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The Big Guns
"... das machen wir immer so."
Mit einer hochgezogenen Augenbraue, die Kippe lässig zwischen den Lippen liegend, schaute sie den sichtlich nervösen Chinamann an. Und bevor Sie weiter nachsetzen konnte, sprach sie diese komische alte Dame an und faselte etwas über eine Anführerwahl, gepfeffert mit einem Schuss großelterlicher Authorität, mit der sie sich für ein paar Sekunden Ruhe verschaffte vor der durcheinander quatschenden Gruppe.
"Ich... äh, okay, danke... ich glaube aber, dass-"
Plötzlich schüttelte sie der durchgeknallte Franzose als wäre sie nicht ganz dicht. Oder er. Oder beide. Bruchstücke von französischen Flüchen und Fragen ob sie auf Drogen wäre hüpften lustig aus dem sich schnell öffnenden und schließenden Mund des Tabakbauerns, bevor sie ihn sanft, aber bestimmt mit einer Hand von sich wegstieß.
"Du kennst meine Einstellung zu Drogen, Gabe. Die Show ist etwas chaotisch abgelaufen - aber wenn du das scheiße fandest, solltest du mal das Tape meiner Highschool-Aufführung von Hamlet sehen." Kurze Pause. "Ich war Hamlet." Noch einmal Pause, um die Zigarette anzuzünden. "Ich war grauenhaft."
Und schon kam diese komische, introvertierte junge Brünette hervor und sprach sie so extrem förmlich an, dass Lexi sich mehr wie ein General fühlte als alles andere. Als wäre sie die einzige Militärperson hier im Raum. Beschwichtigend hob sie die Hände. "Wow, wow, wow - jetzt mal ganz ruhig und der Reihe nach: danke für die Blumen, aber ich bin zuallererst Polizistin und-" Der Sysadmin unterbrach sie mehr oder weniger durch eine Daumen-hoch-Geste in ihre Richtung, bevor er stolz mit einem Snickers in der Hand an ihr vorbeimarschierte. Perplex schaute sie dem Macker hinterher - hatte er sie gerade irgendwie stumm zur Anführerin auserkoren? Sie schüttelte den Kopf, zog an der Zigarette und blies etwas Rauch aus während sie weiterredete. "Ich war jahrelang im Streifendienst, ich hab' Erfahrungen mit bösen Jungs." Sie schaute Sheng scharf an. Mit dem Typen stimmte was nicht, sie spürte es förmlich. Die Art und Weise wie er diese Frau mit den gelockten Haaren flüchtig ansah, kalte Schweißperlen - wenn sein Kollege nciht neben ihm säße würde sie eine Runde "Guter Bulle, böser Bulle" spielen, um endlich die Wahrheit rauszufinden. Chinesischer Funkspruch also. Deswegen hatten sie den ganzen Tag nach Asiaten gesucht. Sie fuhr fort, die Kippe von links nach rechts über die Lippen wandern lassend: "Und ich hatte ein paar Male die stellvertretende Führungsposition bei Drogen- und Waffenrazzias. Das eine Mal war etwas chaotisch, als wir in einem Hochhaus gefangen waren und uns den Weg vom obersten Stock runterkämpfen mussten." Warum sie das gerade laut gedacht hatte, wusste sie jetzt auch nicht so genau. Wahrscheinlich weil es ihr letzter Einsatz im aktiven Dienst war. Alpträume suchten sie bis heute heim. Sie hatte genügend Zeit gehabt, das richtig zu verdauen, denn direkt nach dieser Sache ging's in die WaKa. Und danach...
"Ich bring ihn zurück, Mum."
Geistesabwesend schaute sie geradeaus ins Leere und gab in gewohnt monotoner Art ein "Chef spielen liegt mir nicht mehr so." von sich, bevor sie Nathan auf die Schulter klopfte und mit deutlicher Ironie "Dir liegt das bestimmt besser." vor sich hin murmelte. Lieber der andere Amerikaner im Raum (soviel verriet sein Akzent) als der gottverdammte Russe.
Geändert von T.U.F.K.A.S. (16.08.2013 um 14:06 Uhr)
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