade erst angekommen. Möglicherweise hatte sich noch niemand umgesehen.
Von den Schnitzereien und Masken, sämtlichem Schmuck und Malereien nicht unbeeindruckt lief Shelley also durch das Dorf, nach nützlichen Sachen Ausschau haltend. In den Häusern suchte sie, genauso wie draußen. Vielleicht hatte man im Dorf zu Schauzwecken ja das ein oder andere Feld bewirtet, was natürlich nicht garantierte, dass die darauf wachsenden Pflanzen noch immer in einem einwandfreien Zustand waren. Allzu viel wusste sie über das polynesische Pflanzenreich nun auch nicht, doch sie kannte zumindest diese Pflanze mit den Blättern, die aussahen, wie riesengroßes Laub, nur wesentlich fester und dicker waren und an langen, dicken Stiele wohl so hoch wachsen konnten wie Sonnenblumen. Wenn es sowas hier geben würde, dürfte das einfach zu finden sein. Wasserbrotpflanze, oder so.
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Auserwählter
Vollkommen außer Atem ließ Prudence sich auf einer der Bänke nieder. Nachdem sie an der Tür lauschte war so viel passiert. Der russische Soldat schaffte es, die Tür zu öffnen, etwas, wozu Prudence anscheinend nicht fähig war. Die Tür saß aber auch fest! Anschließend übergab er dem Somalier oder was auch immer der Typ war die Kletterschuhe und aus irgendeinem Grund dem Amerikaner aus dem Village ein Megaphon. Nur Gott mag seine Gründe DAFÜR kennen. "Alle verrückt hier". Prudence bekreuzigte sich und verfiel wieder in ihre Gedanken. Es ging alles so schnell. Ein Rohr krachte herunter und Ddann sollten alle ganz schnell flüchten. Einen anderen Ort suchen. Warum ausgerechnet Dolores die Gruppe anführte, war ihr ein Rätsel, aber anscheinend war sie erfolgreich: Die "Heather" schwamm nur wenige hundert Meter von ihnen entfernt im Meer, welches im Sonnenlicht trügerisch glitzerte.
Die alte Dame beschloss, sich umzusehen. Vorbei an der jungen, schlanken Frau, von der Prudence sich einbildete, dass sie vorhin Deutsch gesprochen hatte, welche die große Statue der Eingeborenen anstarrte. „Irgendwie unheimlich, dieser Typ.“ murmelte diese mehr zu sich selbst als an Prudence gerichtet. Prudence wollte einen Blick auf die "Heather" riskieren, die dort im Wasser trieb. Sie wusste, dass der General etwas für schnelle Geschosse übrig hatte, und Heather Vantowers hatte sicher was hergemacht, rein optisch. Nunja, jetzt wohl nicht mehr, dachte Prudence verbittert, als sie sich daran erinnerte, wie sich Heather einen Biss von dem jungen Soldaten genehmigte. Wie es wohl ihrem Sohn und ihrem Enkel ging? Sie hatte Sebastien unten bei den Ehrengästen gesehen, aber ihr Sohn war, soweit sie wusste, militärisch Verantwortlicher in Sector Beta, vielleicht war er dort geblieben? Vielleicht verteidigte er die Forscher, welche offensichtlich die Heilung gefunden hatten. Was sonst hätte General Vantowers so erfreut?
Ihre unfreiwilligen Mitstreiter sammelten sich an den zahlreichen Bänken, hier und da eine Unterhaltung, die junge Frau behandelte die Wunden des Albaniers. Prudence schürzte die Lippen. So ein Frauenheld.... Als sie eine Position gefunden hatte, die ihr einen Blick auf das Schiff gewährte, fand sie sich dort, wieder einmal neben dem russischen Soldaten wieder, der ebenso aufs Meer hinausblickte wie sie. Da sie wusste, dass sprachliche Kommunikation vermutlich nicht viel bringen würde, beließ sie es bei einem kurzen, anerkennenden Nicken, dem Ansatz eines Lächelns und betrachtete die "Heather", die so friedlich im Wasser trieb.
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Ritter
Du machst jetzt schon schlapp? Wie hast du es früher geschafft, von A nach B zu kommen? Ach ja, richtig, du hattest ja einen Chauffeur.
Wenn du noch langsamer gehst, halten die Zombies dich später vielleicht für einen Baum und lassen dich in Ruhe.
Was, tun uns die Füße weh? Bitte doch um eine Pause, wir haben es schließlich nicht eilig.
So ungefähr hatte die Wanderung zum Museumsdorf für Celina ausgesehen.
Anfangs hatte sie Wills Spitzen noch gekontert. Doch irgendwann hatte sie dafür nicht mehr die Energie gehabt. Ihre Gedanken waren abgedriftet, nur um von Will wieder in die harte Realität zurückgezerrt zu werden. Wann immer sie geglaubt hatte, ihre Beine würden unter ihr nachgeben, sie würde fallen und liegen bleiben, hatte Will seinen Spott geäußert und sie gnadenlos angetrieben.
Doch gleichzeitig war seine vertraute Stimme vermutlich das einzige gewesen, was Celina bisher einigermaßen bei Sinnen gehalten hatte. Seine ständigen Kommentare, die Art wie er alles auf die leichte Schulter nahm, verhinderten dass sie sich der Angst und Verzweiflung hingab.
So war es, seit er zum ersten Mal mit ihr gesprochen hatte.
Damals, unter Schutt begraben, völlig unbeweglich, mit Untoten, die gierig versuchten, sie zu erreichen, ihr das weiche Fleisch von den Knochen zu reißen.
Im Dorf angekommen, ließ Celina sich erschöpft auf eine Bank fallen. Da es nun wieder wärmer war, legte sie ihre Lederjacke ab. Eigentlich gehörte sie Derek. Damals, bei ihrer Flucht vom Kreuzfahrtschiff hatte er sie ihr umgelegt und durch die gewaltsame Trennung der beiden nicht zurückerhalten. Anfangs hatte sein Geruch noch an ihr gehaftet, doch er war schon längst verflogen. Und auch Derek hatte Celina nicht mehr zu Gesicht bekommen. Egal wie oft sie die Soldaten gebeten hatte, nach einem Neuankömmling Ausschau zu halten, auf den seine Beschreibung zutraf.
Doch jetzt spielten andere Dinge eine größere Rolle.
Und...? Was sagst du jetzt, Will? Wir haben es geschafft.
Nicht übel für eine kleine Prinzessin. Fragt sich nur, wie oft wir noch rennen müssen.
Ich würde gerne darüber nachdenken, wenn ich etwas ausgeruhter bin.
Bevor du hier einpennst... deine gute Freundin, der du neulich Kekse abgetreten hast, kommt auf uns zu.
"Alles in Ordnung bei dir?"
Celina nickte mit einem müden Lächeln. "Den Umständen entsprechend, nehme ich an. Ich bin nur froh, dass wir vorerst in Sicherheit sind." Ein wenig besorgt warf Celina einen Blick auf die zerkratzten Beine der Dame. "Und mit dir? Als unsere Führerin an erster Stelle zu gehen, war sicher kein Zuckerschlecken."
Erst jetzt wurde Celina bewusst, dass sie sich gerade geduzt hatten. Nun, vielleicht schweißte die ganze Situation die Menschen einfach zusammen.
Noch nie hatte sie erlebt, wie eine Gruppe Menschen, die sich untereinander kaum kannten, derart engagiert ihr Bestes gegeben hatte, um sie Sicherheit aller zu gewährleisten.
Und dann waren da noch diese Soldaten gewesen, die ihr eigenes Leben zum Schutz Fremder geopfert hatten. Celina hatte sie nicht sterben sehen, aber es wäre naiv zu glauben, dass sie es geschafft hätten.
Doch das Gesicht dieses jungen Soldaten würde sie nicht vergessen.
Er konnte nicht älter als sie selbst gewesen sein. Wie konnte man im Angesicht des eigenen Todes solche Entscheidungen treffen? Warum wurde man überhaupt so jung Soldat?
Celina würde es wohl nie erfahren.
Jetzt blieb ihr nur, seinen Mut und seine Aufopferung in Erinnerung zu behalten.
Und die Überlebenden, welche ebenfalls ihr Leben riskiert hatten, nicht zu vergessen.
"Dolores, ich bin froh, dass du uns alle sicher hierher geführt hast. Ich glaube nicht, dass wir es ohne deine Hilfe so gut geschafft hätten." Dann warf sie einen suchenden Blick durch das Dorf. "Vielleicht gibt es in einer dieser Hütten einen geeigneten Schlafplatz. Ich werde mir jedenfalls gleich einen suchen und meine Augen ein wenig zu tun. Aber vorher", ihr Blick fiel auf den Franzosen, die anderen beiden Helden des Tages konnte sie gerade nicht entdecken, "würde ich gerne meinen Dank auch an die anderen aussprechen, die ihr Leben riskiert haben, um einen Fluchtweg zu schaffen."
Mit einem freundlichen Lächeln trat Celina auf Gabriel Chevalier zu und sagte mit leichtem, britischen Akzent: "Excusez-moi, Monsieur Chevalier. Je voudrais vous remercier pour votre aide courageuse, hier soir." ("Entschuldigen Sie bitte, Herr Chevalier. Ich möchte mich für ihre mutige Hilfe gestern Abend bedanken.") Dann fügte sie, immer noch auf Französisch hinzu: "Ich hoffe, Sie wurden nicht verletzt?"
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